Essprobleme 17jähriger Sohn

Hallo,
ich bräuchte mal eine Sichtweise von jemandem der mit Essproblemen Erfahrung hat oder einfach unbelastet an die Situation geht.
Seit Babyalter hat mein Sohn Essprobleme. Heisst, er isst wenig, nicht Grünes, keinerlei Gemüse, sehr einseitig.
Über die ersten Jahre haben wir alles versucht, das zu ändern. Ärztliche Unterstützung, Tests aus Lebensmittelunverträglichkeiten (er hat nur eine minimale Fruktoseintoleranz). Natürlich gab es auch Zeiten, wo wir Druck gemacht haben. Das war falsch und wurde vor ca 10Jahren aufgehört. Ich habe sehr oft mit ihm geredet. Unabhängig von der Vermeidung vieler Lebensmittel hat er immer auch extrem wenig gegessen.
Er ist für unsere Familie eher klein geblieben (173cm), was aber für niemanden ein Problem darstellt.
Nun meine Frage: Gestern war er Mal wieder sehr schlapp. Und meinte von selbst, das liegen wohl am Essen (zu wenig und falsch). Hintergrund ist dafür wohl, dass er vor einigen Wochen eine Zeitlang bewusst "viel" gegessen hat und sich da offensichtlich besser fühlte. Es war ein gutes Gespräch bis dahin und ich habe ihm angeboten, ihn zu unterstützen, wenn er das möchte. Habe im Zuge dessen auch Hilfe von aussen angeboten(Ernährungsberatung, Therapie)
Daraufhin ist er total wütend geworden. Wohl weil ich mich einmischen, aber er hatte das Thema selbst aufgebracht. Und ich habe schon lange gar nichts mehr zum Thema Essen gesagt, sondern nur versucht ihn zu unterstützen (durch Einkauf von Lebensmitteln die er mag, weglassen von Abneigungen beim Kochen etc)

Ich verstehe, dass er mir vielleicht Vorwürfe mach, aber warum ist er so wütend geworden, als ich Hilfe angeboten habe? Was wollte er denn stattdessen von mir hören? Das könnte er mir nicht beantworten.
Weiss jemand Rat und vor allem, was tue ich am besten. Oder soll ich gar nicht reagieren auf solche Äußerungen wie gestern?
Ich bin echt sehr verunsichert gerade.

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das Maß wird vielleicht voll sein? Wer will denn dauern was von Therapie hören? das ist ein großes Wort für einen 17jährigen.
Vielleicht bringt da auch weniger "reden", sondern einfach "machen" mehr?

Sprich: ich hätte bei diesem Gespräch gefragt: was hast Du gegessen, als es Dir besser ging? und das wieder gekauft und wieder gekocht und ihm auch gesagt, okay: dann kochen wir das wieder.

vielleicht fühlt er sich einfach selbst getroffen, weil er selber merkt, dass was im Busch ist und er das eben (noch) nicht so ganz beherrschen kann? wer hilflos ist, der reagiert oft agressiv.

Trotzdem: "fühlen" ist ja nicht unbedingt das zuverlässigste. -- Wenn er ein Blutbild machen lässt und alles i.O. ist, dann würde ich das Thema auch nicht weiter thematisieren... -- dann bekommt er mit seiner Art von Ernährung alles, was der Körper braucht und gut ist.

ich persönlich fühle mich übrigens seit einem Jahr auch ausgelaugt und schlecht und schlapp. - Aber das ist Kopfsache, Belastung durch Corona, Arbeit , zu wening Sport etc.... -- nicht alles kommt vom Essen. -- daran sollte man auch denken.

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Dein Sohn hatte scheinbar 17 Jahre lang keine Gelegenheit zu lernen, was er braucht, was er mag, Eigenverantwortung zu übernehmen. Und nun an der Schwelle zum Erwachsensein wird ihm erneut Therapie und Ernährungsberatung ans Herz gelegt.
Vermutlich wollte er keine Hilfe oder Ratschläge, sondern wollte dich teilhaben lassen, an seiner Erkenntnis, was ihm gut tut und was nicht. Sei ihm ein Gegenüber, auf Augenhöhe, sei nicht be- oder abwertend.

Meine Kinder waren auch "mäkelig". Mäkelig in Anführungszeichen, weil ich immer überzeugt davon war, dass ihr Essverhalten Gründe hat. Sei es sensorische, taktile, optische Gründe oder unbewusste Signale des Körpers. Sie sind mittlerweile erwachsen und sehr experimentierfreudig.
Was heisst er isst kein Gemüse. Isst oder trinkt er etwas alternatives? Früchte, Beeren oder so?
Kennt er die Ernährungspyramide, kennt er sich mit Stoffwechsel, Mineralstoff- und Vitaminbedarf aus? Kann er kochen und einkaufen? Wurden periodisch Blutuntersuchungen gemacht? Bekam er Suplementierung um allenfalls die Ernährung zu kompensieren?

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Naja, ich würde es nicht mangelnde Möglichkeit oder Gelegenheit nennen.
Ich koche seit jeher vielseitig und weitgehend gesund abgesehen von manchem " Kinderessen". Burger machen wir mit Buns und allem selbst. Er hilft immer mal wieder mit. Hausgemachter Pizzateig ist fast immer im Kühlschrank. Er macht das auch selbst. Aber isst dann ein Viertel der Pizza und kann nicht mehr z.B. obwohl er sagt, dass er Pizza liebt.
Er war oft übers Wochenende mit Freunden in Camps und auch in den Ferien. Seine Jungs essen regelmäßig bei uns mit. Echt in Mengen. Nur er nicht. Er war 6Monate im Ausland, auch da das gleiche Problem. Eher als ich sprechen ihn die Freunde auf sein Essverhalten an.
Er kann es einfach nicht essen. Ich problematisiert das nur hier. Nicht bei ihm. Schon ganz lange nicht mehr.
Wahrscheinlich müsste er öfter essen, aber dann wird ihm schlecht.
Meine anderen beiden Kinder habe ich genauso behandelt wie ihn und sie sind völlig normal. Mit Abneigungen aber nicht mit Ekel oder totaler Verweigerung.

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Hey!

Das, was du beschreibst, könnte schon eine Essstörung sein; insbesondere, wenn er komplett auf Herz und Nieren untersucht wurde und keine Ursache gefunden.
Wenn du sagst, dass ihr alle groß seid, nur er nicht, bestünde die Möglichkeit einer Gedeihstörung durch Fehlernährung.
Da es sich möglicherweise um eine Essstörung handelt, wirst du hier nur Laiengedanken lesen, die dir die Schuld ankreiden, weil du ihn mit Therapievorschlägen nervst, statt mal ordentlich einzukaufen. Die wenigsten werden die Situation richtig eingeschätzen, wie du an den Antworten siehst. Einem Alkoholiker würde man auch nicht über Wochen Zitronenlimo schmackhaft machen können, wenn man sich nur anstrengt.

Vielleicht ist er verstimmt, weil du ihm den Spiegel vor Augen hältst, dass sein Verhalten nicht gesund ist. Dein Sohn hat zwar gefragt, hätte aber vielleicht eine andere Antwort erwartet. "Wird schon wieder", "War doch schon toll." Sowas.

Er ist erwachsen- nun kannst du kaum noch erreichen. Das, was du über die Essgewohnheiten schreibst, klingt nach einer Wahrnehmungsstörung.
Sind eine Histaminintoleranz und Zöliakie ausgeschlossen worden?
Morbus Crohn?

Vielleicht wäre es sinnvoll, dass du dir Hilfe suchst, wie du damit umgehen und ihn ggf ansprechen kannst.

Liebe Grüße
Schoko

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Liebe TE,

frag ihn doch einfach mal, was er gerne essen möchte und ob er bereit wäre selber einzukaufen und für die Familie mal ein Gericht zaubern möchte.

Mein Sohn (mittlerweile 22 Jahre alt) aß mal eine zeitlang nur Dosenfutter. Er hat zwar mitgegessen, aber auch eher dürftig. Und irgendwann kam ich mit ihm ins Gespräch, als er sagte, wenn er mal auszieht möchte er natürlich auch kochen. Da fragte ich: Nur Dosenfutter oder TK-Pizza? Nein er möchte gerne kochen. Und dann sagte ich, dann bitte probiere es doch mal aus. Und er fing an für die ganze Familie an zu kochen. Eine Zeitlang, wenn er keine Zeit hatte, besorgte ich die Sachen die er brauchte beim Einkauf mit. Aber ansonsten ging er selber los und kaufte die Zutaten ein. Und er kochte selbständig ein kleines Menue, was immer sehr lecker war. Ab und an musste ich mal den Soßenretter spielen zum Anfang. Inzwischen sieht meine Küche aus wie ein "Gewürz-Universum"#huepf#cool

Vielleicht bekommt dein Sohn durch selberkochen auch mehr Appetit. Wäre ein Versuch wert.

LG Hinzwife

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Du erwähnst eventuelle Wachstumsprobleme, was auf Nährstoffmangel schließen lässt. Wurde er auf Zöliakie untersucht? Viele Hausärzte kennen sich nicht damit aus bzw. haben veraltetes Wissen dazu. Wart Ihr bei Gastroenterologen?