Wenn noch kein Impfschutz besteht

Keuchhusten-Welle: Gefahr für Babys

Trotz Impfung kommt es auch heute noch zu Keuchhusten-Wellen. Zwar erkranken mehr Teenager und Erwachsene, gefährlich ist das aber vor allem für Babys. Laut einer US-Studie kann eine Impfung während er Schwangerschaft Babys aber schützen.

Autor: Petra Fleckenstein

Keuchhusten auf dem Vormarsch

Keuchhusten Gefahr Babys
Foto: © colourbox

Mehr als 22.000 Fälle von Keuchhusten wurden dem Robert Koch-Institut im Jahr 2016 gemeldet, das sind deutlich mehr  als in den Jahren davor (14.000 Fälle in 2015 und 16.500 Fälle in 2014). Drei Säuglinge sind sogar an der hochansteckenden Infektion gestorben. Offenbar tritt Keuchusten in Wellen auf. Basierend auf Daten aus den östlichen Bundesländern gab es die letzten Höhepunkte vor 2016/17 in den Jahren 2007 und 2012. 

 

Keuchhusten - für wen besteht Gefahr?

An Keuchhusten können Menschen jeden Alters erkranken. Da in Deutschland viele Kinder inzwischen geimpft sind, haben in den letzten Jahren vor allem die zunehmenden Neuerkrankungen unter Erwachsenen, aber auch Teenagern Schlagzeilen gemacht. Denn diese Menschen, denen Keuchhusten oft nicht viel anhaben kann, stellen laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine "ernstzunehmende Ansteckungsquelle insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder sowie Senioren und Menschen mit Grunderkrankungen dar." WIrklich gefährlich, ja sogar lebensbedrohlich kann Keuchusten für Babys kurz nach der Geburt sein. Denn bei den ganz Kleinen kann Keuchhusten zu Atemstillständen führen. Als Komplikationen sind vor allem Lungenentzündung und Mittelohrentzündungen bekannt. Glücklicherweise selten ist die Schädigung des Gehirns, die durch die Atemaussetzer und den damit verbundenen Sauerstoffmangel entstehen kann. Betroffen sind davon vor allem Babys in den ersten sechs Lebensmonaten. 

Welche Symptome deuten auf Keuchhusten?

Keuchhusten beginnt wie eine gewöhnliche Erkältung, meist ohne, manchmal aber auch mit Fieber. Diese Phase dauert etwa ein bis zwei Wochen, bevor nur der trockene, anfallsartige Husten übrig bleibt. Manchmal enden diese krampfartigen Anfälle mit einem keuchenden Einziehen der Atemluft, dem die Erkrankung ihren Namen verdankt. Besonders bei älteren Kindern können die Hustenanfälle auch zu Erbrechen führen. Neugeborene und Säuglinge mit Keuchhusten werden im Krankenhaus behandelt, da die Erkankung bei ihnen zu lebensgefährlichen Atemstillständen führen kann. Insgesamt dauert die Keuchhusten-Erkrankung etwa vier bis sechs Wochen.

Wie wird Keuchhusten behandelt?

Der herkömmliche Hustensaft hilft bei Keuchusten meist wenig. Folgende Tipps aber helfen den kleinen Husten-Patienten:

  • Während der Hustenanfälle sollten Kinder "aufrecht mit leicht vorgebeugtem Kopf sitzen", empfiehlt die BZGA.
  • Die Kinderärzte im Netz empfehlen Eltern, ihren kleinen Patienten viel zu trinken zu geben.
  • Da Keuchhusten oft mit Würgereiz einher geht, können mehrere kleinere Mahlzeiten sinnvoll sein. 
  • Den Kindern tut Ruhe und frische Luft gut. Toben und Sport hingegen können neue Hustenanfälle auslösen.
  • Inhalationen mit Meersalz und zum Einschlafen warme Brustwickel helfen den klenen Patienten ebenfalls. 

Säuglinge haben noch Probleme, den oft sehr zähen Schleim abzuhusten, daher die Gefahr von Atemstillständen. Aus diesem Grund werden Keuchhusten-Patienten unter sechs Monaten vorsorglich im Krankenhaus behandelt. Dort kann der Schleim abgesaugt und damit die Gefahr von Erstickungsanfällen gemindert werden. Auch entzündungshemmende Mittel mit Kortison und Medikamente gegen Asthma werden hier manchmal zur Linderung eingesetzt, so die Kinderärzte im Netz.  

Keuchhusten ist eine bakterielle Erkrankung der Atemwege und kann daher manchmal auch mit Antibiotika behandelt werden. Allerdings haben Antibiotika nur einen verkürzenden und lindernen Effekt, wenn sie schon in der ersten Phase der Beschwerden eingenommen werden. Aber immerhin sind die Patienten durch die Antibiotika weniger lange ansteckend (etwa fünf Tage nach Beginn der Einnahme). Unbehandelt dürfen Kinder nach Beginn des Keuch-Hustens drei Wochen lang nicht in die Kita oder Schule gehen. 

Kann man Keuchhusten mehrmals bekommen?

Ja, egal in welchem Alter, weder eine überwundene Erkrankung, noch eine Impfung schützt ein Leben lang vor Keuchhusten. Nach einer Erkrankung bleibt man etwa sieben bis 20 Jahre vor einer Neuansteckung geschützt, nach einer Impfung ca. 3,5 bis 12 Jahre.

Impfungen - wer, wann und wie oft?

Die Ständige Impfkommission empfiehlt, Säuglinge im Alter von zwei Monaten zum ersten Mal gegen Keuchhusten (Pertussis) zu impfen. Die nächsten Teil-Impfungen folgen dann mit drei, vier und elf bis 14 Monaten. Auffrischungen stehen dann für Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis sechs Jahren und mit neun bis 17 Jahren an.

Auch Erwachsenen empfiehlt die Stiko eine Impfung gegen Keuchhusten, und zwar in Kombination mit einer etwa fälligen Impfung gegen Tetanus und Diphtherie. Außerdem für alle Menschen, die in engen Kontakt mit Säuglingen kommen und in den letzten 10 Jahren nicht gegen Keuchhusten geimpft wurden. 

Keuchhustenimpfung in der Schwangerschaft

In den USA rät die Gesundheits-Behörde "Centers for Disease Control and Prevention" (CDC) seit Jahren zu einer Auffrischung der Keuchhustenimpfung während der Schwangerschaft. Denn es wird vermutet, dass Säuglinge dann durch die Antikörper im Blut der Mutter besser vor Keuchhusten in den ersten Lebensmonaten geschützt sind. Eine Anfang 2017 in der Fachzeitschrift "Pediatrics" veröffentlichten Studie untermauert diese Vermutung. Besonders während der ersten zwei Lebensmonate führte die Impfung der Schwangeren zu einem hohen Schutz-Effekt: Unter den 148.981 in die Studie einbezogenen Neugeborenen geimpfter Schwangerer lag die Schutzwirkung vor Keuchhusten bei 91,4 Prozent.