Bindungs problem

Hallo,

Ich würde gerne wissen ob es anderen Müttern auch so geht....

Meine Tochter ist jetzt 3 Wochen alt, und ich habe noch immer keine Bindung zu ihr.....
Wenn ich die kleine anschaue finde ich sie süß und niedlich. Ich kümmere mich auch um sie, aber gefühlsmäßig ist da nicht wirklich ein unterschied zu z.B. Den Kindern meiner Freundin.

Ich dachte schon in der SS das etwas fehlt, hatte aber gehofft das sich das mit der Geburt ändert...

Ich weiß nicht was ich machen soll!
Mein Mann (der eine extreme Bindung zur kleinen hat) glaubt eine Bindung bei mir zu sehen. Wobei ich der Meinung bin das er das nur glaubt weil ich mich trotzdem um sie kümmere.

Ich muss dazu sagen das ich aufgrund einer sehr schwierigen Kindheit allgemein bindungsprobleme habe und nach 53 Stündiger Einleitung men kaiserschnitt.
Also auch da keine idealen voraussetzungen.

Ich möchte aber auf jeden Fall eine gute Beziehung zu meiner Tochter aufbauen!

Was würdet ihr an meiner Stelle machen?

Danke fürs lesen und eure Meinung
LG Renate

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Hallo,

ich weiß natürlich nicht, ob aufgrund deiner Vergangenheit und die scheinbar sehr lange und schwierige Geburt noch andere Dinge im Verborgenen liegen, aber ich fand es am Anfang auch schwierig.

Ich hatte eine tolle Schwangerschaft und eine super Geburt, aber am Anfang war mein Baby eigentlich nur eine Aufgabe für mich. Ich fand ihn süß und niedlich, aber in der Schwangerschaft und auch nach der Geburt hatte ich nie dieses oft beschriebene Gefühl von überwältigender Liebe.

Das kam nach und nach. Vor allem als von ihm aus auch mehr kam, dass er angefangen hat zu lächeln und auf mich zu reagieren. Jetzt ist er 4 Monate alt und ich liebe ihn so sehr. Bei mir war/ist es definitiv so, dass die Liebe nach und nach immer weiter wächst.

Wenn du aber glaubst, dass in deiner Vergangenheit Gründe liegen, die es dir erschweren, kann es ja auch hilfreich und sinnvoll sein, da mal mit jemandem drüber zu sprechen.
🙂

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Danke erstmal

Genau das weiß ich eben nicht....
Ob das normal ist und die Liebe so wie von dir beschrieben noch von selbst kommt, oder ob ich etwas unternehmen sollte.
Ich weiß nur das vom jetzigen Moment aus gesehen etwas fehlt.

Lg Renate

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Hallo du,

einen Rat möchte ich Dir geben. Mir ging es anfänglich ähnlich und hatte Sorge. Ich habe mich an eine Beratungsstelle gewandt, „Frühe Hilfen“ heißt diese. Vielleicht gibt es das sich bei dir. Wenn nicht unter diesem Begriff, bestimmt unter einem anderen. Dort sind superliebe Ansprechpartner. Wir hatten zwei Gespräche (sie kam sogar zu mir - mit Abstand - nach Hause, was alles für mich erleichterte) und die Gespräche haben mir unheimlich gut getan und die Sichtweise geändert bzw. mal objektiv jemanden dazu gehört. Vielleicht traust du dich das auch.

Alles Liebe Dir! LG

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Danke

Ich informiere mich mal ob es das bei mir in der Nähe auch gibt.
Hört sich auf jeden Fall sehr gut an

Lg Renate

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Hi, es gibt Therapeuten die genau auf die Bindung zwischen Säuglingen und Eltern spezialisiert sind und bei Bedarf unterstützen. Vielleicht googelst du mal und es gibt eventuell solch ein Angebot bei dir in der Nähe. Alles Liebe 🍀

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Du schreibst du hast ein Bindungsproblem wegen deiner Kindheit und dann auch dass du unbedingt eine gute Bindung aufbauen willst. Erstmal ist es super dass du dein Problem kennst und zweitens ist es noch viel besser dass du dich um eine gute Bindung bemühen willst!
Meist kann man bei Bindungsproblemen nie gelernt wie man eine Bindung aufbaut. Das Hirn weiß oft nicht wie es bestimmte Signale und Gefühle zu einer anderen Person zuordnen soll. Das muss man eventuell schulen. Am besten wendet man sich dazu an einen erfahrenen Therapeuten der auf Eltern-Kind Beziehung spezialisiert ist, um langfristig sicherzustellen dass alles gut klappt.

Zu deinem jetzigen Problem:
Gerade eben ist ein neuer Mensch in dein Leben getreten. Liebst du einen fremden Menschen von Anfang an unendlich und bedingungslos? Ich glaube sowas ist sehr selten und viele Frauen stellen nach der ersten Hormondusche fest, dass die "Liebe" die sie anfangs gespürt haben, weg ist. Dabei ist die Liebe nicht weg sondern nur der Rausch der Hormone vorbei. Bei dir scheint der Rausch eher milde ausgefallen zu sein und darum hast du dieses Gefühl dass viele beschreiben, nur mäßig bis gar nicht verspürt. Kommt sehr oft vor und ist kein Grund zur Sorge.
Im normalen Leben lernen wir eine fremde Person kennen und später auch lieben. Genauso wird das mit deinem Kind sein. Lasst euch Zeit und lernt euch kennen. Die Bindung kannst du unterstützen indem du für viel oxitocin sorgst, also viel Kuscheln und Kontakt. Augenkontakt kann auch helfen wenn es sei Baby schon mitmacht, mindestens 4min am Tag, aufgeteilt auf den Tag natürlich. Miteinander sprechen, wobei du in diesem Fall der Sprecher bist. Alternativ kannst du singen. Singen löst eine Kaskade an positiven Impulsen im Körper aus und wenn du dein Kind dabei im Arm hast, verbindet dein Hirn über kurz oder lang, diese positiven Impulse mit deinem Kind. Stillen hilft extrem denn das Prolaktin ist im System eng mit dem oxitocin verbunden.es sind wie zwei Zahnräder die ineinander greifen. Steigt das eine, steigt das andere auch. Also kuscheln löst den Milchspendereflex und die Milchproduktion aus und stillen löst Kuschelgefühle aus. Ich hoffe das ist verständlich so.

Es gibt noch viele andere Sachen die man machen kann. Vieles davon macht man intuitiv also lass dich auf dein Kind ein und die Liebe wird mit der Zeit wachsen. Sie wird sich dann ganz anders anfühlen als ein kurzer Rausch oder völliger Kontrollverlust durch die großen Gefühle.... Sie wird sich wie ein warmes beständiges etwas anfühlen dass immer im Hintergrund präsent ist. Sie wird sich nie überrennen sondern ein stetiger, bestärkender Begleiter werden, der dir Kraft gibt in schweren Zeiten und dir auf die Schulter klopft bei Erfolgen.
Ich denke da oft an unseren alten Ofen im Haus meiner Großmutter. Er war immer warm, immer! Auch im Sommer! Er war nie zu heiß und ich konnte mich immer daran wärmen, immer.

Ihr packt das, da bin ich mir sicher! Alles gute

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Hallo
Und erstmal danke

In Therapie war ich früher schon unter anderem auch deswegen. Es hat mir damals schon geholfen nur ganz wird man sowas glaub ich nie los.....

Das mit dieser "Hormondusche" mag stimmen, die hatte ich mit Sicherheit nicht oder nur sehr wenig.
Ich habe auch schon am 2ten Tag abgestillt, also hilft mir das leider auch nicht. Aber der Gedanke wäre sehr gut gewesen.
Kuscheln tu ich mehrere Stunden am Tag und augenkontakt halte ich auch immer wieder mit ihr.
Ich hoffe das hilft....

Ich werde mich aber zusätzlich noch an eine Beratungsstelle wenden.
Ich glaube es ist besser einmal zu oft um Hilfe zu fragen als einmal zu wenig, ausserdem habe ich die Erfahrung gemacht je länger ich warte desto schwerer wird es.

Nochmals Danke an alle

Lg Renate

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Viel kuscheln Haut auf Haut, viel tragen. Oxytocin ist der Bindungshormon, das kommt auch mit Körperkontakt. Deine Hormone müssen sich auch noch einpendeln, gib Dir Zeit und setz dich nicht unter Druck. Lern das Baby kennen. Diese überschwängliche Liebe auf den ersten Blick spürt längst nicht jede Frau!

Und ja, sicher wird alles, was dir in deiner Kindheit gefehlt hat, jetzt hochkommen und dich beeinflussen. Wenn du dir bewusst bist, ist schon viel gewonnen. Liebe kann man lernen.

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Ich war auch nie so furchtbar emotional, was die SS anging. Positiver Test, Herzschlag im US, erster Tritt, etc war eher "Ok, was Neues" und nie dieses "OMG, der schönste Moment meines Lebens, ich muss weinen!"😅 Auch fand ich nicht, dass meine Kinder "die schönsten Babys der Welt" waren; den Großen fand ich anfangs nicht mal wirklich niedlich, weil er so mager war.

Mein erstes Kind war auch erstmal überwiegend eine "Aufgabe", wie du es schreibst. Versorgen, bespaßen, kuscheln, aber wenn er mal ne Zeit weg war, war das auch ok.

Allerdings habe auch ich eine andere Bindung zu meinem vaginal gebotenen Baby, als damals zum Großen (Not-KS unter Vollnarkose, 3 Tage Kinderstation). Dieser Übergang zwischen "Baby im Bauch" zu "Baby im Arm" hatte mir gefehlt, das wurde mir aber erst nach der 2. Geburt (5 Jahre später) bewusst.

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Arg, zu früh abgeschickt...

Den Großen habe ich aber mit der Zeit immer mehr geliebt und würde ihn heute auf keinen Fall missen wollen 😊 Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und eine innige Bindung.