Kaiserschnittrate Marienkrankenhaus Hamburg

Hallo Herr Maul,

ich habe Ihre bisherigen Beiträge verfolgt. Anscheinend sind sie ja ein Arzt, der den Kaiserschnitt sehr differenziert betrachtet und Frauen auch gerne zur natürlichen Geburt ermutigt.

Darf ich fragen, wie hoch denn die KS-Rate bei Ihnen am Haus ist?

Ich selbst hatte nach zwei Kaiserschnitten eine sehr schöne, wenn auch lang dauernde natürliche Geburt.

Nun wünschen wir uns irgendwann ein 4. Kind.

Welche Vorsichtsmaßnahmen würden Sie bei mir in der Klinik ergreifen, bzw. was halten sie für gefährlich?

Stichwort: Dauer CTG, Wehentropf, Medikamente zur Einleitung der Geburt usw.

Von einer Hausgeburt würden Sie sicherlich stark abraten, oder?

herzlichen Dank für Ihre Auskunft

Miri

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https://kaiserschnitt.faktencheck-gesundheit.de/interaktive-karten/

Hier schau mal, da kann man genau schauen wie hoch welche Stadt die Kaiserschnittrate hält.

Erschreckend ist,bei uns im Kreis ist mit einer der höchsten Kaiserschnittraten in Deutschland.
Wir haben in unserem Kreis aber nur 2 Krankenhäuser!!
Krankenhaus A führt diese nur tatsächlichen im Notfall aus, in Krankenhaus B wird jeder Frau ein Notfall eingeredet.

Also kommen die 50% normalen ungelogen nahezu alle in Krankenhaus A die anderen 50% in Krankenhaus B

Betrachtet man die beiden getrennt kann man sagen im Krankenhaus B kommen ca 90 % der Kinder per Kaiserschnitt. So viele Notfälle gibt es nicht, man kann aber auch viele Ängste einreden wie Herztöne, Nabelschnur, verengtes Becken ect damit die Frauen aus Angst um das Leben der Kinder zustimmen :-[:-[

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Hallo, Miri,
Herr Dr. Maul, seines Zeichens Chefarzt des Marienkrankenhauses in Hamburg wird Ihnen in Kürze darauf antworten.

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Hallo, Miri,
Herr Dr. Maul, seines Zeichens Chefarzt des Marienkrankenhauses in Hamburg wird Ihnen in Kürze darauf antworten. Tschüss für heute.

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Hallo Miri,
die Kaiserschnittrate am Marienkrankenhaus Hamburg unterliegt deutlichen Schwankungen und beträgt je nach Monat 29 und 40%. Dies liegt einerseits am hohen Anteil von Risikopatientinnen, andererseits sind wir in Hamburg aber auch dafür bekannt, dass wir zwar nicht FÜR die Wunschsectio sind, aber dagegen sind DAGEGEN zu sein. Ich bin der Überzeugung, dass eine Schwangere sehr gut entscheiden kann, was sie möchte. Nicht jeder Grund lässt sich in jeder Situation auch aussprechen.
Die Wahrscheinlichkeit einer Sectio im Falle des Wunsches einer natürlichen Geburt - und dies ist der eigentliche Qualitätsparameter - liegt je nach Monat zwischen 11 und 16%, was ich für sehr ansehnlich halte.
Entscheidend für mich ist, dass die Mutter nach der Geburt zufrieden mit sich und der Geburt ist. Es geht nicht darum, Kinder auf heroische Weise auf die Welt zu "befördern", sondern darum, dass eine Frau auch Jahre später noch ihre Geburt in positiver Erinnerung hat. Jeder Fall, in dem dies nicht gelingt, ist bedauerlich.

In Ihrem Fall habe ich überhaupt nichts gegen eine erneute natürliche Geburt. Prostaglandine zur Geburtseinleitung würde ich nicht anwenden. Alle anderen Medikamente sind ohne Probleme bzw. unter entsprechender Überwachung einsetzbar.

Ich bin ausdrücklich KEIN Gegner der Hausgeburt. Die Frage der Hausgeburt in Ihrem Fall dürfte sich aber alleine schon darum erledigen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass Sie eine Hebamme finden, die Sie auf diesem ja doch etwas risikoreicheren Weg als sonst begleiten wird. Sollte dies doch der Fall sein, dann kümmern Sie sich bitte unbedingt um ein gut organisiertes Backup, d.h. vorsorgliche Geburtsanmeldung in einem Perinatalzentrum, Notfalltelefonnummern für den Transport etc.

Grundsätzlich gilt doch immer: Es gibt einen Standard (z.B. Dauer-CTG ab einer gewissen Muttermundsweite, Venenverweilkanüle bei Geburt etc.). Von diesem Standard kann man aber doch immer abweichen, so lange man sich darüber bewusst ist, was dies im konkreten Fall bedeutet. Dies lässt sich nur in einem ausführlichen Aufklärungsgespräch mit einem Arzt oder einer Hebamme klären. Bitte haben Sie umgekehrt Verständnis dafür, dass auch Ärzten und Hebammen manchmal selbst Grenzen gesetzt haben, die sie nicht zu überschreiten bereit sind und wo sie nicht bereit sind, ihrem Wunsch nachzugeben. Hier macht es dann wenig Sinn "mit dem Kopf durch die Wand" zu wollen.

Viele Grüße

Ihr
Holger Maul