feiertagsdiskussion

hallo zusammen!

mich interessiert, welches erziehungskonzept ihr "anwendet". es gibt ja massig ratgeber in dieser hinsicht. von "kinder brauchen grenzen" über "jedes kind kann schlafen lernen" bis zu "das geheimnis glücklicher kinder" und, und, und.

ich habe mit meiner mutter eine lange diskussion gehabt, denn ich wende positive formulierungen an und das wort nein zB nur dann, wenn es tatsächlich notwendig ist und nicht ständig in jedem 2. satz, wie es andere handhaben ("nein, daran sollst du jetzt nicht lutschen")
tatsächlich habe ich meiner tochter bisher noch nie "NEIN" zu irgendwas gesagt, sondern ihr alternativen angeboten - was sehr gut klappt. das "nein" kommt früher oder später sowieso (sie ist 6 monate). ich sage dann zum beispiel "ich möchte, dass du daran lutschst". das unterbwußtsein versteht nagationen nicht, daher wende ich verbote an, wenn sie unabdingbar sind.

mich haben zwei bücher am meisten beeindruckt: "in liebe wachsen" und aktuell "das kompetente kind" von jesper juul:

>> Juul geht davon aus, dass das Kind von Geburt an sozial und emotional ebenso kompetent ist, wie ein Erwachsener. Diese Kompetenz, die sich entsprechend der kindlichen Reife äußert, muß ihm nicht erst durch Erziehung, d.h. durch die Eltern oder durch Institutionen, beigebracht werden. Traditionelle Erziehung, so Juul, benutzt überwiegend verbale Strategien. Damit wird ignoriert, dass Kinder Verhalten durch Imitation lernen. Kinder müssen beobachten und experimentieren dürfen, dann fügen sie sich durch Nachahmung in die Kultur ein. So kooperieren Kinder. Ein ständiger Strom von Ermahnungen und Erklärungen bewirkt, dass das Kind sich dumm fühlt oder falsch. Auch wenn der Umgangston eher freundlich und verständnisvoll ist, wird dennoch die Botschaft gesendet: "Du bist nicht gut genug". Damit wird dem Selbstbild und der Selbstachtung des Kindes großer Schaden zugefügt. Ein Kind kann sich dagegen nicht wehren.

Kinder wissen, was und wie viel sie essen möchten, ob sie müde sind und wen sie gern mögen. Die Vorstellung vom kompetenten Kind ist für Juul jedoch keine bequeme Ausrede dafür, Kinder machen zu lassen, was sie wollen. Er erklärt anschaulich, dass kleine Kinder noch nicht unterscheiden können zwischen dem, wozu sie Lust haben, und dem, was für sie geeignet ist. Auch für kompetente Kinder müssen Erwachsene Verantwortung und Fürsorge übernehmen. Jesper Juul ist selbst in einer Zeit aufgewachsen, als Kinder von ihren Eltern für das Leben in Öffentlichkeit und Familie "dressiert" wurden und man Konflikte nach Möglichkeit verleugnete. Gehorcht werden musste dem, der die Macht hatte und durchsetzte. Juul ist der Meinung, dass Gehorsam Freude an der Verantwortung ausschließe. <<

(mehr lesen: http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Erziehungsfragen/s_413.html oder
www.kinder-brauchen-feste-wurzeln.de/sites/Literatur/ Zusammenfassung%20Kompetentes%20Kind.doc)

es hat bei mir "klick" gemacht, als ich dieses buch gelesen habe - und entspricht dem, was ich fühle, wenn ich an "erziehung" denke, aber selber nicht benennen konnte. meine mutter versteht das natürlich überhaupt nicht. sie ist ist eher anhänger der traditionellen machtverteilungs-erziehung - in der ich ja letzlich auch glücklich groß geworden bin. und wo es auch heissen kann: "weil ich es sage", "so lange deine füße unter meinem tisch...", "nein, zur strafe ab ins bett...." etc....

grundsätzlich jeder, wie es für ihn am besten ist - dies soll keine "richtig-falsch diskussion" werden, mich interessiert an dieser stelle einfach:

wie "erzieht" ihr?
welchen prinzipien folgt ihr?
funktioniert das für euch immer?
wie steht ihr den typischen "machtkämpfen" gegenüber?

usw.

freue mich auf lebhaften gedankenaustausch!


frohen feiertag!
stina & cajsa



1

Hallo,

ich folge keinen Erziehungsratgebern oder Modellen, ich verlasse mich einfach auf meinen Mutterinstinkt und meine Werte und Vorstellungen. Isabel ist jetzt 11 Monate alt und das mit dem Ablenken funktioniert in dem Alter eben nicht mehr so toll. Wenn sie unbedingt an den Kabeln vom Fernseher, Computer, Stereoanlage usw. rumspielen will, dann kann ich ihr 1000 andere Alternativen anbieten, sie will einfach an den Kabeln spielen und ziehen. Deswegen gibt es ein klares NEIN zu den Kabeln. Klar versuche ich so wenig Neins wie möglich zu haben, aber es gibt einfach klare Verbote wie z.B Klobürste, Müll, Schuhsohlen usw. Sie kennt die Bedeutung des Wortes natürlich, schaut mich dann ganz spitzbübisch an, entweder sie lässt es sein und sucht sich was anderes oder sie geht grinsend noch einmal dran. Es gibt bei uns 3 Mal ein Nein und danach wird sie weggesetzt oder das Ding kommt weg.
LG
Milka

2

klar - das denk ich macht jeder. man "pickt" sich seine überzeugungen raus, folgt nicht "einem ratgeber". spannend finde ich, die unterschiedlichen modelle oder ansichtsweisen zu diskutieren und sich darüberhinaus zu fragen: woher kommen diese überzeugungen eigentlich?
das "nein"-thema ist ja dabei auch nur ein minimales feld. es gibt sinnvolle neins und es gibt eben auch total unsinnige neins.
ich stelle aber auch fest, das theorie und praxis zwei völlig verschiedene dinge sind. es ist eben viel einfacher zu sagen "nein, lass das" als "ja, nimm das" - jetzt mal ganz rudimentär formuliert. ......

3

Hi,

bei uns hat das Thema "schlafen" schon sehr viele Diskussionen nach sich gezogen.

Mein Kleiner ist jetzt erst knapp 5 Monate alt. Er macht Mittagsschlaf wann er will.

- Der muss zu einer bestimmten Zeit ins Bett, und immer gleich in sein Bett, wenn er schreit einfach mal schreien lassen, das Kräftigt die Lungen. Der merkt schon das keiner kommt und schläft dann ein.-

Kommt für mich/uns nicht in Frage. Wer nicht müde ist, braucht auch nicht zu schlafen.


Er geht abends ins Bett, wenn er müde ist. Mal um 19:00 Uhr mal um 21:30 Uhr. Und wenn er nicht alleine bei uns im Schlafzimmer bleiben will, dann geh ich halt mit. Kommt selten vor. Stört mich aber auch nicht.

- Sowas geht nicht. Der gehört alleine ins Bett zu einer bestimmten Zeit. Lass ihn schreien. Du kannst dein Baby doch nicht so verwöhnen. Der gewöhnt sich sonst noch dran.-

Find ich gar nicht schlimm. Der soll sich ruhig dran gewöhnen das jemand da ist, wenn er was hat.


Ich denke da werden noch viele Diskussionen kommen. Ich bin gewappnet!

Liebe Grüße

Carola

4

oh, das kenn ich auch.
meine kleine schläft bei mir im bett, find ich für mich und sie viel schöner. das darf man wirklich nicht "laut" erzählen, die kommentare dazu sind gewaltig: verwöhnen, verziehen, die kriegst du na wieder raus.... sie muss lernen, alleine zu schlafen - all das. ich bin da auch völlig entspannt und höre da auf mein gefühl - und auf sie, die mir "sagt", dass es ihr gut tut. sie wird schon bei zeiten ein eigenes bett fordern. und früher und später heisst es eh "raus aus meinem zimmer". ;-)

ich denke auch, dass "feste schlafenszeiten" regeln sind, die für eltern gemacht wurden, aber wenig mit dem bedürfnis der kinder zu tun haben. ich bin ja auch nicht immer um 23 h müde. mal um 12, mal um 1, mal um 8, weil der tag anstrengend war. ....

wir sind sehr glücklich mit dieser flexiblen routine ;-)

5

flexible routine Find ich klasse! #huepf den ausdruck merk ich mir!


Ich stille meinen Kleinen noch voll. Bemerkungen wie "hast du denn noch Milch" überhör ich einfach.

Schön find ich "Schläft er denn schon durch?"

Meine Standard Antwort: "Ja! Zwischen den Mahlzeiten."

Darf ja eigentlich nicht sein. Wenn er nicht durchschläft ist meine Milch nix! Wie gut das durchschlafen nichts mit einem vollen Bauch zu tun hat.

6

Hallo,

da ich sehr streng erzogen wurde, wollte ich diese Erziehungsform nicht unbedingt wählen, da meine Tochter aber bald 3 Jahre alt wird und mein Kleiner morgen 10 Monate alt, bin ich manchmal gezwungen etwas strenger zu sein, da ich sonst vermutlich selbst am Rad drehen würde.

Wollte meine Kinder niemals zum essen zwingen, aber wenn die lieben Kleinen anfangen plötzlich nur noch Süßigkeiten zu essen (gibt es leider zu viele vom Opa), dann muß ich Mittags auch mal ein Machtwort sprechen, denn ich sehe nicht ein, daß das richtige Mittagessen verschmäht wird, um dann irgendwann mit Süßigkeiten zu überbrücken und abends schon wieder keinen Hunger zu haben.

Ich versuche sehr konsequent zu sein und ich laß mich nicht mehr so schnell auf Diskussionen mit meiner Tochter ein - das beginnt so mit 2-2,5 Jahren, da wäre man dann den ganzen Tag am diskutieren. Sie testet auch seit der Geburt alle Grenzen aus und wenn ich da immer wieder was durchgehen lassen würde, denn wäre hier bald Chaos. Sie muß auch Rücksicht auf ihren Bruder nehmen, denn er ist leider nicht so ein problemloses Baby wie Lena es war.

Trotz allem kommt sie zu mir und kuschelt sehr viel mit mir.

Lena ist im Grunde ein liebes, pflegeleichtes und sehr offenes Kind, was eben nur manchmal an ihre Grenzen erinnert werden muß. Ich denke ich hab bisher in ihrer Erziehung nichts oder nur sehr wenig falsch gemacht. Sie lernt unheimlich schnell und leicht und ist ihren Altersgleichen Freunden immer ein Stück voraus - liegt aber an ihr selbst und bestimmt nicht an meiner Erziehung.

Ach ja, immer funktioniert konsequent sein nicht, denn wenn die lieben Kleinen krank sind, dann ist man schon mal etwas nachsichtiger - sollte man meiner Meinung dann aber auch sein, denn das ist ja kein Dauerzustand ;-)

LG Silke

7

Hallo stina,

wir halten uns an keine Erziehungsbücher oder ähnliches. Auch ich orientiere mich am Mutterinstinkt. Bei Unsicherheit versuche ich es einfach. Wenns nicht funktioniert, such ich eine andere Lösung.

Colin macht sehr selten Mittagsschlaf. Braucht er auch nicht, wenn er nicht mag. Zwingen will ich ihn nicht dazu. Wenn er müde ist, dann darf er schlafen, wie er mag.

Er schläft in seinem eigenen Bettchen, seit er 1,5 Wochen alt ist. Geschadet hats nix. Er schläft prima durch (19-4/5 Uhr) und ist rundum zufrieden.

Colin bestimmt, was er essen will und wieviel. Wenns FLäschchen leer ist und er mehr mag, geb ich es ihm. Wir bieten ihm Brei an. Karotten mag er gern, Karotten mit Kartoffeln ist nicht sein Ding. Also lassen wir die weg. Solange es ihm schmeckt.

Er kann auch abends schlafen gehen, wenn er müde ist. Wir haben allerdings das Glück, dass das meist um die gleiche Zeit ist. Zwischen 18:30 und 19 Uhr. Er scheint das wohl im Gefühl zu haben, wann es soweit ist. ;-)

Mir ist es egal, was andere sagen, dass ich nicht mehr stille. Ich hatte meine Gründe fürs Abstillen. Ihm gehts auch mit Pulvernahrung bestens. Und Kind und Mama gehts durch die Umstellung richtig gut.

Wir haben auch kein Problem damit, wenn die Familie oder Freunde den Kurzen auf dem Arm haben. Er liebt das, wenn er viel Aufmerksamkeit bekommt. Wenns ihm reicht, macht er sich bemerkbar. Genauso ist es kein Thema, dass wir ihn auch mal bei Eltern abgeben. Dort fühlt er sich super wohl und ist gut behütet. Auch, wenn er das erste Mal mit 6 Wochen dort war ohne Mami oder Papi.

Wir haben das Buch "Oje ich wachse", wo ja auch ein paar spielerische Übungen drin sind. Das ist eigentlich das Einzige, woran wir uns etwas orientieren. Wir setzen ihn allerdings nicht unter Druck, wenn er Fähigkeiten später bekommt als üblich. Was ist schon normal?

Colin entwickelt sich prima, ist ein richtiger Sonnenschein (wenn er nicht grad, wie heute, heftig mit den Zähnchen zu tun hat) und bereitet uns jeden Tag aufs neue Freude.

Jeder sollte für sich selbst herausfinden, wie er sein Kind erzieht. Ob er sich an Bücher hält, an Ratgeber, an Hinweise von anderen oder es nach seinem eigenen Kopf macht. Die meisten Entscheidungen treffen wir eh aus dem Bauch heraus. Und die sind meist die besten.

LG
Franzi mit Colin (*19. Juni 2008) aus der Nähe von Leipzig, wo gestern und nicht heute Feiertag war.

8

Das ist ein sehr interessantes Thema!#pro
Ehrlich gesagt habe ich mir vor Shana nie so richtig Gedanken gemacht, wie genau meine/unsere Erziehung konkret aussehen soll. Jetzt ist sie fast 8 Monate alt und ich denke sehr viel darüber nach. Das von dir zitierte Buch habe ich noch nicht gelesen (habe es aber vor) und bei mir ist es auch so, dass ich mir vieles anlese, mir dann Gedanken darüber mache was in meiner eigenen Erziehung "schief" gelaufen ist und ich mir dann aus allem einen für mich akzeptablen und durchführbaren Weg suche.

Zum Thema "Nein": Grundsätzlich darf Shana alles anfassen, ausprobieren, in den Mund nehmen, wenn ich dabei bin (und das bin ich fast immer bzw. sie ist bei mir). Ich spreche sehr viel mit ihr und erkäre ihr alles, was sie interessiert (auch "Messer, Gabel, Scher' und Licht";-)). Allerdings ist unsere Wohnung (bewusst) nicht ganz babysicher, d.h. es gibt auch Stellen, wo sie nicht hin darf und wo sie dann auch ein "Nein" bekommt, wenn sie es doch versucht (Steckdosen, Klobürste, Deckenfluter, den sie umwerfen kann).

Ich selbst durfte früher ganz viele Sachen nicht und habe mich vieles dann nicht getraut oder mir durch die vielen Verbote selbst nicht viel zugetraut. Das möchte ich bei meinen Kindern nicht so machen und ich sehe jetzt schon, dass Shana eine sehr selbstsichere, energische Person ist, die sich vieles zutraut, ohne jedoch waghalsig zu sein. Das finde ich total gut!

Machtkämpfe gab es bisher noch keine bei uns (kann aber sicher nicht mehr lange dauern;-)). Wie ich damit dann umgehen werde, sehe ich dann, denn ich habe gemerkt, es bringt (mir persönlich) nichts, vorher große Erziehungspläne zu machen, weil doch immer alles anders kommt, als ich mir das vorstelle...
Ich schreibe für meine Tochter eine Art Tagebuch und habe darin eine Liste, die ich immer wieder aktualisiere, auf die ich meine Erziehungsziele schreibe und wo ich drauf schreibe, was ich nie, nie machen möchte.

Viele Grüße!

Juli mit #herzlichShana Ina (*05.03.2008)

9

Ergänzung: Ich passe meinen "Erziehungsstil" auch möglichst Shanas Bedürfnissen an und höre dabei auf meinen Instinkt, der glücklicherweise ganz gut funktioniert. Ich bringe sie ins Bett, wenn sie müde ist (da hat sie ganz alleine ihren eigenen Rhythmus gefunden, nach dem ich mich richte (und nicht umgekehrt)), sie darf essen, wenn sie Hunger hat etc. Wir lernen übrigens auch grade zusammen die Babyzeichen, was es unheimlich erleichtert, ihren Bedürfnissen nachzugehen. Überhaupt bin ich bisher sehr gut damit gefahren, meinem Kind zu vertrauen und darauf zu vertrauen, dass sie mir zeigt, was sie möchte/braucht. Und ich habe auch oft das Gefühl, dass sie sehr viel mehr versteht als man denkt, z.B. was gewisse "Verbote" (bzgl. ihrer Sicherheit) betrifft.
Es ist oft schwer, diese neue Art der "Erziehung" (ich mag das Wort einfach nicht) vor anderen (älterer Generationen) immer wieder verteidigen zu müssen, aber mittlerweile kann ich das ganz gut.:-D
(Ich lese grade "Das geborgene Baby: BEziehung statt ERziehung" von J. Dibbern :-))

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...du sprichst mir aus der seele!
ich hatte überhaupt keine berührungspunkte mit babys und dachte: was bitte ist "erziehung"? wie gehe ich überhaupt mit einem baby um? was ist falsch? was ist richtig? ich habe also viel gelesen und die zum teill sehr unterschiedlichen theorien für mich ganz persönlich bewertet. nicht alles funktioniert für jeden - mein ziel ist es, dass meine tochter selbstbestimmt wird. sie soll nicht meine träume leben, sondern ihre eigenen erforschen. ich möchte sie auf diesem weg ermutigen und unterstützen. wie mache ich das?

....#kratz


so hab ich auch - wie glaube ich alle werdenden eltern - viel über meine eigene kindheit nachgedacht und fand, dass gewisse dinge gut, gewisse dinge aber stark verbesserungswürdig waren. zum beispiel habe ich von meine eltern immer gehört "dafür bist du noch zu klein", "das wirst du später mal verstehen"... da war ich allerdings auch schon fast ein teenager.... meine eltern sind eben noch "alte schule" und haben nie wirklich mit mir geredet - sie haben mich erzogen. mach dies, mach das, lass das, nein das nicht....
natürlich: sie waren sehr liebevoll, haben mir viel gegeben und ich hatte eine absolut schöne kindheit. aber es gab ebenso viele nicht sehr schöne momente und diese wirken bis heute und beeinflussen unser verhältnis. ....ich rede nicht gerne mit meiner mutter über tiefe gefühle. sie ist eher für den spaß zu haben. mein vater ist sehr streng, er hört aber zu. jetzt, da ich selber mutter bin, denke ich, dass sie einiges besser hätten machen können, ohne dass es ein vorwurf sein soll. jede unserer handlungen, liegt ja einem modell zu grunde - auch wenn uns das nicht bewusst ist. und sich damit auseinander zu setzen und zu fragen: wo stehe ich. warum habe ich diese haltung? warum finde ich das richtig?...finde ich sehr spannend.
gleichzeitig geht es natprlich auch um das gefühl, um den bauch, die intuition. viele "erziehungsratgeber" haben meiner meinung nach da kaputt gemacht.
(stillen nach der uhr, schreien lassen, etc)....

das thema ist tatsächlich so komplex, dass ich merke, nicht alles, was gerade in meinem kopf herumhüpft, anständig aufschreiben zu können. ich musste aber sehr schmunzeln, als du von den "nicht-neins" geschrieben hast - denn hier läuft es genauso. und sobald meine mutter da ist, prallen zwei "erziehungswelten" aufeinander. meine kleine lutscht zB an einer papiertüte rum. großmutter sagt: iiiii - das ist nicht lecker, bah, pfui, nein, gib her" und nimmt sie ihr weg. die kleine brüllt natürlich (denn mittlerweile hat sie verstanden, dass ihr etwas "weggenommen" werden kann).
ich hingegen schaue meine tochter an und sag: na, wie achmeckt die tüte? die scheint dir ja gut zu schmecken"... und ich beobachte sie. denn sobald die tüte anfängt sich "aufzulösen", greife ich ein und sag: komm her schatz, ich sehe, die tüte fängt an sich in brei zu verwandeln, und mit brei gibt es heute noch nicht" ;-) oder irgendwas anderes. es ist dann auch ok und was soll ich sagen - papiertüten sind dann auch nicht mehr so spannend, die schmecken ja irgendwann kake ;-)

und genau, wie du es beschreibst, ist auch meine tochter ein unheimlich waches, offenes mädchen, die schon viel versteht und in sich ruht - und wenig schreit. und wenn sie schreit, dann "darf" sie das auch.

ich will keine "erziehungsmacht" ausüben, will aber auch nicht "anti-autoritär" handeln und ein orientierungsloses geschöpf in die welt schicken. da muss es doch was anderes geben? für mich war da das buch von jesper jules wie ein paukenschlag. er hat genau das formuliert, was ich gefühlt habe. es hat mich bestärkt, diesen weg weiterzugehen. weg von der erziehung, hin zur be-ziehung. ;-) mein kind ernst nehmen und mir arbeiten, dann sind wir auf dem besten wege.... ....werde mich dann jetzt mit deinem buchtipp auseinandersetzen!

ich wünsch dir einen schönen abend - und eine super süße zauberhafte tochter hast du!

liebe grüße aus köln,
stina


PS - das mit den babyzeichen möchte ich übrigens auch anfangen!
bin sehr neugierig darauf und gespannt, wie es klappt!

PS 2

mir fällt gerade noch eine "nein" geschichte ein.
die zweijährige tochter einer freundin sagt dieses wort dauernd. lisa, kannst du mir den zucker geben - nein. lisa kommst du mit - nein. ---- sie gibt städnig und dauernd das wort "nein" als antwort. die lage spitzte sich zu, als die mutter in den keller ging, die tür zufiel, tochter draussen und mutter eingesperrt. "lisa. mach die tür auf" - NEIN! mach sofort die tür auf - nein....
die mutter ist durch irgendein fenster geklettert und nach 2 (!) stunden aren die zwei wieder vereint. alles sehr dramatisch... ich hab die mutter dann gefragt, ob sie ihrer tochter denn viel verbietet, wenn sie jetzt NEIN als lieblingswort hat. die mutter: naja, ich muss doch klar zeigen, wo es lang geht.
da war mir klar: das will ich nicht.
denn was die tochter gemacht hat, ist kopieren. sie imitiert das verhalten ihrer mutter - hört also ständig selbst das wort nein. und ich dachte nur: was für ein schrecklicher spiegel, in einen solchen will ich nicht schauen.

hier noch ein vielleicht interessanter link für dich:
eine reportage auf SWR2 über den "beziehungs" gedanken von jesper juuls.


http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/leben/-/id=660174/nid=660174/did=3510162/hs1gzf/index.html

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hallo,

das ist wirklich eine interessante Frage, die eine komplexe Antwort verlangt - trotzt der späten oder schon frühen Stunde will ich mich mal versuchen

also, meine Eltern haben manches toll und vieles besser als ihre Eltern gemacht - aber manches ging auch etwas daneben, so wurde ich sehr, sehr streng erzogen, bin mühsam erwachsen geworden und musste mir dazu dann wirklich auch andere Hilfen organisieren - ich bin damit versöhnt, hoffe aber einiges nicht zu wiederholen

als Kind habe ich einige Jahre eine Waldorfschule besucht und bin daher auch anthroposophisch geprägt

dann bin ich Pädagogin und habe mich daher im Studium mit vielem auseinandergesetzt, ziemlich theoretisch natürlich

dann zusätzlich eine Montessori-Ausbildung

also, meine Grundhaltung ist, dass ich mich sehr stark zu Kindern hingezogen fühle, daher auch meinen Beruf so gewählt habe

grundsätzlich empfinde ich so etwas wie Demut vor dem Kind, seinem Geist, seinem Wesen

einfach eine ganz hohe Achtung

dann habe ich einen sehr liberal erzogenen Mann, mit dem ich seit ich 18 bin zusammen bin - da haben wir noch mal zusammen auch viele Werte etc. entwickelt

dann hat mir mal sehr gut etwas von Götz Alzmann gefallen, der sagt: "Ich wurde mit Erziehung nicht viel behelligt"

- ich hingegen hatte immer das Gefühl, dass nur an mir herumerzogen wird, dass ich nie "richtig" bin - es hat lange gedauert, bis sich das geändert hat

als es mir gut ging, habe ich mich getraut, ein Kind zu bekommen

und mit dem hat sich dann natürlich noch einmal viel herauskristallisiert: Familienbett, Langzeitstillen...

da habe ich viel nach Gefühl gemacht und mir dann noch einmal in den entsprechenden Büchern Bestätigung geholt
(Gonzalez, lalechliga etc.)

und wie Du hatte ich bei Juul auch noch einmal ein wirkliches Erwachen

teile sehr viele seiner Ansichten

gerade, dass das Kind nicht seine sondern deine Grenzen fordert und zwar immer dann, wenn du nicht klar bist
und kooperieren will

mein Kind spricht jetzt ziemlich viel, sagt bisher aber noch nicht NEIN, wahrscheinlich, weil es das von uns eben auch wenig gehört hat

dennoch ist das natürlich so eine Sache mit Theorie und Praxis

und da sitzt du dann da mit der Windel - 10 min oder länger

oder neuerdings will meiner die Zähne nicht mehr geputzt haben - und ich bestehe auf weniges

und ich finde besser, wenn er putzt

und putze auch selbst

aber was machste dann? den Mund aufzwingen? oder eben nicht putzen?

ist jetzt ne Detailfrage, aber ja Teil des Ganzen

letztlich ist es mir auch nicht sooo wichtig, dass er Zähne putzt, gibt schließlich Schlimmeres - merkt er das?

nur was will ich in jedem Fall???

schwierig - und dann wieder (Bilderbücher anschauen, Herumtoben, Lachen...) ist alles so einfach und leicht

sehr bewusst ist mir, dass diese intensive Zeit mit meinem Kind sehr begrenzt ist

daher verstehe ich manche Diskussionen wie "hilfe, wie kriege ich ihn aus meinem Bett" nicht wirklich

ich wünsche mir, dass mein Kind mich später respektiert und achtet

ich hoffe, dass ich ihm jetzt Geborgenheit geben und es später gut loslassen kann

gibrans "deine Kinder sind nicht deine Kinder" schätze ich auch sehr

Erziehung ist für mich vor allem auch Begleitung; ich will nicht an meinem Kind zerren sondern es unterstützen, seinen Weg zu finden - auch wenn ich den nicht verstehe

ja, wenn mir noch mehr einfällt, melde ich mich noch einmal

dir eine gute Nacht! lg elanor