Kennt das jemand?

Hi zusammen, also unsere Tochter ist sehr sensibel und macht sich immer schon über alles Gedanken, zZt allerdings vermehrt über Dinge, die sie leicht ängstigen oder verunsichern. Ich habe durchaus schonmal gehört, dass Kinder sich solche Gedanken machen wie, wenn ich nicht dies oder jenes mache, passiert meiner Mutter was schlimmes. Unsere Tochter sagte mir gestern, dass sie folgendes denkt: damit sie nicht nochmal irgendetwas nachfragt (wobei sie dann weiß, dass dann genervt reagiert wird), denkt sie "Ich frage jetzt nicht nach, sonst passiert meiner Mutter was". Sie verbietet sich quasi mit diesem Gedanken selbst irgendetwas... Scheinbar seit letzter Woche. Sie meinte selber, dass sie darauf gekommen ist, weil sie mal gehört hat, dass ein Kind vom Hochhaus gesprungen ist, weil sonst ihrer Mutter was schlimmes passiert.
Bin gerade etwas ratlos und würde mich über Erfahrungen und Meinungen freuen :)

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" "Ich frage jetzt nicht nach, sonst passiert meiner Mutter was". "
"Sie meinte selber, dass sie darauf gekommen ist, weil sie mal gehört hat, dass ein Kind vom Hochhaus gesprungen ist, weil sonst ihrer Mutter was schlimmes passiert."

Wie kommt sie darauf? Wo hat sie das her?
Habt ihr in Ruhe darüber gesprochen?

a) Kindern , die missbraucht werden, wird das oft von Tätern eingeredet. Wenn du ... was sagst, dann passiert deiner Mutter was.
Ziel: Einschüchterung.
Ziel: Kind hält den Mund, sagt nichts
Ziel: Kind schweigt und Täter kann ungehindert weiter machen.

b) Nebenbei aufgeschnappt.
Hälfte Nachrichten, 1/3 Gespräch in der Schule oder Pausenhof, Rest irgendwo anders her oder Gespräch wo es um Eltern allgemein ging.

Das zusammen baut das Gehirn zusammen mit der Info: wenn DIES, dann automatisch DAS

Ich weiß nicht, wie oft das bei meiner schon vorkam.
Anfangs hat sie gezögert.
Oder wenn ich genervt war, hat sie sich nicht sooo getraut "sie will mich ja nicht nerven".
Zum Glück kam sie dann aber doch immer zu mir, weil es sie belastet.

Sie weiß, dass sie immer zu mir oder anderen Erwachsenen gehen darf.

Inzwischen ist es so, dass sie selbst darüber nachdenkt, ob es logisch möglich ist oder nicht. Wenn sie unsicher ist, kommt sie nur an mit "Mama, das habe ich gehört.... ich glaube zwar nicht dass......" und braucht dann von mir praktisch die Zustimmung, dass es wirklich so ist, wie sie denkt. Sie glaubt zwar nicht, dass was passiert. Trotzdem ... holt sie sich die Bestätigung.

Da ich einige Erwachsene kenne, die als Kinder missbraucht wurden und noch heute sehr unter dem "dann passiert deiner Mutter was" leiden; die heute vom Kopf her wissen, dass nichts passiert, die das in Therapie bearbeitet haben.... die emotional noch sehr gefangen/befangen sind....

habe ich meinem Kind von Anfang an gesagt, dass sie IMMER zu mir oder anderen Erwachsenen gehen darf und soll. Sobald sie etwas belastet.
Das schlimmste was passieren kann, ist, dass ich genervt bin oder gerade keine Zeit habe.
Dass ich mir IMMER die Zeit nehmen werde, ihr zu zu hören. Vielleicht nicht sofort. Vielleicht nicht gerade, wenn die Milch überkocht.
Aber auf jeden Fall noch zeitnah.
Und nur weil ich MAL gerade schlechte Laune habe. Sie kann mir ALLES erzählen.

Dieses Versprechen habe ich bis heute eingehalten.
Manchmal kommt sie sehr schnell, manchmal braucht sie ein bisschen Zeit.
Sie hat aber verinnerlicht, dass ich dieses Versprechen ernst meine und ihr wirklich zu höre.

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Also hier ist es b) es war wohl mal Thema bei Freundinnen, dass sowas per WhatsApp verschickt wurde und ein Kind das dann auch gemacht hat.
Interessant ist, dass sie diesen Gedankengang gar nicht so schlimm findet...
Aber bei euch war das auch schon mal so ähnlich?

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Bei uns war es so, dass sie in der Schule was aufgeschnappt hatte. Sie hörte nicht so wirklich zu, weil es sie ja nicht betraf.
Dann war noch ein anderes Ereignis, das nichts damit zu tun hatte.

Irgendwie ergab das eine seltsame Mischung. Das verunsicherte sie.
Sie kam dann zu mir und wir brauchten eine Weile das aufzudröseln.

- Was hat sie in der Schule gehört. In welchem Zusammenhang? Wie kam es dazu?
- Und das andere Ereignis: wie kommt sie darauf, dass es Auswirkungen auf uns hat? Woher hat sie die Infos?

Also eher neutral fragend. Ohne Wertung. Ohne suggestiv.

Ordnung im Hirn schaffen sozusagen. Als alles wieder dem zugeordnet war, wo es herkam, war es wieder logisch.
Dann kamen von ihr noch ein paar konkrete Fragen ... bspw. Nachrichten. Warum passiert das? Wie gehen Menschen damit um? Warum wird so reagiert? ... Warum verbreiten Menschen das, wenn sie es selbst nicht wissen?

Diese Sortierungshilfe brauchte sie früher öfter mal. Inzwischen macht sie es überwiegend selbst.

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Das sind wohl noch Ausläufer des magischen Denken. Und wer kennt das nicht? Ist doch eigentlich nix anderes als Aberglaube und wer steigt schon gerne an einem Freitag, den 13., in ein Flugzeug?
Nun schafft sich deine Tochter offenbar selbst kausale Zusammenhänge und meint, durch ihr Handeln Einfluss auf das Schicksal nehmen zu können.
Da würde ich, ohne das überzudramatisieren, vorsichtig nachforschen, ob sie was aus der Bahn gebracht hat, dass sie vielleicht so versucht wieder Kontrolle zu erlangen?

Verhaltenstherapeutisch würde ich sie spielerisch dazu auffordern, extra laut das Verbotene zu sagen, um ihr zu zeigen, dass nichts passiert.

Alle Angaben sind ohne Gewähr... ich bin nur Küchenpsychologin.

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Kann das mit 9 noch so sein? Wobei sie hat schon viel Phantasie...

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Das haben einige Erwachsene noch. Jemand hat mir Mal erzählt, dass er sowas zum Beispiel denkt:
'ich muss die Mikrowelle bei 00:01 ausdrücken, sonst sterbe ich'
Obwohl er nicht denkt, dass er stirbt. Ich hab's auch nicht verstanden. Er ist nicht verrückt oder depressiv. Er sagt dazu, er macht 'wetten' mit sich.

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Es gibt etwas, dass nennt sich 'magisches Denken' und ist für Kinder im zwischen 2 und 4 Jahren ziemlich normal. 'Wenn ich nicht auf die Ritzen zwischen den Pflastersteinen trete, kommt mich heute nacht ein Einhorn besuchen'.

Ältere Kinder wissen, dass es zwischen Dingen einen Zusammenhang geben muss, damit das eine das andere beeinflusst und das es keinen Sinn macht 3 mal zu pfeifen, damit der Elfmeter reingeht (es sei denn man ist der Schiedsrichter). Nichtsdestotrotz pflegen die meisten von uns Beruhigungsrituale wie z.B. 3mal auf Holz klopfen. Das ist völlig ok. Nicht mehr ok ist es, wenn wir in Panik verfallen weil wir nicht dreimal auf Holz geklopft haben. Dann steuern wir nicht das Ritual, sondern das Ritual steuert uns. Das nennt sich dann magische Zwangsgedanken.

Deine Tochter hat mit "Ich frage jetzt nicht nach, sonst passiert meiner Mutter was" für sich einen magischen Gedanken entwickelt. Einen ziemlich gruseligen wie ich finde. Und wenn sie zu solchem Gedanken greifen muss, muss das Bedürfnis zu fragen ungemein gross sein.
Ich denke, Deine Tochter braucht unbedingt Raum, diese Fragen stellen zu dürfen, denn es scheint sie wirklich etwas zu beunruhigen. Auch wenn die Antwort immer und immer wieder die gleiche ist. Laut VK ist Deine Tochter 9. Vielleicht könnt ihr ja eine tägliche halbe Stunde finden, wo sie all die Fragen fragen darf und Du ihr gänzlich ungenervt und nicht abgelenkt antwortest. Vielleicht kann sie ihre Fragen und Du die Antworten aufschreiben, so dass sie nachlesen kann, wenn sie sich wieder unsicher und hilflos fühlt.

Grüsse
BiDi

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Hm, das war tatsächlich eine ganz belanglose Sache, sie hat im Auto was nicht ganz verstanden (Radio), wollte das aber nicht schon wieder zugeben und schon wieder was nachfragen und hat das dann so unterdrückt. Aber ohne, dass sie das selber schlimm findet und ohne, dass das was sie nicht verstanden hätte wichtig für sie wäre...
Die Frage ist, wie bekommt man diesen Gedankengang wieder weg, denn ich selber finde ihn auch eher beängstigend...

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Ich finde es schlimm dass Dein Kind sich nicht traut zu fragen.
Erst mal würde ich es dem Bruder verbieten sie dafür dumm anzumachen. Sei mir bitte nicht böse wenn ich das so sehe, aber wenn ihr genervt seid von ihren Fragen und der Bruder sie anmacht weil sie Dinge einfach nicht "mitbekommt" ist das im Prinzip was ähnliches wie in der Klasse gemobbt zu werden. Dass ein Kind da komische Gedanken bekommt finde ich nachvollziehbar, aber auch ein Warnzeichen.

Ich würde da ehrlich gar nicht groß noch alleine "rumdoktoren". Ab zum Kinderarzt und Butter bei die Fische. Alles, dass sie scheinbar vieles nicht mitbekommt obwohl sie es will (ich habe zb eine auditive Wahrnehmungsstörung die sich ähnlich äußert, ich schneide bei sämtlichen Hörtest super ab, aber ich kann nicht "filtern". Sprich ich kann nicht "heraushören" was jetzt wichtig ist. Es ist superfrustierend, ich KANN es einfach nicht. Und ständig das Gemaule "kannst du nicht zuhören, hör halt zu, bist du schwerhörig". Es hat mich als Kind sehr belastet, und raus kam es JETZT als herausgefunden wurde dass unser Sohn das selbe Problem auch hat und ich der Pädaudiologin sagte "Hä, das ist doch normal, ich konnte das gerade auch nicht hören". Und dann bin ich selber mal zum Spezialisten.
Also bitte nehmt das nicht hören ernst, es gibt Dinge zwischen einem bestandenen Hörtest und alles gut hören. Nämlich das Gehirn, das die Reize auch verarbeiten muss. Oder sie hat Probleme mit der Aufmerksamkeit, richtig ADS oder so, Mädchen kompensieren das oft besser als Jungs. Und sorgt dafür dass die Familie wenigstens ein geschützer Raum ist in dem ihr "Nichthören" können ok ist!
Alles Gute Euch!

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