Keine Motivation mehr beim digitalen Unterricht

Hallo zusammen,

ich bin mit meinem Latein am Ende.
Unsere 11 jährige Tochter, ist seit diesem Schuljahr in der 5. klasse auf dem Gymnasium.
Eigentlich ist sie eine eher ängstliche und zurückhaltende und vernünftige Person.

Sie hat den kompletten Präsenzunterricht in digitaler Form. Das heißt 6h am Laptop.

Nun ist es so, dass ich die zuhause immer öfter bei YouTube oder ähnlichen Seiten ertappt habe wo sie sich Serien angeschaut hat.

Wir haben uns nun dazu entschieden dass sie zur notbetreuung geht. (Das ging nun vom Arbeiten her auch nicht mehr zuhause)
Deshalb haben wir dann YouTube komplett gesperrt.

Naja und auch in der Betreuung schaut sie Serien dann eben auf zdf und ard wie ich nun herausfinden konnte. Die Lehrer hatten mich eher zufällig angesprochen weil sie keine Rückmeldung gab j d kurzzeitig ausgeloggt war....

Ich weiß nicht wie ich es ihr klar machen kann dass sie das nicht machen darf.
Dass schule Priorität Nummer 1 ist.
Ist es die Corona Lage oder wird sie eine Schulverweigerin?

Danke für eure Hilfe!!!
Lg

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Hallo!

Meine beiden Damen sind auch 5. Klasse Gymnasium und sitzen auch seit November jeden Vormittag vor dem PC. Und ja, ich ertappe sie auch immer wieder mal beim „Fremdschauen“ :-) Aber ich mache mir da ehrlich gesagt nicht so viele Gedanken, ich finde es sehr nachvollziehbar. Das machen viele Erwachsene während der Arbeit auch mal. Natürlich gibt es dann eine Ansage und ja, es wäre mir nun auch lieber, wenn sie komplett eigenmotiviert am Laptop sitzen würden und den Ausführungen der Lehrer lauschen würden, aber ich finde es auch verständlich, dass es nicht (durchgängig) so läuft. Wenn die Schule wieder normal läuft, wird sich das alles wieder geben, dann können die Kids zumindest am Vormittag allenfalls die Gedanken schweifen lassen, aber nichts mehr nebenbei schauen. Also, Schulverweigerung würde ich da jetzt nicht gleich vermuten, eher Ausnutzen der aktuellen Gegebenheiten :-)
Tja, und was man da nun tun kann, ist natürlich die wesentliche Frage, denn bei allem Verständnis - gut ist es natürlich nicht. Eine Lösung für Euch weiß ich jetzt leider auch nicht...hier bei uns lasse ich es mit Ermahnungen und Überprüfungen laufen, was möglich ist, weil ich selber auch daheim bin und öfter mal stichprobenartig prüfen kann. Solange die Hauptfächer gut laufen, bin ich zufrieden, davon überzeuge ich mich auch regelmäßig. In den Ferien müssen sie dafür auch jeden Tag was machen, da brauchen sie dann nicht mit „aber die Lehrer haben gesagt, wir sollen uns erholen“ anzukommen, dafür lasse ich es aktuell etwas lockerer laufen. Das wissen sie auch. Und das echte „Ankommen“ an der weiterführenden Schule findet dann hoffentlich in der 6. Klasse statt, denn in diesem Schuljahr lief es einfach komisch, gerade für die Neuanfänger in einer neuen Schulform...
Liebe Grüße 🖖

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So verständlich das Verhalten ist - ich würde halt den 'Grad der Überwachung' erhöhen, mit Erklärung, warum das aktuell so ist. Wenn sie sich zuverlässig zeigt, kann sie auch wieder in ihrem Zimmer arbeiten. Solange das nicht so ist, würde ich sie mit bequemen Kopfhörern ausstatten und sie die Konferenzen neben dir im Arbeitszimmer oder neben dir am Küchentisch etc. verfolgen lassen.
Gleichzeitig unbedingt irgendwie überlegen, was ihr zusammen Schönes Coronaconform machen könnt, wenn es gut läuft. Keine Ahnung, vielleicht zusammen einen Geocache machen, oder Zoobesuch, oder was auch immer bei euch erlaubt und möglich ist.

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Konferenzen müssen befolgt werden.
Aufgaben müssen erledigt sein.

Aber was sollen die Kids denn alleine im Zimmer tun, wenn im Sport wieder keine Aufgaben hochgeladen sind, oder die Aufgabe in 10 Minuten und hochgeladen ist? -- 50 Minuten die Wand anstarren?

Ich kann das irgendwie voll verstehen, auch wenn ich es absolut nicht gut finde.

Unsere Regel:
Es muss alles gemacht sein und während Konferenzen darf nix nebenher geschaut werden. Wir haben die Salfeld Kindersicherung und sehe die Protokolle der aufgerufenen SEiten.

Ich mache mir die Mühe, in der Pause oder mittags zu überprüfen, ob alle Aufgaben vom Morgen gemacht sind. -- nicht wirklich inhaltlich, aber Seite/Nummer, Vollständigkeit kuck ich an und korrigiere mit ihr Rechtschreibung, da sie da echt eine üble Baustelle hat.

Ist alles erleidigt, dann darf man auch mittags mal zocken oder abends TV. -- Ist etwas nicht erledigt, sind alle Medien, auch das Handy den Rest vom Tag gesperrt.

Für mich eine halbe Stunde mehr AUfwand und engere Kontrolle, klar. -- aber nur so konnte ich meine Kids dazu bringen, dran zu bleiben. -- Die Aussicht, dass den Rest vom Tag alles andere gesperrt wird, wenn was nicht gemacht wird, hat sie kuriert.....

ich würde mich auch wünschen, das wäre nicht nötig, besonders beim 7-Klässler nicht, -- aber leider geht es bei uns nicht anders.... er surft dauernd Zocker-Infos ab usw.... --- das darf er jetzt auch, aber nur, wenn die Aufgaben einigermassen ordentlich und vor allen Dingen vollständig sind.

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Ich kann das so nachvollziehen... wenn ich eine Videokonferenz habe, die mich und mein Themenfeld nicht wirklich tangiert, dann daddel ich auch am Handy rum... würde ich in einem Präsenzmeeting jetzt nicht machen ;-)

Gut ist das aber sicher nicht. Auch für den Kopf nicht.
Ich würde mir da aber keine Gedanken zu Schulverweigerung machen.

Klar hat Schule Prio 1, aber es ist doch krass, was die Kinder gerade leisten. Du schreibst nichts dazu wie sie in der Schule ist. Hat sie Schwierigkeiten oder ist es zu leicht und sie einfach nur gelangweilt?

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Ich glaube, das ist ein Problem was zur Zeit unglaublich viele Eltern haben. Wir auch!
Sohn, 12 Jahre, 7. Klasse, beginn der Pubertät. Manchmal der reinste Horror, obwohl ich weiß, dass wir dennoch vergleichsweise ein sehr vernünftiges Kerlchen haben.

Wir gehen die Sache sehr streng an, da wir wissen, dass alles Reden nicht viel bringt. Sobald wir uns umdrehen, sind alle Abmachungen sofort vergessen. Konsolen sind jetzt erstmal weggepackt, Handy ist vormittags gesperrt, bzw. im Wohnzimmer, Laptop ist im Zimmer NUR während der Konferenzen erlaubt, sobald die Konferenz fertig ist, wird der Laptop sofort ins Wohnzimmer gebracht. Gibt es etwas zu recherchieren, muss er das bei mir, bzw. meinem Mann (je nachdem wer sich gerade im Homeoffice befindet) machen. So können wir immer einen Blick drauf werfen, wo er sich gerade im WWW befindet.

Abends muss er mir einen Plan für den nächssten Tag vorlegen und sein Schreibtisch muss entsprechend vorbereitet werden. Das heißt er muss die entsprechenden Bücher und Hefte raus legen, Stifte/Mäppchen liegen bereit. Angefangen wird immer um 7:45 Uhr, egal ob eine Videokonferenz anliegt oder nicht.
Wenn ich Feierabend habe, erzählt er mir wie weit er gekommen ist und manchmal schaue ich drüber. Abgabetermine gehen wir zusammen durch.

Mit dieser recht strengen Strucktur, läuft es bei uns zumindest einigermaßen. Klare Struckturen sind für meinen Sohn wichtig, er kommt damit viel besser klar als wenn er komplett frei entscheiden könnte wann er was macht. Auch wenn ihm dieses recht strenge Vorgehen nervt, ist er dennoch froh, dass wir das so machen. Auch wenn er lieber seine Vormittage anders verbringen würde, nimmt er die Schule dennoch ernst, weiß aber auch um seine Schwächen. Er hat keine Schwächen beim Lernen, er ist eigentlich ein sehr guter Schüler, der kaum lernen muss für gute Noten. Seine Schwäche ist aber die unglaubliche Unkonzentriertheit. Er lässt sich sofort ablenken, wenn nichts da ist was ihn ablenkt, dann sind es seine Gedanken die ihn ablenken.
Sein größtes Problem ist, dass er bisher nie richtig lernen musste, der Unterricht hat ausgereicht, 1x hören und das wars. Jetzt im Homeschooling funktioniert diese Taktik nicht mehr, deswegen braucht er sehr strenge Stukturen.

Jedes Kind ist da aber anders, ihr müsst euren Weg finden wie ihr das in den Griff bekommt. Erwarte jedoch von deiner Tochter nicht, dass sie zu 100% bei der Sache ist. Ich finde es für die Kids unglaublich anstrengend was sie im Homeschooling alles leisten müssen. Stundenlange Viedeokonferenzen sind auch für Erwachsene anstrengend, danach sich weiter auf die Hausaufgaben konzentrieren und zum Teil völlig utopische Abgabetermine einhalten.

#winke

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Hier ist die Luft beim Jüngsten auch raus (ebenfalls 11/5. Klasse)
Er hat Wechselunterricht, aber seine Motivation liegt bei 0 und er ist sehr weinerlich. Ich habe ihm schon x Filter eingebaut, damit er nicht ständig was anderes während des Online Unterrichts macht, aber alles bekomme ich halt nicht gesperrt und er braucht das Internet ja für Teams.
Heute morgen hat er geweint, weil ich nicht wusste, wann er wieder in kompletter Klassenstärke unterrichtet wird, seine Nerven liegen nach einem Jahr echt blank!
Und mein Sohn liebt Schule normalerweise, aber angeblich sind die Lehrer auch strenger geworden und inzwischen habe ich das Gefühl, dass er die Schule ablehnt.
Ich hoffe auf das 6. Schuljahr *seufz*

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Ist das Problem mangelnde Selbstbeherrschung, dann wird man um eine engmaschigere Kontrolle wohl nicht drum herum kommen. Aber wenn YouTube und co. gesperrt sind, dann starre ich bei mangelndem Interesse bzw. fehlender Konzentration eben die Wand an. Aufpassen tue ich deswegen trotzdem nicht. #schein

Ist also das Interesse und/oder die Konzentration das Problem, dann würde ich es, wenn möglich, mal mit passivem Zeitvertreib versuchen. Mir hilft es zum Beispiel unglaublich, wenn ich nebenbei Malbücher ausmale, stricke, meine Nägel lackiere etc. Damit schaffe ich es leichter gedanklich bei Video-Konferenz zu bleiben, als wenn ich den Bildschirm anstarre und irgendwann automatisch abschalte.

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Hallo. Ich habe auch drei Mädels 3 Klasse, 5 Klasse und Kindergarten. Die Motivation ist hier auch ziemlich weg. Ich weiß nicht ob es pädagogisch wertvoll ist aber ich habe eine Kiste gemacht mit vielen schönen Kleinigkeiten zb. Nagellack, Malbuch, Lippenstift etc. Und wenn die Mädels die Woche gut für die Schule gearbeitet haben dürfen sie sich am Freitag etwas mit verbundenen Augen aus der Kiste nehmen. Die Mädels finden es schön und freuen sich immer sehr. Vielleicht bekommen sie dann wieder etwas mehr Motivation. Liebe Grüße

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Ich verstehe, dass Du da genau hinschaust und finde das auch richtig. Aber: auch im Präsenzunterricht wäre Deine Tocher mit 100%iger Sicherheit nicht die ganze Zeit komplett bei der Sache. Da sind es dann ihre Freundinnen, die sie ablenken, da wird mal gequatscht oder Zettelchen geschrieben oder aus dem Fenster geschaut. Da würde niemand darauf kommen, von Schulverweigerung zu sprechen. Das ist ganz normal.

6h digitale Dauerbeschallung, dann noch allein vor dem Bildschirm zu Hause, stecken auch die besten Erwachsenen nicht weg ohne Pausen und bei kompletter Aufmerksamkeit. Wir haben im Büro auch ab und an solche Termine, die finde ich extrem anstrengend und ja, da bin ich auch nicht durchgehend bei 100%.

Ich würde vielleicht der Schule da mal Feedback geben und darum bitten, das Unterrichtskonzept eventuell zu überdenken und anzupassen. Ich denke, das man so einen Tag abwechslungsreicher gestalten könnte, auch mit Phasen für Stillarbeit allein, mit Experimenten, die hands-on gemacht werden, mit Bewegungsangeboten etc. Aber 6h nur auf den Bildschirm glotzen, das kann nicht gut sein.