Pubertät oder Depression?

Hallo zusammen,

ich würde gerne mal eure Meinung hören...

Meine Tochter ist 12 Jahre alt. Sie steckt mitten in der Pubertät. Als Kind war sie immer sehr ernst und wenig begeisterungsfähig. Sie war schon immer sehr weit und vom Kopf immer sehr erwachsen.

Nun steckt sie also mitten in der Pubertät und sie zieht seit einigen Monaten durchgehend ein Gesicht wie 7 Tage Regenwetter. Sie freut sich nie, egal was man macht. Sie möchte am liebsten 24 Stunden auf ihrem Zimmer verbringen und kapselt sich komplett von uns ab. Wenn man sie "zu ihrem Glück zwingt" und sie muss an Familienaktionen teilnehmen, dann haben wir ein schlecht gelauntes Kind neben uns laufen.

Ich habe schon mehrfach versucht ein Gespräch mit ihr zu führen, aber das endet immer gleich. Es ist nichts, ihr geht es gut.
Meine Augen sagen aber es stimmt irgendwas nicht... Sie läuft nur noch in schwarz rum, zieht immer die Kapuze über den Kopf (Kapuzenpulli), hat immer ein Gesicht wie 7 Tage Regenwetter, freut sich nie, möchte nichts mit uns machen und am liebsten den ganzen Tag auf ihrem Zimmer hängen, malen, Switch spielen oder Netflixen.

Ist das normal so???? Sind eure Pubertiere auch so? Oder könnte es vielleicht doch schon eine Depression sein???? Ich bin da gerade echt überfragt. Wie sind denn eure Kinder in dem Alter (oder etwas älter) so?

lg, babymonster

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So ähnlich lief das bei meinen beiden auch ab, allerdings haben sie nicht komplett in ihrem Zimmer gehockt, sondern sich auch viel mit Freunden getroffen, waren viel unterwegs.
Dieses "es ist nichts" kenne ich auch, aber auch sogar von mir selbst damals.

Mir ging das Gefrage auf die Nerven und meinen Kindern wohl ebenso, daher habe ich es möglichst gelassen.

Ob deine Tochter eine Depression hat oder ein anderes Problem, kann ich natürlich nicht sagen. Vielleicht hat sie auch Liebeskummer oder Probleme mit Freunden, will nichts sagen, weil "das verstehst du sowieso nicht".

Ich habe meinen Kindern immer nur vermittelt, dass ich für sie da bin, wenn etwas ist, aber sie in manchen Phasen möglichst in Ruhe gelassen.

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Solche Rückzugszeiten gibt es hier auch.

Solange Schule und Verein (auch unter den jetzt sehr eingeschränkten Möglichkeiten) noch Mittelpunkt sind, denke ich, ist es normal.

Bisher - gerade Papa - haben wir es geschafft, auch gemeinsam solche Medien zu nutzen. Ein paar Spiele und Netflixserien gehen auch (noch) zusammen.

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Danke euch für eure Antworten.

Ich bin ja schon mal beruhigt, dass es bei euch ähnlich war/ist. Scheint also doch ein Stück weit normal zu sein. Ich kann mich da relativ schwer reinversetzen, da ich nie so ein "Stubenhocker" war wie sie... Allerdings macht die derzeitige Situation (Corona) es ja auch nicht gerade besser. Sie hat Freundinnen in der Schule mit denen sie sich auch hin und wieder in ihrer Freizeit trifft. Ansonsten telefoniert und chattet sie ständig mit ihrer besten Freundin. Sie ist vom Charakter her halt komplett anders als ich, was es mir halt auch ein wenig schwerer macht, mich in sie hineinzuversetzen.

In einem Verein ist sie nicht. War sie als Kleinkind mal (Turnverein, Musikverein, Tanzverein...), aber sie mag sowas einfach nicht. Sie malt gerne und das macht sie auch sehr häufig. Nur eben in ihrem Zimmer. In der Schule ist sie eigentlich sehr gut. In diesem Halbjahr hat sie sich ein wenig verschlechtert, was ich aber auch auf die Pubertät schiebe. Ich glaube es ist völlig normal und nun ist sie halt nicht mehr in allen Fächern eine 1er oder 2er Kandidatin. Ich denke, dass das in der 7. Klasse (biligual) eines Gymnasiums aber auch normal ist, dass man eben nicht ewig sehr sehr gut ist sondern irgendwann auch mal ein wenig absackt (vor allem in der Pubertät).

Ich danke euch auf alle Fälle für eure Beiträge, denn sie zeigen mir, dass es scheinbar doch nicht so ganz unnormal ist. Und ich glaub ich geh meiner Tochter doch schon häufiger auf den Keks, weil ich sehr neugierig bin und viel nachfrage... Den Tip, ihr zu sagen, dass sie immer zu mir kommen kann wenn etwas ist und sie ansonsten aber nicht mit Fragen zu bombardieren finde ich sehr gut. Ich werde mich bemühen, mich daran zu halten.

lg

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Zum Thema netflix und spiele zusammen... ja das hab ich schon oft versucht, aber da beiße ich momentan auf granit... sie möchte gerne alleine netflixen und spiele sind auch out... Heute haben wir Plätzchen gebacken, aber auch dazu hatte sie so gar keine Lust... hach...

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Es kommt irgendwann wieder, in ein paar Jahren.
Meine Tochter hatte mich im Oktober gefragt, ob wir Kürbisse schnitzen wollen. damit hatte ich gar nicht gerechnet. Letztendlich kam Sohnemann auch noch dazu und auch noch mitgemacht (hatte vorsorglich 3 gekauft ;-) ).

Behalt ihre Stimmung unauffällig im Auge, es neigen ja schon einige zu Depressionen in dem Alter, wo man erkennt, dass die Welt scheiße ist, dass die Menschen, die Erde versauen, Freunde einen evtl. enttäuschen usw. dieser Weltschmerz eben.

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Meine Enkelin wird nächste Woche 14 und .....ihre Lieblingsfarbe ist schwarz, dazu immer wieder ein paar dicke silberne Ketten um den Hals, grins. Mein kleiner Kettenhund #cool wir lieben uns sehr und ich sag das auch. Ihre WA Statusbilder waren manchmal grauslich. Etliche Wochen war sie auch (wieder mal) ein fürchterlich dauergereizter Muffel, die Eltern neeervten nur. Eines Samstagabends stand sie hoch empört vor meiner Tür und kotzte sich aus, sie wolle doch nur ihre Ruuuuuuhe (jaja und nächtelang am Handy hängen😂 was sie natürlich nicht darf).
Ich ließ sie ausmaulen, redete in Ruhe mit ihr, nebenher vertilgte sie eine komplette Prinzenrolle und nach einer Stunde war sie wieder normal und sah ein, dass ihre Eltern vielleicht doch nicht die schlimmsten sind.
Derzeit ist sie ein ganz toller, lieber Teenager, sie trägt tatsächlich auch mal einen nicht schwarzen Pulli, die Ketten pausieren auch und wir haben gestern englisches Shortbread gebacken...sie ist auf dem Sherlock-Trip, trinkt Tee mit Milch und mag alles Englische.
Mal sehen, was als nächstes kommt.#schwitz es wird nicht langweilig. In der Schule ist sie gut und Freundinnen hat sie auch, ist aber auch gerne allein.
Netflix gibts nur mit den Eltern zusammen, Handy bleibt im Wozi, wenn Schlafenszeit ist.
Hast Du niemand zum Vermitteln? Ist nicht das Schlechteste, Eltern sind doch soooo anstrengend für Pubis 😎 Omas haben da manchmal mehr Zugang.
Wenn sie mich anmuffelt mit einem gereizten "wasss?" sage ich nur schmunzelnd, "so angepisst kannst du garnicht gucken, dass ich mich ärgere!" Dürfte die Mutter niiiie sagen, bei mir rollt sie nur die Augen- und grinst manchmal schon verlegen.
An eine Depression glaube ich nicht bei Deiner Tochter. Solange die Schule einigermaßen passt, dürfte sie auch mal wieder andere Zeiten haben. Familienaktionen sind in dem Alter.....naja 😎 manches mag mein Pubi, manches eben aber auch nicht. Zwingen bringt nix.
Ich war auch nicht besser in dem Alter, meine Laune konnte fürchterlich sein bei Zwang.
LG Moni

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Hab ich bei meiner Tochter auch festgestellt, mit der Oma wird schon "vertrauter" geredet, als mit den Eltern. Und vor allem sind die Großeltern gelassener.

Das hätte ich mir damals auch gewünscht. Sowohl das Auskotzen bei meinen Großeltern, als auch die Gelassenheit meiner Eltern, wie sie heute sind.

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Hatte ich auch nicht, deswegen versuche ich ja auch, bei meiner Enkelin zu helfen, sie durch die schwierige Zeit zu lavieren.
Leider hatten meine Kinder auch keine vermittelnden Großeltern.
LG

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Mein Sohn war ähnlich, bis bei ihm letztes Jahr eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt wurde.....
Vielleicht einfach mal einen Routine-check-up machen?
Alles Gute

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Auch so etwas ist möglich.

Es braucht aber gute Argumente, sonst entsteht die nächste Feuerdrachendiskussion.

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Wurde mal die Schilddrüse bei ihr gescheckt?
Also da sie ja schon früher so war: wurde mal Blut untersucht oder gab es bei den U-Untersuchungen Auffälligkeiten?

Wenn ja, dem noch mal nachgehen.
Wenn sie untersucht wurde, aber wirklich alles in Ordnung war, wäre ich entspannter. Dann war sie ja schon so UND alles in Ordnung.

Wurde sie noch nie untersucht, würde ich durchaus mit dem Arzt sprechen.

Es gibt ja die J-Untersuchungen. Vielleicht diese nutzen. Telefonisch schon mal ansprechen, ob da Untersuchungen möglich sind. Sonst sie mitentscheiden lassen, ob sie alleine reingehen möchte oder mti dir.

Meine findet es super, dass es die J-Untersuchungen gibt. Sie möchte es so: einen Teil ohne Mama, damit sie beim Arzt selbst reden kann. Einen Teil mit mir, falls der Arzt fachliches vorschlägt. Untersuchungen, Labor etc. das will sie sich nicht alles merken und Mutter soll entscheiden, was sie von Arztvorschlägen hält.
Der Arzt ist aber auch toll und bietet Sprechstunden für Jugendliche an. Auch ohne J.

Ansonsten:
schwarz mochte meine schon früher. Rosa war nur mal sehr kurz und später als andere.
Schwarz hat auch was mit Abgrenzung zu tun. Von daher bin ich entspannt.
Meine Freundinnen hatten in der Pubertät schwarz, danach wieder bunt. Manche haben sich vom Stil her auf schwarz-weiß eingependelt. Elegant; zu ihrem Typ passend. Nicht Pubertäts-Schwarz, sondern eher Noten-elegant. Dezente Farben bei Make up oder Accessoires.

Zum Fragen:
meine erzählt mir von sich aus Wichtiges.
Daher frage ich nicht nach. Ich frage, wenn sie mir etwas erzählt - und ich nicht sicher bin, ob ich ihrer Schilderung folgen kann. Aber ich frage sie nicht aus.

Ich habe es gehasst von der Schule nach Hause zu kommen und schon überfallen zu werden.

Mit meiner habe ich den Deal: zu Hause reinkommen. Zu Hause ankommen. Wer schlechte Laune hat, sagt VORSICHTIG oder ein warnendes Schlüsselwort. Dann Rückzug.
Dann kommen wir von selbst auf einander zu.
Ich habe das nach der Arbeit so gemacht. Sie hat es nach der Schule so übernommen.

An guten Tagen sind wir recht schnell. An schlechten Tagen gehört eine halbe Stunde uns!

Wichtige Termine besprechen wir in der Früh! Dann wissen wir die Planung zur Mittagszeit.
Muss die Ruhezeit kürzer sein, weil es mit Essen knapp wird?
Können wir die 30 Minuten voll auskosten und Essen gibt es danach in Ruhe?

Sonntag Abend besprechen wir die Woche. Termine, Organisation.

So wissen wir, was ansteht und können uns darauf einstellen.
Zeiten zum Reden haben wir.
Früher als Ritual. Jetzt als Angebot. Sie weiß, dass sie immer zu mir kommen kann UND auch, dass ich sie nicht mit Fragen bombadiere.

Sie weiß, dass ich nicht neugierig bin aus Neugier heraus (dafür habe ich eigene Freunde), ich stelle Fragen, die für mich als Elternteil relevant sind; ihr Stopp aber auch respektiere.
Kurze Erklärung, wenn ich es wissen muss / in Ruhe lassen, wenn es noch warten kann.

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Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Antworten. Das hilft mir doch wirklich sehr, das Ganze etwas gelassener zu sehen :-)

Zur Frage, ob die Schilddrüse schon gecheckt wurde: Nein, tatsächlich nicht. Wir machen demnächst eh einen Termin zur J1, da werd ich den Arzt dann auch mal drauf ansprechen. Danke für den Tipp!

Ansonsten versuche ich nun, meine Tochter nicht immer so auszuquetschen und etwas gelassener mit allem umzugehen. Vielleicht hat sie ja gar kein wirkliches Problem, sondern ich mache aus einer normalen Sache ein Problem. Daher war es schon wirklich gut, mal eure Erfahrungen und Meinungen zu lesen. Also ich versuche ab sofort gelassener zu sein und weniger nachzubohren. Danke fürs Augen öffnen.

lg

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achso: bei den U-Untersuchungen gab es auch nie irgendwelche Auffälligkeiten, außer dass sie immer schon weiter entwickelt war, als sie alt war :-D

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Hallo,

Mein Sohn ist 13 Jahre alt und ist an einer mittelschweren Depression erkrankt.
Ich vergleiche mal meine 14 jährige Tochter und meinen 13 jährigen Sohn:

- selbstorganisation / das schafft mein Sohn nicht, er ist mit sich selber überfordert
- selbstverantwortung / kann mein Sohn nicht
- motivieren Tätigkeiten oder Aufgaben nachzugehen / mein Sohn gibt selber an, das er sich selber nicht antreiben kann
- massive schlafprobleme / bekommt diesbezüglich Medikamente


Bei meiner Tochter ist das alles kein Problem. Ja sie trägt gerne schwarz, das liegt aber auch an ihrer Musik Richtung (Metal so wie ihre Mutter), aber sie kann sich selber motivieren und organisieren. Sie hat soziale Kontakte.
Klar zieht sie sich auch mal zurück von mir als Mutter und sie hat nicht immer Bock mit uns was zu unternehmen.

Aber Depression sieht anders aus.

Lg,
Aying