Was tut mir gut?

7 Dinge, die jede Mutter einmal machen sollte

Auch wenn jede von uns eine etwas andere Vorstellung davon hat, was das genau ist: eine gute Mutter. Wir wollen alle eine sein. Was wir schnell vergessen: Die sind wir vor allem dann, wenn es uns selbst gut geht. 7 Anregungen, um hin und wieder ganz nachdrücklich für uns zu sorgen.

Autor: Kathrin Wittwer

Der Traum vom Ausbrechen

Mutter entspannt
Foto: © colourbox

Von Zeit zu Zeit erwischt er wohl alle Mütter mal, der Alltagstrott, in dem wir zwischen Kümmern und Sorgen für die Liebsten uns selbst vernachlässigt haben, sich das Leben scheinbar nur noch in Routinen und den ewig gleichen Ermahnungen dreht und wir das leise Gefühl bekommen, die Familie nimmt uns ein wenig zu selbstverständlich. Dann könnte es einmal Zeit für eine größere Geste sein, die alle aus dem gewohnten Trott rüttelt, vielleicht überrascht, wieder freier und frischer macht, neue Perspektiven eröffnet. Zum Beispiel wenigstens einmal...

1. Ganz allein verreisen

Es dauert natürlich etwas, bis die Kinder groß genug dafür sind, eine Weile auf Mama verzichten zu können, die einen vielleicht schon mit vier, andere erst mit sechs Jahren. Aber dann! Raus aus dem Alltag, seinen Ansprüchen und Aufgaben. Und zwar wirklich allein. Nicht mit Mann, nicht mit Freundin, nur mit sich selbst. Nicht nur zwei Nächte im Wellnesshotel, sondern mindestens eine, besser gleich zwei Wochen weg sein. 

Klingt fast beängstigend? Kann aber richtig viel bringen! Nämlich Zeit und Ruhe, sich darüber klar zu werden, ob das Leben, wie es gerade läuft, gut läuft. Zu spüren, was wir daran lieben und wovon wir mehr brauchen, was uns unzufrieden macht, was zu ändern wäre. Keine Ablenkung von sich selbst und deshalb Muße, Wege für diese Veränderungen zu erträumen.

Oder einfach nur Kraft zu tanken, auszuschlafen, entspannen.

Oder feststellen, dass unser Leben exakt das ist, was uns glücklich macht, dass wir nichts vermissen, außer jetzt gerade unsere kleinen Geister, um mit tiefer Freude aufs Wiedersehen wieder nach Hause zu fahren und den Alltag schätzen und dankbar sein zu können.

Außerdem bringt es: zu sehen, dass es daheim (meistens) auch ohne uns geht, dass Papa zu überraschender Form aufläuft und die Kinder mit ihm prima klarkommen. Ein guter Anlass, um traditionelle, eingefahrene Aufgabenverteilungen neu zu mischen! Und wenn’s doch schwierig für die Heimgebliebenen war? Dann weiß die Familie nach der Auszeit hoffentlich besser zu würdigen, was sie an Mama hat. 

Wie es auch kommt – es ist eine Erfahrung und mit ziemlicher Sicherheit ein Gewinn.

2. Rollen tauschen

"Mama, mein T-Shirt ist noch nicht gewaschen!“ „Och, nur olles Brot, gibt es kein frisches?“ „Das Shampoo ist alle, hast du kein neues gekauft?“ „Wo sind denn die Busfahrscheine, die ich morgen für den Ausflug brauche?“ Geht uns mal was durch die Lappen, fällt das der lieben Familie immer schnell auf. Dass auf der Haben-Seite unserer To-Do-Liste dafür unzählige Kleinigkeiten stehen, die wir im Griff haben, wird hingegen selten ebenso bewusst wahrgenommen. Und so nett es auch ist, dass man uns am Frauen-, Mutter- oder Geburtstag großzügig Pflichten abnimmt – einen realen Eindruck unserer vielen Einsatzorte vermittelt das nicht, zumal das meiste eh nur stehengelassen wird, bis wir uns am nächsten Tag wieder selbst drum kümmern. Wenn den Kindern in den nächsten Ferien mal wieder langweilig wird, schlagen wir ihnen deshalb ein Experiment vor: Wir übernehmen den Job des Ferienkind-Seins, der Nachwuchs dafür das Zepter inklusive all unserer Pflichten. Mal sehen, wie schnell sie sich zwischen einkaufen, putzen, waschen, Essen und Garten langweilen...

3. Das Chaos des Kinderzimmerbodens in eine Mülltüte packen

Wenn sich der eher schlampig veranlagter Bewohner nicht an die Abmachung hält, wenigstens einmal in der Woche Ordnung zu schaffen, gleicht der Bodenbelag eines Kinderzimmers einer undefinierbaren Masse. So pappt durch achtloses Drauftreten, Zusammenschieben und Unterwühlen ein regelrechter Brei zusammen, bestehend aus Spielzeug, Bastelkram, Kleidung, Stiftkappen, Ü-Eier-Inhalten, Haarspangen, Filly-Pferden (Jungs-Mütter ersetzen wahlweise mit Matchbox-Autos, Fußball-Sammelkarten, Star Wars-Figuren…) und dem gelegentlichen Obstrest, der dem ganzen Saft und Aroma verleiht.

Spätestens wenn selbst großzügige Aufschubfristen ungenutzt verstrichen sind, wird es für Mama Zeit zu beweisen, dass die Ansage, all das in einem großen blauen Sack verschwinden zu lassen, mehr als eine leere Drohung war. Der Clou: Der Kram wird nicht bösartig entsorgt, sondern es gilt „Du sagst, was du vermisst – und machst einen Vorschlag, wie du es dir zurückverdienen kannst.“ Die Chancen stehen ziemlich gut, dass der Sack auch nach Wochen immer noch gut gefüllt sein wird, weil das Kind sich an den Großteil schlicht nicht erinnert, es also weder vermisst noch wirklich braucht in seinem Leben. Beim nächsten Einkauf und „Mama, darf ich das bitte bitte haben?“ hat Mama unschlagbare Argumente in der Hand, warum das eben doch nicht sein muss. 

Dann macht man das gleiche mit den Schmutzecken der Wohnung, die man selbst schon lange aussortiert haben wollte. Fühlt sich toll an! Netter Bonus: Zum nächsten Flohmarkt lohnt sich ein Stand, um das Taschengeld aufzubessern. Davon dürfen die Kinder wieder Kram kaufen (wenn sie noch wollen) – und auch Mama das, was ihr Herz begehrt.

4. Mit der eigenen Mutter über ihre Kindheit sprechen

Sein ganzes Leben lang hört man immer wieder Mamas Anekdoten über „Damals, als ich klein war…“ oder über „Meine Mutter…“. Als Kind klingen sie meist lustig, irgendwann fällt der Groschen, dass Mama da von sich und der Oma spricht. Trotzdem bleiben die Erzählungen irgendwie Geschichten aus einer fernen Zeit. Dass die was mit uns und unserem Muttersein jetzt und hier zu tun haben könnten, das wird uns erst als Erwachsene bewusst. Umso mehr, wenn wir mit unseren Kindern in ähnliche Situationen kommen, wir erschrocken darüber sind oder auch gerührt, festzustellen, dass wir selbst genauso reagieren wie unsere Mutter einst, als wir klein waren. Nicht selten ärgert es uns, dass wir das trotz aller guten Vorsätze und Mühen nicht ändern können. Warum ist das eigentlich so? Warum hat Mama das so und nicht anders gemacht und mache ich es jetzt vielleicht genauso? Ein Gespräch wird das nicht wundersam ändern. Aber für mehr Verständnis und Verstehen sorgen kann es schon, und auch das ist bereits viel wert – und sei es nur dafür, dass wir uns nicht mehr selbst dafür verurteilen, zu sein, wie wir eben sind. Ein schöner Lesetipp dazu auch: der Roman „Altes Land“ von Dörte Hansen.

5. Urlaub von den eigenen Ansprüchen machen

Gesunde Ernährung, viel Bewegung an der frischen Luft, perfekt gepackte Schultaschen, immer sauber gekleidet, höfliche Manieren:  Den lieben langen Tag lang sind wir damit beschäftigt, irgendwie den vielen Empfehlungen für gesunde, wohlgeratene Kinder gerecht zu werden, die wir als gute Mutter von uns erwarten. Vieles davon ist so automatisiert, das wir gar nicht mehr merken, was wir da eigentlich tun – und wie sehr uns all diese vielen Kleinigkeiten in Summe erschöpfen können. Da lohnt es, einmal für ein paar Tage innezuhalten und sich zu fragen: Ist das alles wirklich wichtig für mich? Was schleppe ich möglicherweise als unnötigen Ballast durch meinen Alltag und könnte ich auch gut sein lassen? Ist es so schlimm, wenn das Kind mal mit Grasflecken auf der Hose in die Schule geht? Bringt es uns um, nach einem stressigen Tag abends Tiefkühlpizza auf den Tisch zu bringen, statt gesund belegte, mundgerechte Häppchen und Gemüseschnitze? Ist es nicht viel spaßiger und entspannender, den Roman zu lesen, der schon lange auf dem Nachtschrank liegt, statt den neuesten Ratgeber zur Kindererziehung oder zur deprimierenden Lage zur Welt, nur um auf dem Laufenden zu bleiben?

Ein bisschen Mut zum Loslassen und Seinlassen kann da sehr befreiend wirken, wieder mehr Luft zum Atmen und Entspannen bringen. Immer perfekt sein geht nicht – und verlangt auch kein Kind von uns. Wenn Zweifel nagen: eine Liste aufstellen, was wir alles gut und richtig machen. Die wird garantiert länger als wir glauben!

6. Einen Tag lang ganz bewusst nicht erziehen

… und nicht nörgeln. Denn nicht nur das, was wir rund um die Uhr für unsere Kinder tun, sondern auch was wir praktisch pausenlos von ihnen erwarten, stresst. Uns und die Kinder, denen täglich tausend Ermahnungen und Erinnerungen entgegenfluten: „Hast du danke gesagt?“, „Tür zu!“, „Licht aus!“, „Setz dich richtig hin beim Essen.“, „Hör auf zu schmatzen.“ „Dafür gibt es Messer und Gabel.“, „Zahnbürste wieder in den Becher.“, „Pass doch mal besser auf deine Kleidung auf, ich will nicht jeden Tag waschen müssen.“ „Das sagt man nicht!“ Ermüdend, oder? Jetzt mal eine Auszeit nehmen, den Nörgelmodus abschalten und „bullerbüen“ – die Kinder einfach sein lassen. Sie werden schon nicht über Nacht verwahrlosen. Ob es ihnen auffällt, dass Mama den Pausenknopf gedrückt hat? Dass nicht sofort Belehrungen, Erklärungen, Vorschläge kommen, wenn sie uns stolz eine Neuentdeckung zeigen? Sondern Mama einfach mal nur mitstaunt?

7. Von allem das Beste abkriegen

Mütter sind Musterbeispiele der Selbstaufopferung und des Verzichts: Immer bedienen wir die Kinder zuerst, bekommen sie das letzte Eis aus dem Tiefkühlfach, die gelungenen Eierkuchen. Wir kochen, was sie gern essen, nicht, was wir gern auf dem Tisch hätten, im Auto hören wir stundenlang nervige Hörspiele statt unserer Lieblingsmusik und wenn auf der Festplatte nur noch Aufnahmekapazität für einen Film herrscht, dann speichern wir den Disney-Streifen vom Wochenende ein, nicht die Komödie, die wir im Kino verpasst haben. Die Schatzkiste vom Töchterlein quillt über vor lauter pinkem, verbogenem Modeschmuckschrott, aber wir können uns nicht erinnern, wann wir uns das letzte Mal ein Paar schöne Ohrringe gegönnt haben. Und wenn wir einen Tag frei haben, dann, um den Haushalt zu erledigen, Schulsachen nachzukaufen, das Kind neu einzukleiden.

Das mag uns normal und selbstverständlich erscheinen. Möglicherweise sind uns viele Dinge nicht wichtig genug, um auch mal an erster Stelle stehen zu wollen. Aber nagt nicht irgendwann trotzdem in uns so ein bisschen Ärger darüber, dass immer wir zurückstecken – und das keiner richtig zu schätzen weiß? Nur: Wie auch? Wenn wir unseren Kindern mit tausend kleinen Dingen vorleben, dass sie immer wichtiger sind als wir selbst, warum sollten sie das dann anders sehen? Also: Ruhig öfter mutig sein und sich selbst das Beste gönnen, sei es das größte Stück Torte oder den Fensterplatz in der Bahn (den das Kind eh nicht braucht, weil es sowieso die ganze Zeit über malt und nicht rausschaut). Und den nächsten freien Tag, den nutzen wir ganz für uns allein! Denn nur wer gut für sich selbst sorgt, hat dauerhaft auch Freude daran und Kraft dafür, sich für andere einzusetzen.