Eine Userin, die selbst ein Jahr in Syrien gelebt hat, erzählt hier von ihren Beobachtungen im Land und von der freundlichen Aufnahme, die sie dort fand.
Ein Tipp vom urbia Team

die Syrer

Guten Abend,

ich habe sehr interessiert die Beiträge zur Flüchtlingspolitik verfolgt und mich entschlossen diesen Beitrag zu schreiben, weil ich den Eindruck habe, dass sehr viel Menschen Angst vor den Flüchtlingen haben, ohne ihre Kultur und ihre Gesellschaft zu kennen. Ich bin hier über viele Vorurteile gestolpert, aber auch über berechtigte Bedenken zum Thema Integration. In diesem Beitrag geht es um die größte Flüchtlingsgruppe - die Syrer.

Ich habe in 2008/2009, also vor dem Bürgerkrieg, ein Jahr in Damaskus gelebt und studiert. In dieser Zeit habe ich die Menschen, die syrische Gesellschaft, die Kultur und Sitten kennengelernt. Das sind selbstverständlich ganz subjektive Eindrücke, die keine allgemeine Gültigkeit haben. Dennoch ist es mir ein Herzenswunsch mit einigen Vorurteilen aufzuräumen und gleichzeitig die tatsächlichen Stolpersteine auf dem Weg zur Integration aufzuzeigen.

Zunächst etwas zur Bildung in Syrien: In Syrien besteht für Jungen und Mädchen im Alter von 6 bis 15 Jahren eine allgemeine Schulpflicht. Syrische Schüler lernen verpflichtend die beiden Fremdsprachen Englisch (ab Klasse 1) und Französisch (ab Klasse 7). Es gibt vier staatliche Universitäten und seit 2001 auch eine Vielzahl privater Hochschulen, die zum Teil mit deutschen und anderen europäischen sowie US-amerikanischen Universitäten Kooperationsabkommen geschlossen haben. Knapp 50 % der Studierenden sind Frauen.

Natürlich darf man nicht vergessen, dass dort seit vier Jahren ein Bürgerkrieg tobt und ein regulärer

Die meisten Frauen in Syrien waren berufstätig. Die wirtschaftliche Situation ließ ihnen keine andre Wahl. Der Durchschnittssyrer allein konnte keine Familie ernähren.

Da Syrien trotz aller religiöser Vielfalt ein muslimisches Land war, sieht man eine Mehrheit der Frauen mit Kopftuch. Diese Kopftücher sind oftmals aber kleine Kunstwerke für sich: In den verschiedensten Farben, gestrickt, bestickt, mit Paietten, Perlen oder Fransen, kunstvoll in mehreren Lagen um den Kopf geschlungen und darunter schaut nicht selten ein paar sehr hübsch geschminkte dunkle Augen hervor. Es ist mir aufgefallen, dass die syrische Frau im Allgemeinen viel Wert auf ihr Äußeres legt. Die christlichen und die alawitischen Frauen (die Alewiten sind eine sehr liberale muslimische Sekte) bewegen sich unbehelligt ohne Kopfbedeckung und ab und an auch mal mit kurzem Rock oder gewagterem Dekolleté durch die Straßen.
An sich ist in Syrien Respekt vor Frauen geboten: Steigt eine Frau (egal ob alt oder jung) in den Bus ein, so räumen ihr die Männer einen Sitzplatz. Auf längeren Busreisen wird darauf geachtet, dass Frauen niemals neben fremden Männern sitzen müssen. Haushalt und Kindererziehung ist ausschließlich Frauensache. Männer beteiligen sich nicht, haben aber auch kaum Mitspracherecht. In Syrischen Hauhalten hat die Frau das Sagen. Nicht selten hat die Mutter das letzte Wort, wenn es um die Brautwahl geht. Die Familie hat eine sehr große Bedeutung. Ohne Familie ist man in Syrien ein Niemand. Wenn man es sich mit der Familie verscherzt, ist das quasi der soziale Todesstoß.

Gastfreundschaft und Großzügigkeit wird in Syrien großgeschrieben. So etwas, wie einen ungebetenen Gast gibt es nicht. Eine Einladung oder Verabredung ist nicht nötig. Man schaut einfach vorbei. So passiert es, dass ständig Verwandte, Freunde oder Nachbarn vorbei kommen und bekommen natürlich eine Tasse Tee angeboten und bleiben gerne 1 – 2 Stunden, während man sich über Gott und die Welt (und besonders den neuesten Klatsch) unterhält.

Die Begegnungen vieler Kulturen auf syrischem Boden haben die Gesellschaft geprägt: Zwar sind 90 % der Syrer Muslime, aber neben der Mehrheit der Sunniten zählen dazu Schiiten, Ismailiten, Alawiten und Drusen. Dabei handelt es sich um muslimische Gruppen, die sich nicht immer miteinander verstehen, ja einander häufig absprechen, überhaupt Muslime zu sein. 10 % der Syrer sind Christen. Die größte ethnische Minderheit stellen die Kurden dar, die rund 7 % der Bevölkerung ausmachen (nach kurdischen Angaben 12 %). So konnte ich selbst in Damaskus mit Armeniern, Kurden, Irakern, Palästinensern, Christen, Muslimen und Alawiten Bekanntschaft machen.
Da sieht man die christlichen Mädchen mit offenen Haaren, Ausschnitt und knielangen Röcken durch Bab Tuma flanieren. Und in andern Vierteln findet man sich in einem Meer von Kopftüchern und knöchellangen Mänteln wieder. Trotzdem hatte ich nie den Eindruck, dass es wirklich einen Konflikt gibt. Dennoch blieben diese Gruppen gern unter sich und begegneten sich im Alltag zwar freundlich und respektvoll, aber ein richtiges Miteinander gab es nicht. Es gab separate Clubs, Sport-und Freizeiteinrichtungen und Schwimmbäder für Muslime und Christen. Das war natürlich nicht offiziell. Es gab schon damals fanatische Islamisten in Syrien. Allen voran die Muslim-Bruderschaft. Die wurde aber von der Assad-Regierung gnadenlos bekämpft. Die Mehrheit der Syrer, vor allem die jungen Leute, sehnte sich aber nach der Freiheit und den Chancen des Westens. Besonders nach der Einführung des Internets brodelte es.

Ich kam nach Syrien mit der Überzeugung, dass sich jedes Land auf der Skala zwischen autoritärem Terrorregime und Demokratie irgendwo auf dem Weg „gen Westen“ befindet. Aus westlicher Perspektive scheint uns oft jedes undemokratische Land aus völlig unbegreiflichen Gründen in der Steinzeit stecken geblieben zu sein. Dass aber Syrien, ebenso wie andere Länder des Nahen Ostens, völlig andere Voraussetzungen mitbringt, macht der durchschnittliche Westler sich oft nicht bewusst.

In Syriens kollektivem Gedächtnis sind keine demokratischen Erfahrungen gespeichert. Das Land war Jahrtausende lang Spielball der Großmächte. Dort hat die autoritäre Regierung unter Führung des ehemaligen Präsidenten Hafez al-Assad es geschafft, ein empfindliches Gleichgewicht zwischen diesen auseinanderstrebenden Ethnien und Religionen herzustellen. Den Preis, den die Syrer dafür zahlten war der Preis der Freiheit.
Verglichen mit anderen arabischen Staaten, spielte die Religion in Syrien eine weniger große Rolle. Der Hauptgrund dafür ist, dass Syriens Verfassung säkular ausgelegt ist und der Präsident deswegen keine religiöse Rolle einnimmt. Religionsfreiheit und Toleranz gegenüber andern Ethnien war staatlich verordnet. Nicht umsonst zählen die Christen und Alawiten in Syrien zu den stärksten Unterstützern des autoritären Regimes. Die damals geschützte Situation der syrischen Christen suchte in der arabischen Welt Ihresgleichen.

Damals hätte ich nie gedacht, dass nur zwei Jahre später ein Bürgerkrieg ausbrechen würde. Ich hätte mir für Syrien eine andere, friedliche Lösung gewünscht und es tut mir für diese Menschen unend leid, denn ich, als Frau und Europäerin, wurde dort herzlich aufgenommen. Ich habe so viele liebe und interessante Menschen kennengelernt und so viel Hilfsbereitschaft erfahren. Zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich unerwünscht oder gar bedroht.

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Hallo!

Es ist schön, welche Erfahrungen du in einem fremden Land gesammelt hast und diese Dinge möchte dir sicher auch keiner absprechen aber es geht hier bei der ganzen Diskussionen nicht darum, dass ein Volk beurteilt wird. Vielmehr geht es darum, wie die Politik mit dem Thema umgeht.
Die Menschen haben Angst, weil sie uninformiert bleiben, es werden einfach Dinge entschieden ohne die Menschen in diesem Land zu fragen, Wut wird laut, ganz klar wenn man im Unklaren gelassen wird.

Es steht sicher außer Frage, dass in vielen Ländern dieser Erde freundliche Menschen leben, die gastfreundlich sind und gut gebildet sind aber wir als Deutschland bzw. auch EU sind nun mal nicht dafür da sämtliche Flüchtlinge einzuquartieren, gute Bildung, Benehmen, Aussehen hin- oder her.
Wie soll es denn bitteschön weitergehen, es kommen immer mehr Menschen die teilweise aus völlig nachvollziehbaren Gründen auf der Flucht sind ABER man muss vor Ort was tun um das Grundproblem zu lösen.
Wie soll es denn in 5 Jahren aussehen? Da ist dann Syrien quasi leer mal übertrieben betrachtet. Außerdem geht es noch vielen anderen Ländern nicht gut, kommen die dann auch alle her? Wie soll das hier funktionieren mit grundlegend anderen Kulturen und Glauben? Natürlich können wir uns irgendwie annähern aber wollen sich diese anderen Kulturen anpassen? ... da habe ich so meine Zweifel!

Ganz ehrlich ich bin nach wie vor der Meinung es muss ein Lösung gefunden werden, die aber nicht sein kann, alle aufzunehmen.

Und dass das ganze Konstrukt der EU nicht funktioniert ist ja offensichtlich. Da streitet man sich über Umverteilung, denkt sogar über Strafgebühren nach usw. statt endlich mal anzupacken. Wie viele "Rentner" sitzen denn in den ganzen Parteien, Verbänden und weiß der Höcker was. Die scheffeln jeden Monat ihr Gehalt und im Grunde geht es denen doch am A.... vorbei. Die bauen nicht ihre Villen um um Flüchtlinge aufzunehmen, die verzichten auch nicht freiwillig auf einen Teil ihrer Gehälter um Maßnahmen umzusetzen im Gegenteil überall wird gespart, da wird erhöht. Da sind wir einzelnen Menschlein doch kleine Lichter ;-). Da kann man manchmal in die Versuchung kommen nicht gerade positiv dem Ganzen gegenüber zu stehen.

Gruß

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Du hast völlig recht.

[***vom urbia-Team entfernt, da ist der Bogen überspannt worden, Vorsicht, das geht nach hinten los]

Ich unterstelle Dir das Du Dich in Deinem Beitrag sehr zurückgehalten hast.

Wenn Du so könntest (hier im Forum) wie Du wolltest, Deine Antwort wäre deutlich in der Wortwahl anders ausgefallen.

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Mir ging es in diesem Beitrag gar nicht darum darüber zu diskutieren, ob und wieviele Flüchtlinge Deutschland oder Europa aufnehmen kann oder soll. Diese Menschen sind schon hier und sie werden auch erstmal bleiben und es werden noch weitere kommen und auch die werden bleiben.

Mir geht es darum mit einigen Vorurteilen, mit denen man ständig konfrontiert wird, aufzuräumen. Diese Menschen sind keine frauenverachtenden, intoleranten und ungebildeten und fanatischen Menschen.

Gleichzeitig sehe ich aber sehr wohl, dass es nicht so einfach sein wird diese Menschen zu integrieren und uns das vor große Herausforderungen stellen wird.

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Selber ein "Kenner" der arabischen Halbinsel pflichte ich Deinen gut geschriebenen Artikel bei.
Ausnahmen bestätigen die Regel.

Mit der Aufnahme syrischer Flüchtlinge bekommt die BRD eine Menge sehr gut ausgebildeter Hochschulabsolventen und ebensolches Fachpersonal in techn. Berufen

Das sollte als Chance genutzt werden.

Dadurch, das sie zum erlernen von Fremdsprachen schon immer Talent gezeigt haben, wird es ihnen auch nicht schwerfallen die deutsche Sprache zu erlernen und dann sind sie Fit für den Berufseinstieg.

Das sich der Spreu vom Weizen trennen wird liegt an der Menge der Emigranten.
Nicht jeder hat promoviert.

Wenn diese Region sich doch einmal befriedigt hat, werden einige wieder zurückkehren um wieder ihre Heimat aufzubauen. Das ist gut so.

Bis es mal soweit ist, sollten sie in Westeuropa ihre Chance, die auch unsere ist bekommen.

mfg. acentejo

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Du hast recht. Es sind nicht nur Hochschulabsolventen unter ihnen. Die Meisten sind aber gut ausgebildet. Sorgen macht mir die Jugend. Die Zwölf- bis Sechzehnjährigen, die vor drei oder vier Jahren das letzte Mal regulär eine Schule besucht haben. Diese Defizite auszugleichen, wird nicht einfach sein.

Das die Syrer ein Talent für Fremdsprachen haben, kann ich bestätigen. Während ich noch ernsthafte Schwierigkeiten hatte das Arabische auch nur annähernd zu Verstehen, konnte mein kurdischer Tandempartner schon richtig gut deutsch sprechen.#schwitz

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Mindestens eine komplette Generation ist verloren gegangen. Bis jetzt.

Obwohl ich vier Sprachen + meiner Muttersprache spreche...

An arabisch habe ich keinen Zugang.

Ebenso blumig wie kompliziert.

FG acentejo

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Vielen Dank für diesen Beitrag!

Wir haben Herausforderungen vor uns. Dazu spielen aber für mich die Flüchtlinge nur eine kleine Rolle. Hier sind die Fragen, wie können wir die Menschen aufnehmen und wie können wir sie bei uns integrieren, ohne das sie ihre gesamte Kultur aufgeben müssen.

Ansonsten ist für mich die größere Herausforderung unseren Platz in der Welt wieder zu finden. In was für einer Welt möchten wir leben?

Menschen, die flüchten, machen das nicht aus Spaß. Egal, was für eine Bildung sie haben.

In Syrien flüchten sie vor Krieg und tot. Mal davon abgesehen, dass unser Boot nicht voll ist, ist das Recht auf Asyl bei uns ein Grundrecht. Darauf bin ich stolz. Ich bin stolz, in einem Land zu leben, dass Menschen Rechte zugesteht. Egal, welche Religion, welche Nationalität,...

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Ich unterschreibe#pro

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"Hier sind die Fragen, wie können wir die Menschen aufnehmen und wie können wir sie bei uns integrieren, ohne das sie ihre gesamte Kultur aufgeben müssen."

Du triffst den Nagel auf den Kopf. Wenn Integration völlige Anpassung und Aufgabe der eigenen Kultur und Identität bedeutet, dann wird es nicht funktionieren. Integration sollte keine Einbahnstraße sein, egal in welche Richtung.

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Hallo,

Danke für deinen Beitrag, es ist interessant mal direkte Erfahrungen zu lesen.

Seit ein paar Tagen bin ich bei der Erstaufnahmestelle LaGeSo in Berlin als ehrenamtliche Helferin und es ist immer wieder ein Wechselbad der Gefühle dort zu sein.

Es sind verdammt viele Menschen dort, meistens ca. 1500 und ich kann deine Beschreibung der syrischen Menschen unterschreiben. Sie machen auf mich den Eindruck eines gebildeten Volkes, was nicht unbedingt immer einen Hochschulabschluß bedeuten muss, aber auch die Männer, und ja, es sind sehr, sehr viele junge Männer, die dort ankommen, verhalten sich respektvoll Frauen gegenüber, sind ziemlich bescheiden, haben aber trotzdem ein Auftreten, dass einen sicher gehen lässt, dass sie durchaus mit Werten aufgewachsen sind, die unseren nicht unähnlich sind.

Viele von den Helfern dort sind übrigens selbst Flüchtlinge.

Im Bekanntenkreis kommt auch ab und zu die Frage auf, warum DIE ALLE zu uns kommen. Ich war dann mal so frei und hab einfach ein paar gefragt, warum sie ausgerechnet nach Deutschland gekommen sind. Die Antworten waren wirklich interessant. Von: Deutschland ist ein technologisiertes Land, dass mir die besten Berufschancen bietet (soviel zum Thema, die wollen alle nur Stütze kassieren)

über: es werden zu viele im Libanon, evtl. ist man dort als Syrier bald nicht mehr willkommen, ich dachte, ich schaffe den Weg nach Deutschland, ein anderer vielleicht nicht, also lass ich ihm den "Platz" im Libanon und zu guter Letzt kam das Argument: Deutschland ist ein Land mit einer gebildeten Bevölkerung, so wie auch Syrien. Unsere Länder sind sich ähnlich. Ich habe bei Deutschland das Gefühl, dass ich hier gut aufgenommen werde.

Ich hoffe nur, dass diese Menschen nicht enttäuscht werden...

LG Irene

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Richtig ist, dass die Flucht teuer ist und dass junge und gut ausgebildete Männer die besten Chancen haben hier lebend anzukommen.

Aber es hat keinen Sinn Flüchtlinge zu idealisieren. Da kommen selbstverständlich auch Leute, die unsympathisch, radikal für was auch immer oder sogar kriminell sind. Das ist einfach nur menschlich.

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Danke für diesen Einblick in Deine persönlichen Erfahrungen. Ich denke, es einmal mehr ein guter Beweis, dass a.) Reisen bildet und b.) eine saubere Differenzierung wichtig ist, um zu einer momentanen Beurteilung zu gelangen.

Ich teile auch Deine Betrachtung des Stellenwerts der Religion. In Syrien herrscht seit den 50er bzw. 60er Jahren die Baath-Partei, eine Art nah- und mittelöstlicher linksnationalistischer Ableger der kommunistischen Weltideologie, die die Säkularisierung der Gesellschaft vorantreibt, insb. auch die Stellung der Frau. Ganz ähnlich dem sog. grünen Buch von Ghaddaffi in Libyen.

Das Manko im Umgang mit Demokratie hatten viele ehemalige ostdeutsche Mitbürger nach 40 Jahren Diktatur auch. Letztlich konnte aber, wenn auch die politischen Identitätsmuster häufig fehlten, keine grundsätzliche Fehlentwicklung im Umgang mit Demokratie festgestellt werden. Daher glaube ich nicht, dass dies ein Integrationsproblem ist. Eine gewisse politische Unmündigkeit ist ohnehin dadurch gegeben, dass sie, bevor sie nicht eingebürgert sind, z.B. kein Wahlrecht haben. Daher, und aufgrund der fehlenden Erfahrung mit Formen von politischem Pluralismus, werden diese syrischen Einwanderer zunächst eine sehr unpolitische Gruppe sein.

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"Das Manko im Umgang mit Demokratie hatten viele ehemalige ostdeutsche Mitbürger nach 40 Jahren Diktatur auch. Letztlich konnte aber, wenn auch die politischen Identitätsmuster häufig fehlten, keine grundsätzliche Fehlentwicklung im Umgang mit Demokratie festgestellt werden. "

Das kann man miteinander schlecht vergleichen. Die Voraussetzungen der DDR-Bürger waren andere. Wie urzeitkrebs schon schrieb, müssen wir die Menschen hier begleiten. Sie müssen das System verstehen und unsere Verfassung kennen und das möglichst früh.

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Wie viele DDR Bürger kannten denn vor der Wende unserer Verfassung?

Oder noch zugespitzter: Wie viele Deutsche kennen diese heute? Außer vielleicht Fragmente?

Ich glaube, dass das, was die Menschen, die zu uns kommen, im Kopf mit Deutschland verbinden, also z.B. Begriffe wie "Freiheit", wie "Wohlstand", wie "Sauberkeit" mit der Realität in Einklang zu bringen ist.

Manche Vorstellungen sind u.U. klischeehaft überhöht. Ich denke, das dies für den täglichen Umgang noch wichtiger ist als ein zu lernendes Demokratieverständnis bzw. der staatsbürgerlich korrekte Umgang damit.

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Hallo, sehr interessant. Ich habe grade einen Vortrag gehört da ging es um die Verschieden Kulturen in den wir Leben . http://www.transforum-berlin.de/transforum/bild/material_60.pdf
Es gibt eine Schmkultur und eine Schuldkultur , die das gegeinseitige verstehen wohl sehr erschwert.

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Da ist was dran - aber zumindest auf dem Arbeitsblatt wirkt diese Gegenüberstellung sehr schematisch.

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<<< weil ich den Eindruck habe, dass sehr viel Menschen Angst vor den Flüchtlingen haben, ohne ihre Kultur und ihre Gesellschaft zu kennen>>>>

Ich habe Angst....aber nicht vor den Menschen die hier Hilfe suchen.

Ich habe Angst vor der Dummheit der Leute hier in diesem Land, denen man nicht mit Worten und Argumenten beikommen kann, die gar nicht an ihrer Unwissenheit ändern wollen, die "ihre Meinung" vertreten möchten.....dabei nichts positives gelten lassen wollen, aber negativem gegenüber von Tag zu Tag aufgeschlossener werden.

Ich habe aber auch Angst vor zu viel Naivität, weil ich mir sehr sicher bin, dass es erst mal sehr viel schlimmer werden wird, bevor es besser werden kann, die Hilfswelle die momentan aufbrandet aber ein Strohfeuer sein wird....weil Hilfe nun mal unbequem ist....besonders auf lange Zeit.... und weil auch niemand auf der Zeche sitzen bleiben will, aber die "Hohen Herrschaften" momentan fleissig auf den Bierdeckeln anschreiben lassen.

Und ich habe Angst davor, dass die Politik keinerlei Lehren daraus ziehen....weiter an den falschen Stellen sparen, sowie an noch falschen das Geld zum Fenster hinaus werfen, genauso wie ich Angst davor habe, dass Länder wie Syrien weiter dazu missbraucht werden, um militärisches Gerät ohne Gewissen an den meistbietenden zu verkaufen....und da bildet unsere Regierung keine Ausnahme.

<<<Zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich unerwünscht oder gar bedroht. >>>

Ich hoffe das werden uns die Leute die gerade hierher zu uns kommen und bleiben können in zehn Jahren auch sagen.

Wada'an.... Zài jiàn le ... Alvida ... Sayonara ... Ann nyeong ... Khoda hafez ... Do svidania ... Goodbye....Macht´ et jut

TJ

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Ich glaube nicht, dass die Menschen Angst vor den Flüchtlingen haben. Für einen Großteil liegt der Grund hier - Auchtung, ich zitiere an dieser Stelle eine Userin, die es auf den Punkt bringt. "Wenn aber die Ausländer auf einmal in Massen vor ihren schönen Gartenparzellen sitzen, dann ist aus o.g. Gründen Ende mit Freundlichkeit. Sie könnten ja das Schrebergarten-Idyll stören und mehr Geld abfassen als sie selbst bekommen."

Und dann gibt es noch die "Islamkritiker", die Angst vor der Islamisierung Deutschlands und den damit verbundenen Tod unserer Verfassung fürchten.

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wo Sind denn alle Antworten hin?