Ich werd noch wahnsinnig

Hallo,

ich bin Vater einer 12 Jährigen Tochter welche uns zum Wahnsinn treibt.

Zwischen den Jahren (Dez. 18) kam meine Frau von der Arbeit nach Hause und rief mich an (ich war auch noch arbeiten) ob ich mit unserer Tochter eine andere als sonst übliche Uhrzeit ausgemacht habe wann sie zu Hause sein zu hat. Es war mittlerweile schon halb neun und sie sollte wie sonst um 8 zu Hause sein.
Ich schaute nach wo sich Ihr Handy befand (Wir verwenden eine App mit der ich kontollieren kann welche Apps sie sich installiert und ich diese auch notfalls sperren kann, genauso kann man auch Nutzungszeiten damit festlegen). Ich fühlte mich schon schlecht dabei weil ich diese App noch nie gebraucht hatte da wir mit dem Thema Smartphone/Internet mit ihr nie Probleme hatten weil wir vermeintlich immer offen mit ihr darüber gesprochen hatten welche Gefahren so im Netz lauern. Jedenfalls befand sich das Handy in Koblenz und wir wohnen in einem Vorort von Frankfurt am Main. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter, ich rief meinen Chef an das ich Feierabend machen müsse und bin Heim gefahren, währenddessen hat meine Frau schon die Polizei angerufen. Als ich zu Hause eintraf kam diese schon an und wir schilderten den Beamten den Fall. Diese nahmen alles auf und informierten die Beamten in Koblenz. Wir versuchten mehrmals unsere Tochter anzurufen und schrieben ihr auch Whatsapp-Nachrichten. Vorerst ohne Erfolg, dann kam eine Sprachnachricht per Whatsapp von Ihr mit dem Inhalt: Macht euch keine Sorgen, sie bräuchte mal eine Auszeit und wäre in ein paar Tagen wieder da.
Ich schrieb ihr das es egal ist was passiert ist und das es nichts auf dieser Welt gibt was sie dazu veranlassen müsste von daheim abzuhauen, sie könnte mit uns über alles reden. Nur bitte komm komm nach Hause wir haben Angst um dich. Darauf knickte sie ein und schrieb das sie nur noch 2% Akku hätte und in Bonn auf dem Hauptbahnhof ist. Ich schrieb ihr sie soll sich dort an Polizeibeamte wenden und denen sagen woher sie kommt, die Polizei bei uns ist informiert und könnte den Kontakt herstellen. So kam es auch, 20 Minuten Später rief die Polizei aus Bonn bei uns an um uns mitzuteilen das sie unsere Tochter haben. Sie sagten sie würden sie der Jugenschutzbehörde überstellen und wir könnten sie dort abholen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon auf den Weg nach Bonn. In der Nacht sind wir dort angekommen und waren heil froh unsere Tochter wohlbehalten in die Arme nehmen zu können.

Am nächsten Tag haben wir in Ruhe darüber gesprochen, um auch herauszufinden was ihr Beweggrund ist. Dabei ist herausgekommen das sie das Gefühl hätte sie würde uns nur ärger machen und sie eine Belastung für uns wäre. Man muss dazu sagen das unsere Tochter eine sehr innige Bindung zu ihrer Oma hat welche bei uns um die Ecke wohnte. Diese ist leider im Sommer letzten Jahres an einem Herzinfarkt verstorben und hat ein riesen Loch in Ihre Gefühlswelt gerissen. Nachdem Sie über den Tod ihrer geliebten Großmutter nicht sprechen konnte und es auch in der Schule bergab ging haben wir jugendpsychatrische Hilfe in Anspruch genommen und Sie ging regelmäßig zur Therapie. Man hatte das Gefühl das es ihr besser ging und auch in der Schule hat sie sich stabilisiert. Der Zugang zu Ihr blieb aber immer etwas schwierig und in meinen Augen hat sie immer nur das gesagt was sie dachte was wir hören wollen nur damit sie nicht mit uns sprechen muss.

Nun kam es gestern zum nächsten Vorfall. Unsere Tochter wollte mit Ihrer Freundin schwimmen gehen und verließ die Wohnung Vormittags nach dem Frühstück. Als meine Frau in den Keller ging fand sie die Schwimmtasche unserer Tochter. Wir riefen sie an aber sie ging nicht ans Telefon. Wir riefen ihre Freundin an mit der sie unterwegs sein wollte, diese sagte aber das sie mit Ihren Eltern unterwegs ist und unsere Tochter an dem Tag nicht gesehen hätte. Wieder öffnete ich meine App und siehe da war sie wieder in Koblenz. Wir versuchten sie mehrmals anzurufen, ohne Erfolg. Wir machten uns auf den Weg nach Koblenz und orteten das Handy auf der Fahrt alle 15 Minuten und notierten uns die Standorte. Nach einem Blick auf die Karte war klar das sie wohl zu Fuß in einem begrenzten Gebiet "spazieren" geht. Wir stellten das Auto in der Nähe ab und gingen zu Fuß in die gegenläufige Richtung. Es dauerte nicht lange da konnte ich unsere Tochter mit einer weiteren Person sehen. Wir gingen in eine Seitenstraße und warteten bis sie da waren. Wir sprachen sie darauf an was sie hier macht und wer das ist mit dem Sie unterwegs ist. Beide verfielen quasi in Schockstarre und wussten erstmal gar nichts zu sagen. Im laufe des Gesprächs wurde klar das sie den Jungen übers Internet kennen gelernt hätte, dieser 17 Jahre alt ist aus Duisburg kommt und in einer Wohngruppe leben würde. Sie dachte sich sie fährt lieber ohne unseres Wissens denn wir hätten es ihr sowieso verboten. Mit dem liegt sie wohl sehr richtig. Als ich ihr dann sagte das der Ausflug hier und jetzt ein Ende hätte und wir jetzt heimfahren ist sie völlig ausgetickt und hat herumgeschrien das sie nicht mehr daheim wohnen will und auch in eine Wohngruppe möchte und ihr Leben ja sowieso nur eine einzige ScheiXXe wäre. Ich hab darauf erstmal nichts mehr gesagt, denn was sinnvolles ist mir dazu in diesem Moment nicht eingefallen und meine Frau ist in Tränen ausgebrochen.

Heute ist der Tag danach und ich weiß gar nicht wie ich damit umgehen soll. Was ist richtig was ist falsch? Was macht Sinn was keinen? War es doch ein Fehler sie so sehr zur Selbständigkeit zu erziehen? Wir waren bisher immer stolz darauf das sie es ist und bisher hat sie das auch alles immer toll und zuverlässig gemacht. Ich bin halt der Meinung man muss die Kids auch machen lassen und kann sie nicht nur bevormunden. Fehler sind da um daraus zu lernen und nur an ihnen lernt man und nicht an dem was einem erzählt wird. So war bisher meine Meinung, doch nun weiß ich nicht mehr was ich machen soll. Ich kann sie ja schlecht zu Hause anbinden das sie nicht wieder in Deutschland durch die Weltgeschichte fährt.

Ich weiß es ist ein riesen Marathontext und ich danke schonmal jetzt das Ihr euch da durchgekämpft habt.

Was würdet ihr machen?

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Kernpunkt ist dich das Eure Tochter Euch in keiner Weise vertraut.
Und jetzt als Pubsi wahrscheinlich ihre Gedanken, Hormone tec. verrückt spielen. "Der Zugang zu Ihr blieb aber immer etwas schwierig und in meinen Augen hat sie immer nur das gesagt was sie dachte was wir hören wollen nur damit sie nicht mit uns sprechen muss."
Und ihr vertraut ihr ja auch nun auch nur eingeschränkt, wobei eine Zwölfjährige sicher nicht ohne Euer Wissen in der Welt herumfahren sollte.
Aktuell würde ich für diese Woch erstmal sehr klar machen, welche Ängste ihr ausgestanden habt und dass ihr Verhalten so nicht geduldet werden kann. Im Haus anbinden könnt ihr sie nicht, da sie ja zur Schule gehen muss und auch von dort abhauen kann.
Zu dem würde ich mit ihr darüber sprechen, wie wichtig ihr der Junge ist und ihn zu Euch einladen. Darüber zu reden, dass er doch "älter" sei etc. bringt sicher nichts.

Dann würde ich mit ihrer Therapeutin sprechen und um ein Familiengespräch bitten. Ihr solltet überlegen, woher der Vertrauensverlust bei Eurer Tochter kommt, da dieser ja offentsichtlich schon lange existiert.

Besonders selbsständig scheint mir Eure Tochter aus Euren Schilderungen nun auch nicht , mi zwöf Jahren sollte man in der Tat allen Bahn fahren können.

Ansonsten gute Nerven und im Gespräch bleiben.

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Ich denke mal, dass die Tochter genau weiß, dass weder ihre Eltern , noch andere Eltern es für gut finden, dass eine 12 jährige einen fremden evtl. unrealen Jungen mit 17J. aus dem Internet für Treffs, für gut empfinden. Fremder, älterer Junge, nur über das Internet ist schon was anderes, als wenn sich eine 7.Klässerin in einen 11. oder 12.Klässler (reale Person vor Ort) ) auf der selben Schule verliebt.

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Das Gespräch mit der Therapeutin hatten wir schon, diese konnte auch nicht sagen warum sie nicht über die Trauer ihrer Großmutter mit uns sprechen kann, aber z. B mit ihr. Genauso konnte sie uns nicht sagen worin der Grund liegt das sie ihre Gefühlswelt nicht preis gibt.

Ich hab immer das Gefühl das sie denk uns zu enttäuschen und zu belasten, was aber in meinen Augen unbegründet ist.

Eigentlich sollte sie wissen das sie mit uns über alles reden kann. Es gibt bei uns auch keine Tabuthemen von wegen Sex usw. Das sehe ich bei einem Kumpel, dessen Tochter ist 10 und hat ihm dazu Fragen gestellt und seine Antwort war das sie noch zu jung dafür wär. Fand ich total daneben und wir hatten uns danach in den Haaren.

Unsere Tochter hatte mich auch letztes Jahr von der Schule aus angerufen, das sie Ihre Tage bekommen hat und sie nicht genügend Binden dabei hätte und ob ich ihr welche in die Schule bringen könnte. War kein Thema hab mich in der Mittagspause auf den Weg gemacht, eingekauft und vorbeigebracht.

Ich meine Sie kann mich anrufen um mir mitzuteilen das sie wie ein abgestochenes Schwein blutet (Ihre Worte, ich musste aufpassen das ich nicht anfange zu lachen am Telefon weil das so lustig rüber kam wie sie es sagte), aber sie kann mir nicht sagen was sie bedrückt?

Sonst sprechen wir auch was so den Tag war und was sie so vor hat. Das macht sie auch von allein ohne das wir sie anschieben müssen. Wenn man aber merkt das sie etwas bedrückt blockt sie voll ab, wechselt das Thema oder geht in ihr Zimmer und lässt einen stehen.

Gestern kam ich von der Arbeit heim und sie ist mir weinend um den Hals gefallen und hat sich dafür entschuldigt uns so angeschrien zu haben und das sie das nicht so gemeint hat mit dem alles ist scheixxe und sie wöllte natürlich lieber daheim bleiben als in eine Wohngruppe fern von uns zu gehen.

Das bei Ihr ein Gefühlschaos herrscht ist mir klar. Ich würde es nur gern versuchen nachzuvollziehen das wir eben für sie da sein können.

Das mit dem selbständig sein bezog ich nicht nur auf das alleine Bahn fahren. Aber zeig mir all die zwölfjährigen die in der Lage sind sich von Frankfurt nach Koblenz oder sonstwohin eine Zugverbindung rauszusuchen. Die meisten können auf ihrem Handy zocken aber nicht sich gescheit Infos suchen. Ich erlebe es gerade in der Firma mit Jahrespraktikanten. Die sind 16 und lassen sich von Mutti zu ins in die Firma fahren obwohl sie nur 4 oder 5 Stationen mit der S-Bahn hätten. Und das ist nicht nur einer, das sind fast alle seit ein paar Jahren.

Sie hilft uns im Haushalt von alleine, wollte Haustiere die sie bekommen hat und sich auch drum kümmert. Sie kann sich an einem Samstag wenn meine Frau und ich arbeiten sind alleine mit Essen versorgen und ich meine nicht die Pizzaschachtel aufreisen und im Ofen warm machen sondern richtig kochen. Wenn ihr Zutaten fehlen geht sie einkaufen usw. Jetzt wo der Girlsday ist hat sie sich um einen Platz gekümmert und uns nur das Formular von der Schule hingelegt was wir unterschreiben sollten sodass sie daran teilnehmen kann. Das meine ich mit selbständig. Das macht sie super und diese Bestätigung bekommt sie auch immer wieder. Es macht einen stolz zu sehen einen lebensfähigen Menschen herangezogen zu haben.

Nur das sie über Ihre Gefühle nicht reden kann und dies mit solchen Aktionen zum ausdruck bringt macht mir sorgen. Irgendwann geht das nicht so glimpflich ab und das hab ich ihr gestern auch gesagt. Hat sie auch eingesehen, das das nicht gerade eine clevere Entscheidung war.

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Ich würde weiter mit einem Jugendpsychologen arbeiten, damit euer Vertrauen untereinander wieder die richtige Richtung geht.
Aber wie ihr selbst wisst, macht Liebe blind und steuert einen oftmals in die unvernünftige Richtung.
Ich weiß zwar nicht, wie ihr es mit der Internetliebe in Zukunft handhaben wollt, ohne dass eure Tochter euch stets anlügt oder abhaut. Naja, er ist 17 und sie erst 12Jahre ...rechtlich nicht ganz korrekt....Wie wäre es, wenn er kommen dürfte und er mit euch gemeinsam was unternimmt...Spaßbad, Bowling etc. wenn er es ernst meinen würde, wäre es ihm wert...wenn er nur auf kl. Mädels steht, ist ihm das zu blöd und sucht eh das Weite...Internetliebe mit solchen Altersunterschiede haben meist einen unguten Hintergedanken. Kein normaler und vernünftiger Junge interessiert sich ernsthaft für ein zwölfjähriges Mädchen, eher ab 14/15J....Meine Tochter ist jetzt 13,5 Jahre, ihr wäre es mit Jungs ab 3 Jahrgangsstufen älter , schon nicht mehr ganz so geheuer.

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Das mit dem Psychologen haben wir auch vor und das mit dem 17 Jährigen hat sich wohl auch erledigt, da er ihr bisher nicht mehr geantwortet hat und sie ihn gestern als Arsch betitelt hat. Mal sehen

Der Altersunterschied ist das eine, was aber schwierig ist ist die Entfernung. Ich kann halt schlecht jede Woche dafür sorgen das sie sich sehen. Weder kann ich Ihn jede Woche holen, noch kann ich jede Woche ein Zugticket bezahlen. Geld hat er keins, was er macht weiß sie auch nicht (ob Schule oder Ausbildung) und mit dem Zug ist er auch von Duisburg nach Koblenz schwarz gefahren. In dem Gespräch vor Ort stellte sich heraus das sie ihm erzählt hat das sie 15 ist und er wohl nichts davon wusste das sie erst 12 ist. Er machte jetzt auch nicht den Eindruck das er neben der Spur ist (hoffe ihr wisst was ich meine).

Desweiteren ist es halt so das sie für ihr Alter schon recht groß ist (1,72) und nicht wie 12 aussieht. Auch wenn man sich mit ihr unterhält könnte man meinen das sie so 14 bzw 15 ist.

Das Liebe blind macht weiß ich aus eigener Erfahrung. Meine Mutter war mit meiner ersten Beziehung auch nicht einverstanden hat mich aber gewähren lassen. Irgendwann kommst du auch selber drauf das es nicht das wahre ist. Bei mir hat es 2 Jahre gedauert :-(

Was mich so stutzig macht ist das sie sonst so vernünftig ist und dann doch so leichtsinnig. Ich mach mir halt nur sorgen was bei all den kranken Spinner im Netz so passieren kann.

Thema Vertauen und Respekt: Die erste Psychologin wollte von uns das wir Ihr Handy durchsuchen und uns die Chats und der gleichen ansehen. Das hatte ich kategorisch abgelehnt, da würde ich mir vorkommen als wenn ich ein Tagebuch von Ihr lese. Sie sollte sich ihrer Privatsphäre (Gedanken und Ansichten) sicher sein. Wenn sie einer Freundin schreibt das ihr Vater ein Arsch und Idiot ist weil man sich gestritten hat dann soll sie das auch tun können, ohne den Gedanken das ich das je lesen werde.

Das Thema mit der App auf dem Handy: Dies haben wir damals so eingerichtet in Ihrem bei sein als sie ein Smartphone bekam. Sie weiß das ich dadurch sehen kann welche Apps sie sich installiert und wo sie ist. Ich tue also nichts hinter ihrem Rücken. Ich finde halt schon das Eltern beim Umgang mit dieser Technik/Medien ein Auge drauf haben sollten, denn die Eigenkontrolle von Jugendlichen funktioniert nur selten. Dies ist kein neues Phänomen sondern war bei uns auch schon so. Als ich meine erste Konsole (Atari) bekam musste mir meine Mutter diese auch wegnehmen damit ich mal was anderes mache. Wir waren also nicht anders oder gar besser wie manche von sich behaupten würden.

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Vielleicht sprecht mal in Ruhe darüber, das Internetbekanntschaften mehr Nachteile als Vorteile hat...wird sie ja auch selber gemerkt haben, auch im Bezug Altersschwindel, wird man selber auch mal leicht angeschwindelt.
Das ihr nichts dagegen habt, zwecks einen Freund, aber dass dies vor Ort immer einfacher ist.

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...sie wird ja eh immer wieder weglaufen. Und dann die Therapie verweigern und irgendwann schmeisst sie das Handy in den Fluss und orten kannst du sie auch nicht mehr.

Daher der revolutionäre Gedanke: Lad den Jungen ein - oder noch besser: Ladet euch bei ihm in der Wohngruppe ein. Inkl. seiner Betreuung. Besprecht das Thema Sex und Sex mit Minderjährigen und dass das strafbar ist - und ihr auch tatsächlich dagegen vorgehen werdet. Ihr aber hofft, dass sie sowieso noch nicht so weit sind und das auch nicht möchtet. Unter der Bedingung aber die Beziehung akzeptiert.

Solange sie entweder bei Euch oder in der Wohngruppe in Angelegenheit einer Bezugsperson sind. Zeigt auf, dass ihr z.B gemeinsam ins Spassbad, in den Kletterpark oder ähliches könnt - aber es kein "alleine" in dem Sinne geben wird. Aber sicher einen Spaziergang oder so.

Wenn der Junge nur an Sex interessiert wäre, wäre es schon passiert. Denke ich. Wenn er nur an einem Flirt interessiert wäre, dann wäre es ihm den Aufwand nicht wert, zu euch zu kommen, oder mit seiner Betreuung was zu vereinbaren.

Ist er zu all dem Bereit, scheint er okay zu sein.

Freibrief würde ich auch nicht geben und ich verurteile deine App auch nicht. Meine Kids haben diese auch und wissen es auch - ich könnte sie immer Trakken - tue es aber nur, wenn ich wissen will, ob sie schon im Zug sind. Und auch bei meinem 12jährigen Sohn gucke ich noch aufs Whaptsapp. Auch das weiss er. Das war unser Deal beim Abschluss seines Phones, vertraglich geregelt und unterschrieben.

Das mit dem WG-Wunsch: Vergiss es. Das klingt immer toll, wenn man die Eltern doof findet. Wenn sie dann aber mal vermittelt bekommt, was es dort für Regeln gibt, was für Dusch- und Ämtlipläne und was für eine Einsamkeit am Abend oder an Feiertagen / Sonntagen... dann legt sich die Begeisterung wieder. Such nach einem guten Buch in dem Bereich - Belletristik, kein Fachbuch, natürlich. Red mit ihr. Bleib immer im Gespräch mit ihr.

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"...sie wird ja eh immer wieder weglaufen. "

Ist das dein ernst? Wie kommst du darauf das es IMMER so sein wird?

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...da sie es zum zweiten Mal tat und damit irgend was bezweckt.
Und sich an der Situation nichts geändert hat.

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Wenn sie so einen Freiheitsdrang hat dann kann man den auch steuern. Sie will ab und zu selbständig sein und ohne Eltern verreisen? Dafür gibts organisierte und gut betreute Jugendreisegruppen, sogar ins Ausland. Da lernt sie gleich noch was, Sprache und Kultur.

Frag die Therapeutin mal, ob es psychologisch sinnhaft ist, so eine Reise in Aussicht zu stellen. Sie muss/darf dann aber auch alles selbst planen, vom Aussuchen bis zur Orga, abgesehen von den Punkten, bei denen sie euch braucht.

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Hey,

ich finde das Verhalten deiner Tochter nicht unbedingt so wahnsinnig rätselhaft, das ist ein ganz offensichtlicher Hilferuf von ihr an euch!

Sie leidet vermutlich immer noch sehr unter dem Verlust ihrer Oma und ihr konntet die entstandene Lücke nicht füllen.
Außerdem vermute ich, dass es sie in dieser eh schon belastenden Situation überfordert, so selbstständig sein zu sollen und eure Erwartungen zu erfüllen. Mag ja praktisch für euch sein, was sie schon alles kann. Aber sie ist emotional gerade eher wie ein kleines Kind und braucht ganz viel Zuwendung und Nestwärme! Sie will nicht funktionieren wie bisher, vielleicht braucht sie es, mal einfach zusammen brechen zu dürfen und sich sicher sein zu können, dass es okay ist nichts vernünftiges zu tun sondern einfach nur umsorgt und getröstet zu werden!

Ich werde immer hellhörig, wenn Eltern von relativ jungen Kindern deren Selbständigkeit hervorheben. Aus Sicht des Kindes kann sich das sehr zwiespältig anfühlen: einerseits macht man damit die Eltern zufrieden und bekommt Anerkennung, aber es ist auch manchmal zu viel Verantwortung, es ist einsam und man traut sich nicht, einzugestehen, dass man lieber weniger Erwachsen sein möchte. Es kann wie eine Art der Vernachlässigung sein, und es zerstört die Nähe, das Kind traut sich nicht mehr sich zu öffnen und sein "Versagen" zu gestehen. Mag für Erwachsene Quatsch sein, aber das weiß eine 12jährige noch nicht! Daher empfindet sie sich als Belastung! Sie will euch nicht belasten... aber unterbewusst rebelliert sie gegen eure überhöhten Erwartungen und verhält sich plötzlich unvernünftig. Sie sehnt sich nach Liebe und Zuneigung, deshalb die riskante Aktion mit dem Jungen!

Wenn sie nicht mit euch reden will oder kann, so lasst ihr als Eltern einfach Taten sprechen: kümmert euch um sie, seid mehr zu Hause, holt ihr einen Hund wenn sie mag... fahrt jetzt spontan in den Urlaub und fragt sie, was sie braucht um ihr zu Hause wieder zu mögen!

Alles Gute für euch!

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Noch eine Idee: vielleicht möchte sie lieber einen Brief an euch schreiben. Das ist manchmal einfacher, weil man während des Schreibens mehr Zeit hat, um die eigenen Gefühle und Gedanken zu sortieren und man hat weniger Hemmungen ohne die direkte Konfrontation!

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Hallo,

also ich habe deinen Text gelesen und kann eure Sorgen sehr gut verstehen!
Wie sehr man sich auch als Eltern bemüht, wenn sich das Kind auf einmal verliebt oder zum anderen Geschlecht hingezogen fühlt, da hat man keinen leichten Stand. Auf alle Fälle kann es nicht gut sein, eine wesentlich ältere Internetbekanntschaft zu erlauben, denn keiner weiß, was dieser Junge für Absichten hat! In diesem Alter (mein Sohn ist gerade 19 geworden) haben die Jungen kein Interesse mehr an so jungen Mädchen!
Das Problem sehe ich nur darin, dass dieser Junge sie offensichtlich dazu gebracht hat, ihn zu besuchen! Eine negative Beeinflussung (nämlich dass sie euch angelogen hat) fand demnach bereits statt. Natürlich sind nicht alle Heimkinder oder Wohngruppenbewohner schlecht und haben böse Hintergedanken....jedoch hat es ja auch immer einen Grund, warum diese Kinder und Jugendlichen nicht bei den Eltern zuhause wohnen. Diese haben Päckchen zu tragen, welche meist nicht ganz ohne sind. Daher würde ich an eurer Stelle versuchen, den Kontakt langfristig zu unterbinden, da der Junge wohl kaum zu euch kommen wird und sich vorstellt!
Ich wünsche euch, dass ihr damit Erfolg habt, denn meine Erfahrung mit meinem Sohn hat mir gezeigt, dass es verdammt schwer ist, gegen Beeinflussung von außen (insbesondere bei Liebeleien) anzukommen! Unser Sohn hat sich, wenn auch erst viel später, sogar so beeinflussen lassen, dass er die Schule ständig geschwänzt und geschmissen hat...weil man ja angeblich kein Abitur braucht. Die Zeit hat er lieber mit seiner Freundin verbracht, welche keine Nachmittagsschule hatte. Die Erleuchtung der Jugendlichen, dass sie vielleicht doch besser hätten auf die Eltern gehört, kommt oftmals zu spät.
Das kann übrigens in den besten Bilderbuchfamilien passieren, sagt also nicht zwangsläufig etwas über euer Verhältnis zu einander aus. Die Pubertät kostet einfach Nerven!

Gutes Gelingen wünsche ich euch!

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Hallo,
erstmal wünsche ich euch viel Kraft in dieser wirklich schweren Zeit!

Das Bild, das du von deiner Tochter schilderst, erinnert mich ein wenig an mich selbst. Ich war auch sehr früh sehr selbständig, verantwortungsbewusst, erfolgreich in der Schule. Hab alles toll gemacht, meine Eltern waren stolz auf mich und von außen nur gelobt.
Für mich selbst war das auch immer so okay und ich wusste, dass ich von meiner Familie geliebt werde.
Körperlich sehr früh groß, so dass man im Kindergarten schon älter geschätzt wird und dann verhält man sich ja auch schon so vernünftig. Das ist einerseits toll und das vorbildliche Verhalten kam ja auch von mir selbst...lief einfach...
Die erste Periode noch vor dem 12.Geburtstag. ...Da fängt dann der innere Kampf an, den von außen keiner sieht.
Die körperliche Entwicklung ist der seelischen einige Jahre voraus. Er sendet Signale, z.B. Interesse am anderen Geschlecht...aber eigentlich ist der Kopf dafür noch gar nicht bereit...trotzdem sind die Signale deutlich. ...Das verwirrt und verunsichert so ein junges Mädchen extrem!
Manchmal wird man gehänselt, weil man körperlich weiter ist....Da tut es gut Bestätigung von außen zu bekommen!!! Auch wenn es ein älterer Junge ist. ..

Kurz gesagt Körper und Kopf passen nicht zusammen. Es ist mittlerweile nachgewiesen, dass frühreife Mädchen deutlich anfälliger für z.B. Depressionen sind!!!
Ich habe mit 14 ähnliche Sachen gemacht wie deine Tochter jetzt. Ich habe meine Eltern auch nicht an mich ranelassen. Habe sie teilweise völlig abgeschnitten...Heute weiß ich, dass ich damals schon eine Depression hatte. Mittlerweile habe ich alles wieder im Griff, Depressionen geheilt.
Es ist eine schwere Zeit für eure Tochter. Seid ganz behutsam mit ihr! Vielleicht braucht sie auch mehr Selbstbewusstsein oder etwas anderes, um mit dem Körper /Kopf-Konflikt besser klar zu kommen. ..
Ich drück euch die Daumen!