15 jähriger ohne perspektive?!

hallo ihr lieben, ich hab da ein kleines problem, was ich gerne mit euch teilen möchte.
es geht dabei um den sohn meiner cousine. er wird im sommer 16 und hat leider bisher keine ahnung, was er in zukunft machen soll, obwohl er im sommer von der schule abgehen kann (10.klasse realschule)
wie gesagt, er hat keine ahnung, was er nach der schule machen soll, möchte aber liebend gerne arbeiten gehen. ich glaube, seine ahnungslosigkeit liegt daran, dass er einfach keine ahnung hat, was in verschiedenen jobs gemacht wird.
nun haben wir meiner cousine angeboten, den jungen während der osterferien ins praktikum zu nehmen, weil er sich für den bereich interessiert (maler und gerüstbau).
nun kann es aber passieren, dass er sich vor lauter freude so auf den job einschießt, dass er gar nichts anderes machen will, wo mein erstes problem liegt. meine cousine ist nämlich der festen überzeugung, dass gerade unsere branche keine zukunft bietet, weil man sein leben lang "nur" handwerker ist. man müsse bis zur rente körperlich arbeiten, was man ja bestimmt nicht verwirklichen kann etc. (es gibt verschiedene wege, die man einschlagen kann und einer von bestimmt fünf ist, weiter als geselle zu arbeiten)

glaubt ihr, es ist für den jungen dann das richtige, ihn ins praktikum zu nehmen? für ihn persönlich ist es bestimmt gut, denn so kann er erfahren, was gemacht wird und ob er das gerne machen möchte...

das nächste problem ist, dass der junge einfach keinen sinn darin sieht, die schule anständig zu beenden. er ist verdammt gewitzt und hat eigentlich keine schwierigkeiten in der schule, ausser dass die lust fehlt. seine noten bewegten sich in der realschule bisher immer im zweierbereich, wobei er seit der achten klasse aber ziemlich abgestiegen ist. eigentlich sollte er die neunte klasse schon wiederholen, doch dann hat er gerade so die kurve bekommen und konnte weitermachen. jetzt steht allerdings sein abschluss auf dem spiel. in den hauptfächern steht er auf der kippe und ihm wurde auch diesmal von den lehrern nahegelegt, dass er das schuljahr wiederholen solle, damit zumindest sein abschlußzeugnis anständig aussieht.

ich würde ihm so gerne begreiflich machen, wie wichtig ein abschlußzeugnis ist(wobei es zunächst nicht auf den schnitt ankommt), nur weiß ich leider nicht, wie ich das bewerkstelligen soll, ohne ihm damit vollkommen auf die nerven zu gehen um dann schließlich das gegenteil zu erreichen... vielleicht habt ihr ja tipps für mich.

und noch eine kurze frage: wie kann man siener mutter begreiflich machen, dass das handwerk schon seit ewigkeiten nicht mehr der "asiberuf" schlechthin ist und dass ihr sohn, sofern er diese richtung gehen will, bestimmt keinen fehler machen wird?
ich bin der meinung, dass der junge einfach das machen soll, was zu ihm passt und nicht, was mama will, nur sieht sie ihre chance darin, weil er ja noch keine perspektive hat, ihn dahin zu lenken, was sie möchte. nach ihrem wunsch sollte der junge weiter zur schule und abitur machen, damit er später eine ausbildung im it-bereich bekommt. nur will er ums verrecken nicht mehr zur schule, was ihre pläne durchkreuzen wird.

also, nochmal kurz die fragen:
meint ihr, das praktikum ist die richtige entscheidung für ihn? sollte er vielleicht noch in andere bereiche einsehen können?

wie kann ich ihm die wichtigkeit eines halbwegs anständigen abschlußzeugnisses verständlich machen, ohne, dass er davon total genervt ist und aufgibt?

kann man seiner mutter irgendwie erklären, dass es nicht ihre, sondern seine entscheidung ist, was er macht?

ich hoffe, jemand hat ein paar tipps für mich, egal auf welche frage.
lg
sacredheart

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Hallo,

also ich finde ein Praktikum sehr sehr sinnvoll. Hat er denn gar keine Schulpraktika machen müssen?

Ich weiss ja nicht wie Eure Möglichkeiten aussehen, aber wenn es ihm dann tatsächlich Spass machen sollte und er diese Laufbahn einsteigen möchte, dann würde ich ihm sagen, wenn er das Schuljahr nochmal macht und einen guten Abschluss bekommt, das er dann auf eine Lehrstelle bei Euch zählen kann, wenn das geht.

Bezüglich der Mutter hilft nur reden und immer wieder vor Augen führen das es wichtig ist, was das Kind will, weil er glücklich werden muss.

Aber bevor Du Dir da Gedanken machst, lass ihn erstmal das Praktikum machen, das andere kommt von allein.

Aber ich kann ihn schon verstehen, jeder erzählt was anders, Mutter will sowieso das er länger die Schulbank drückt, er aber keinen Schneid dazu, lieber Geld verdienen. Er braucht eben eine Perspektive.

Viel Glück!

LG Mimi

2

hallo,
danke für deine antwort.

er hatte ein schulpraktikum, was er bei den örtlichen stadtwerken gemacht hat. was jetzt genau schwerpunkt war, kann ich leider nicht sagen, aber das hat er für sich schon abgeschloßen. (will er nicht machen)

das problem mit seinem abschluß und der ausbildung ist, dass er mehrere angebote hat, auch in verschiedenen bereichen, die aber alle verlangen, dass er in den hauptfächern mindestens auf die note drei kommt (was ihm allerdings herzlich egal ist...)

das mit der ausbildung bei uns ist etwas schwierig, weil wir mehr als 40km auseinander wohnen und er nicht einfach umziehen kann( wir haben leider auch keine nplatz für ihn)
aber bei ihm in der umgebung gibt es etliche malerbetriebe, da wird für ihn schon was dabei sein.

ich hoffe nur, dass wir hinterher nicht die doofen sind, die ihm den floh angeblich ins ohr gesetzt haben. es hat ja schon gereicht, als ich kürzlich meinte, dass er ja auch erst arbeiten gehen könne, damit er sich mal umschauen kann und dann später zum beispiel abitur oder eine ausbildung macht(hab selbst mit 27 an einem erwachsenenkolleg mein abi gemacht- war kein problem). gab miese stimmung ;-)

aber wie du schon sagst, er soll erst mal das praktikum machen und dann sehen wir weiter.
lg
sacredheart

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Hmm ... finde ich ungemein schwierig.

Also ein Abitur hat definitiv den Vorteil, grundsätzlich erstmal 3 Jahre länger Zeit zu haben, zu wissen, was man später beruflich einmal machen möchte ... und einfach auch noch 3 Jahre, wo so ein perspektivloser Jugendlicher vielleicht noch etwas an Reife gewinnen kann und wird. Dann hat es den Vorteil, wesentlich mehr Möglichkeiten bei der Wahl eines Ausbildungsplatzes zu haben ... sicherlich auch bessere Chancen, einen Ausbildungsplatz auch wirklich zu bekommen (und nicht nur davon zu träumen) und abschließend auch die Möglichkeit, eventuell später mal eine Hochschule zu besuchen. Zumal ein Abitur ja auch nicht heißt, nicht trotzdem einen handwerklichen Beruf erlernen zu können, wenn man das unbedingt möchte. Also, dass Abitur steht ihm - im späteren Leben - meines Erachtens weniger im Weg, als ein Realschulabschluss...

Also würde ich hier definitiv versuchen, den Wunsch-Weg der Mutter zu gehen, sofern das Leistungstechnisch eigentlich kein Problem wäre. Denn - auch eine Ausbildung zu machen, heißt ja unter anderem, 2-3 Jahre lang weiterhin zur Schule gehen zu müssen. Weiß Er diese Tatsache überhaupt, dass ihm die blöde Schule trotzdem nicht ganz ersparrt bleiben wird? Ich würde da eher versuchen, mal in Erfahrung zu bringen, warum dieses Kind ums verrecken nicht mehr zur Schule gehen möchte. Geht es da eher um "Die anderen Schüler sind alle blöd", oder, geht es da eher um "Ich möchte endlich eigenes Geld verdienen, um...?" oder - was ist der eigentliche Grund? Also warum möchte er unbedingt arbeiten gehen ... wenn er nicht mal weiß, was er überhaupt machen möchte? Für mich ist das ein totaler Widerspruch, weiß es eigentlich heißt: Alles ist besser als die Schule; was wiederrum heißt, dass es dort doch irgendwelche Probleme geben müsste...

Also für mich persönlich bedeutet Berufsleben ein Kompromiss aus "Was mache ich [langfristig] gerne", "Wo kann ich genügend Geld verdienen, um mein Lebensunterhalt bestreiten und Träume verwirklichen zu können und nicht unbedingt jeden Cent einzeln umdrehen muss" und "Wo habe ich Zukunfts/Aufstiegschancen". Den Kompromiss muss der Sohn Ihrer Cousine wirklich ganz alleine für sich treffen. Nur - sind wir mal ehrlich: Sie schreiben selbst, dass er a) definitiv schon mal nicht weiß. Zukunfts- und Aufstiegschancen sehe ich persönlich in dem Gewerbe gegeben, wenn man flexibel genug ist und Aufsteigen möchte. Was das mit dem Geld verdienen angeht ... also ich kann Ihnen von meinem Sohn (12) erzählen, dem da (ich denke, wie einem 15-Jährigen) noch unheimlich viel Erfahrung fehlt, wie das Erwachsenenleben eigentlich funktioniert. Er wird sicherlich so einiges Brutto-Gehalt recht beeindruckend finden, wenn er aber wüsste, was davon (als Junggeselle) Netto übrig bleibt ... dann noch die Miete für eine Wohnung, die ganzen Versicherungen, die Leasing-Rate des ersten eigenen Autos, der Spritt und der Lebensunterhalt ... ich denke, wenn man diese Aufstiegschancen im handwerklichen Berufszweig nicht konsequent und von sich aus wahrnimmt, ist der finanzielle Rest, der da übrig bleibt ... also ich bin mir sicher, dass es viele 16-Jährige gibt, die 3 Jahre lang eine Ausbildung gemacht haben und dann feststellen: Irgendwie gehe ich jetzt schwer schuften und habe immer noch nicht mehr Geld zur Verfügung, als Mama mir Taschengeld gegeben hat...

Ich denke, es gibt hier sehr viele Ausbildungsberufe, wo man - nach der Ausbildung - finanziell wesentlich besser darsteht als in anderen (subjektive Meinung) ... Wenn Jemand für sich selbst entscheidet: Das ist mir egal ... ich mache das halt gerne und es ist genau das, was ich am Besten kann => wird er mit diesem Beruf sicherlich immer glücklich sein ... nur, trifft das dann auch auf den besagten Jugendlichen zu? Für mich ließt sich das eher so: Das Erste, was er sieht, wird er nehmen ... und dann kommt diese Ernüchterung dann erst nach 3 Jahren ... dann hat man aber schon längst die erste eigene Wohnung und das erste eigene Auto, und, von daher findet man sich halt damit ab. Vielleicht sollte man da mit dem Teenie einfach mal etwas ernster drüber reden, wie dieses Erwachsenenleben später funktioniert und aussieht? Gerade dann, wenn er durchaus das Potential hätte, dort schulisch noch weiterzukommen. Also hat ihm überhaupt mal Jemand erklärt, wozu das mit den Schulabschlüssel überhaupt gut ist und, welche Rolle da z.B. die Noten bei spielen? Kennt er die Situation auf dem Ausbildungsmarkt?

Also ein Praktikum finde ich die richtige Entscheidung, wenn er sich wirklich für diesen Berufszweig interessiert und zumindest genügend Basiswissen über diesen hat, um zu wissen, was es bedeuten würde, dass für die nächsten 50 Jahre seines Lebens ausüben zu müssen. Und, so wie ich ihren Beitrag deute, fehlt ihm da noch einige Kompetenz, und, daran würde ich eher versuchen, zu arbeiten - als ihm jetzt auf Teufel komm raus irgendeinen Beruf einzureden. Also diese Wissenslücken ausfüllen und dann eventuell mal ein Berufsberatungsgespräch beim Arbeitsamt zu veranstalten, wäre mein Vorschlag. Die Vorzüge des Handwerksberufs müssen Sie der Mutter da schon alleine beibringen.

Die Mutter davon überzeugen, dass es seine Entscheidung ist, halte ich für sehr wichtig ... nur ... momentan hat dieses Kind ja noch überhaupt keine eigene Meinung, also finde ich, darf ruhig die Mutter weiterhin die Entscheidungen treffen (er besitzt dort definitiv die Reife noch nicht für). Daher finde ich auch ein Praktikum gerade etwas unglücklich ... weil das dann immer noch nicht SEINE Entscheidung sein würde, sondern eher so eine Art Kleinkinder-Trotzreaktion: "Das mach ich jetzt - weil mich das eigentlich alles noch gar nicht interessiert". Ich denke, da sieht eine erwachsene Frau die Welt noch etwas realistischer, als ein trotziger 15-Jähriger... 16 zu sein heißt für mich zwar auch, selbstständig unüberlegte Entscheidungen treffen zu dürfen und da dann einfach auch die Konsequenzen ausbaden zu müssen ... nur ... ich finde, die Berufswahl und der Eintritt ins Erwachseneleben sollte keine solche Entscheidung sein. Und momenten - so schreiben Sie - besitzt er gar nicht die Reife, irgendetwas entscheiden zu können ... darum fände ich es töricht

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hallo,
ganz lieben dank für die ausführlich und vor allem ehrliche antwort.

ich versuche mal ein wenig zu beantworten.
zum thema schulabschluss- meiner meinung nach hat der junge keinen blassen schimmer davon, was er mit dem realschulabschluss und was er mehr mit dem abitur machen kann. natürlich ist sich unsereins bewusst, dass man mit abitur letztlich alle türen offen stehen hat, doch ein fünfzehnjähriger, dessen hauptaugenmerk auf sein handy gerichtet ist, wird sich bestimmt nicht damit befassen. leider kann ich den jungen voll und ganz verstehen, dass er keine lust mehr hat, denn er kommt aus einer reinen arbeiterfamilie, wo eigentlich keiner abitur hat und alle doch glücklich mit ihren karrieren sind. wobei ich hier die aussage bekräftigen kann, dass sich einige ihrem gewählten beruf ergeben haben und es hingenommen haben "nur" arbeiter zu sein.
so kann er nicht beurteilen, warum er nun ein gutes zeugnis braucht oder aber direkt das abi, nur damit er einen job oder eine ausbildung bekommt. seine mutter ist mit ihm schon öfters beim arbeitsamt gewesen, um ihn so auf eine spur zu bringen, was er machen will(sie berücksichtigt trotz ihres großen wunsches,dass der junge erfolgreich wird, dass er selbst entscheiden soll, was er macht- spricht für die mutter,wenngleich der junge dadurch kaum weiter kommt)
nicht nur, dass er die wichtigkeit eines guten schulabschlusses nicht kennt, er hat anhand meines lebenslaufes gesehen, dass man ziemlich alles nachholen kann ( erster ausbildungsbetrieb nach knapp 3 monaten insolvent-neue stelle nach zwei tagen suche; nach der ausbildung wieder zur schule-abitur; jetzt mit kindern zuhause,sobald es möglich ist studium im bereich finanzwesen) ich denke, da ist es einleuchtend, dass er sich das leben doch noch sehr einfach vorstellt.

ich denke,dass ihm bewusst ist, dass er auch in der ausbildung zur schule muss,nur weiß er diesbezüglich auch, dass die schule nicht jeden tag ist. auch da kann ich ihn verstehen, da man nach zehn jahren wirklich mal etwas anderes machen will, als in die bücher zu starren und den lehrer glücklich zu machen( wenn er nur wüsste, wie gut man es als schüler hat...)
vielleicht ist seine unlust ja damit zu erklären, dass er mit schule verlust verbindet. während seiner schulzeit hat er mehrere guter freunde verloren, darunter auch seinen besten freund aus kindergartenzeiten, der in ein anderes bundesland gezogen ist. er ist nicht derjenige, der die gesamte klasse als seine guten freunde bezeichnet, sondern sich eher auf ein bis zwei personen beschränkt. so ist es vorgekommen, dass er nach den sommerferien plötzlich ganz neue freundschaften aufbauen musste, zusätzlich zum schulstoff. ich kann mir also gut vorstellen, dass er durch die anstehende veränderung einfach seine chance sieht, nicht wieder von vorn anfagen zu müssen, was seine freunde angeht(was ja letztlich gar nicht so sein wird, weil ja alle verschiedene wege gehen und er somit nicht weiter auf seine zwei freunde fixiert sein kann und zudem noch neue leute kennenlernen wird)

natürlich wird er die fülle des "erwachsenenlebens" noch nicht erfassen können, wenngleich er durch seine eltern eine menge erfahrung sammeln konnte( mutter nach erziehungszeit und verletzung arbeitslos, bald im versicherungswesen gearbeitet, leider vom chef hintergangen, danach freie fotografie, was jedoch nicht wirklich erfüllend war, danach selbstständigkeit durch eröffnung eines cafe`s/ vater jahrelang im handwerksberuf, irgendwann wegen kürzungen der firma arbeitslos, seit einiger zeit bei einer zeitarbeitsfirma und zusätzlich im cafe/ und noch einiges mehr)
er musste durch die arbeitsverhältnisse seiner eltern oftmals zurückstecken, obwohl sie immer versucht haben, ihm jeden wunsc hzu erfüllen. es gab einige kompromisse, aber er hat, wie seine freunde auch, ein handy, seine spielkonsole, laptop etc. der unterschied besteht darin, dass vieles no-name-produkte sind, was dem gerät keinerlei einbußen bring, jedoch den gesellschaftlichen status in der region enorm senkt. auch hier denke ich mir, dass er deshalb eigenes geld verdienen möchte, damit er sich das leisten kann, was ER will und WANN er es will und vor allem von welcher marke(oder nicht marke) die er will. leider ist es bei ihm in der region wirklich so, dass man nach dem auto seiner eltern oder der marke seiner jeans beurteilt wird...(kenn das noch von früher und es hat sich nichts geändert)
wie allerdings die verschiedenen einkommen aussehen, dass zum beispiel ein industriekaufmann ebensoviel verdient, wie ein ausgelernter und voll verdienender geselle im malerhandwerk, wird er nicht wissen. er weiß ja wie gesagt nicht, was er machen möchte, also wird er sich auch wohl keine lohntabellen ansehen um dann zu entscheiden, ob er nun manager eines riesenunternehmens werden möchte oder aber doch ein bratwurstverkäufer.
in wie weit er jetzt über die finanzwelt eines erwachsenen bescheid weiß, kann ich leider nicht beurteilen, ich weiß nur, dass meine cousine selten über geld redet, womit ich dann schon fast behaupten kann, dass er nicht weiß, "was die welt kostet".

natürlich gibt es wirklich viele berufe, die eine bessere finanzaussicht darstellen, als der malerberuf und überhaupt das handwerk, nur wie gesagt, wenn der junge gerne den weg einschlagen möchte, sollte man ihm eigentlich nicht im wege stehen. natürlich sollte er sich dessen bewusst sein, dass er den beruf womöglich die nächsten fünfzig jahre machen muss, was bestimmt nicht immer leicht ist, nur einen job zu wählen, damit man nicht körperlich arbeiten muss und den eltern damit einen gefallen tut, ist meiner meinung nach der falsche weg. ich denke diesbezüglich, dass sich mutter und sohn einfach mal ganz in ruhe zusammensetzen sollten, um zu erörtern, was er möchte, damit sie ihm raten kann, wie er dahin kommt. es ist halt sehr schwierig, mit 15 jährigen ein kritisches gespräch zu führen( denke da immer an mich als dickköpfige, trotzige rotzgöre, der ebenfalls alles egal war und der die erwachsenen immer nur den spass verderben wollten) der junge weiß um die situation auf dem arbeitsmarkt, nur hat er bisher selbst nicht viel damit zu tun gehabt. leider hat er auch meinen bruder als "schlechtes beispiel" bei sich. der hat keinen schulabschluss, jede ausbildung, die ihm gnädigerweise angeboten wurde, hat er dankend abgelehnt, weil irgendwas nichtiges wichtiger war und heute ist er teilzeitjobber und aushilfe im cafe meiner cousine- er hat allerdings immer geld gehabt(hartz4) und beschwert sich gegenüber dem jungen auch kein stück, dass er mit seinem leben verdammt unzufrieden ist und es durch ein wenig initiative besser hätte laufen können. da kann ich mir wieder vorstellen, dass der junge sich einfach denkt"wofür soll ich mir den kopf zerbrechen? selbst wenn ich nichts mache, bekomm ich vom amt geld"...was in meinen augen ein verdammt mieser wert ist, der einem kind vermittelt werden kann...

das praktikum, welches er bei uns machen darf, war eine idee seiner mutter, weil er schon öfters vom malerberuf gesprochen hat und sie ihm einfach was davon zeigen möchte. natürlich wurde er gefragt, ob er das überhaupt machen möchte und er war von der idee hin und weg. nun bin ich mir diesbezüglich auch nicht ganz sicher, wie wir mit ihm umgehen sollen, denn einerseits soll er einen reellen einblick ins berufsfeld bekommen, doch andererseits soll er auch wissen, dass es bestimmt kein zuckerschlecken ist. mein mann wird ihn mitnehmen und ganz ehrlich gesagt, möchte ich den nicht als ausbilder haben wollen. da wäre mir ein drill seargeant der us army lieber ;-) natürlich wird er nicht nach zwei stunden weinend im auto sitzen, doch der ton, der auf einer baustelle meißt angeschlagen wird, sollte er schon mitbekommen.(war für mich als frau auch nicht immer einfach, aber man kann die ohren ja auf durchzug stellen)
beim arbeitsamt war er wie gesagt schon öfters, nur leider scheinen die damen und herren dort an ihre grenzen bei ihm zu stoßen. ich hatte schon an jobbörsen oder ähnliches gedacht, nur hab ich selbst davon keine ahnung, weil ich für mich meinen weg kenne und deshalb bisher keines dieser angebote nutzen musste/konnte/brauchte.

die mutter sollte sich nicht in die entgültige entscheidung des sohnes einmischen, was er machen möchte. das würde später eine menge streit geben, womit keinem geholfen ist. dass sie ihn unterstützt und berät ist vollkommen richtig und auch nötig, denn er hat nunmal keine erfahrung im erwachsensein oder im arbeitsleben, weshalb er einfach unterstützung braucht. allerdings bin ich auch der meinung, dass er vielleicht aus trotz nach dem praktikum sagen wird"das ist mein ding, das mach ich jetzt" einfach nur deshalb, weil seine mutter einfach eine"bessere" aubildung für ihn vorgesehen hat. deshalb habe ich mein anliegen ja auch hier gepostet. ich persönlich fände es nicht nur zu schade, sondern zutiefst enttäuschend und traurig, wenn er einfach alles schleifen lässt, weil er a) aus trotz etwas macht, was er womöglich irgendwann bereut, b) einfach gar nichts macht, weil er wegen einiger beispiele ein falsches bild vom leben und vor allem vom glücklichen und ehrlichen leben bekommt(bezug nicht nur auf meinen bruder, der wegen seiner jugendlichen dummheit jetzt die probleme hat, sondern viel eher auf einen bekannten meinerseits, der einmal behauptete, er sei stolz, ein hartz4-empfänger zu sein, weil er geld fürs nichtstun bekäme und zudem seinen lebensstandard nicht einschränken muss-auto,haus,kinder) und c) sich darauf ausruht, man könne ja alles im leben irgendwann nachholen, was ihm letztlich allerdings die zukunft nur unnötig schwer macht.
ich stimme dem voll zu, dass er die reife für eine derart wichtige entscheidung noch nicht besitzt, nur leider hat er kaum eine andere wahl, als sich des ganzen zu stellen, dabei ist es unabhängig davon, ob er das jetzt tut, oder in drei jahren. irgendwann muss es einfach sein und ich glaube nicht, dass er in drei jahren wirklich viel weiter damit sein wird.

glücklicherweise hat er seine eltern, die ihn immer unterstützen werden und ihm alles versuchen zu ermöglichen, was er sich vorstellt.

lg
sacredheart

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Also ich persönlich finde es absolut unverantwortlich, ein Kind 10 Jahre lang zur Schule zu schicken und ihm nie erklärt zu haben, warum er da überhaupt hingeht; warum es unterschiedliche Schulabschlüsse gibt, und, was man mit diesen jeweils machen kann. Das dass - jetzt - bei einem 15-Jährigen schwierig bis nahezu unmöglich ist, sehe ich ein. Nur: Was hat man diesem Kind in der 3-4 Klasse erzählt, warum jetzt einige Kinder auf ein Gymnasium gehen, einige auf die Realschule, einige in die Hauptschule und einige die 4. Klasse wiederholen werden? Was hat man ihm bei der ersten 4 in Mathe erzählt, als er festgestellt hat: »Cool, die Welt ist doch nicht untergegangen; ich konnte viel länger X-Box spielen, weil ich ja nicht lernen musste und - ich werde trotzdem versetzt. Was soll der ganze Scheiß überhaupt?« Ich finde es interessant, von Wirtschaft und Politik immer wieder solche Schlagwörter wie »Fachkräftemangel« oder »Die Jugend von heute ist nicht Ausbildungsfähig(, so dumm, faul und unzuverlässig sind die)« zu hören, und dann hier zu lesen, das die nicht mal wissen, was ein Schulabschluss ist. Vielleicht sollte man da bildungspolitisch in der 4. Klasse das Schulfach »Schule, alt’a … warum ey?« einführen #kratz

»Wenn man nur wüsste, wie gut man es als Schüler hat«. Ich sehe das genau so … das begreift mein Kurzer auch nicht. Der sieht auch nur all die vielen Dinge, die Mama und Papa können/dürfen (Geld ausgeben; so lange draußen bleiben, wie man möchte; mit dem pubertären Teenie zu meckern: »Räum endlich dein Zimmer auf« #schein … Auto fahren dürfen … Urlaub zu nehmen, wann man Lust hat … Kreditkarten!!! (ganz wichtig für meinen Sohn) … die Liste ist endlos lang). Aber .. das es diese anstehende Veränderung - ob nun das Abitur auf einer anderen Schule oder ein Ausbildungsplatz - so oder so geben wird, müsste man ihm ja eigentlich noch erklären können. Und, wenn man ihm erklärt, wie lange ein Schultag dauert und, wie lange ein Arbeitstag dauert, und, wie viele freie Schultage (14 Wochen Ferien) es gibt oder, wie viele Urlaubstage man als Auszubildender hat (4~5 Wochen) … das sollte man eigentlich noch hinkriegen können. Und Auto fahren darf er mit 16 in Deutschland so oder so noch nicht ;-)

Was das mit den materiellen Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen angeht … ja … Markenklamotten, iPad’s, iPhone’s etc. sind da m.E. (mein Kurzer ist da nicht anders) lebenswichtig. Meiner besucht hier in England eine Privatschule, und, die Kids haben genau die gleichen Macken. Das war aber auch schon in meiner Kindheit und Jugend so, dass es dort lebenswichtige Statussymbole gab und ich immer total froh war, Eltern gehabt zu haben, die einem da immer auf die sichere Seite gestellt haben. Wenn man da dann zu den Kindern gehören, die deswegen immer wieder in der Schusslinie von anderen Kids stehen … kann ich total gut nachvollziehen, dass man da endlich eigenes Geld verdienen möchte, um sich diese wichtigen Spielzeuge in diesem Alter leisten zu können. Vielleicht hätte es ihm einfach schon total geholfen, mit 13 am Wochenende Zeitungen auszuteilen, und, dann wären das - zum Taschengeld hinzu - ja sicherlich schon mal 100 bis 150 Euro im Monat mehr Geld zu seiner freien Verfügung gewesen. Er kann auch jetzt, als Schüler, bereits Geld verdienen und so langsam ins Erwachsenenleben hineinschnuppern. Ich denke, man wird anfangen, diese Welt zu verstehen, wenn man einen ganzen Monat gearbeitet hat, dafür 150 Euro verdient hat, und, sich ein paar Turnschuhe kauft, und, diese 150 Euro sind wieder weg. Ich denke, da kommt man dann ganz von alleine auf den Trichter: Wenn ich die Schuhe für 100 Euro gekauft hätte....

Vielleicht ist das mit diesem Praktikum doch keine so schlechte Idee, wenn er da mal einen realen Einblick in so einen Beruf bekommt. Wobei ich eher das Gefühl habe, dass ihm ein Erwachsener, der sich da ab und an mal mit ihm unterhält und ihm das Leben erklärt, wesentlich mehr helfen würden. Das die eigenen Eltern bei einem 15-Jährigen wahrscheinlich nicht mehr durchkommen, kann ich total gut verstehen. Gibt es denn sonst niemanden im Umfeld des Jungen, der dazu fähig wäre und auch ein gutes Verhältnis zu ihm hat? Ansonsten sollte ihr Mann diese Sachen (Gehalt, Netto Gehalt, Lebenskosten, Auto, Wohnung, Versicherung, Inspektion; Berufsschule etc.) einfach mal ansprechen? Denn, von zu Hause ausziehen ist ja für 16-Jährige genau so wichtig, wie, mit 18 ein eigenes Auto zu haben. Vielleicht kommt dann ja raus, dass er - während der Ausbildung - für ein iPhone noch immer 3 Jahre lang sparen müsste. Und ich denke mal, dieser Statussymbol-Wahn ist in einer Berufsschule genau so groß, wie in einer Realschule. Nur, dass mit 18 das Statussymbol plötzlich ein Golf GTI ist und kein Handy mehr. Mit dem Vor-/Nachteil, plötzlich 8-9 Stunden täglich arbeiten zu müssen und noch 5-6 Wochen im Jahr Urlaub zu haben. Denn - irgendwie habe ich das Gefühl, dass das eher das Hauptproblem ist: Das niemand zu dem Jungen durchdringt.

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Hallo,

grundsätzlich finde ich es eine super Idee, dass der Junge erstmal ein Praktikum macht. Aber nur, wenn er selber das auch möchte.

Ich kann übrigens sehr gut nachvollziehen, dass er nicht weiß, was er mal arbeiten soll. Bei mir war das ähnlich. Nur drei Monate nach meinem 16 Geburtstag war ich mit der Realschule fertig. Ab der 9. Klasse wurden wie blöde Bewerbungen geschrieben, aber ich wußte mit 14 bzw. 15 Jahren absolut nicht, welchen Beruf ich lernen soll und vor allem mein Leben lang ausüben möchte (im besten Fall). Damit war ich in dem Alter schlicht überfordert.

Die Berufsberatung der Arbeitsagentur konnte man getrost vergessen. Dort bin ich nur gefragt worden, was ich denn machen will und mir wurde gesagt, es wäre unnormal 10 Jahre Schule zu überstehen ohne sitzen zu bleiben #kratz. Pure Zeitverschwendung und von Beratung keine Spur.

Dazu kam dann, dass meine Mutter Druck gemacht hat, ich solle mir "irgendeinen" Ausbildungsplatz suchen. Die Folge war, dass ich in einer Ausbildung gelandet bin, die ich vom ersten Tag an gehasst habe. Genau 1 Jahr habe ich durchgehalten und dann abgebrochen. Weil ich noch schulpflichtig war, habe ich ein Jahr die berufsbildende Schule besucht und dann eine Ausbildung in einem Beruf gemacht, den ich wirklich ausüben wollte.

Auf Grund meiner Erfahrungen würde ich keinen Druck auf den Jungen ausüben, ihn aber immer wieder mal auf diverse Berufe aufmerksam machen. Vielleicht hilft es ihm, wenn er mit jemandem redet, der wegen einer fehlenden Ausbildung und mieser Schulnoten nun nur Hilfsarbeiten verrichten kann und ziemlich schlecht verdient. Ich habe solche Freunde gehabt, die mir immer gesagt haben, ich solle nicht den gleichen Fehler machen. Das hat mir mehr geholfen, weil bei Teenagern die Freunde meistens wichtiger sind als die Familie. Irgendwie hört man da eher mal zu.

Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn er das Schuljahr wiederholt. So kann er die Noten verbessern und hat noch 1 Jahr länger Zeit, sich für einen Ausbildungsberuf zu entscheiden.

Gruß
Sassi

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Hallo!

Wie wäre es erst mal mit einem Eignungstest? Dieser wird hier bei uns im BIZ (Berufsinformationszentrum) gemacht.

Vielleicht könnte er auch erst mal weiter zur Schule gehen (Fachabi z.B.) und in den Ferien verschiedene Praktika machen.

Ich finde es auch schwierig, mit 15/16 J. entscheiden zu müssen, welchen Beruf ich evtl. mein Leben lang ausüben möchte!

LG, k.

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hallo,
er hat schon mehrere eignungstests gemacht, die aber alle ein anderes ergebnis lieferten. das problem daran war, dass er auf seine tagesinteressen gehört hat, die ziemlich schnell wechseln können in dem alter ;-) so wurde ihm zum mechatroniker geraten, ebenso zum mathelehrer und zum tänzer. na super ;-)

ich hab mir heute schon gedacht, dass er erstmal den abschluss schaffen sollte, so gut es eben geht und danach einfach ein jahr mit praktika und hilfsarbeiten verbringt, damit er verschiedene berufe und branchen kennenlernen kann. ein praktikum hat ja nicht nur den vorteil, dass er das berufsfeld kennen lernt, sonder nauch den, dass der potentielle arbeitgeber seine leistung beurteilen kann. dieser kann dann entweder DAFÜR oder DAGEGEN sprechen, je nach leistung.(ein chef kann besser einschätzen, ob ein neuling für den jeweiligen beruf geeignet ist, als ein mitarbeiter des arbeitsamtes)

ich finde es auch ziemlich mies, dass ein fünfzehnjähriger, der nicht mal weiß, was er zim mittag essen will, über seine restliche berufliche zukunft entscheiden soll. das kann ja eigentlich nur schief gehen...

lg
sacredheart

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Ein Praktikum zu machen ist nie verkehrt. Man erhält dadurch Einblick in einen Berufszweig und kann damit besser beurteilen, ob dieser Beruf wirklich von Interesse ist.

Aber wenn ein Schüler so gar keine Ahnung von seinem zukünftigen Beruf hat, dann lohnt sich ein Besuch der Arbeitsagentur, egal ob es nach der Schule eine Ausbildung werden oder eine weiterführende Schule besucht werden soll.

Diesen Weg sollte er ganz schnell beschreiten, möglichst noch vor den Osterferien.

http://www.arbeitsagentur.de/nn_10050/Navigation/Dienststellen/RD-NRW/Coesfeld/Agentur/Buerger/BIZ/BIZ-Nav.html

http://www.arbeitsagentur.de/nn_9986/Dienststellen/RD-NRW/Coesfeld/AA/U25/Dokumente/Bereich-Ausbildung-Berufs-und-Studienwah.html

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Ich würde mit dem Jungen einen Termin bei der Arbeitsagentur machen und mich beraten lassen. So, wie Du das schreibst, ist der Junge ein Kandidat für die Berufsvorbereitung.

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Habe ich damals auch gemacht. Und die Beratung fing direkt so an: "Was wollen Sie denn machen?". Keine Frage nach Interessen oder Neigungen, keine Beratung oder Hinweise auf Berufe, die man vielleicht gar nicht auf dem Schirm hat. Nur der freundliche Hinweis, ich wäre "unnormal", weil ich während meiner 10 Schuljahre nicht sitzen geblieben bin. Ich hätte mir den Weg sparen können, weil ich hinterher genauso ratlos war wie vorher.

Ich persönlich halte nichts von Beratungen der Arbeitsagentur. Die vermitteln keine Arbeislosen in Arbeit, die verwalten sich selbst.

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Darf ich fragen, wann diese Beratung war? Ich sehe, daß Du 38 Jahre alt bist; es hat sich mit Sicherheit einiges in der Beratung von Jugendlichen geändert.

Die Jugendlichen, die ich bei meinem letzten Arbeitgeber in der BvB betreut habe, haben nach einem Jahr allesamt eine Lehrstelle erhalten oder einen Schulplatz und machen dort ihre Mittlere Reife. Die Betreuer der Arbeitsagentur sind im Laufe der Maßnahme in regelmäßigen Abständen in die Einrichtung gekommen und haben mit den Jugendlichen selbst und (sofern noch nicht volljährig) deren Eltern, aber auch mit den Bildungsbegleitern und mit mir als Förderlehrerin gesprochen.

Ich selbst bin seit Oktober arbeitslos gemeldet und habe die Arbeitsagentur Lübeck bis jetzt eher als kundenorientiert erlebt. Das kann aber - und das will ich nicht bestreiten - von Arbeitsagentur zu Arbeitsagentur unterschiedlich sein.

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Guten Abend!

Wenn ER in den Bereich gehen möchte, dann soll er sich nicht verunsichern lassen und das tun. Er sollte den Beruf machen, für den er sich interessiert.

Wenn er selbst dieses Praktikum machen möchte, würde ich es ihm auf jeden Fall ans Herz legen. Egal, ob es ihm am Ende gefällt oder nicht, aus dem Praktikum wird er auf jeden Fall etwas mitnehmen und gute Praktikumsbewertungen machen sich sicherlich auch bei späteren Bewerbungen nicht schlecht. Insofern sehe ich da nur Vorteile.

Wenn er nach dem Praktikum feststellt, dass er diesen Beruf machen möchte, würde ich ihn unterstützen und machen lassen. Gefällt es ihm nicht, so kann er immer noch andere Praktika machen oder sich im Berufsinformationszentrum ausführlicher beraten lassen.
Vielleicht wäre ja auch ein freiwilliges Soziales Jahr etwas für ihn? Dann hätte er noch ein Jahr lang Zeit, sich das alles zu überlegen und sammelt nebenbei noch mehr (Arbeits)Erfahrungen.

Die Wichtigkeit eines anständigen Abschlusses sollte einem 15-Jährigen in der Regel klar sein, zumindest dann, wenn man ihm einmal sagt, welche Voraussetzungen für diverse Berufe verlangt werden (und heutzutage braucht man schließlich für fast alles mindestens die Mittlere Reife).

Mehr kann man da nicht machen.

Die Mutter würde ich mir einfach mal zur Seite nehmen und sie fragen, wie sie es gefunden hätte, wenn man ihr damals in den Berufswunsch geredet hätte und was ihr denn wichtiger sei: Ob ihr Sohn viel verdient, oder ob er sich wohl fühlt und Spaß bei der Arbeit hat.

Dann muss der Sohn natürlich auch selbst von seiner Berufswahl absolut überzeugt sein, sonst überzeugt ihr auch die Mutter nicht.

Ich hoffe, ich konnte Dir helfen.

Liebe Grüßle
Anja

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Hi.
Deswegen habe ich Abi gemacht - ich hatte einfach keine andere Idee; ich hätte mich in dem Alter einfach nicht entscheiden können, was für einen Beruf ich lernen soll;-)
Ausserdem haben wenige in dem Alter schon einen "Plan" - verständlich, wenn man bedenkt, dass, wenn man sich umhört, einerseits zwar qualifizierte Leute gesucht werden (mit entsprechenden Voraussetzungen) und andererseits man Leute um sich hat, die Arbeit als "Pflicht" und nicht als Erfüllung/Möglichkeit betrachten...
Ein Praktikum kann ihm helfen, zu begreifen, dass Schule uU die bessere Wahl ist - arbeiten zu gehen, ist mit vielen Pflichten verbunden (fängt damit an, IMMER pünktlich sein zu müssen usw...) - der finanzielle Anreiz ist da eher gering (Lehrlinge verdienen ja nicht die Welt...).
Allerdings: Bei unserem Mittleren sehen wir auch kein Abi/Studium in der Zukunft - weil ihm einfach der Ehrgeiz fehlt, dafür ist er sehr praktisch und kreativ; eine handwerkliche Ausbildung wird seinen Neigungen einfach näher kommen.
So what?
Wenn er in ein paar Jahren Lust hat, kann er sich immer noch weiterbilden - ich kenne genug Leute, die auf dem 2. Bildungsweg ihre Berufswahl "verbessert" haben.
Und anders wird es bei dem Jungen auch nicht sein - es gibt inzwischen tolle Berufsbilder, die praktische Ausbildung und Studium verbinden, ich würde ihn einfach mal zur Berufsberatung schicken und in verschiedene Bereiche schnuppern lassen!
GlG, Locke

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Gegen Ende meines Studiums habe ich für mich gemerkt, dass während ich zwar die Intelligenz für ein Bachelor-, respektive Masterstudium und wahrscheinlich auch Doktor habe und später auf alle Fälle noch ein Zweitstudium machen will (Biologie), ich für mein Leben mit meinem handwerklichen Beruf glücklicher bin.

Ich werde geistig auch immer gefordert und habe durch meinen Beruf ein grosses Allgemeinwissen, Papierkram, aber es ist halt doch "Handwerk". Ich finde da nichts schlimmes, ich habe auch keine Motivation in der Hierarchie sehr hoch aufzusteigen, weil in meinem Beruf damit eigentlich nur noch Papierkram verbunden ist - das hat damals meine Tutoren verärgert.

Ich finde dabei nichts schlimmes... ich komme allerdings auch nicht aus einer Akademikerfamilie und habe einfach andere Prioritäten.

Praktikum ist sehr gut, schickt ihn einfach zu mehreren Orten. Das Problem heute ist, dass es sehr viel Auswahl gibt, gleichzeitig ist es schwierig die Brücke zwischen dem zu schlagen, was man möchte, wovon man leben kann und die Erwartungen zu erfüllen.

Früher hat man als Handwerker gearbeitet und eine gute Rente bekommen, jetzt muss man sich durch mehr Papierkram, Auflagen u.ä. kämpfen.

Ein Phänomen, mit dem gerade auch Studienabgänger in England sich rumschlagen müssen: vor drei Jahren wurde noch gesagt, dass man unbedingt einen Universitätsabschluss braucht, um im Leben zu bestehen, es - nach den drei Jahren Studienzeit - gibt es immer mehr einen Überschuss.

Auch wenn er direkt eine Lehre macht, kann er über Umwege eine Fachhochschule besuchen, einen Meistertitel erwerben, je nachdem auch in eine Gilde eintreten. Er soll zuerst rausfinden, was er mag, durch Schnuppern und dann schauen, ob und wo er sich innerhalb dieses Berufes in 20 Jahren noch sieht.

Die Schulnoten sollten trotzdem gut sein, sonst kriegt er auch keine Lehrstelle.