Ein eingespültes Team?

Wie Eltern sich den Haushalt teilen

Kennt ihr das? Die Elternzeit ist vorbei und ihr seid zurück im Job. Alles fühlt sich irgendwie neu an - und ziemlich anstrengend. Und dann ist da ja auch noch der Haushalt. Wir haben Ideen, wie ihr die Hausarbeit am besten aufteilt.

Autor: Heike Byn

Zurück im Job: Hausarbeit ist Frauenarbeit?!

Eltern Haushalt teilen
Foto: © colourbox

Einst sang die Schauspielerin Johanna von Koczian: „Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann." Das war im Jahr 1977. Doch glaubt man den Statistiken, hat sich auch knapp 40 Jahre danach kaum etwas geändert: Hausarbeit ist und bleibt vor allem Frauensache. Nach Angaben des Statistikportals Statista putzen, kochen oder bügeln Frauen durchschnittlich drei Stunden am Tag, während Männer allenfalls halb so viel Zeit damit verbringen. Warum das so ist? Weil viele Frauen nach der Familiengründung erst einmal zuhause bleiben, länger  Elternzeit nehmen als die Männer – und damit automatisch den Löwenanteil der Hausarbeit übernehmen. Wenn sie dann nach dem Wiedereinstieg in den Beruf auf Teilzeitstellen zurückkehren, bleibt das oft einfach weiterhin so. Sogar in Partnerschaften, in denen beide Partner (wieder) Vollzeit arbeiten, bleibt die meiste Haushaltsarbeit an den Frauen hängen.

Anerkennung für Hausarbeit: Männer sagen "Danke"

Da ist die urbia-Community anscheinend schon ein ganzes Stück weiter. Nur in wenigen Posts beklagen sich Frauen über Männer, die nicht mitziehen, weil sie viel im Job zu tun haben: Wie „nourily" erzählt: „Ich habe leider ein Exemplar, das Zuhause so gut wie gar nichts macht" oder „tosse10", die meint: „Er macht wenig im Haushalt. Es liegt ihm nicht." Stattdessen freuen sich die meisten anderen Mütter (mit oder ohne Job) über tatkräftige Männer. So wie „feelia", deren Mann „den Haushalt zu 95% alleine macht. Ich hasse Haushaltsarbeit und mache es auch nie zu seiner Zufriedenheit. Wir sind beide zufrieden mit unserer Regelung". Doch viele Studien geben ein anderes Stimmungsbild: Insgesamt – das belegt die Familienstudie des Instituts für Demoskopie Allensbach aus dem Jahr 2013 – sagen demnach 80 Prozent der Mütter, dass die Hauptlast der Familienarbeit bei ihnen liegt. Dafür, so die Studie weiter, bedanken sich die Männer auf ihre eigene Weise: 43 Prozent zeigen der Partnerin Anerkennung, indem sie öfter mal „Danke" sagen. Eine faire Aufteilung der Hausarbeit wäre vielen Frauen da wohl lieber.

Hausarbeit aufteilen: Keine Änderung im Rollendenken

Warum kümmern sich aber immer noch die Frauen um den Großteil der Hausarbeit – selbst dann, wenn sie berufstätig sind und auch noch die Betreuung und Beschäftigung der Kinder managen? Darauf gibt es keine eindeutige Antwort, aber einige Erklärungsversuche: Da die meisten Frauen in ihren Dreißigern die Babypause einlegen und sich danach bewusst zugunsten der Kinder für einen Teilzeitjob entscheiden, arbeiten die Männer Vollzeit und widmen sich der Karriere, damit die Höhe des Familieneinkommens stabil bleibt. Auf der anderen Seite brauchen Männer aber auch Anfang des 21. Jahrhunderts noch Mut, nach der Geburt ihres Kindes für längere Zeit in Elternzeit zu gehen oder dauerhaft die Arbeitszeit zu reduzieren. „Für Männer ist das immer noch nicht gesellschaftlich akzeptiert", hat die Familienökonomin Susanne Seyda vom Institut für Wirtschaft in Köln bei ihrer Mitarbeit an der Studie „Wie viel Familie verträgt die moderne Gesellschaft" des Roman-Herzog-Instituts herausgefunden.

Wer macht was im Haushalt? Reine Verhandlungssache

Einkaufen, Kochen, Saubermachen, Wäsche waschen, kleinere Handwerksarbeiten – all das muss erledigt und zwischen den Partnern aufgeteilt werden. „Am besten handelt ein Paar die Aufteilung der Hausarbeit deshalb rechtzeitig aus – spätestens bis zum Ende der Elternzeit", rät die Arbeits- und Organisationspsychologin Professor Marianne Resch von der Universität Flensburg in ihrem Aufsatz über „Work Life Balance". Wie eine gerechte Aufteilung nun aussieht, hängt von jedem einzelnen Paar und seinen individuellen Bedürfnissen und Vorlieben ab. So könnt ihr euch zum Beispiel die Arbeit je zur Hälfte aufteilen oder jeder übernimmt bestimmte „Ressorts": Der eine kocht nun mal lieber und kauft ein, während es den anderen eher zu Finanzen und Gartenarbeit hinzieht. Andere Aufgaben wie Wäschewaschen und Bügeln, Autowaschen und Haushaltsreparaturen, die abends oder am Wochenende anfallen, teilt ihr untereinander auf. Im urbia-Forum erzählt „pharmalady2000" dazu: „Wir haben eine Putzfee, die das Grobe erledigt, den Rest teilen wir uns in der Familie auf, dazu gehören auch die Kinder" und „erstausstattung" meint: „Mein Mann hilft im Haushalt und kümmert sich gleichberechtigt um unsere Kinder. Kochen kann er besser als ich, deshalb ist die Küche sein Revier." Wichtig: Manchmal hilft es vor allem am Anfang ungemein, wenn so ein Plan nicht nur im Gespräch gefasst wird, sondern Schwarz auf Weiß ausgedruckt an der Kühlschranktür pappt. Das erstickt versuchte Ausreden wie „hab ich vergessen" oder „echt jetzt, haben wir das wirklich so vereinbart?" im Keim.

Haushalt aufteilen: Vorlieben und Arbeitszeit entscheiden

Klappt die Aufgabenverteilung nicht im ersten Anlauf, ist eventuell eine Liste mit allen anfallenden Arbeiten eine gute Idee. Dann ordnet jeder von euch die Aufgaben nach seinen Vorlieben in eine Rangliste: Oben stehen die unangenehmen Jobs, unten die angenehmeren für jeden. „Für Aufgaben wie Putzen und Fenster reinigen, die keiner gerne macht, beauftragt man eine Haushaltshilfe oder einen Fensterputzer", empfiehlt Elke Wieczorek vom Berufsverband der Haushaltführenden in Bonn – wenn es das Familieneinkommen zulässt. Die dadurch gewonnene Zeit kommt der ganzen Familie zugute und macht auch Mamas und Papas zufriedener. Ihr könnt die Aufgaben aber auch nach dem Prinzip „wer hat wann mehr freie Zeit?" aufteilen: Wer das Haus später verlässt, kann zum Beispiel vorher die Betten machen, die Spülmaschine ausräumen oder durch die Waschbecken wischen. Wer am Abend früher nach Hause kommt, kümmert sich dann um das Abendessen.

Unzufrieden mit der Aufgabenverteilung? Konflikte thematisieren

Doch ob ein noch so liebevoll gestalteter und professionell durchorganisierter Aufgabenplan im Alltag wirklich funktioniert, erweist sich erst im Laufe der Wochen und Monate nach dem Wiedereinstieg in den Beruf. Dann nämlich fällt vor allem den für Überlastung anfälligen Müttern auf, wo die Tücken im System liegen. In dem Fall hilft nur eins: Die Reißleine ziehen und über Frust und Unzufriedenheit reden. Wichtig ist, sich vor solch einem Gespräch klar zu machen: Menschen sind verschieden – und auch ihr Sauberkeits- und Ordnungssinn. Der eine liebt das Chaos, der andere die Ordnung. Also redet auch darüber und fragt euch: Was brauche ICH, um mich wohlzufühlen? Bislang getroffene Vereinbarungen kommen auf den Prüfstand, werden kritisch hinterfragt; neue Regeln lösen am Ende vielleicht die überkommenen ab. Schließlich ist die Aufteilung von Hausarbeit kein Selbstläufer und muss von Paaren immer wieder bei Bedarf nachjustiert werden. Mehr oder weniger heftige Gespräche über zu viel oder zu wenig Mitarbeit im Haushalt sind im Übrigen unter den Paar-Konflikten echte Dauerbrenner. So berichtet die Familienstudie des Instituts für Demoskopie Allensbach aus dem Jahr 2013 darüber, dass sich jedes dritte Paar regelmäßig über das Thema Aufgabenverteilung im Haushalt in die Haare bekommt.

Tipps für eine gerechte Haushaltsarbeit

Seid ihr als Paar begnadete Planer und Organisations-Genies? Dann fällt es euch sicher nicht schwer, generalstabsmäßig an die Aufgabenverteilung im Haushalt heranzugehen und dabei alle wichtigen Dinge im Blick zu haben. Für alle anderen gibt es hier ein paar Anregungen, wie eine gerechte Verteilung aussehen kann:

  • Aufgaben auf alle aufteilen: Das heißt auf Eltern UND Kinder. Die können nämlich je nach Alter und Fähigkeit den einen oder anderen Job im Haushalt übernehmen. Das entlastet Mama und Papa und die Kleinen gewinnen an Selbstvertrauen und Selbstständigkeit.
  • Von der Perfektion verabschieden: Achtung Mütter! Lernt zu akzeptieren, dass Väter und Kinder die Dinge anders machen als ihr. Vielleicht nicht so perfekt, vielleicht nicht so schnell – dafür seid ihr aber ein paar unliebsame Jobs los.
  • Wochenplan schreiben: Unbedingt aufschreiben, was genau an welchem Wochentag zu erledigen ist, und wer für diese Aufgabe zuständig ist.
  • Aufgaben zusammenfassen: Statt einzelne Arbeiten wie Staubsaugen, Wischen, Aufräumen zu verteilen, besser Zuständigkeiten festlegen wie: Kinder räumen ihre Zimmer auf und Papa ist der Einkaufs- und Vorratsmanager.
  • Für Notfälle vorsorgen: Was, wenn das Kind über Nacht krank wird, wer bleibt zuhause? Die Antwort darf nicht automatisch „Die Mutter" heißen. Was, wenn Kita oder Schule anrufen und ein krankes Kind muss abgeholt werden? Gibt es Großeltern, Freunde oder Nachbarn, die einspringen können, falls die Eltern nicht gleich vor Ort sind?

Fragt man die Kinder...

Übrigens hat eine aktuelle Studie (2017) ergeben, dass Kindern partnerschaftliche Modelle von Familienarbeit gut gefallen. Im Rahmen der Reihe "Monitor Familienforschung" hatte das Familienministerium eine qualitative Studie beauftragt, die einmal die Perspektive von Kindern in den Blick nahm: Wie erleben die Kinder ihre Eltern, die sich die Verantwortung für Kinder genauso teilen wie die Verantwortung, für das Auskommen der Familie zu sorgen? Das Ergebnis: Es entspricht dem Gerechtigkeitssinn von Kindern, die Eltern als gleichwertige Partner zu erleben. Und sie empfinden es als bereichernd, wenn sich beide Elternteile gleichermaßen in die Familienarbeit einbringen. 

Hier gehts zur Studie: Partnerschaftliche Arbeitszeiten aus Kinder- und Elternsicht

Buchtipp: Stefanie Lohaus, Tobias Scholz: Papa kann auch stillen. Wie Paare Kind, Job & Abwasch unter einen Hut bekommen. Goldmann Verlag, 224 S., 8,99 €, ISBN 978-3-442-15831-7.

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