Begabtenförderung

Hallo!
Unsere Tochter geht jetzt in die 6. Klasse eines Gymnasiums. Letzte Woche flatterte uns überraschend ein Brief des Schulamts ins Haus, in dem unserer Tochter die Teilnahme an Kursen für "besonders begabte, hochleistende und motivierte Schülerinnen und Schüler" angeboten wird. Nach Anmeldung ist die Teilnahme verpflichtend und wird auch benotet.

Momentan hat unsere Tochter an einem Tag 8 Stunden (bis 15:20) und sonst immer 6 Stunden. Die Teilnahme an einem Kurs (unsere Tochter würde sich für einen Italienischkurs interessieren, wäre dann neben Latein und Englisch die 3. Fremdsprache) würde bedeuten, dass sie an einem weiteren Tag bis 15:30 in der Schule wäre und in der Mittagspause noch zu einer anderen Schule laufen müsste (ist ein schulübergreifendes Projekt), für den Weg braucht sie 15 Minuten. Momentan sieht der Stundenplan so aus, dass sie am Kurstag in 3 Fächern Hausaufgaben für den nächsten Tag haben könnte. Darum habe ich jetzt Bedenken, dass unserer Tochter das zu viel wird. Sie selber möchte aber gerne an dem Kurs teilnehmen.
Würdet Ihr Euer Kind unter den Umständen für einen solchen Kurs anmelden?

LG

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Hallo,

mein Sohn (5.Klasse) geht seit dem Wechsel auf die Oberschule in eine Art Begabtenklasse.
Er hat 2x regulär bis 15 Uhr Unterricht. Er wollte unbedingt eine spezielle AG machen und ist nun zusätzlich noch einen Tag bis 17 Uhr in der Schule.
Im Gegensatz zu deiner Tochter hat er nur Hausaufgaben für ein Fach zum nächsten Tag, das ist ganz gut.
Ich fand die Idee, diese AG zu machen, blöd, aber er wollte es unbedingt.
Deine Tochter ist ja ein Jahr älter und kennt das Pensum der Schule schon, von daher würde ich es "erlauben".

Liebe Grüße Irene

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Hallo,
bei uns gibt es etwas ähnliches. Dazu muss man allerdings nicht im allgemeinen „besonders begabt, hochleistend und motiviert“ sein - bestimmte Bereiche gehen auch. Besucht man dann solche Kurse als Wahlpflicht, steht es auf dem Zeugnis. Sowohl die Note, als auch schriftlich, warum man diese Note zusätzlich hat.

Obwohl es deiner Tochter vielleicht jetzt einiges abverlangen könnte, leichter wird sie die Sprache vielleicht nie lernen. Es ist für ihre Zukunft. Sie möchte es. Außerdem ist es nur ein Halbjahr - im nächsten Halbjahr gibt es wieder andere Stundenpläne. Und die Verpflichtung geht mit ziemlicher Sicherheit auch nur über ein Schuljahr. Das ist machbar....Schau mal in den Kalender, wieviel Termine das tatsächlich sind....abzüglich Feiertage, Ferien,...

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Welche Profilwahl würde sie denn wählen?

Englisch, Latein und ?

Zu meiner Schulzeit konnte man noch eine dritte Fremdsprache oder den naturwissenschaftlichen Zweig wählen.
Bei meiner ist das auch so, nur dass die zur Verfügung stehenden Haupftfächer andere sind.

Verpflichtend, nicht für Begabte.
Wer gut ist in den schon gewählten Sprachen (Hauptfächer) konnte an meiner Schule noch zusätzliche Sprach-AGs wählen.

Möchte sie zu den bisherigen Sprachen noch Französisch/Spanisch (was eben angeboten wird), wählen, würde ich mich informieren, ob sie das Begabtenfach dann wieder abwählen kann, wenn es ihr zu viel wird.

Fallen ihr Sprachen leicht und sie hat große Freude daran, würde ich es eher "erlauben".

Tut sie sich in vorhandenen Sprachen schon schwer, würde ich abwägen.

Nimmt sie als drittes Hauptfach Italienisch dazu, ist die Frage, ob es sinnvoll ist, wenn sie schon früher damit beginnt.
Tendiert sie eher zu Naturwissenschaft oder Sport oder was bei ihr angeboten wird, kann eine dritte Sprache durchaus machbar sein.

Wie weitreichend ist die Entscheidung der zusätzlichen Wahl?
Nur für dieses Schuljahr und wieder abwählbar?
Dann würde ich es lockerer sehen und mich auf den aktuellen Stundenplan konzentrieren. Wie geht es ihr damit, wie kommt sie mit den Hausaufgaben durch? Wie leicht fallen ihr Sprachen zu?

Wäre die Entscheidung weitreichender, würde ich mit ihr absprechen, welchen Zweig sie wählen möchte, wie sie sich das vorstellt, passt es gut zusammen? Kann sie sich langfristig damit übernehmen.

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Zusatzfrage: kann der Kurs Voraussetzung für spätere Wahlmöglichkeiten sein?

Z.B. wer in Klasse x Sport als AG dazu nimmt, darf Sport später als Hauptfach wählen.
Wer in Klasse y Spanisch als AG nimmt, darf es an der Oberstufe als Grundkurs wählen.

Alle anderen haben "nur" die Auswahl aus den Fächern, die sie ohne AG zur Verfügung haben.

Falls das bei euch so wäre und sie Italienisch als 3. Fremdsprache favorisiert, wäre der jetztige Kurs natürlich eine grundlegende Möglichkeit.

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Warum nicht, wenn sie gerne möchte?
Dann ist sie sich auch bewusst, dass sie zuHause Damm sich länger sitzt.

Mein Großer geht zu einem Gymnasium mit Ganztagskonzept.
Er hatte von Beginn an drei mal bis 16 Uhr. An seinen kurzen Tagen machte er immer noch AGs in seinen Neigungsbereichen und probierte neue Dinge aus.
Ich finde die Stärken sollten immer gefördert werden.
Letzten Herbst gab es Forscherferien und er wurde ausgewählt. Er ist in den Ferien jeden Tag freiwillig in die Schule gegangen von8.30 bis16Uhr

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Mein Sohn konnte schon mit 10 Jahren gut einschätzen ob ihn derartige Angebote überfordern, oder eben nicht.

Wir haben uns zusammengesetzt und überlegt, was die Teilnahme ganz konkret bedeutet.
Einen Nachmittag weniger zum verabreden, vorbereiten von einer Arbeit mehr im jedem Durchlauf, also 3 mal im Halbjahr, und , in eurem Fall, Vokabeln.

Mein Sohn hat sich dann entschieden, einmal dafür , einmal dagegen. War beides okay.

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Wenn Deine Tochter das gerne möchte, melde sie an.
Ich vermute, das Ganze ist nicht bindend für mehrere Schuljahre. Also kann sie sich im nächsten Jahr auch dagegen entscheiden, wenn sie merkt, dass es ihr zu viel wird. Und wenn es ihr nicht zuviel wird - umso besser.
Im schlimmsten Fall hat sie einen Stresstag pro Woche - das finde ich überstehbar.

Grüsse
BiDi

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nur, wenn ihr der weitere Mittag und die zusätzlichen Lernstunden nichts ausmachen.
Ich finde das viel bei Euch. - wo ist da das Hobby und die Freunde?

Es gibt unterforderte Kinder, die das "brauchen" und mit Mehrarbeit glücklich sind. Es gibt aber auch Kinder, denen sind Hobbies und Freunde wichtig. Für das wird dann so an die 6 Stunden pro Woche (zusätzliche Schule und zusätzliches lernen) dann keine Zeit mehr sein.

Die Entscheidung würde ich nicht wegen der Begabung fällen, - sondern welche Interessen sie in der Freizeit hat.
Jetzt kam doch erst gerade frisch die zweite Fremdsprache dazu. -- alleine das fordert schon ungemein. -- gleich 2 neue Sprachen gleichzeitig von Null an lernen? Ambitioniert.

(übrigens: Latein ist echt harte und lange Auswendiglernerei. -- wenn sie kein Naturtalent ist, dass sofort mit zweimal ankucken, ganze Gedichte auswendig konnte bisher, dann wird das sehr viel Zeit für Auswendiglernen und Wiederholen in Anspruch nehmen, um den Anschluß nicht zu verlieren. - Mein Sohn holt gerade TÄGLICH 1 Stunde die Lateinversäumnisse (Corona-Fernunterricht war schlecht) aus der 6. Klasse nach, weil ohne diese Grundlagen in der 7. nix läuft).

Dann jetzt gleichzeitig noch Italienisch als Verpflichtung und nicht AG? das muss man WOLLEN.

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Ich würde es deiner Tochter überlassen, nachdem du ihr die Nachteile dargelegt hast und wenn du nicht ganz große Zweifel hast, dass sie das schafft. Und wenn sie sagt, sie möchte es, dann würde ich es zulassen. Wenn deine Tochter Schule bzw. Lernen als eine Art Hobby sieht, wäre es für sie an sich keine Mehrbelastung in dem Sinne. Und wenn es nicht klappt, gäbe es eine(!) schlechte Note, mehr doch nicht, oder? :) Eine schlechte Note in Klasse 6, die dadurch entsteht, dass das Kind etwas zusätzlich macht, ist aus schulischer Sicht recht irrelevant. :-)

Wenn deine Tochter dorthin möchte, du sie aber nicht anmeldest und sie dennoch super Leistungen erbringt, könnte ich mir vorstellen, dass sie dir das (zurecht) vorhält. Zudem ermöglichst du ihr mit dem Erlernen einer zusätzlichen Fremdsprache noch mehr Möglichkeiten (ich habe auch Latein gelernt und das ist zwar immer noch hoch angesehen, aber in der Sprachrealität weniger wert als z.B. Spanisch).

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"Zudem ermöglichst du ihr mit dem Erlernen einer zusätzlichen Fremdsprache noch mehr Möglichkeiten (ich habe auch Latein gelernt und das ist zwar immer noch hoch angesehen, aber in der Sprachrealität weniger wert als z.B. Spanisch). "

Das kommt ganz darauf an, was man daraus macht.

Ich hatte Latein und italienisch. In meiner Klasse waren auch einige mit Latein und Französisch. Die meisten haben es komplett verlernt. Nutzen ist es nur für sehr wenige. Diese wussten aber schon zu Schulzeiten, dass sie in Italien studieren wollten oder haben Familie in Frankreich oder Italien.

Alle anderen mit 1en und 2en im Zeugnis können heute fast gar nichts mehr.
Ok, beim VHS Kurs (haben dann zwei noch mal probiert) konnten sie schneller in den Fortgeschrittenen Kurs. Aber auch das ging schnell wieder verloren.

Lebendige Sprachen lebt man, sonst verlernt man sie schnell wieder.

Wenn sie Spaß daran hat und sich übernimmt, würde ich sie den Kurs machen lassen.
Wegen Vorteile, die Sprachen bringen, nicht. Nicht als Hauptgrund.

Möchte sie auch da gute Noten haben und lernt die Vokabeln, kann die Zeit für andere Fächer fehlen.
Konzentriert sie sich im Engpass auf die wichtigen Fächer, kann die schlechte Note durchaus frusten. Zeit zum Vokabeln lernen muss man echt einplanen. Bei 3 Sprachen ist das echt nicht ohne. Bei mir kamen die Sprachen gestaffelt.
Durch Latein hatte ich zwar schon ein gutes Sprachgefühl für italienisch, aber auch den klaren Nachteil, dass ich Vokabeln verwechselte. Die Schreibweise konnte ich mir durch den zeitlich gestaffelten Spracherwerb herleiten.

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Es sieht auf Bewerbungszeugnissen einfach gut aus. :-)

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Hallo,

ich würde die Sätze mit "besonders begabt, motiviert ..." einfach mal ignorieren.

Schön, dass es Angebote gibt, die sie wahrnehmen kann. Gerade Fremdsprachen würde ich immer unterstützen - das ist sooo praktisch und eine der wichtigsten Sachen, die man in der Schule lernen kann.

Vermutlich wird sie sich ihr Leben lang ärgern, wenn sie die Chance jetzt nicht nutzt - egal, ob sie Abende lang in der VHS sitzt, um Italienisch zu lernen, oder ob ihr die Zeit fehlt...

Dass es dann verpflichtend ist und Noten gibt, heißt ja nicht, dass man sich nicht wieder abmelden kann. Es ist eben kein Schnupperkurs, bis Halbjahresende muss sie schon durchhalten. Aber ein Halbjahr dauert ja nicht ewig.

LG!