Nach sechs Monaten immer noch nicht gerne Mama

Hallo ihr Lieben, ich muss mich mal etwas ausheulen. Unser Kleiner ist jetzt sechs Monate alt, und ich bin irgendwie immer noch nicht in der Mutterrolle angekommen. Ich habe mich immer drauf gefreut, mit Baby zuhause zu sein, und jetzt finde ich es schrecklich. Es ist so anstrengend, das Kind alleine immer zu bespaßen und ihm ist so schnell langweilig. Am schlimmsten finde ich, dass ich nicht einfach irgendwo ohne Kind hingehen kann. Fühle mich so angekettet.
Wir gehen schon zum Babyschwimmen und öfter mal zu einer Krabbelgruppe, aber das ist ja nicht jeden Tag. Auch zur Oma gehen wir oft, und wir üben gerade, dass er dort auch mal ne Weile alleine bleibt, aber so richtig lange kann ich da nicht weg, und er ist zur Zeit sehr Mama fixiert.
Mein Mann kann mich zur Zeit nicht viel unterstützen weil er viel arbeiten muss und nebenbei noch den Hausbau planen muss.
Gestern war wieder so ein schlimmer Abend, das Kind wollte nicht schlafen und hat geweint und irgendwann hab ich mit geheult und er hat sich dann erst so richtig rein gesteigert. Es war so schrecklich.
Manchmal wünsche ich mir, ich hätte kein Kind bekommen und dann fühle ich mich erst so richtig schlecht.
Ich weiß garnicht wie ich durchhalten soll, bis er mal älter ist und ich wenigstens ein bisschen mein Leben wieder haben kann.
Und dann fühle ich mich wieder als Versager, dass ich mit einem Kind schon so überfordert bin, andere haben Schreikinder oder mehrere Kinder und kommen auch klar.
Ein Geschwisterchen war eigentlich auch geplant, das kann ich mir aber gerade garnicht vorstellen.
Ihr könnt mir wahrscheinlich nicht groß helfen, aber ich musste mich mal aussprechen. Mein Mann hat leider nicht viel Verständnis bei dem Thema und auch soviel um die Ohren
Danke fürs Zuhören
LG Maria

2

Hallo,
ich möchte erstmal etwas allgemeines schreiben, das ist nicht persönlich auf dich bezogen, trifft es aber glaube ich ganz gut.
Das Problem - nennen wir es mal so - betrifft viele junge Mütter in den westlichen Industrienationen. Die Mutter muss perfekt sein, muss alles allein schaffen, wohnt oft in einer kleinen Wohnung in der Großstadt, wo niemand niemanden kennt. Man lebt Anonym, Familie weit weg und nicht erreichbar.
Früher und in anderen Länder dieser Welt gibt es dieses Problem nicht. Da hat man in einem Mehrgenerationenhaus gelebt. Irgendjemand (oma, opa, Tante, Onkel, großer Bruder, Neffe) hat auf die Kinder aufgepasst - der Rest war natürlich arbeiten (harte Arbeit) aber man teilte sozusagen das gleiche Schicksal, war unter Menschen, unter seinesgleichen und genau hier möchte ich die Parallelen ziehen.
Ich glaube nicht, dass du nicht in deiner Mutterrolle angekommen bist - du bist einfach nur einsam!
Dein Mann nicht da, keinen zum reden, immer der selbe Trott. Und das kann einen ziemlich zermürben.
Treffen mit anderen Müttern ist eine tolle Idee, aber hier sieht man natürlich auch gleich die Erwartungshaltung der anderen - perfekt, immer gut drauf, immer geduldig. Das ist die deutsche Mutter! Alles andere wird nicht akzeptiert!
Und ich finde genau hier liegt das Problem. Man traut sich ja kaum etwas zu sagen - ohne das gleich hinter dem Rücken geredet wird.
Betrachte es mal von dieser Seite, daher finde ich den Ansatz meiner Vorschreiberin gar nicht verkehrt, sich mal umzuhorchen, wer noch so empfindet.
Du bist keine schlechte Mutter! Aber du solltest etwas gegen die Einsamkeit tun.

LG

4

Voll auf den Punkt gebracht!
Und der Haushalt muss wie geschleckt sein, der Partner darf nicht zu kurz kommen...

7

Toller Beitrag! 👍🏼

Liebe Grüße
Unique mit David 💙

weiteren Kommentar laden
1

Ich glaube, das Wichtigste ist es, sich diese Gefühle einzugestehen und sie auch mal auszusprechen. Und gerade das ist ja schwierig! Die Erwartungshaltung der Gesellschaft ist ja (gefühlt), dass Mutti jeden Tag als einen endlosen Reigen feenstaubpupsender Einhörner zu empfinden hat.

Wir haben sehr, sehr lange gebraucht, um endlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand halten zu können und wir haben auch das Maximum ärztlicher Hilfe benötigt. Und es gibt Tage, an denen ich mich dafü verfluche, dass wir der Natur so ins Handwerk gepfuscht haben. Ich kann Deine Gefühle nachvollziehen, ich fühle mich oft so ähnlich. Wir haben Zwillinge, und einer ist immer am Heulen, Nörgeln oder was auch immer. Die meiste Zeit des Tages verbringe ich mit einem Kind auf dem Arm. Und wenn ich mich mal hinsetze, um eine Tasse Kaffee zu trinken und die Zeitung zu lesen, mal ein paar Minuten für mich (und zwar nicht "Für mich" in Ruhe den Trockner ausräumen), dann hab ich schon ein schlechtes Gewissen.

Ich hatte das Glück, dass ich mit befreundeten Müttern reden kann, ohne in einen mommy war zu geraten. Da gibts nämlich ein paar, denen es ähnlich geht. Fühl mal vorsichtig in Deinem Umfeld vor, vielleicht gibts da doch auch noch andere Mütter, denen es ähnlich geht. Oft reicht es ja schon, sich mal ordentlich auszukotzen und sich verstanden zu fühlen.

3

Mir ging es ähnlich. Das erste Jahr finde ich am Schwersten. Auch der Schlafmangel.
Ich kann dich voll verstehen. Du fühlst dich schlecht, weil du so denkst. Schon allein daran kannst du sehen, dass du keine schlechte Mama bist. Es kommt... ich fande es ab dem 1. Geburtstag es schon viel besser. Mit 18 Monaten dann habe ich mich nach einem Geschwisterchen gesehnt, was auch gleich geklappt hat. Die 2 Jahre Altersabstand war anfangs schwer. Jetzt spielen sie so schön und natürlich wird hin und wieder gestritten. Jetzt hab ich das 3. Baby und bin so wahnsinnig gelassen.
Ich habe inzwischen 3 Kinder: 7 Jahre, 5 Jahre und fast 8 Monate. In der Schule bin ich im Elternbeirat. Ich gehe voll in meiner Mutterrolle auf. Beim ersten Baby war ich total überfordert. Das Blatt hat sich voll gewendet.
Was mir irgendwann geholfen hat, nicht mehr auf meine Mutter hören und schon gar nicht auf die vielen Ratgeber & Internet.
Hör auf dich, mach es dir so einfach wie möglich, so wie du es für richtig hälst.
Es gibt kein Verwöhnen oder an der Nase rum führen im Babyalter.
Meine Große musste in ihrem Zimmer schlafen und bloss kein Einschlafstillen. So habe ich es gelesen und gehört. Ich hab sie nie weinen gelassen, aber es hat 2-3 Stunden gedauert bis sie einschlief. Nachts durfte ich immer ins Kinderzimmer rennen. Mein Mittlerer schlief in unserem Bett. Ich habs genossen. Paarzeit war nicht im Schlafzimmer. Wir haben genügend andere Räume. Mit 4 Jahren ist er freiwillig ins eigene Zimmer.
Der Kleine schläft in seinem Bett neben unserem. Er wird einschlafgestillt. Es dauert 5-10 Minuten. Letzte Woche war ich nicht da, Elternabend. Mein Mann hat es problemlos geschafft alle 3 schlafen zu legen. Den Kleinen hat er in den Schlaf getragen.

Sorry, war jetzt doch viel bla bla 😄

5

<3

11

Meine ist jetzt 5 Monate und mir geht es wie dir! Ich hab grad erst in zwei Kursen angefangen andere Mütter kennen zu lernen. Aber die meisten schon mitm zweiten Kind und alles Stillkinder. Ich mit meinem Flaschenkind komme mir da noch mehr doof vor. Und jetzt zahnt sie grad wieder und hat nur geweint in der letzten stunde und musste da dann auch gehen...war mir auch peinlich. Aber da heißt es einfach nur probieren. Ich wollte sagen ich leide mit dir und verstehe dich grad voll! LG Pia mit Hannah

6

Hey. Ich muss mich meinen Vorrednerinnen anschließen. Du bist ganz sicher eine tolle Mama. Aber ich glaube, dass die "Probleme mit der Mutterrolle" auf ganz vielen verschiedenen Ebenen liegen.
Ich fand das erste Jahr mit unserer ersten Tochter total enttäuschend. Dass sollte es gewesen sein, auf das ich mich so lange gefreut habe???
Ich habe mich oft gefragt, was von mir noch übrig geblieben ist? Interessen, Freunde, Hobbys,...
Alles dreht sich ums Kind. Dass das do. sein wird, wusste man ja vorher irgendwie. Aber WIE es sich dann WIRLICH ANFÜHLT kann man sich vorher nicht vorstellen!
Aber ich kann dir versichern: Es wird immer besser werden! Versprochen.

Was mir total geholfen hat: Eine feste Wochenstruktur. Kurse, Einkauf, Besuche etwas langfristiger planen. Nicht in den Tag hinein leben. Das hat mir sehr gutgetan.
Außerdem: Treffen mit anderen Müttern, und wenn es nur das gemeinsame spazieren ist. Man hat zwar oftmals "die Kinder" als Thema, aber das ist ok.

Inzwischen finde ich das Muttersein toll. Unsere Große ist 3 und sohnemann wird bald 1. Ich wünsche mir sogar Nummer 3.

Im Nachhinein ist die Zeit, wo sie wirklich klein und hilfsbedürftig sind, echt kurz.

Alles Gute!
Sundae.

8

Ich habe auch lange gebraucht, bis ich in der Mutterrolle angekommen bin. Da war mein Sohn schon ein dreiviertel Jahr alt.
Mir war vorher bewusst, dass ich keine Babymama sein würde. Man kann kann mit diesen ganz kleinen Würmern einfach nichts so richtig machen. Es fing an mit dem Wirbelwind Spaß zu machen, als er schon krabbeln konnte und ich gesehen habe, wie er sich vom Baby zu einem richtigen Kind entwickelt. Jetzt ist er 20 Monate alt und ich habe so viel Freude an ihm, was aber sicher auch daran liegt, dass er in den Kindergarten geht und er sich da so pudelwohl fühlt und immer gut gelaunt nach Hause kommt und wir dann einfach einen schönen Nachmittag haben.
In zwei Wochen kommt Nummer 2 und mir graut es ehrlich gesagt schon wieder vor der Babyzeit, aber ich denke einfach mit dem großen zusammen ist es insgesamt mehr Abwechslung. Im Dorf sind einige die in den letzten Wochen und Monaten entbunden haben und wir sind hier auch mehr angekommen (beim ersten Kind sind wir gerade erst her gezogen und mittlerweile haben wir uns ganz gut im Dorf eingebracht, so dass die Einsamkeit vielleicht diesmal nicht ganz so gravierend ist).
Gib dir einfach noch ein bisschen Zeit. Irgendwann wirst du mit Sicherheit von diesen Muttergefühlen überrollt. Und wenn man ehrlich und offensiv damit umgeht, wirst du merken, du bist nicht die einzige. Es gibt viele, die erst nach einem Jahr richtig ankommen.

9

Huhu

Mir ging es ganz am Anfang ähnlich… man baut einen wahnsinnigen Druck auf das alles gut laufen muss, Kind glücklich, mama glücklich, gut aussehen, Wohnung perfekt, Beziehung perfekt… und das alles alleine, zudem ändert sich das Leben von einem auf den anderen Tag komplett.
Das ist für einen Menschen einfach zu viel.

Mir hat es geholfen Kontakt zu Freunden wieder aufzufrischen, etwas für mich zu machen, die Kleine war meist dabei, dvd Abend mit auf dem Sofa schlafendem Baby, Kaffee trinken und über nicht Baby Themen reden, Kind ist im Wagen dabei, aber nicht Mittelpunkt…
Es hat zwar mut und Überwindung gekostet, aber ich habe mit einer sehr guten Freundin offen darüber geredet, das hat wirklich sehr geholfen!
Hast du eventuell eine Hebamme mit der du sprechen kannst?

Mittlerweile nimmt die Oma die Kleine auch mal, ne Stunde spazieren im Wagen ging relativ früh ganz gut.
Mein Freund entlastet mich im Haushalt, er kauft nach der Arbeit ein und kochen ist relativ 50/50, gelegentlich kocht seine Mama für uns was.
Aktuell machen die beiden einen Papa Baby Ausflug, ich nutze meist eine halbe Stunde für mich um danach noch ein bisschen was zu schaffen.

Liebe Grüße

10

Es ist halt nicht jede Mama gerne Babymama. Mein Mann und ich haben noch am Tag vor der Geburt gesagt: "Wie es wohl ist, wenn hier wieder ein Baby wohnt. Wir würden die Kinder auch mit einem Jahr erst nehmen"

13

Guten Morgen Maria,
Ich bin schon seit 2 Std wach weil mein Kind meint um 5 Uhr aufstehen zu müssen nachdem sie heute Nacht auch 5x ihren Schnuller verloren hat und sonst noch was! Im Moment ist sie gefühlt 10. Schub und das ist meiner Meinung nach die anstrengendste Zeit! Sie schläft schlecht, isst schlecht, nölt nur rum und geht mir im Moment echt tierisch aufn Zeiger! In diesen Phasen denke ich auch immer, warum habe ich mir das angetan🙈 es war doch eigentlich alles so schön vorher... Tja, was soll ich sagen! Es geht wieder vorbei! Klar habe ich ein schlechtes Gewissen in solchen Zeiten und ich denke auch immer, wie schaffen das Mütter mit zwillingen oder Dillingen 😱 aber dann gibt's auch Phasen, zwischen den schüben, da ist alles super ! Im Moment warte ich einfach nur drauf das dass vorbei geht! Mama sein ist hart und die Ansprüche die man an dich selber stellt jenseits von jeder Realität deshalb mein Rat, such dir andere Muttis, denen geht es genau so! Unternimmt viel, häng nicht rum ! Und schaff dir selber wieder Freiräume für dich! Es ist wichtig sich selbst nicht zu verlieren und ab und zu egoistisch zu sein und sich eine Auszeit zu gönnen ist nur menschlich!
Alles gute für euch 😊🍀

14

Liebe Maria,

Alles was man fühlt ist okay! So fühlst du dich eben und das musst du selber akzeptieren. Ich weiß nicht wie es bei dir mit dem Kind so funktioniert, aber ich habe meinen Sohn einfach überall hin mitgenommen: zu Ikea, zu Freunden, ins Restaurant...

Ich habe in solch schwierigen Situationen sehr gute Erfahrungen mit Gesprächstherapie gemacht. Ich hab mich selbst immer davor gesträubt, aber jetzt hilft es mir ungemein mit einer außenstehenden Person über meine Gefühle und Ängste zu reden.