Mehr Routine und eigene Lösungen

Beim zweiten Kind ist alles anders!

Ab dem zweiten Baby ist vieles schon Routine, manches wiederum ist auch ganz neu. Zehn Dinge, die jetzt anders sind als beim ersten Mal!

Autor: Gabriele Möller

1. Das Bauchgefühl weiß schon früh: Ich bin wieder schwanger!

Zweites Kind
Foto: © iStock, StudioStella

Wer schonmal schwanger war, weiß einfach, wie sich das anfühlt. Oft spüren Frauen deshalb die zweite Schwangerschaft schon früher als die erste. Sie kennen die Symptome nicht mehr nur vom Hörensagen, sondern aus eigener Erfahrung.

Sie kennen dabei auch ihre ganz persönlichen Frühzeichen, die vielleicht so in keinem Buch stehen. "Ich habe als Erstes bemerkt, dass ich wieder diesen schnellen Puls hatte - genau wie beim ersten Kind", erinnert sich Melanie aus Bonn, "und zwei Tage später war der Frühtest positiv!" Viele Frauen spüren auch früher die ersten Kindsbewegungen, weil sie wissen, worauf sie achten müssen.

2. Die Schwangerschaft läuft nebenher

In der ersten Schwangerschaft ist alles neu und aufregend. Auch wenn sie berufstätig sind, nehmen sich viele Frauen trotzdem bewusst Zeit für sich selbst. Beim zweiten Mal ist das schwierig: Nicht nur der Job will geschafft sein, auch das erste Kind braucht unvermindert Liebe und Aufmerksamkeit. Da ist wenig Zeit, um die Schwangerschaft in Ruhe zu genießen, und oft fällt auch der Geburtsvorbereitungskurs flach.

Auch bei den Gefühlen regiert jetzt oft mehr Sachlichkeit: "Ich fand die zweite Schwangerschaft längst nicht mehr so romantisch, wie die erste. Eigentlich war ich total ungeduldig und wollte nur, dass sie schnell herumgeht", gesteht Sophia aus Karlsruhe.

3. Geburt: Dieses Mal soll sie schöner werden!

"Beim ersten Mal hatte ich eine Klinik-Hebamme, die ziemlich lieblos war. Beim zweiten Kind habe ich mir deshalb eine eigene Beleghebamme gesucht", erzählt Melanie. Frauen, die schon einmal entbunden haben, verfügen über einen großen Schatz: ihre Erfahrung. Natürlich lässt sich auch mit ihr nicht alles steuern, jede Geburt hat eigene Regeln. Aber was sich beim ersten Mal bewährt hat, wird wieder angestrebt, wie etwa eine PDA. Und wenn etwas ungut gelaufen ist, versucht frau, eine bessere Lösung zu finden. "Die Beleg-Hebamme war toll, die Geburt verlief viel schöner", resümiert auch Melanie zufrieden.

4. Wickeln verlernt man nicht!

Selbst wenn die allerersten Male doch wieder ungewohnt sind, weil das Baby noch so unglaublich winzig ist: Wer schon viele tausend Windeln gewechselt hat, ist schnell wieder drin im Wickel-Autopilot. Und auch das Baden, Anziehen oder Füttern wird beinahe mit links gewuppt. Diese Routine spart auch Zeit, nicht zuletzt beim Einkauf. Denn erfahrene Eltern wissen, was sie brauchen. Ohne den Einkaufswagen groß abzubremsen greifen sie lässig nach den bewährten Cremes, Shampoos oder Babynahrungstypen.

5. Werde ich das zweite Kind genauso lieben?

Doch beim zweiten Kind kommen auch ganz neue Themen auf, die vorher noch keine Rolle spielten. Vielleicht fragst auch du dich jetzt insgeheim: Werde ich das zweite Kind genauso liebhaben, wie das erste? Auch dann, wenn es vom Typ her anders ist, zum Beispiel unruhiger oder wilder? Wie soll ich den Alltag mit mehreren kleinen Kindern schaffen, wenn die Nächte wieder so kurz sind? Und wird das große Geschwisterkind sehr eifersüchtig aufs Baby sein?

6. Erziehungsratgeber lagern oft im Altpapier

Während Eltern beim ersten Kind gern auf Erziehungskonzepte setzen, verlassen sie sich ab dem zweiten oft mehr auf ihre Erfahrung. Nicht zuletzt, weil fertige Rezepte von der "Auszeit" bis zu "Kinder lernen aus den Folgen" sich in der Praxis nicht wirklich bewährt haben. Natürlich lässt sich nicht jede Erfahrung auch aufs nächste Kind übertragen, vor allem wenn es vom Wesen her ganz anders ist. Trotzdem suchen Eltern jetzt oft eher nach individuellen Lösungen, die zum Kind passen und im Alltag gut praktikabel sind.

7. Mehr Gelassenheit bei der Erziehung

Überhaupt regiert ab dem zweiten Kind mehr Gelassenheit in Sachen Erziehung, nicht in allen Bereichen, aber in vielen. Die meisten Eltern kennen diesen Effekt: Ob Fernsehsendungen oder bestimmte Kinderbücher - was sie beim ersten Kind entweder gar nicht oder erst später erlaubt hätten, sehen sie ab dem zweiten nicht mehr ganz so eng. (Nur böse Zungen behaupten, man hätte beim zweiten Kind einfach nicht mehr die Energie, sich noch bei allem durchzusetzen).

8. Hauptsache, es funktioniert: Offener für ungewöhnliche Lösungen

Wenn Paare das erste Mal Eltern werden, sind sie noch unerfahren und halten sich deshalb gern an das, was als üblich und richtig gilt. Das aber passt nicht immer auch zu den eigenen Bedürfnissen. "Bei unserer Tochter haben wir abends oft zwei Stunden am Babybett gesessen, bis sie endlich einschlief. Beim zweiten Kind wollten wir das nicht mehr, wir brauchten unseren Feierabend. Wir haben unseren Sohn einfach auf seinem Schaffell bei uns im Wohnzimmer schlafen lassen, bis wir selbst ins Bett gingen!" erzählt Julia aus Hennef. Selbst wenn andere Eltern den Kopf schütteln mögen, Mehrfach-Eltern ist das wurscht. Sie finden ihre eigenen Lösungen - Hauptsache sie funktionieren!

9. Fläschchen, Schnuller, fester Rhythmus - Dogmen waren gestern!

Wenn das erste Baby auf dem Weg ist, haben die meisten Eltern ziemlich genaue Vorstellungen, was sie möchten, und was nicht. Zum Beispiel auf keinen Fall einen Schnuller fürs Baby: "Ich wollte nicht, dass mein Kind auf so ein Ding angewiesen ist, oder später schiefe Zähnchen bekommt", erinnert sich Sophia. "Aber unsere Tochter wachte nachts unzählige Male auf. Beim zweiten Kind haben wir von Anfang an einen Nucki benutzt. Das war so eine Erleichterung!"

Auch bei anderen "Dogmen" dazu, was angeblich "das Beste" fürs Kind ist, sind erfahrene Eltern unbekümmerter: Mütter füttern einfach Brust und Flasche, wenn das besser funktioniert, anstatt das Vollstillen zu erzwingen versuchen. Und sie legen ihr Baby dann schlafen, wenn es müde ist, anstatt nach einem oft nicht gut funktionierenden "festen Rhythmus".

10. Die Erfahrung weiß: Das wird schon!

Neulinge unter den Müttern und Vätern sehen ihren Nachwuchs oft sehr statisch. Man muss erst selbst erlebt haben, wie eine sehr stille Maus ab dem Schulstart plötzlich mehr aus sich heraus geht. Oder wie der am Anfang noch sehr verträumte Spross im zweiten Halbjahr viel konzentrierter im Unterricht mitmacht. Erst jetzt weiß man, was für ein riesiges Entwicklungspotential in Kindern steckt. "Alte Hasen" unter den Eltern wissen daher: Viele Probleme lösen sich ganz von selbst auf. Zugleich haben sie ein recht sicheres Bauchgefühl, wann wirklich Hilfe nötig ist.