Mein Schreibaby und ich – Wann es endlich besser wurde / von und mit Bloggerin sonjaschreibt.com

Kein Anfängerbaby – get over it

Unsere heiß ersehnte und über alles geliebte Tochter war das, was viele Menschen ein Schreibaby nennen. Da ich diesen Begriff so negativ fand, war ich froh, als ich über den Begriff des “High Need Babys” stolperte. Für uns passte dieser Begriff perfekt und er erklärte viele Verhaltensweisen. Allerdings können auch körperliche oder andere Gründe vorliegen, die das Kind dazu veranlassen, so stark und viel zu weinen. In jedem Fall hat das Kind auf jeden Fall wirklich einen Grund so zu weinen, auch wenn wir den gerade nicht sehen können. Und deshalb sollten wir das Weinen ernst nehmen.

Noch dankbarer bin ich Nora Imlau für die “gefühlsstarken Kinder”. Doch das gab es damals noch nicht. Damals nannte man Kinder wie unseres “besonders anstrengend” oder halt Schreibaby.



Könnte das ein Schreibaby sein?

Schon kurz nach der Geburt ahnte ich, dass dieses Baby vielleicht ein solches sein könnte. Die anderen Mütter schliefen friedlich auf der Geburtsstation. Hier und da wurde mal gewickelt oder gestillt. Aber alles in allem herrschte eine große Stille und Zufriedenheit.
Nur ich lief auf und ab und versuchte meine Maus irgendwie zu beruhigen. Immer wieder fing sie an, aus vollem Hals und mit allen Kräften ihren Unmut hinauszubrüllen. Begonnen hatte sie damit so kurz nach neun Uhr morgens, im “Aufwachraum” neben dem Kreißsaal. Völlig neben mir bat ich den Mann da zum ersten Mal, er möge eine Schwester holen, denn mit dem Kind stimme was nicht.
Und so ging das dann bis in tief in die Nacht. Bis eine Kinderkrankenschwester viele viele Stunden später die rettende Idee hatte und unsere Tochter auszog und sie mir nackt auf den Bauch legte. Erst da kehrte zum ersten Mal ein wenig Ruhe ein und wir konnten mal ein paar Minuten schlafen. Bis zur nächsten Attacke.

Als ich nach drei Tagen das Krankenhaus verließ, hatte ich bereits ein dermaßen heftiges Schlafdefizit, als hätte ich eine Woche durchgefeiert. Erst zuhause, ohne Zimmernachbarn (danke überfüllte Geburtsstation) kam ich zumindest tagsüber auch mal dazu, ein ganz klein wenig mit dem Kind mitzuschlafen und mit der Hilfe meines Mannes wieder einigermaßen auf die Beine zu kommen.

Woran erkenne ich High Need Babies?

Nach William Sears gibt es 12 Kriterien, an denen man ein High Need Baby erkennen kann. High Need Babies sind intensiv. Sie weinen intensiv und lauter als andere und wirken oft unruhig und getrieben. Sie beruhigen sich NICHT von alleine, sondern brauchen dazu Hilfe. Außerdem wirken sie hyperaktiv, d.h. sie strampeln viel und haben eine hohe Anspannung und zum Beispiel oft geballte Fäustchen oder überstrecken sich. Sie sind ziemlich anstrengend und scheinen ihren Eltern die komplette Energie auszusaugen. Unser Wurm wohnte quasi auf unseren Körpern. Schlafen ging monatelang nur mit Körperkontakt.

Also nichts mit duschen oder essen, wenn das Kind pennt.

Trennungen finden diese Kinder übrigens auch besonders schlimm. Unsere Kleine weinte oft fürchterlich beim einschlafen und wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen. Denn Schlaf bedeutet auch, sich fallen lassen zu können und loszulassen. Das musste sie aber erst mühsam lernen.
Auch wollen High Need Babies ständig gefüttert werden und wachen sehr oft auf. Clusterfeeding? Aber bitte gerne. Sie wirken dann aber trotzdem häufig unzufrieden und Ablegen finden sie natürlich auch blöd. Ihr seht, das ist ein bisschen mehr Aufwand, als der übliche Babyblues. Die komplette Liste könnt ihr auf highneedbabies.de übrigens nachlesen und auch runterladen.

Wenn ich sah und hörte, was die Mädels aus der Krabbelgruppe alles mit ihren Kindern unternahmen, kamen mir die Tränen. Da wurden Kuchen gebacken, Zoos besucht oder in Cafes rumgehangen. Und ich schaffte es nicht mal die läppischen zehn Minuten Fußweg in den Park. Geschweige denn etwas zu kochen oder vernünftig zu duschen.

Unser Kind wollte mehr. Mehr Körperkontakt, mehr Stillen, mehr Nähe.

Sie mochte nicht gern Auto fahren und fand auch das Baden doof. Den Kinderwagen verkauften wir schnell wieder, denn weiter als einmal um den Block schafften wir es nie. Nach einem Nachmittag mit Besuch von der Oma brüllte sie gern mal stundenlang nachts, um all das zu verarbeiten.
Als sie etwas älter wurde, bemerkte ich außerdem, dass ihr der Verkehr auf der Straße viel zu laut war. Bei jedem Spaziergang hielt sie sich die Öhrchen zu, sobald wir auch nur in die Nähe einer Straße kamen. Nicht auszudenken, wir hätten noch in der Großstadt gewohnt.

Tragen, stillen, halten – Was uns half

Das Tragetuch wurde also zu unserem treuesten Begleiter. Ich könnte den oder die Erfinder*in heute noch knutschen. Endlich konnte ich vor die Tür. Und das tat mir wiederum unendlich gut.
Auch das Stillen klappte zum Glück ziemlich gut. Und es wurde für uns für lange Zeit zu einem wichtigen Ritual. Erst als ich wieder schwanger war und meine Tochter so knapp über eineinhalb Jahre alt, stillte ich sie ab. Denn mit der fortlaufenden Schwangerschaft litt ich immer stärker unter dem nächtlichen Stillen, dass zu diesem Zeitpunkt immer noch etwa alle zwei Stunden stattfand.
Wir richteten unseren Alltag komplett auf die Bedürfnisse unserer Tochter ein. Viel Ruhe, ein vorhersehbarer Tagesablauf, viele Rituale und vor allem viel Nähe. Viel kuscheln, singen und einfach da sein.
Ein Glücksfall war auch die Begegnung mit einer anderen Mama eines High Need Babies, die – neben meinem Mann natürlich – zu meiner wichtigsten Begleitung in dieser Zeit wurde. Endlich verstanden zu werden und nicht mehr das Gefühl vermittelt zu bekommen, doch “selber daran schuld zu sein”, dass das Kind “so” ist, war Gold wert und hat mir sehr geholfen, in meiner Mamarolle anzukommen.
Mir immer mehr Wissen über High Need Babies anzulesen, war auch eine ganz gute Idee. Das hat mich ziemlich geerdet und half, mehr Verständnis und Geduld aufzubringen, wenn es mal wieder ganz arg war.

Was uns alles nicht geholfen hat

“Kluge” Ratschläge von anderen Müttern oder auch unserer ersten Kinderärztin und meiner damaligen Hebamme.
“Ihr müsst das Kind abstillen!” “Jetzt ist langsam mal Zeit für Erziehung!”, “Die lernt das sonst nie!” “Die tanzt euch auf der Nase rum!” “Das Kind MUSS im eigenen Bett schlafen, wegen des plötzlichen Kindstods. Das gewöhnt sich schon dran.” “Stellt euch nicht so an!” “Komisch, unsere Tochter schläft schon 12 Stunden am Stück..”

Alles NICHT hilfreich. Denn oh Wunder, jedes Kind ist anders. Und nur weil das eine gerne fröhlich auf der Decke liegt und vor sich hin sabbert, heißt das noch lange nicht, dass das auch für das Kind nebendran gilt. Aber das lernen (die meisten) Mütter dann spätestens mit Kind 2. Ja und bei den anderen ist dann eh Hopfen und Malz verloren.

Außerdem nicht hilfreich waren die Versuche, das Kind alleine zum Schlafen zu bringen, damit es “das lernt”. Wir haben zwar zum Glück keine Ferber-Experimente gestartet wie andere in unserer Krabbelgruppe. Aber auch die zarten Versuche ohne Einschlafbegleitung oder im eigenen Zimmer hätte ich mir einfach sparen können.
Auch Vergleiche mit anderen Kindern haben mir eher selten bis gar nicht gut getan und auch den Osteopathen oder das Telefonat mit der Schlafberatung hätte ich mir sparen können.



Wir mussten unseren eigenen Weg finden. Unserem Kind zu vertrauen und auch auf seine Gefühle zu vertrauen, hat uns so viel mehr gebracht als auf die vielen Stimmen von außen zu hören.

Und wann wurde es nun besser?

Tja, die Frage ist gar nicht mal so einfach zu beantworten. Denn WAS genau wurde denn “besser”?
Sensibel und feinfühlig ist unsere Tochter auch heute mit vier Jahren noch. Mittlerweile kann ich das als eine ihrer großen Stärken wahrnehmen. Doch auch heute gibt es mitunter noch heftige Gefühlsausbrüche und den Drang nach viel körperlicher Nähe. Aber wenn mir auch mal Abstand gewährt wird, kann ich diese Nähe auch selber genießen.
Das Schlafen – eines der zentralen Themen dieser Zeit – wurde tatsächlich besser, als sie so etwas über zwei Jahre alt war. Da war dann aber bereits Töchterchen Nummer Zwei auf der Welt und weckte mich. 😉
Heute mit knapp vier Jahren kommt die Große fast jede Nacht zu uns ins Schlafzimmer. Allerdings schläft sie bis auf dieses eine Aufwachen wie ein Stein, was ich früher nicht zu hoffen gewagt hätte. Ich würde die Frage nach “Wann wurde es besser” dennoch etwas anders beantworten. Und zwar so:

Unser Alltag wurde besser, als wir die Bedürfnisse unserer Tochter akzeptierten.

Als wir nicht mehr an ihr “rumerzogen”, sondern ihr all die Nähe und Rückversicherung boten, die sie brauchte. Die Unzufriedenheit wurde bei ihr besser, als sie immer mehr Kontrolle über ihren Körper erlangte. Bewegung war unendlich wichtig für sie und ist es auch heute. Dieses Kind sprüht nur so vor Energie. Ständig hüpft und springt und rennt sie. Kein Wunder, dass sie das Rumliegen irgendwie doof fand.

Diese ersten Entwicklungsschritte machte sie wahnsinnig schnell. Schon im Krankenhaus konnte sie ihren Kopf heben, nach nur wenigen Wochen ihre Hände gezielt bewegen und ja, dieses Kind konnte mit neun Monaten allein laufen. Aber jeder dieser Entwicklungsschritte war hart von ihr erarbeitet. Mit viel Weinen aber auch mit viel Ehrgeiz. Hatte sie ein neues Ziel, gab es kein anderes Thema mehr. Auch nachts wurde rollen oder krabbeln geübt. Und hatte sie einen neuen Meilenstein erreicht, machte sie sich sofort an den nächsten.

An Weihnachten filmte ich sie, wie sie ihre ersten ungelenken Krabbelversuche machte und noch am selben Abend zog sie sich am Tisch hoch und übte Laufen. Zu sprechen begann sie übrigens dafür erst so richtig mit zwei Jahren. Also macht euch bloß nicht verrückt, wenn euer Wurm gerade mit neun Monaten vor euch liegt und sich noch über seine eigenen Füße freut. 😉 So ging das das ganze erste Jahr hindurch. Und im zweiten war zwar nicht alles anders, aber doch vieles einfacher geworden.

Denn auch wir Eltern waren gewachsen.

Mit und an diesem Kind. “Wie schafft man das nur?” ist ja auch so eine Frage, die sich Eltern mit High Need Kindern öfter mal stellen lassen müssen. Man schafft es halt. Irgendwie. Denn aussteigen geht ja nicht. Aber ich war besonders bei diesem Kind unendlich froh, als es älter wurde.

Geschafft haben wir es mit viel Verständnis und viel gegenseitigem Rückhalt. Und irgendwie spürten wir dann auch, dass wir nicht nur die Kraft für dieses High Need Kind hatten, sondern trauten uns sogar zu, noch ein zweites Mal durch ein Babyjahr zu gehen.

Und wie habt ihr das erste Jahr mit eurem Kind erlebt? Hattet oder habt ihr auch ein High Need Kind? Wenn ja, was hat euch geholfen? Und wie hat es sich bei euch entwickelt?

Ich freu mich von euch zu hören. Love, eure Sonja <3

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Hallo ihr Lieben,

wer mag mir von seinen Erfahrungen mit einem Schreibaby berichten? Ich freue mich von euch zu hören.

LG
Sonja

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Hallo Sonja, ich schreibe dir sehr gerne. Auch bei mir im kkh stellte sich schnell heraus, dass meine kleine etwas anders ist. Sie schrie und schrie, nur an der Brust war sie ruhig, der hörtest stresste mich gewaltig, da ich es nicht schaffte, die kleine in ihr Bett zu legen und sie dabei schlief. Die Hebammen rieten mir zum zufüttern, da die ersten 3 Tage keine Milch kam. Ich gab ihr keine, meine Milch kam und auch das führte aber nicht dazu, dass meine kleine mal schlief. Von Anfang an schlief sie an meinem Busen und ich dürfte mich keinen Millimeter bewegen. Babybett und Kinderwagen sind heute mit 8 Monaten immernoch reine Deko, leider konnte ich nicht auf das Tragetuch zurückgreifen, da meine Kleine das gehasst hat. Ich verbrachte also die ersten 3, 4 Monate mit dem Baby auf der Coucj und im Bett, im Haushalt habe ich nichts gemacht, das Essen wurde mir von der Familie so hingestellt, dass ich mit einer Hand essen konnte. Geduscht wurde mit Geschrei im eiltempo. Spaziergänge brach ich immer wieder ab, da es nichts brachte. Auch Autofahren ist immer anstrengend.
Ich war beim Kinderarzt, beim ostheopathen und sogar beim Wunderheiler, aber wirklich besser wird es jetzt Schritt für Schritt. Je mehr die Kleine kann, desto weniger unzufrieden ist sie. Aber kaum kann sie etwas, will sie schon ein oder zwei Schritte weiter sein. Was mich gewundert hatte, ich ging mit ihr als sie 8 Wochen alt war zum Pekip. Ich hatte so eine Angst, dass sie die ganze Stunde nur schreit, aber sie hielt sich tapfer und war die einzige, die unzufrieden war als es vorbei war.
Heute ist sie 8 Monate, sie lächelt immer alle an, sie quiekt vor Freude, wenn sie Hunde sieht, sie brabbelt den ganzen Tag vor sich hin. Sie wird nachts immernoch 3 oder 4 mal wach, muss kurz an die Brust und schläft weiter, aber ich darf mich auch drehen und sie nuckelt nicht mehr durch. Sie bewegt sich den ganzen Tag, zieht sich überall hoch und will endlich laufen. Sie hat eine Energie und kommt oft mit nur 7 Stunden Schlaf nachts und eine über den Tag aus. Sie will einfach nicht schlafen, das ist auch meist ein Gemecker bis sie endlich schläft.
Aber ich liebe meine Tochter genauso wie sie ist.
Auch wenn ich doch sagen muss, wenn ein Geschwisterchen kommt: bitte ein Anfängerbaby! Ich würde auch mal gerne mit einem Baby spazieren gehen und entspannt durch die Gehend schlendern 😉

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Liebe Teatime,

oh das kommt mir alles so bekannt vor.
Mir ging es in der Babyzeit ganz genauso. Ich war so neidisch auf diese anderen Mütter, die alles mögliche mit ihren Kindern unternahmen.
Und ich muss gestehen, dass es mich noch heute befremdet, wenn ich Babies auf großen Stadtfesten, in Cafés oder an anderen lauten Orten sehe.
Nicht, dass ich den anderen Müttern das nicht gönne.
Mir fällt einfach sofort das Schreikonzert ein, dass ich nach jeder Unternehmung geerntet habe.. :-[
Ich finde du hast das ganz hervorragend gemeistert. Und selbst wenn ein zweites Kind kein Anfängerbaby sein sollte, so bist du doch auch keine Anfängermama mehr... ;)
Ich wünsche dir alles alles Gute für dich und deine Tochter!

Liebe Grüße, Sonja

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Ich habe auch ein High Need Baby.. er ist nun 13 Monate alt und im Vergleich zu anderen seines Alters viel fordernder und einnehmender. Alleine einschlafen geht bis heute noch nicht. Die Regulationsstörung ist nach wie vor vorhanden, Schnuller wird nicht akzeptiert. Die ersten 4,5 Monate hat er von morgens um 7 Uhr bis abends 21 Uhr durchgebrüllt.. ich habe jeden Tag ab Nachmittag nur noch geweint weil ich nicht mehr weiter wusste. Ich war leider auch noch viel alleine, da meln Mann viel arbeitet. Als er 5 Wochen alt war habe ich mir dann eine Trage angeschafft und das war das beste was ich machen konnte. Wir kommen zwar nicht mehr so wirklich davon los, aber was soll’s 🙈
Alles in allem ist er aber ein wundervoller Junge der sehr sensibel und auch verschmust ist. Ich denke ein High Need Baby ist es auf jedenfall wert seine volle Kraft dafür zu geben 🤩

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Der Alltag gerade am Anfang ist schon der Hammer, oder?! Ich kann dich so verstehen. Aber auch das klingt ja danach, als hättet ihr das Allerschlimmste schon hinter euch. Toi toi toi. Die Trage wurde bei uns ungefähr ab einem Jahr weniger. Und iwann wollte sie viel lieber selber laufen und halt zum trösten auf den Arm. Und nachts natürlich... 😅 Ich drücke dir auch alle Daumen, dass es ab jetzt stetig weiter bergauf geht. Liebe Grüße

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Hallo liebe Sonja, ich habe mich sehr über Deinen Beitrag gefreut. Ich habe sehr viele Gemeinsamkeiten mit Dir, schon unser Name :-) ich habe 2 Töchter, meine Große ist auch bereits 4 Jahre alt, wie bei Dir. Und unsere Kleine ist jetzt 9 Monate alt.

Wir haben allerdings das große Los gezogen und auch das zweite Kind ist ein 24 Stunden Baby. Doch dieses Mal war ich schon darauf vorbereitet und hatte gar keine Ansprüche mehr: wie z.B. im Café sitzen oder alleine Einschlafen.

Bei beiden Babys habe ich schon im Krankenhaus auf der Wochenstation gemerkt: mein Kind ist anders, es schläft einfach nicht alleine und ich habe den ganzen Tag mit Baby an der Brust verbracht, damit das Geschrei am besten gar nicht erst los geht.

Bei der Großen habe ich noch versucht irgendwelche Kurse mitzumachen, aber es hat mich einfach nur gestresst und deprimiert: alle anderen Mütter haben entspanntere Babys als ich, nur mein Baby schreit ständig die Kurse zusammen.
Darunter hat mein Selbstbewusstsein gelitten und die Probleme wurden eher größer als kleiner.

Bei beiden Mädchen hat immer ein ruhiger, geregelter Tagesablauf ohne viele neue Eindrücke am meisten geholfen. Und natürlich das Eingehen auf dieses starke Bedürfnis nach Nähe und Verständnis.

Ich stelle mir bloß öfter die Frage: hat irgendetwas in der Schwangerschaft ( vielleicht Vitaminmangel oder Hormonschwankungen) diese Regulationsstörung ausgelöst? Hätte ich das vielleicht irgendwie verhindern können?
Denn das viele Schreien und die häufige Müdigkeit und damit verbundene Unzufriedenheit hätte ich gerne irgendwie verhindert.

Aber jetzt bei der kleinen Tochter bin ich im ganzen Stress auch irgendwie getrost und sage mir: sie wird bestimmt genau so eine tolle Persönlichkeit wie ihre große Schwester. Und dann haben sich all die Umstände jetzt total gelohnt!

Ich wünsche Dir und allen anderen Müttern mit ihren gefühlsstarken Kindern ganz viel Kraft, Hilfe/Unterstützung in der Familie und die Gewissheit, dass man ein Baby durch Eingehen auf Bedürfnisse niemals verwöhnen kann.
Ganz herzliche Grüße von einer weiteren Sonja

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Liebe Sonja, danke danke danke für deinen Post. Und wie lustig, was sich da alles doppelt. Da hast du ja tatsächlich ganz große Los gezogen..
Ich habe ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung, warum es bei manchen Kindern zu solchen Regulationsstörungen kommt. Ich hatte immer unsere sehr holprigen, eingeleitete Geburt in Verdacht. Aber ich habe dafür keinerlei medizinische Belege. Es ist nur ein Gefühl. Ansonsten kann ich nur sagen, mach dich nicht verrückt mit dem Warum. Es bringt ja leider nichts. Du bist für deine Kinder da und hast ja auch schon gesehen, was mit einem liebevollen Auffangen alles wieder wett gemacht werden kann. Ich wünsche auch dir alles alles Gute! Liebe Grüße von deiner Namensschwester

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Unsere Große kam fast vier Wochen zu früh per Kaiserschnitt auf die Welt.
Am ersten Tag war sie zu schwach für alles.
Dann, so langsam, zeigte sie aber, was sie für Energie hat und ich lief des nachts die Flure im Krankenhaus auf und ab.

Nach sechs Tagen konnten wir nach Hause und die 40 min Autofahrer dahin hat sie nur geschrien.
Das ging zu Hause so weiter.
Leider war sie fürs Stillen zu schwach und ich musste abpumpen. Zu Hause angekommen, musste sie also noch warten, bis ich abgepumpt hatte, und schrie natürlich weiterhin.
Dann trank sie endlich- und vom vielen Schreien spuckte sie die gesamte Ladung sofort wieder auf.
Und schrie... Und schrie...
Und ich heulte mit. Und wollte wieder ins Krankenhaus.

Kinderwagen fand sie blöd. Sie wurde ausschließlich im Tragetuch getragen. Dort weinte sie zwar nicht, aber grummelte unentwegt vor sich hin.
Denn vier Monate Koliken hatte sie auch noch.

Nachts konnte sie nur hochkant auf meinen angewinkelten Beinen schlafen. Wenn man von schlafen überhaupt reden kann.

Ich weiß noch, dass einmal eine Freundin zu Besuch war und währenddessen unser Kater einen Gegenstand vom Wohnzimmertisch schmiss.
Daraufhin weinte meine Tochter eine halbe Stunde am Stück, ohne sich zu beruhigen.

Wenn ein Tag mal etwas aufregender war, schmiss sie abends ihren Kopf stundenlang von einer Seite zur anderen und kam nicht zur Ruhe. Manchmal habe ich ihr die Augen und Ohren zugehalten, damit sie etwas abschalten kann.
Auf meinem Bauch wollte sie übrigens nie schlafen.
Ganz im Gegenteil: mit neun Monaten kam sie in ihr eigenes Zimmer, weil sie bei jedem Knarren des Bettes aufwachte und weinte und mein Mann es gewagt hatte, sich mehrmals pro Nacht umzudrehen...xD
Allein schlafen wollte sie aber nicht, sodass ich in ihr Zimmer auf eine Matratze zog und ihr genau das an Nähe gab, was sie brauchte und zuließ: einen Finger von mir zum Greifen.

Mittlerweile ist sie sechs Jahre alt und geht nun zur Schule. Sie ist immer noch keine gute Schläferin, aber lässt uns in Ruhe nachts und morgens. Es kommt öfter vor, dass ich nachts auf Toilette gehe und sie in ihrem Zimmer spielt.
Sie ist sehr sensibel. Wir Eltern leben vegetarisch, aber unsere Kinder dürfen Fleisch essen. Mit 3,5 Jahren entschied sie, dass sie keine Tiere mehr essen möchte, weil sie das leid nicht erträgt. Vom veganen Leben konnte ich sie gerade so abhalten. Das darf sie dann in paar Jahren machen, wenn sie will. Von ihr kommen dann Sätze wie "die Kuh Mama weint aber bestimmt ganz, ganz doll, wenn das Baby weg genommen wird. Das ist doch nicht fair. Wir dürfen die Milch für das Kalb nicht nehmen."

Sie fühlt sich in alles und jeden rein. Mit drei Jahren kam sie in den Kindergarten, aber es hat eine Ewigkeit gedauert, bis sie dort wirklich ankam. Eine Erzieherin meinte mal, sie trägt den Weltschmerz in sich.

Auf sie ist 100prozentig Verlass, sie ist sensibel, liebevoll, strebsam, vernünftig. Die Beziehung zu mir ist extrem eng. Der Papa hat keine Chance, mit ihr richtig warm zu werden. Was daran liegt, dass der Papa sehr rational ist und sie einfach nicht versteht.

Jetzt, wo ich schwanger bin, nimmt sie viel Rücksicht.
Und ja, mit ihrer kleinen Schwester zankt sie sich ständig. Aber insgesamt passt sie sehr auf sie auf und würde nie zulassen, dass ihr etwas passiert :)

Die Schwester ist übrigens 2,5 Jahre jünger, kam pünktlich zum Termin auf die Welt, das Stillen klappte super, sie schlief gern auf mir drauf und auch jetzt in ihrem eigenen Zimmer schläft sie extrem tief und fest, sie ist ein Rabauke, voller Energie, Temperament, hat immer gute Laune.. Naja, fast immer xD
Sie ist viel, viel einfacher zu handhaben, man hat viel mehr Spaß mit ihr... Aber die Bindung zu ihr wird nie so stark sein wie zur Großen.
Ich liebe beide unendlich doll, nicht falsch verstehen, aber die Kleine würde auch ohne mich ein glückliches Leben meistern. Bisher sehe ich das bei der Großen nicht.

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Hallo Sonja,
danke für fas Teilhaben an eurem Leben! Auch allen anderen möchte ich danken! 😊
Auch ich habe eine Tochter die sooo sensibel ist!
Ich habe bereits im KH gemerkt, dass sie mehr weint als andere Babys! Aber die ersten Tage waren dennoch im Verhältnis entspannt

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Ups... ausversehen abgeschickt 🤔
Als sie 2 Wochen alt war ging es richtig los... sie schrie und schrie und schrie! Sie tat/tut sich unglaublich schwer mit dem Einschlafen! Sie schlief nur an oder auf Mama oder Papa, meistens ging nur Mama. Am Tag war sie nur noch im Tragetuch, weil sie sich anders nicht mehr beruhigen lies, sie braucht/e die Enge und Nähe und dabei ganz viel Bewegung! Nachdem sie dann schreiend eingeschlafen war konnte ich mich aber auch problemlos hinsetzten!
Die ersten 6 Wochen stillte sie vorallem abends fast durchgängig, nachts oft stündlich. Nach den 6 Wochen schrie sie in der Zeit von 21-24 Uhr immer durch! Übertag hatte ich immer schon Angst wenn sie wach wurde, dass es wieder losgeht! Ich fragte mich zeitweise wir ihre Augen eigentlich noch aussahen, weil sie schon mit geschlossenen Augen aus dem Schlaf anfing zu schreien! Am schlimmsten war für mich diese große HILFLOSIGKEIT, mit tat es soooo so weh meine kleine Tochter so zu sehen! Ich konnte ihr nicht helfen... Auch wenn ich heute weiß ich habe vieles richtig gemacht, blutete dennoch mein frisch geborenes Mutterherz so unbeschreiblich! Wie viel Tage und Nächte ich sie schreiend im Arm hatte und einfach mit geweint habe weiß ich nicht mehr!
Als sie 5 Monate war, konnte ich nicht mehr... vorallem der Schlafmangel machte mir sehr zu schaffen! Ich war sehr häufig krank (wahrscheinlich, weil meine Immunsystem so sehr unter den körperlichen und auch psychischen Strapazen litt), hatte sogar die Influenza in der Zeit! 😡 Als wenn nicht alles schon genug wäre...
Ich habe dann eine Federwiege gemietet und später auch gekauft! Die Enge und dieser abgeschlossene "Raum" gaben ihr halt! Die erste Nacht als ich alleine 3 Std. am Stück geschlafen habe, war sooo erholsam! Ich habe viele Kurse mir ihr besucht... und hatte immer große Angst, dass es vielleicht nicht klappen könnte... natürlich liefs nicht immer rund, aber ich hatte/habe (fast) immer das Gefühl, dass ihr die Kurse und vorallem der Kontakt zu anderen Kindern besonders gut taten!
Als sie mit 9 Monaten anfing zu robben wurde alles deutlich besser! Heute benötigt sie mit ihren fast 12 Monaten immer noch seeehr viel Körperkontakt, sie ist sehr sensibel, aufgewecktest und ich habe das Gefühl ein sehr empathisches Kind! Sie liebt andere Kinder und ist sprachlich sehr weit entwickelt! Ich liebe meine Tochter mehr als andere auf dieser Welt! DANKE das du unser Leben so, so sehr bereicherst!

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Mein High-Need-Kind ist inzwischen 7 Jahre alt, ist ein wunderbarer Mensch - sehr empathisch, sehr intelligent und alles was sie anfasst wird was. Sie ist ausgeglichen und fröhlich und bereichert unseren Alltag so sehr.

Auch ich habe damals mit mir gehadert: überfüttere ich sie, trage ich sie zu viel, stille ich schon zu lange und zu oft, verwöhne ich sie zu sehr (mit was auch immer), dramatisiere ich alles, muss sie allein schlafen lernen?

Alles Quatsch. Wirklich. Folgt eurem Instinkt. Let it go.

Auch ich war neidisch, auf Mütter die ihre Kinder einfach so ablegen konnten und auf die, die ihre Kinder einfach im Wagen "spazieren" fahren konnten, oder einfach so nach dem Stillen "abdocken" und ins Bett legen. Bei uns hatten KiWa-Runden nie etwas mit "spazieren" zu tun, sondern mit Stress. Oft schob ich den leeren Wagen vor mir her, Kind im Tuch. Sie wehrte sich wehement gegen das Liegen. Autofahren ging gaaaar nicht. Brei essen erst mit 9 Monten, bis dahin hab ich voll gestillt, Durchschlafen erst mit 2 Jahren. Sprechen konnte sie extrem früh, windelfrei war sie schon vor ihrem ersten Geburtstag, dafür Laufen erst spät.

Aber: Für mich war das irgendwann alles normal, ich kann inzwischen sogar herzlich über einige Ereignisse lachen und ich lernte, dass jedes Kind alles was es können muss, selbst lernt. Aber eben zu seiner *eigenen* Zeit. Es braucht die Nähe und das Urvertrauen der Eltern, dass das schon noch wird. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. ;-) Und das "Let it go" muss auch nicht heißen, dass man seine eigenen Bedürfnisse völlig zurückstellt und sich aufgibt. Aber wer wann welches Bedürfnis in welcher Weise erfüllt bekommt, das ist ein Balance-Akt und wird zwischen Eltern und Kind immer wieder neu ausgehandelt.

Unser zweites Kind war übrigens deutlich "einfacher" als Baby, aber dafür als Kleinkind sehr willensstark, sehr geräuschempfindlich hoch sensibel und stellte unsere Nerven genau so wie das erste, aber einfach nur später auf die Probe.

Da dachte ich manchmal: Ein anspruchsvolles Baby kann man wenigstens rumtragen, bei einem Kleinkind wird das schon schwieriger... Hihi.
:-D

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Was für eine tolle “Zusammenfassung“. Ich habe das Gefühl, mir würde beim Lesen ein Spiegel vorgehalten.

Ich Frage mich heute sehr oft, wieso ich mir mit dem ersten Kind so einen Stress gemacht habe... - weil die Gesellschaft das wohl so verlangt. Ich bin am Thema “Schlafen“ fast verzweifelt, weil ich immer meinte, er müsste jetzt auch mal allein einschlafen. Erst in dentschieden Phasen in denen ich akzeptierte, dass er das eben nicht kann bzw. In denen ich mich damit Abstand, dass das unser Ritual ist könnte ich selbst mal runterkommen. Und mit einem Kind kann man sich die Freiheit für solch zeitaufwendige Rituale ja ohne Probleme noch nehmen.

Heute mit dem dritten Kind und zweiten High Need Baby nehme ich das ganze recht entspannt.
Die ersten drei Monate wäre anstrengend, da ich mir bei der Geburt den Rücken zerschossen habe, war den ganzen Tag Tragen natürlich nicht der Hit, aber ich wusste, es wird besser und dieses Mal bekam ich auch weniger schlaue Ratschläger und Mitleid, sondern häufig einfach “Mut“ zugesprochen. Das hat mir sehr geholfen.
Ich ärgere mich heute häufig darüber, dass die Wohnung im Dreck versinkt, aber ich kann damit leben (muss ich ja auch).
Ich versuche mir morgens schon zu überlegen, was ich in den 2 x 20-30 Minuten mache in denen er schläft und die Großen Kiga sind, schaffen tue ich aber natürlich nicht viel.
Ich vermisse ein bisschen das Nähen, was ich als meine Tochter Baby war ohne Probleme in den Schlafpausen machen könnte, aber ich habe Hoffnung, dass wir irgendwann wieder auf längere Schlafphasen kommen.

Aber das jedes Baby anders ist kann ich nur bestätigen.

Ich wünsche allen high Need Babys viel Kraft. Nehmt die Babys an wie sie sind und macht das beste daraus. Akzeptiert, dass ihr das erste Jahr nichts schafft außer Baby.
Alles Liebe.

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Danke für Deinen Beitrag. #pro

Meine Zwillinge sind inzwischen 8 Jahre alt und meine Große ist 11.

Mein Sohn war auch ein Schreibaby. Die Zeit habe ich nicht vergessen .....

Er hat JEDEN Abend ab ca 17 Uhr geschrien, meistens bis tief in die Nacht, manchmal bis morgens 6 Uhr .... Mit kurzen Unterbrechungen von maximal 15 Minuten,....

Und seine Zwillingsschwester ein Spuckkind (Das haben viele Frühchen) , welche bis zu 5x am Tag die komplette Milchladung ausgespuckt hat, meistens zielsicher auf ihren Bruder. Also beide Babys waschen, neu anziehen und Bett neu beziehen bzw Krabbbeldecke waschen...

Und die große Schwester, grad 3 Jahre alt geworden, war voll in der Trotzphase.

Und der Papa? Von Montags bis Freitags weit-weg auf Montage,....

Ich hatte lange Hebammenbetreuung, weil meine Tochter schlecht zunahm, weil sie soviel ausspuckte.

Ich ging echt auf dem Zahnfleisch. .... Wenn mein damaliger Mann Freitags abends nach Hause kam, bin ich ins Bett gegangen und habe tief und fest geschlafen, meistens bis Samstags am späten Vormittag....

Von überall bekommt man Ratschläge.... das kenne ich auch ...

Als ich mit den Kindern nach einem Arztbesuch in der Stadt war, bekam mein Sohn wieder eine Schreiattacke und ich musste mich als Rabenmutter beschimpfen lassen, mehrere Menschen stellten sich um mich und ihre "Anführerin" beschimpfte mich übelst. Ich bin ihr mit dem Zwillingswagen hinterher, habe sie gefragt, was ihr einfalle, mich so zu beschimpfen, ob sie meinen Sohn kenne und seine Krankengeschichte. Die Frau lief vor mir weg, ohne dass ich eine Antwort bekam ...

Mein Sohn kam mit einer Lippenspalte auf die Welt, wurde mit 4 Monaten das erste mal operiert. Es folgten 5 weitere OPs. Die letzten beiden in den letzten 12 Monaten

.... Er hat zudem Asthma und Neurodermitis. Als Kleinkind hatte er so schlimm Neurodermitis, dass er regelmäßig morgens blutig gekratzt im Bett lag. Er hatte einen Spezialanzug, welchen er sich regelmäßig kaputt gerissen hat.
Jahrelang habe ich in seiner Klinik gebeten, dass andere Tests gemacht werden.
Denn obwohl ich cremte und cremte und ihn badete und 2x am Tag die Verbände machte, wurde es nicht besser. Jedes mal wurden die Cremes umgestellt, bloß keine Cortisoncreme. Statt dessen wurde er zweimal am Tag von mir eingecremt, dann mit nassen Verbänden komplett verbunden, darüber kamen trockene Verbände und darüber sein Spezialanzug. Nach 2 Stunden wurde alles wieder abgewickelt. 2x am Tag.
Die Cremes brannten und er schrie jedesmal vor Schmerzen.
Ich glaube, er war auch deswegen Schreikind, weil ich als Mutter ihm Schmerzen zugefügt habe, weil er noch nicht verstehen konnte, dass ich ihm damit helfen wollte.
Anstatt dass man die Tests machte, wurden jedes mal seine Cremes wieder umgestellt. Zum Schluss hatte ich 7 verschiedene Töpfchen mit Cremes und er bekam andauernd Antibiotikum, weil seine Haut entzündet war,.....
Und mir wurde unterstellt, ich würde ihn nur nicht richtig eincremen...
Selbiges hat mir auch mein jetziger Ex Mann jeden Freitag unterstellt, wenn er nach Hause kam und seinen Sohn wieder völlig verkratzt vorfand und auch seine Familie warf mir das teilweise vor. Eine aus seiner Familie meinte sogar, ich würde ihn extra nicht eincremen, um Aufmerksamkeit zu bekommen..... Es war ein Albtraum ....

Weil die Pflege soviel Zeit in Anspruch nahm und ich ja noch die anderen beiden Kinder hatte und in der ganzen Woche alleine war, beantragte ich eine Hilfe. Diese wurde abgelehnt, weil Babys ja generell 24 Stunden am Tag Pflege bräuchten und daher kein Sonderbedarf bestünde. Auch der Widerspruch wurde abgeschmettert....

Ich wechselte die Klinik, dort wurde ich aber auch nicht erst genommen. Ich solle seine Medikamente erhöhen und ihn mit Nivea pflegen!!!
Mein Sohn konnte zwischendurch nicht einmal laufen, weil seine Beine so zerkratzt und verkrustet waren .... Ich war mit den Kindern auf dem Spielplatz, aber er saß nur bei mir auf dem Schoß ....

Nach 3 Jahren fand ich endlich eine Ärztin, die endlich den Test machte, und der fiel katastrophal aus .... Wir stellten daraufhin seine Ernährung komplett um und er bekam ein spezielles Medikament. Und in den Folgewochen konnte man sehen, wie sich die Haut besserte und mein Sohn war insgesamt auch viel zufriedener, was nachvollziehbar war.


Warum er ein Schreikind war? Wegen seiner Gesundheitsgeschichte. Wegen seiner Neurodermitis. Und wohl auch wegen der Regulationsstörung. Er hat bis heute Probleme, wenn viele Geräusche auf einmal zu hören sind und zeigt autistische Züge.
Auf die Scheidung von meinem Mann hat er ebenfalls sehr stark reagiert.

Aber er hat seinen Weg gefunden. Immer der gleiche Tagesablauf hilft ihm. Er zieht sich zwischendurch zurück und konzentriert sich auf eine Aufgabe, um alles andere auszublenden.

Er ist ein sensibler, lieber und toller Junge, in der Schule trotz der Fehlstunden sehr gut. Er braucht viel Nähe und kuschelt noch immer sehr viel mit mir. Gefühle drückt er oft mit selbstgemalten Bildern aus. Aktuell steht im Raum, dass er ein Hörgerät bekommen soll, aber wir haben einen sehr guten Weg gefunden, damit umzugehen und blicken optimistisch in die Zukunft.


Ich kann die Zeit von damals nicht vergessen. Vor allem, dass man zum einen überhaupt nicht ernst genommen wird und statt Hilfe bekommt man noch Vorwürfe und Anschuldigungen, während die Ärzte weiter ihr Schema F durchziehen und zum anderen, dass man auch so alleine gelassen wird ......
Und auch, wie manche Menschen mich in der Öffentlichkeit angegangen haben.
Eine Situation am Flughafen war folgende: Eine Frau vor uns starrte meinen Sohn an und sagte "Halten sie mal bitte etwas Abstand, nicht, dass der mich noch ansteckt!"
Mein Sohn drehte sich zu mir und weinte.... Ich wollte der Frau meine Meinung sagen, aber tröstete lieber meinen Sohn ...

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Mir kommen die Tränen. Mein Baby ist 4 Monate alt und ist auch so anhänglich. Es ist so erleichternd, dass auch andere sowas "durchmachen". Ich habe immer das Gefühl, dass ich was falsch mache, weil jeder sagt: - Hör auf zu stillen
-Das Baby MUSS in seinem Bett schlafen
-Lass ihn doch einfach mal heulen
Bla bla bla niemand versteht das mein Baby meine Nähe braucht. Wenn er tief und fest schläft und ich aufstehe, dann schläft er ca. 1std. Wenn ich neben ihm liege schläft er die Nacht durch. Wenn ich ihn in seine Wippe lege und vor mich stelle klappt das mittlerweile 10 Minuten lang, was mittlerweile ein Meilenstein für uns ist. Am Anfang konnte ich ihn keine Sekunde lang ablegen. Was andere nicht verstehen: DAS IST KEIN VERWÖHNEN, MEIN BABY BRAUCHT MEINE NÄHE!
Ich liebe mein Kind und wenn er mich braucht bin ich da auch wenn es anstrengend ist, auch wenn es 24/7 ist .. dafür bin ich Mutter geworden.