Patchwork kann funktionieren.....

…..aber auch eskalieren. Ich wähle diesen Ausdruck, weil sich die Situation gestern abend so angefühlt hat.

Guten Morgen!

Kurz zur Vorgeschichte. Mein Mann und ich kennen uns gute 5 Jahre, er ist 52 (2Kinder 23 u. 18) ich 43. Ich habe 3 Kinder, wovon 2 Jungs (15 u. 12) noch hier leben. Anfangs führten wir eine Wochenendbeziehung, wo wir uns alle 14 Tage gesehen haben. Als ich dann die Zeit reif fand, habe ich meinen Kindern meinen neuen Partner vorgestellt.
Als er vor 2 Jahren hier einen Job fand, ist er hergezogen.
Soweit lief alles gut. Klar, mit den üblichen Holpersteinen, aber sonst familiär.

Mein jüngerer Sohn hat durch die Trennung vom Vater eine Art Trauma erlitten. Er verstand nicht, wieso ich mich von ihm getrennt habe. Kann man ja auch von einem 5 jährigen nicht erwarten.
Da es schulisch und vom Verhalten ziemlich schlecht lief, suchte ich mir Hilfe. Schul- und Kinderpsychologe, Psychiater, Eltern-Coach vom Jugendamt. Letzteres hat mir ungemein geholfen, und ich empfand ihn als Geschenk.
Er arbeitete in erster Linie mit mir. Denn das Verhalten der Eltern spiegelt sich in den Kindern wieder. Ich hatte in meiner alleinerziehenden Zeit viel durchgehen lassen. Inkonsequent ect. Das rächte sich natürlich. Mein Sohn übernahm unbewusst die männliche Erwachsenenrolle. Das tun viele Kinder in einer solchen Situation. Allerdings soll ein Kind Kind sein, und nicht erwachsen. Es war viel Arbeit für mich, und meinen Sohn. Dennoch konnte ich vieles von dem umsetzen was der Eltern Coach mir „beibrachte“.
Mein Sohn musste auch erst lernen mit der „neuen“ Mama umzugehen. Plötzlich diskutierte sie nicht mehr, ein Nein war ein Nein.
Er ist vom Charakter her, wie sein Vater. Wenn etwas nicht nach seinem Kopf geht, wird er schnell aggressiv. Schimpfwörter flogen durch den Raum, Türen und Gegenstände auch.
Mein Partner hielt sich größtenteils raus. Er wollte nicht die Ersatzvaterrolle raushängen lassen. Aber er fand die Art wie mein Sohn mit mir umging, bzw, wie ich mit mir umgehen lasse, nicht akzeptabel. Das führte zu Spannungen zwischen uns, die ich dann gern mal auf meinen Sohn übertragen habe. Was natürlich der falsche Weg war.
Dinge wie Medienkonsum, Zimmer in Ordnung halten, oder das ständig halb angetrunkene Flaschen weg geschüttet werden, war oft Streitthema. Und da wäre es eigentlich an mir gewesen, einen Riegel vorzuschieben. Was ich versuchte, mir aber nicht immer gelang.

Gestern eskalierte die Situation. Mein Sohn und ich waren bis ca. 20.30 in seiner Tanzschule um zu helfen, es fand eine Veranstaltung dort statt. Er fragte ich, ob er noch ein bisschen PS spielen dürfe, ich sagte ja, eine halbe Stunde, aber leise. Mein Mann musste früh ins Bett weil er ausserplanmässig sehr früh aufstehen musste.
Ich muss dazu sagen, das mein Sohn beim PS spielen recht oft ausflippt, wenn er verliert....die blöden Cheater ect.
Unsere Wohnung ist auch recht hellhörig.
Mein Mann kam dann ins Wohnzimmer, fragte ob es sein muss das er so laut ist. Ging dann zu ihm und fragte ihn dasselbe. Mein Sohn sagte mir später, das er nur geredet hat, mit seinem Freund.
Mein Sohn sagte dann zu meinem Mann....geh doch schlafen....das brachte das Fass zum überlaufen, und er nahm ihm den TV weg (er gehört ihm, hat ihm meinem Sohn zur Verfügung gestellt).

Mein Sohn kam dann zu mir und „kotzte“ sich über meinen doofen Mann aus. Immer stünde ich auf seiner Seite, und ausserdem möchte er feste Zeiten für PS und Handy, und das ich strenger bin.
Da wußte ich, das er das wirklich von mir braucht. Anzeichen für fehlende Aufmerksamtkeit. Weil es schon so spät war, versprach ich ihm, das wir heute noch mal sprechen. Auch das wir einen Plan erstellen, was wann angebracht, bzw. erledigt werden muss. Ich schlug ihm auch vor , ein Gespräch von Mann zu Mann zu führen. Wo er alles sagen kann was ihn bedrückt.
Ich sollte vielleicht noch erwähnen, das mein großer Sohn schwer behindert ist, und mein jüngerer ein sogenanntes Schattenkind.
Oft musste er zurückstecken. Im Gegenzug habe ich immer versucht, mir Zeit mit ihm alleine zu nehmen.

Was genau ich jetzt hören möchte, weiß ich nicht.
Es gibt Handlungsbedarf, das ist klar. Vielleicht hat die eine oder andere noch einen Tipp wo ich ansetzen kann.

LG Heaven

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Hey Heaven.

Ich habe eine sehr straighte Meinung, was Kindererziehung, egal, ob Patchwork oder nicht, angeht (bin selbst allein erziehend und habe Partner mit einem Kind):

Eltern haben Vorrang. Denn nur, wenn es den Eltern gut geht, kann es den Kindern gut gehen.

Das heißt: Wenn Dein Partner ausgeruht sein muss, wegen Arbeit oder was auch immer, dann hat das Vorrang.

Will hieß: Playstation kann ja gespielt werden, aber eben ohne Gebrüll - was ist das Problem?

Familie heißt eben auch, zu lernen, dass man Kompromisse eingehen muss. Und das wäre so ein Kompromiss: PS ja, aber eben piano - oder gar nicht.

Das Verhalten Deines Partners halte ich für mehr als angebracht und in jeder intakten Familie mit den echten Eltern und echten Kindern sollte es so sein, dass die Eltern an einem Strang ziehen und nicht von den Kindern ausgespielt werden dürfen.

Da die allermeisten Eltern aber überhaupt kein Erziehungskonzept des Miteinanders oder der Konsequenz pflegen, kracht es halt. Wie bei Euch übrigens auch.

Ich persönlich halte es für ein Unding, wenn Eltern unter den "Anfällen" und "Attacken" ihrer Kinder - egal, welches Alter sie haben, leiden müssen.

Als Alleinerziehende konnte ich nur deshalb gut überleben, weil ich auf meine Ressourcen geachtet habe und dafür sorgte, dass es mir gut ging. Und dazu gehörte, meinem Kind rechtzeitig beizubringen, dass es uns allen gut geht, wenn wir Rücksicht aufeinander nehmen.

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Deinem Geschriebenen ist fast nichts mehr hinzuzufügen :)
Mein Sohn wird schnell ausfällig, also wenn etwas nicht so funktioniert wie es soll. Wie ich schon geschrieben habe, hat er dies von seinem Vater. Da nützen auch Erklärungen nichts, wie....mit Gebrüll wird es auch nicht besser.
Das jetzt gar kein Erziehungskonzept da ist, würde ich nicht sagen. Im Gegensatz zu vor 3-4Jahren ist es sehr viel besser geworden. Aber auch als Eltern lernt man nie aus.
Was ich meinem Sohn zu Gute halten muss....wenn es mal so kleine Streiteleien gibt, weiß er, das es auch anders geht, das er übertrieben hat. Er reflektiert sein handeln und spricht darüber. Nicht immer, aber immer öfter.

2

Die Ansage war PS spielen, aber leise. Hat er nicht gemacht, also Konsequenz PS (bzw. TV Gerät) weg. Find ich gut.

Die Idee eines Planes ist auch ok, aber wenn er sich beim Spielen häufiger daneben benimmt (ich bin selbst Gamerin, Cheater können echt nerven!) , wird das Gerät eben gleich wieder ausgeschaltet. Man kann sich auch der Situation angemessen ärgern.

LG

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"Schimpfwörter flogen durch den Raum, Türen und Gegenstände auch. "

Das geht gar nicht. Ich würde bei Konsequenz und Erziehung ansetzen. Deinem Sohn müssen Grenzen aufgezeigt werden. Er muss lernen, sich zu beherrschen und anderen gegenüber rücksichtsvoll zu sein.

Dein Mann hat vollkommen Recht, dass er ihm den TV weggenommen hat. Ich finde auch nicht, dass da ein Gespräch von Mann zu Mann notwendig ist, erstens ist dein Sohn kein Mann, zweitens hat dein Mann nur da angesetzt, wo du hättest ansetzen sollen: er hat deinen Sohn erzogen. Nämlich zur Rücksichtnahme auf andere Familienmitglieder, die schlafen müssen, weil sie früh aufstehen müssen. Wälzt du jetzt die "Beschwerden" deines Sohnes auf ihn ab, indem du meinst, dass da ein Gespräch zwischen beiden notwendig ist, ziehst du dich aus der Affäre, indem du nicht deinem Sohn gegenüber Stärke zeigen musst. Du zeigst damit deinem Sohn, dass du eigentlich auf seiner Seite stehst.

Auch hier bist du schon am Überlegen, dass dein Sohn das arme Opfer ist, weil er zu wenig Aufmerksamkeit bekommt wegen seinem Bruder. Du wählst den falschen Ansatz, wahrscheinlich, weil du ein schlechtes Gewissen hast. Das erinnert mich an Väter, die von ihren Kindern getrennt leben und sie dann an den Wochenenden, an denen sie sie sehen, verziehen - weil sie ein schlechtes Gewissen haben.

Du tust dem Sohn keinen Gefallen, wenn du ihm immer nach dem Mund redest und ihn nicht erziehst.

Ich verstehe nicht, was du mit "Eskalieren der Situation" meinst. Dass dein Sohn sich über deinen Mann beschwert hat? Oder ist da mehr vorgefallen?

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Danke für Euer Feedback.

Ich fand die Reaktion meines Mannes nicht schlimm, sondern korrekt. Eskalieren war wohl etwas falsch formuliert. Mein Mann hat sich eigentlich immer zurück gehalten. Hat zwar verbal angedroht, aber nie umgesetzt, weil er nicht der böse sein wollte.
Aber ich denke, das er genau so viele Rechte hat wie ich, und anmosern lassen, muss er sich auch nicht.

Das ich konsequenter sein muss, weiß ich. Es gibt jetzt PS Zeiten, an die muss er sich halten. Wird es laut, bekommt er einmal eine Warnung, dann kommt sie weg.


Ich denke nicht, das er ein Opfer ist, aber er wächst sicher nicht so auf wie andere Kinder. Er weiß, das er sich in Bezug auf seinen Bruder manchmal zurück nehmen muss. Und das ihm das nicht immer gefällt, ist auch verständlich. Das mache ich ihm aber nicht zum Vorwurf.
Er kann seinen Bruder abgöttisch knuddeln, und dann im Gegenzug als Blödie bezeichnen, wie das unter vielen Geschwistern ist.