Sie will freiwillig die Schule wechseln

Meine Tochter wird im Juli 15 und kommt dann in die 9. Klasse. Sie hat eine etwas bewegende Schullaufbahn hinter sich. Sie fing damals mit 5 in einer Waldorfschule in den USA an. Als sie in die 3. Klasse kam, sind wir wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Dort machte sie in der Grundschule die 3. und 4. Klasse und wechselte danach in eine Gemeinschaftsschule.
Zum Halbjahr 5. Klasse sind wir umgezogen und sie wechselte die Schule, wieder eine Gesamtschule. Dort blieb sie bis Ende der 6. Klasse, bis wir erneut umgezogen sind. Seitdem ist sie in einer privaten bilingualen Schule. Die Schule haben wir damals bewusst ausgewählt, 1. weil sie eh Muttersprachler in Englisch ist und weil ihr dort, zumindest meiner Einschätzung nach, die nötige Unterstützung besteht, die sie aufgrund der vielen Wechsel auch braucht.
Man muss dazu sagen, dass die Schule als Privatschule natürlich sein entsprechendes Klientel anzieht, zu dem wir nicht gehören. Anders als viele anderen Eltern müssen wir uns die Schulgebühr vom Mund absparen. Kürzlich hatten sie einen Schullandheimtrip nach Irland, der mal eben fast 800 € gekostet hat. Das ist eine ganz schöne finanzielle Herausforderung für uns. Ich geb das Geld aber gerne für sie aus, weil es sich natürlich auch in bestimmten Situationen auszahlt. Vor allem jetzt zu Zeiten von Corona gibt es maximale Unterstützung und alles wurde von heute auf morgen digitalisiert. Das schaffen die wenigsten öffentlichen Schulen.
Gestern kam meine Tochter aus heiterem Himmel bei mir an und hat mich gebeten, sie die Schule wechseln zu lassen. Sie möchte gerne in die Gemeinschaftsschule im Ort gehen. Sie sagte "Sie brauche einen Neustart, da sie in der jetzigen Schule bereits ihren "Ruf weg habe". Was genau sie damit meint weiß ich nicht, aber das waren ihre Worte.
Wie soll ich denn damit umgehen? Auf der einen Seite möchte ich ihren Wunsch nicht ignorieren und allein dem sozialen Faktor wegen wie zum Beispiel mehr Freunde im Ort ist ja auch schon was wert. Sie hat in der jetzigen Schule nur eine gute Freundin. Irgendwie findet sie dort keinen richtigen Anschluss.
Andererseits will ich nicht, dass sie schon wieder wechselt. Wieder neue Lehrer und Schüler, neue Lernprozesse, anderer Stoff. Sie bekommt einfach keine Kontinuität in ihr Schulleben. Ich hab etwas Sorge, dass das für sie eine Art Flucht ist oder einfach eine Sache, die sie nicht anders kennt, also dieses unbeständige.
Was soll ich tun? Sie auf der alten Schule halten auf die Gefahr hin, dass sie sich akademisch komplett verweigert? Sie austesten und wechseln lassen auf die Gefahr, dass sie einer Illusion hinterherläuft? Wie viel Objektivität kann ich einem 14-jährigem Mädchen zu- oder absprechen? Bin etwas ratlos.:-(

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Wegen Euch musste sie zigmal die Schule wechseln. Jetzt möchte sie es selbstbestimmt tun. Lasst sie!

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Glaub mir, wir sind dazu nicht abgeneigt. Nur die Pros und Kons sollte man nie außer Acht lassen. Deshalb bin ich auch so hin- und hergerissen.

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Da annst du eigentlich nur hoffen, mit einem ehrlichen Lehrer sprechen zu können, der die Situation gut kennt und rein sachlich Feedback gibt

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Ich hab nächste Woche ein Gespräch mit ihrer Klassenlehrerin und ihrem "Coach", der sie auch in ihrer Charakterbildung begleitet. Sie ist eher zurückhaltend und schüchtern und fällt nicht auf. Das führt natürlich auch dazu, dass sie schnell mal unter geht und nicht wahrgenommen wird. Da muss ich sagen ist die Schule stark hinterher dass das eben nicht passiert.

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Poblem bei solchen Gesprächen: man muss klar unterscheiden zwischen den Interessen des Schülers und der Schule, das bewusst zu tun ist nicht jedes Lehrers Stärke. Besonders an der Privatschule könnte der Abgang als Scheitern der Schule angesehen werden und daher die Objektivität im Sinne des Schülers eingeschränkt sein.
Aber das "Beste" fürs Kind ist manchmal der Feind des "Guten".

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Für die vielen ersten Wechsel konnte sie ja nichts. Da war es keine Flucht, sondern Muss.

Jetzt möchte sie wechseln. Daher würde ich das auf jeden Fall in Erwägung ziehen.

Was heißt "den Ruf weg haben?" was bekommt ihr schulisch von ihr mit? Nicht nur Noten/Zeugnisse, sondern auch sozial?

Gibt es an der Schule Sozialarbeiter, Ansprechpersonen?
Dort nachfragen.

An der neuen Schule nachfragen. Gibt es Plätze? Welche Erfahrungen haben sie?

800 Euro kann man auch gut in Nachhilfe stecken. Wenn wirklich Gefahr besteht, dass sie den Anschluss verliert
- warum schafft es die Privatschule nicht?
- wo sind die Lücken? Um das Geld kann man gut Einzelnachhilfe kaufen?
- könnte sie Stärkung auf der sozialen Ebene bekommen.

Schulverweigerung, weil sie keinen Anschluss findet
oder mit schlechten Noten durchdrücken will, um bloß nicht mehr dort hin zu müssen
wären auch Wege, wenn die Verzweiflung groß genug ist.

Die Gesamtschule würde ich auf jeden Fall mal anrufen und fragen.
Auch wenn es viele Schulen nicht geschafft haben mit digitalisieren. Manche haben es geschafft.
WIe ist es bei dieser konkreten Gesamtschule?
Und wenn es nicht komplett digitalisiert ist - wie ist es dann?

Kennst du andere Eltern aus dem Ort? Deren Kinder auf diese Gesamtschule gehen? (nicht irgendeine sondern GENAU DIESE)?
Was berichten die Eltern?

Kennt sie andere Kinder aus dem Ort?
Hat sie außerhalb der Privatschule Kontakte?
Könnte sie mit diesen in eine Klasse kommen?

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Keine frage, ihren Wunsch werden wir auf jeden Fall NICHT ignorieren.
Jetzt zu deinen vielen Fragen:

Was heißt "den Ruf weg haben?" - Sie sagt, sie gilt als das stille, unscheinbare Ding, das akademisch nicht leistet. Sie sagt auch gerne mal "Dafür bin ich einfach zu dumm!" Da schmerzt mein Mutterherz, da ich weiß dass es so nicht ist. Ich weiß nicht wo das herkommt.

Das was bekommt ihr schulisch von ihr mit? Nicht nur Noten/Zeugnisse, sondern auch sozial? - sozial ist sie sehr vorbildlich. Sie schließt schnell Freundschaften und versteht sich mit eigentlich jedem. Das Coronajahr hat ihr aber schon sehr zugesetzt, da die 6 Monate, die sie im Präsenzunterricht war natürlich nicht ausgereicht haben, um wirkliche Kontakte zu knüpfen. Das ist sehr schade. Sie hat derzeit eine beste Freundin, die jedoch selbst auch große Probleme hat und oft aufgrund ihrer Psyche daheim bleiben muss. Bei ihr steckt aber noch mehr dahinter. Aber das betrifft dann natürlich auch meine Tochter, da sie wohl dadurch sehr vereinsamt. Mit ihren Noten und Zeugnissen bewegt sie sich so in einem 3er bis 5er Bereich.

Gibt es an der Schule Sozialarbeiter, Ansprechpersonen? - Ja und sie ist auch in regelmäßigen Austausch mit ihr. Die haben jede Woche ein Gespräch. Ich werd mit ihm auch noch einmal einen Termin machen.

An der neuen Schule nachfragen. Gibt es Plätze? Welche Erfahrungen haben sie? - Ich frag am Montag da mal an. Da mein Sohn nächsten Sommer eh dort hingehen wird, da dort auch die erste Klasse sein wird. Falls nichts frei ist, hat sich das Thema eh erledigt.

800 Euro kann man auch gut in Nachhilfe stecken. Wenn wirklich Gefahr besteht, dass sie den Anschluss verliert
- warum schafft es die Privatschule nicht? - Die haben zwar ein Angebot, aber meine Tochter entzieht sich der Sache gekonnt ...
- wo sind die Lücken? Um das Geld kann man gut Einzelnachhilfe kaufen? - Wir haben seit ca 3 Jahren immer ein Nachhilfelehrer in Mathe und Deutsch. Der Erfolg bleibt bisher aus. Zumindest sackt sie nicht weiter ab.
- könnte sie Stärkung auf der sozialen Ebene bekommen. - sind wir dran aber ohne ihren Sport wird sie komplett abgehängt. Das Tanzen hat ihr vor Corona sehr viel Wertgefühl gegeben. Seit fast einem Jahr ist dass aber jetzt weggebrochen. Das ist echt sch***

Schulverweigerung, weil sie keinen Anschluss findet oder mit schlechten Noten durchdrücken will, um bloß nicht mehr dort hin zu müssen wären auch Wege, wenn die Verzweiflung groß genug ist. - das befürchte ich ein wenig. Ich hab das selber durch. Irgendwann hab ich einfach resigniert und bin nicht mehr hin.

Kennst du andere Eltern aus dem Ort? Deren Kinder auf diese Gesamtschule gehen? - Leider hab ich zu denen bisher noch keinen Kontakt geknüpft. Das kommt hoffentlich bald. Aber die Schule hat einen guten Ruf.

Kennt sie andere Kinder aus dem Ort? - die beste Freundin aus der Schule wohnt auch hier im Ort.
Hat sie außerhalb der Privatschule Kontakte? - jein. Sie hat halt viele Freunde noch aus ihrer Zeit in den USA und sie hält auch Kontakt zu einigen Freunden aus ihren früheren Schulen. Aber das ist nicht das gleiche wie Freunde in der Gegend zu haben

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„Mit ihren Noten und Zeugnissen bewegt sie sich so in einem 3er bis 5er Bereich.“
„Sie sagt, sie gilt als das stille, unscheinbare Ding, das akademisch nicht leistet.“

Ok, bedenke ich, dass diese Leistungen in der 8. Klasse einer Gesamtschule (bilingualen Privatschule) erbracht werden, ist sie dort wirklich falsch. Ist sie denn überhaupt in 2 E-Kursen, oder hat sie nur G-Kurse?
Ich kann den Wechselwunsch deiner Tochter durchaus verstehen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie in der staatlichen Gesamtschule noch schlechter wird und absolut gar nicht besteht, ist natürlich groß.
Gibt es bei euch keine inklusiv unterrichtenden Privatschulen (also KEINE bilingualen Schulen)? Dort könnte deine Tochter als normales Regelkind hingehen und wäre keineswegs mehr die schlechteste Schülerin. Die Spannweite an diesen Schulen geht von Geistiger Behinderung bis Hochbegabung. Dort vergleicht man einfach nicht. Die Klasse hilft sich gegenseitig.

Anderer Punkt mal ganz am Rande:
Seid ihr euch sicher, dass eure Tochter das überhaupt leisten kann? Mal ganz abgesehen von der etwas ungünstigen Situation (die haben aber auch Andere) mit mehreren Schulwechseln, hat sie offenbar sehr große Probleme in allen (?) Hauptfächern. Nur mit viel Nachhilfe besteht sie überhaupt geradeso noch.
Ich hatte diese Situation bei meinem Ältesten in der 3. Klasse. Das Ganze gipfelte in dem „berüchtigten“ Gespräch, indem Lehrer dann den Eltern mitteilen, dass der Nachwuchs das Schuljahr nicht bestehen wird - und zwar in allen Hauptfächern nicht. Die Lösung der Lehrer: Er braucht Förderbedarf Lernen. Ich aber wusste, dass er einen IQ im Normalbereich hatte. Sein IQ wurde im Alter von 4 Jahren bereits getestet, weil eine Geistige Behinderung ausgeschlossen werden sollte - er hatte einen IQ von 100. Gegen Ende der 3. Klasse wurde positiv auf LRS getestet. Seit der 4. Klasse wird das berücksichtigt. Er hat Nachteilsausgleiche und Notenschutz. Zum Ausgleich muss er natürlich regelmäßig an der Lerntherapie teilnehmen. Aber so wurde aus einem lustlosen Schüler, der gar nichts bestanden hat, wieder ein Schüler, der Freude an der Schule hat. Seine Noten liegen im Bereich der 1-2, in allen Sprachen hat er eine 3.

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Hallo,

was heißt Objektivität?

Offensichtlich hat sie einen schlechten Stand unter den Klassenkameraden. Warum das so ist, musst Du sie fragen.

Eventuell ist tatsächlich so, dass sie gemobbt wird, weil Ihr finanziell schlechter da steht. Das ist nicht soo selten. Eine Freundin von mir hatte das Problem auch auf einem Gymnasium in einer noblen Gegend.

Vielleicht ist es aber auch so, dass Deine Tochter von den Interessen her anders ist, als die anderen, oder dass bestimmte Personen sie auf dem Kieker haben.

Das müssen die Lehrer nicht mitbekommen. Gerade Mädchen machen das häufig sehr unauffällig.

Da Deine Tochter eh schon zig mal die Schule gewechselt hat, macht ein weiteres mal in meinen Augen keinen Unterschied.

Wie kommt sie denn auf die Gemeinschaftsschule im Ort? Kennt sie da jemanden?

Meine Bedenken wären, dass sie da auch nicht zufrieden ist. An solchen Schulen gibt es meistens viele Kinder aus bildungsfernen Schichten. Da braucht man Ellenbogen, sonst geht man unter. Nicht, dass sie da auch gleich wieder weg will.

Ich würde mich daher ausführlich über diese Schule erkundigen und auch andere Schulen in Betracht ziehen, wenn Deine Tochter unbedingt ihre jetzige Schule verlassen möchte.

LG

Heike

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Also gemobbt wird sie nicht, das hat sie mir mehrfach beteuert. Ich hab auch nicht den Eindruck, dass dem so ist. Sie fliegt durch ihre zurückhaltende Art sehr unter dem Radar und hat auch dadurch kein sehr gut ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Sie traut sich oft nicht sich im Unterreicht zu melden oder vor den anderen Schülern zu sprechen. Das zieht ihre mündliche Note natürlich nach unten.
Ich hab heute Vormittag mit der anderen Schule geredet. Es handelt sich um eine vollintegrative Schule, die auch mit körperbehinderten Schülern arbeitet. Also eine Integration von ihr mit ihrem bereits doch sehr bewegten Schullaufbahn sehe ich sehr positiv unter den gegebenen Umständen.

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Hallo EntesSchwester!

Die allererste Frage wäre: Hätte die Gemeinschaftsschule überhaupt einen Platz frei? Die Gemeinschaftsschulen mit sehr gutem Ruf, sind leider meist (relativ) voll.

Des Weiteren wäre gut zu wissen, was für ein Konzept die Schule hat. Könnt ihr das ggf. mal hospitieren?

Wenn ein Platz frei wäre und es mein Kind wäre - ja, ich würde sie in ihrer Entscheidung unterstützen.

Sie wird bald 15 Jahre und hat augenscheinlich auch schon einiges an Lebens- und Schulerfahrungen in ihren jungen Jahren sammeln können.

Übrigens hatte ich damals als Schulkind auch den gleichen Wunsch. Durch einen Umzug eine neue Schule.

Auch wenn es eine sehr gute Schule war, habe ich mich nicht wohl gefühlt 🤷‍♀️. Ich war auch ca. 15 Jahre.

Obwohl meine Familie meine Entscheidung überhaupt nicht gutheißen konnte, durfte ich wechseln 🥰.

Natürlich gibt es keine Garantie, dass nach dem Schulwechsel alles besser wird.

Aber ihr bzw. deine Tochter wird sich später nie fragen müssen: "Was wäre gewesen, wenn...".

Ich bin heute noch sehr dankbar dafür ♥️.

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Ich habe heute Früh gleich angerufen. Ja ein Platz wäre frei! Die Hürde ist schon einmal genommen :-) Die Schule ist voll-integrativ und hat auch körperbehinderte Schüler im Regelunterricht. Das finde ich persönlich klasse und ich glaube das wird sich auch positiv auf die Eingliederung von meiner Tochter auswirken.
Ich war übrigens auch ein Opfer des Zwangs. Ich wurde gegen meinen Willen zum Abi gezwungen, auch noch auf einem humanistischen Gymnasium. Ich wollte eigentlich nach der 10. Klasse abgehen und eine Ausbildung machen, aber das hat man mir damals nicht erlaubt. Also bin ich in der 12. ohne Abschluss abgegangen. Das war noch vor Zeiten der Anerkennung deines Realschulabschlusses ohne Abschlusszeugnis, also stand ich erst einmal ohne alles da.
Ich hab mich tatsächlich irgendwie da raus gekämpft und habe über Umwege auch mein Masterstudium beendet und stehe beruflich jetzt sehr gut da, aber das war ein echter Kampf. Das will ich meiner Tochter unbedingt ersparen.

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Erstmal möchte ich klipp und klar wissen, was in der Schule los ist. Warum sie "ihren Ruf weg" hat und wo ihre Probleme liegen?

Spricht sie nicht generell über solche Sachen mit euch???

Erst wenn ich wüsste, was genau abgeht in der Schule, würde ich über einen Wechsel (oder auch nicht) nachdenken.

LG

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Sie kommt von Waldorf, wäre ein Wechsel zu Waldorf eine Option? Die können gut mit bewegten Schullaufbahnen umgehen, haben oft eine besondere internationale Offenheit.

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Das hatten wir auch schon im Auge gehabt. leider ist die nächste Waldorfschule recht weit weg von uns. Meine Tochter ist auch nicht mehr so überzeugt von dem Waldorfkonzept. Dafür ist sie schon zu weit weg davon. In ihren frühen Lernjahren war die Waldorf aber optimal für sie, da sie auch mit 6 sehr verspielt war. :-)

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Hallo,

ich kann dir nur raten, in Ruhe mit deiner Tochter über ihren Wechselwunsch zu sprechen und dann ihre Entscheidung auch zu respektieren.

Ich wollte damals auch die Schule wechseln, weil ich mich in der damaligen Klasse nicht wohl gefühlt habe. Und ich musste ganz schön diskutieren, bis mein Wunsch respektiert wurde.

Deine Tochter weiß ja auch, was bei einem Schulwechsel auf sie zukommt.

Glaube mir, wenn du ihr das verweigerst, wird sie nur unglücklich.

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Puh, schwierig.
Ich kenne gar keine Bilinguale Schule, wo die Schüler (weiterführende Schule) nicht total abgehoben sind. Die übliche Meinung der Schülerschaft ist dort eigentlich: Ich zahle das Gehalt der Lehrer, also haben die mir zu gehorchen! Es könnte schon sein, dass dein Kind einfach mit dieser Mentalität nicht klarkommt. Je teurer die Schule, desto lauter kommt das einfach in den Privatschulen durch. Das passiert auch in den anderen Privatschulen, allerdings habe ich es hier nie so extrem wahrgenommen. Wir haben das Phänomen auch bei uns an der Schule, aber hier steuern die Lehrer ganz aktiv dagegen an. Es gibt keine Ausnahmen und keine Sonderbehandlung.
Aber wenn ich das richtig sehe, ist deine Tochter ebensoalt wie mein Ältester. Mein Sohn besucht auch schon die 4. Schule (wegen Umzügen). Beide besuchen die 8. Klasse einer Gesamtschule. Das bedeutet eigentlich, sie schreibt nächstes Jahr die 1. Prüfung. Sie war im Grunde nur das erste halbe Jahr der 7. Klasse wirklich in Präsenz an der Schule. Seit dem 2. Halbjahr sind wir ja im Coronamodus und die 7. und 8. Klasse ist im Onlineunterricht, bestenfalls mal noch im absolut unnützen Wechselunterricht. Die Zeit zwischen den Sommerferien und Mitte Dezember wurde so vollgestopft mit Tests, Arbeiten und Klausuren, dass die Kids keine Sekunde Zeit hatten.
Jetzt sehe ich hier nicht, wo dein Kind eine Chance gehabt hätte, Freundschaften groß zu schließen. Dass sie überhaupt eine Freundin hat, ist schon eine Leistung. Das hätte sie in einer anderen Schule nie geschafft, weil ihr da selbst der Online-Kontakt gefehlt hätte.

Einen Neustart gibt es nicht im Leben. Das Leben geht weiter. Wie auch immer sie (und ihr) euch entscheidet, das Leben geht weiter. Die Entscheidung hat Konsequenzen. Zeit zurückdrehen funktioniert nicht...(zumindest derzeit nicht). Ein Kind im potentiellen Abschlussjahr auf eine neue Schule zu schicken, würde ich mir eigentlich verkneifen.