Wunschkind. Trotzdem einsam und traurig

Hallo ihr Lieben,

Ich habe lange überlegt ob ich das schreiben soll weil ich nicht weiß ob mich überhaupt jemand versteht. Aber ich versuche einfach mal meine Gefühlswelt zu erklären.
Ich habe eine dreieinhalb Monate alte Tochter. Sie ist ein richtiger Sonnenschein und ein total ausgeglichenes Kind. Ich liebe sie wirklich überalles. Bis ich sie in die Arme schließen durfte war es ein langer schwerer Weg für mich. Ich hatte im letzten Jahr zwei Fehlgeburten, daraufhin wurden zwei Gerinnungsstörungen festgestellt. In der jetzigen Schwangerschaft musste ich dann ASS100 nehmen und Clexane spritzen. Die Schwangerschaft verlief abgesehen von blutungen in der achten Woche, verursacht durch ein Hämatom, relativ unkompliziert. Doch die Angst das Kind zu verlieren war immer präsent. Die Geburt war dann nicht ganz so einfach . 14 Stunden Wehen, davon fast vier Stunden Presswehen, und dann musste doch ein Kaiserschnitt gemacht werden.
Ich habe mich in die Mutterrolle gut eingefunden und komme sehr gut klar. Ich unternehme viel mit der Kleinen und ich habe zum Glück einen wundervollen Ehemann der mich sehr unterstützt in allen Belangen. Und jetzt kommt mein eigentliches Problem: Es gibt Tage, da fühle ich mich unfassbar einsam und könnte nur weinen. Ich kann nicht erklären warum das so ist. Es kommt einfach so über mich. Ich fühle mich dann irgendwie zu Hause eingesperrt und mich meiner Freiheiten beraubt. Ich habe dann immer ein furchtbar schlechtes Gewissen weil ich mir dieses Kind doch so sehr gewünscht habe.
Dann wiederum gibt es Tage an denen ich vor Glück platze wenn die Maus mich anlächelt.
Diese schlechten Tage zwischendurch sind allerdings für mich sehr belastend.
Kennt diese Gefühle jemand von euch oder bin ich vielleicht einfach eine schlechte Mutter?
Vielen Dank fürs Lesen ihr Lieben

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Hallo liebe Maus,
Ich finde es mutig, dich zu öffnen.

Nein, du bist nicht allein mit diesen ambivalenten Gefühlen!

Ich hatte es auch. Ein Baby ist abhängig und das ist auch einige Zeit so. Da ist es schon manchmal belastend zu wissen, dass gerade einige Freiheiten nicht mehr drin sind.

Bei mir war es auch an manchen Tagen so. Außerdem war ich einige Male eifersüchtig auf meinen Mann, weil er zur Arbeit gehen und sich mit Erwachsenen unterhalten konnte.🙈

Die Zeit vergeht auch wieder. Wir sind nicht nur Mütter, sondern auch wir selbst.

Du bist eine gute Mutter!

Lieben Gruß
Nati

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Ich danke dir von Herzen für deine lieben Worte. Das hilft mir sehr

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Dein Beitrag hätte von mir sein können, sogar das mit der Geburt, ich hatte allerdings 2 Stunden Presswehen weniger :). Unser Sohn ist 6 Monate und wir haben 1,5 Jahre (inkl. ärztliche Unterstützung) für ihn gebraucht. Er ist alles und doch kenne ich diese Gefühlswelt, die du beschreibst, nur zu gut. Ich hatte schon den ein oder anderen Heulflash bei dem ich meinem Mann auch gesagt habe, dass ich mich einsam/alleine fühle. Und erst gestern habe ich geheult, weil mein Sohn mir einfach den letzten Nerv geraubt hat und ich ihn am liebsten wem anders in die Hand gedrückt hätte. Also ich hab nicht geheult, weil er nervtötende Laune hatte, sondern weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, dass ich ihn so unglaublich nervig fand (er hat Mobilitätsfrust und die Zähnchen unten kommen - ganz fiese Mischung)😅 und dann sind da auch noch diese fiesen Hormone und die schwanken ganz schön. Und ein Säugling ist anstrengend. Und man ist müde. Und sowieso. Es ist glaube ich ganz normal und ein Ergebnis all dieser Faktoren.

Vielleicht kennt das nicht jede frischgebackene Mama, aber ich habe das wie gesagt auch und auch 2-3 Mädels aus meinem Geburtsvorbereitungskurs haben mit solchen Gemütszuständen am kämpfen.

Ich glaube, du hast schon alles richtig gemacht, es hilft zu wissen, dass man nicht allein ist und auch nicht unnormal :).

Liebe Grüße

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Ich danke dir für deine Nachricht. Es tut so gut zu wissen dass man mit seinen Gefühlen nicht alleine ist.

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Das Leben mit einem Baby ist eine so starke Veränderung und ja ich habe am Anfang auch deshalb geweint. Ich war vorher 13 Jahre jeden Tag auf Arbeit und dann sitzt man von jetzt auf gleich 24/7 mit einem Baby zuhause. Ich kann dir sagen, dass ich jetzt mit 10 Monaten überhaupt nicht mehr so fühle, also es wird besser 😉
Halte durch, spreche mit deinem Mann über deine Gefühle und fühl dich gedrückt

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Ich danke dir für deine aufmunternden Worte

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Meiner Frau ging es wohl ganz ähnlich. Am Anfang will jeder das Kind sehen, irgendwann kehrt der Alltag ein und Arbeitskollegen, Freunde, Leute vom Sport usw. leben ihren Alltag weiter, und wenn der Mann auch noch arbeiten geht, ist kein Erwachsener mehr da. Meine Frau hat seinerzeit die Hebamme gefragt, ob sie nicht ihre Kontaktdaten an andere Mütter weiter geben könne, die aus ihrer Sicht passen könnten. Halt Frauen, die einen Block weiter wohnen, denen sie aber sonst nicht über den Weg gelaufen wäre.

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Das ist eine super Idee!

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Gegen die Einsamkeit würde ich dir raten, aktiv Kontakte zu suchen, zum Beispiel in einer Still- oder Krabbelgruppe, einen Mama/Baby Kurs oder falls da noch Kontakt besteht von der Geburtsvorbereitung o. Ä.
Ich habe durchs aktiv werden eine ganz tolle Gruppe mit 3 anderen Mamas (bei 2 davon habe ich die Initiative für Treffen ergriffen) mit gleichaltrigen Babys, wir treffen uns alle zwei Wochen.
Denk daran, ganz viele haben ähnliche Gedanken und Gefühle wie du und wünschen sich einfach angesprochen zu werden!

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Huhu,
du hast zwar schon einige Antworten bekommen, aber auch ich möchte dir nochmal schreiben.
In meinem Leben habe ich noch niemals so eine Erschöpfung und Anstrengung gepaart mit absoluter Langeweile und Einsamkeit gespürt. Die Tage sind manchmal hart. Alle Tage sind gleich. Vor allem am Anfang.
Und dann kommt da noch Instagram daher und alle anderen Muttis scheinen den ganzen Tag nur mit ihren Babys zu kuscheln und wahnsinnig glücklich zu sein.

Stimmt aber nicht - es geht so vielen Mamas so. Von 100% Berufsalltag, Freunde etc. rauscht man ins gefühlt bodenlose. Du bist weitestgehend den ganzen Tag ohne Ansprache und kontakt. Versuch, dich mit anderen Mamis zu vernetzen. Ich hab einfach auf dem Spielplatz mit anderen Mamas gequatscht und einen Mamakreis aufgebaut. Versuch, über deine Gefühle zu sprechen. In unserem mamakreis wird nicht nur über volle Windeln und was kann deiner, was kann meiner? gesprochen. Wir sprechen auch über wichtige Themen und Gefühle! Sex nach der Geburt, Haarausfall etc
Ich wünsche dir, dass du auch auf so offene Mamas triffst, mit denen du dich austauschen kannst! (Und wenn nicht, kannst du mir gern schreiben 🙃)
Auch heute beim zweiten Kind gibt es immer noch Tage, an denen es mir so geht. Und sobald du arbeiten gehst, vermisst du es, den ganzen Tag mit deinem Baby zu haben.


Du machst das gut Mama! Du bist eine tolle Mama, weil du dich deiner Gefühle nicht schämst und sie ansprichst und drüber redest! Das gibt deinem Kind die Möglichkeit, kein verschlossener Mensch zu werden und du bist deinem Kind ein tolles Vorbild, indem du ihm zeigst, es gibt nicht nur Regenbögen und Instagramshow. Man darf sich auch mal schlecht fühlen 😘
Fühl dich gedrückt!

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Ich musste gerade weinen als ich deine Nachricht gelesen habe. Vielen vielen Dank für deine lieben aufmunternden Worte. Es tut unfassbar gut zu lesen dass man mit seinen Gefühlen nicht alleine ist.

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Mir geht's genauso... Hatte gestern so ein tief, dass ich heute eigentlich zum Psychiater rennen wollte und bitte Antidepressiva bekomme... Jetzt geht es wieder, obwohl die Nacht schlimm war.. Unsere Tochter ist jetzt 13 Wochen und es fängt dieser Schlafrückgang an, vermute ich... Mein Freund und ich sind auch sehr freiheitsliebend und haben uns alles einfacher vorgestellt. Jetzt hoffe ich nur noch, dass der Sommer schnell vergeht und sie endlich brei isst und im fahrradanhänger sitzen kann, damit man mal wieder was anderes unternehmen kann als daheim rumsitzen und Spazierengehen...

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Hallo,
ich bin normalerweise gar nicht im Babyforum. Meine Zwillinge sind schon 4 und damit schon aus dem Babyalter raus. Und unsere Nummer 3 turnt noch fröhlich in meinem Bauch.
Dein Beitrag wurde mir im liveticker angezeigt und ich musste deinen Beitrag einfach lesen. Schon die Überschrift kam mir bekannt vor und ich konnte mich sofort daran erinnern, wie es war vor 4 Jahren.
Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich meinen Mann heulend auf der Arbeit angerufen habe, weil ich so alleine war.
Bei mir war das Problem, dass zwar viele immer meinten, ich solle mich doch melden, wenn ich Hilfe brauche, sie würden dann kommen und helfen, ich hatte ja schließlich Zwillinge. Hilfe brauchte ich aber keine.
Mein Mann meinte dann zu mir, dann sag doch: Hilfe benötige ich keine, aber komm doch auf einen Kaffee vorbei.
Was ich damit sagen will, viele Leute wissen nicht, wie sie mit dir umgehen sollen und da musst du ihnen zeigen, wie du es gerne hättest und dass du dich sehr über Gesellschaft freuen würdest etc.
Spring über deinen Schatten, quatsch andere Leute mit Baby an, schau nach Babyschwimmen & co in deiner Umgebung.
Es lohnt sich!
Liebe Grüße
blubb

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Ich hab grad zufällig deinen Beitrag entdeckt und sitze hier mit meinen twins, 6 Monate alt, und frage mich, wann wohl der Zeitpunkt kommt, an dem man sich wieder ein Baby zutraut.

Ich wollte immer 3 Kinder. Aber inzwischen ist ein weiteres Baby für mich unvorstellbar...

@ Die TE
Fühl dich gedrückt! Du bist ganz und gar nicht allein mit deinen Gefühlen.

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Hallo,
wir haben am 3. Geburtstag der Zwillinge entschieden, dass wir uns ab jetzt ein weiteres Kind vorstellen könnten. Da wir bei den Zwillingen auf künstliche Befruchtung angewiesen waren, sind wir von einem möglichen langen Zeitraum ausgegangen bis Zwerg Nr. 3 kommt. Und ich wollte den Abstand nicht viel zu groß haben. 9 Zyklen später hat es jetzt tatsächlich spontan geklappt.
Ich kenne viele Zwillingseltern, die für ein weiteres Kind einen kürzeren Abstand gewählt haben, mir war jedoch wichtig, das nächste Kind auch nochmal bewusst erleben zu können und das geht erst, wenn die Großen doch deutlich selbstständiger werden.
Ich wünsche dir aber erstmal ganz viele erste Male mit deinen kleinen Zwergen.
Und auch, wenn man es mit 6 Monaten nicht glauben mag, aber es wird tatsächlich viel viel einfacher.
Liebe Grüße
blubb

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Du bist absolut nicht allein, ich glaube fast jede Mama hat diese Momente. Ich auch - und das obwohl bei uns eigentlich alles einfach war (Wunschkind, Anfängerbaby, schöne Geburt trotz Kaiserschnitt, toller Partner). Aber auch das einfachste Baby der Welt ist anstrengend und die Umstellung kann einen ganz schön umhauen. Du hattest ja auch einen Kaiserschnitt - ich kann mich erinnern, dass das bei mir nach drei Monaten auch noch nicht ganz alles war wie vorher - da hat man neben dem neuen Alltag ja auch noch mit der eigenen Heilung zu tun.

Ich finde du darfst sehr viel sanfter und liebevoller mit dir und deinen Gefühlen umgehen. Es ist anstrengend genug, mal genervt, überfordert und einsam zu sein, du musst dir nicht noch zusätzlich ein schlechtes Gewissen deswegen machen. Gefühle sind da und wollen gefühlt werden und das ist ok.

Ich kann dir auch sehr ans Herz legen, Kontakt zu anderen Müttern zu suchen, dieses Forum ist schon etwas und wenn du in deiner Umgebung nette Mamas treffen kannst - umso besser! Bei uns gab es z.B. in einem Geburtshaus ein Babytreff, aber auch Babyschwimmen oder einfach auf den Spielplatz gehen kann toll sein. Und wenn es keine Mamas gibt, triff dich mit Freunden und nimm dein Baby einfach mit. Denn auvh wenn man sich nicht mit jedem über Babys austauschen kann, so tut ein wenig Gesellschaft von netten Menschen ja trotzdem gut. :)

Fühl dich gedrückt!

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Vielen vielen Dank für deine liebe Nachricht. Ich bin gerührt wie viel Zuspruch ich doch bekomme