Mein Kind hat vielleicht adhs

Hallo an alle,

Meine 8 jährige Tochter hat, denke ich, adhs. Ich bin total traurig. Vielleicht hat sie es auch nicht. Vielleicht ist sie einfach nur verpeilt und kann sich nicht konzentrieren und Sachen merken.
Sie hat einen großen Bewegungsdrang. Bis Corona machte sie schwimmen als Leistungssport. Sie ist wirklich gut darin. Man könnte sagen, im Rückenschwimmen ein Naturtalent.
Aber schulisch? Letzte Woche eine 6. Malfolgen. Sie bemalt sich im Unterricht, kritzelt, lenkt sich und andere ab. Wir üben täglich, 4x3 vergisst sie jeden Tag. Sie versteht es aber. Morgens kann ich sie besser abfragen, nach einer halben Stunde Diskussion und Geschrei, bis es losgeht. Da weiß sie bis auf 1-2 alle. In der Schule dann nix mehr.
Sie kann so schön detailliert malen und zeichnen. Ihre Schrift kann man aber kaum lesen.
Sie kann so gut lesen, würde aber nie freiwillig ein Buch lesen.
„Stell bitte deine Schuhe in den Schuhschrank“ -und sie macht den Mülleimer auf und schmeißt die Schuhe weg.
„Bring bitte deine Tasse raus“ -und geht nach oben. „Oh, hab ich vergessen“ sie muss das seit Jahren machen und kriegt es wirklich bis auf 1-2x im Monat nicht hin.
Sie tickt so schnell aus. Beim kleinsten etwas Geschrei.
Ich solle sie testen lassen, laut Klassenlehrerin.
Hat sie adhs, hat sie den Stempel. Wird dann nix mit Gymnasium und studieren. In meiner Familie war es immer so, dass wir studieren. War nie eine Frage, ob wir studieren, nur halt was.
Ich liebe sie natürlich auch, wenn sie nicht studiert.
Ich bin vor kurzem draufgekommen, dass ich wohl auch adhs hatte/habe. Mich hat niemand getestet, ich bin auch so verpeilt, vergesse alles, lebe im Chaos, besonders im Kopf, kann mich höchstens 80 Minuten konzentrieren. Ich habe meine Strategien entwickelt, dass ich gut durchs Leben komme. Ich habe studiert, habe einen guten Job, habe alleine ein Haus gekauft, läuft.
Habe Angst, dass meine Tochter abrutscht. Ich weiß, sie ist erst 8. aber hier in Deutschland (ich komme aus Ungarn) hat man 8 Jahre Grundschule und Zeit sich zusammenzureißen. Hier nur 4. sehr wenig. Bin traurig.
Ich werde morgen eine Ergotherapeutin anrufen. Vielleicht geht es ohne Testen.
Sie ist eigentlich total klug. Im Kindergarten konnte sie schon ein wenig lesen und hat schon da gut gerechnet. Und jetzt geht es Berg ab.
Ihre Lieblingsfächer sind Kunst und Sport. Eigentlich ist sie, wie ich.
Das waren jetzt meine Gedanken, vielleicht kann mir jemand was dazu schreiben. Wenn es was zur Sache tut, ich erziehe sie zweisprachig.
Danke

1

Hi,

ich war gerade so geschockt, als ich deinen Text gelesen habe.

Eigentlich möchte ich so viel schreiben, aber das hilft dir im Moment nicht weiter.
Nur so viel:
Sprich mit einem Facharzt, lass dich beraten und umfassend informieren und sie testen. Und dann, egal was sie hat, lass ihr helfen!

Den Stempel drückst du ihr gerade auf, sonst niemand.
Mach dich frei von diesen Vorurteilen und negativen Gedanken.

2

Hallo,

tut mir leid, wenn ich dir das jetzt so deutlich sagen muss, aber ich habe selten so viel Blödsinn auf einmal gelesen.
Anfangs dachte ich noch, ok, das Kind ist auffällig, die Mutter macht sich Sorgen etc. Bis dein Satz mit dem Stempel und dem studieren kam. Erst mal zur Beruhigung vorweg. Mein Sohn hat ADHS und schreibt nächstes Jahr Abitur. Bei seinem Notendurchschnitt steht eine 1 vor dem Komma und er wird nächstes Jahr definitiv studieren gehen. Er schwankt bisher noch zw. Psychologie und Medizin. Beides nicht einfach, aber ich mir sicher, dass er schaffen wird. Egal auf was seine Wahl fällt. Meine Tochter hat zu 99 % ebenfalls ADHS. Sie wird erst im Herbst getestet. Bisher haben ihr die Symptome noch keine großartigen Schwierigkeiten bereitet, vor der weiterführenden Schule möchte ich aber mit der Diagnostik durch sein. Vererbt bekommen haben es beide von mir. Ich wurde nie getestet, zeige aber aber gleiche Verhaltensmuster wie meine Kinder. Schulisch lief es bei mir holprig, aber ich habe im Laufe meines Lebens gelernt, gut damit zu leben und mein Chaos im Kopf in den Griff zu bekommen. Ich bin sogar sehr strukturiert. Ebenfalls habe ich ein gutes Abitur geschrieben und studiert. Mein ADHS finde ich in manchen Bereichen sogar sehr vorteilhaft.
Kommen wir zum Thema "Stempel". Heutzutage bekommt niemand mehr einen Stempel aufgedrückt, wenn er irgendein Handycap hat. AD(H)S ist gesellschaftlich bekannt und anerkannt. Ich arbeite an einer Grundschule. Da sind so viele Kinder, die wegen irgendwelcher Defizite im Laufe ihrer Grundschulzeit zum Psychologen oder Psychiater müssen. Sei es AD(H)S, Legasthenie, Dyskalkulie, Sozial-/emotionale Schwächen oder sonstigen Auffälligkeiten.
Ein Problem bekommt deine Tochter, wenn du es unter den Teppich kehrst. Wenn deine Tochter mit 8 schon solche Schwierigkeiten hat, werden diese im Laufe der Zeit noch größer. Und glaub mir, mit Ergo richtest du bei AD(H)S nicht viel aus. Ich kenne zumindest keinen AD(H)Sler, dem Ergo als einzige Therapie geholfen hat. AD(H)S oder jede psychische Erkrankung gehört diagnostiziert und behandelt. Geschieht dies nicht, wäre ein fehlendes Studium euer geringstes Problem. Ein unbehandeltes AD(H)S kann weitreichende Folgen haben. Depressionen und Suchterkrankungen sind 2 Beispiele von vielen. Ist deine Tochter irgendwann alkoholabhängig um ihr Chaos im Kopf zu kompensieren, dann kannst du davon sprechen, dass sie einen Stempel auf der Stirn hat. Ist sie irgendwann wegen Depressionen arbeitsunfähig, hat ihr das tollste Studium nichts gebracht.
Mach für deine Tochter einen Termin in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie und lass sie testen und behandeln. Heutzutage hat man alle Möglichkeiten. Tust du dies nicht, zerstörst du wissentlich und systematisch das Leben deiner Tochter. Deine Aufgabe als Mutter ist es, deiner Tochter einen stabilen Grundstein für ihr weiteres Leben zu legen. Machst du so weiter, ist dieses Fundament mit Sand zu vergleichen, auf dem sie Haus baut. Werde endlich wach und schüttel deine Vorurteile ab. Deine Tochter benötigt dringend Hilfe und es ist deine Pflicht, Uhr diese Hilfe und Unterstützung zu geben. Und das geht nur, in dem du eine Diagnose bekommst und sie dann geeignete Therapien bekommt. Über deine Ansichten kann ich nur den Kopf schütteln und deine Tochter tut mir leid. Gerade wenn du selbst Probleme hast, müsstest du doch wissen, was dies bedeutet. Man will so etwas doch nicht für sein Kind. Als bei meinem Sohn die ersten Symptome auftauchten und ich mich darin wieder erkannt habe, gingen bei mir sämtliche Alarmglocken an und ich wusste, dass ich verhindern muss, dass es meinem Kind so geht wie mir. Es ist mit AD(H)S ein verdammt steiniger Weg, wenn es nicht behandelt wird. In den seltesten Fällen geht es gut. Das wollte ich meinem Kind ersparen.

LG
Lotta

5

Danke für deine Antwort.
Ich habe letzte Woche in einer Praxis, die mir empfohlen wurde, angerufen. Wir sind auf die Warteliste gekommen. Termin bekommen wir nach den Sommerferien irgendwann. Ich weiß, dass selbst diese Testung dann mindestens ein ganzes Jahr dauert. Ich warte dann auf den Anruf von der Praxis.

15

Hey,
So lange dauert die Testung definitiv nicht. Wir hatten die längste Wartezeit beim Termin selbst. Je nach Praxis haben Sie evtl einen eigenen Psychologen was das ganze dann sogar beschleunigt. Von Termin bis Diagnose waren es bei uns 3 Stunden da alles in einer Praxis war. Bluttest war ein paar Tage vor dem Termin.

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3

Hi,

warum sollte sie wegen ADHS nicht studieren können? Das ist doch Quatsch.
Zumindest scheint es schulisch ganz schöne Probleme zu geben. Ist sie in der 2. oder 3. Klasse? Von einer 6 geht die Welt auch nicht unter. Wie waren denn die anderen Noten.
Ich kann dir nur raten das alles entspannter zu sehen. Wir haben auch so ne Chaosqueen zu Hause, die im normalen Alltag alles verpeilt. Nicht mehr weiß, dass sie sich anziehen sollte, ihren Ranzen vergisst etc.

LG

Isabel

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Sie haben nur seit diesem Halbjahr Noten. Sie geht in die 2. Klasse. Wegen Corona gab es halt wenig Noten. Paar Einsen, hauptsächlich Zweien und Dreien. Ihre Fehler waren meistens, weil sie nicht aufpasst.
Ich weiß, sie hat noch Zeit. Es ist aber jedes Mal eine Qual, sie zum lernen zu bewegen. Geschrei, Diskussion und am Nachmittag ist sie so aufnahmefähig, wie eine Fruchtfliege.

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Die Zeugnis Noten sind doch total ok! Auch Kinder müssen sich erst dran gewöhnen wie das mit leistungsabfragen läuft!
Auch Leistungsdruck kann krank machen!
Damit will ich aber nicht von den anderen Problemen abwinken! Wenn du willst dann schreib mir mal ne pn! Meine Tochter ist 7 und durchläuft gerade einiges an testungen!

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Hallo.

Ich war, wie andere, ebenfalls etwas schockiert beim lesen. Und ich möchte dir gerne mal von unserer 8- jährigen Tochter erzählen. Ich habe schon in einem anderen Post geschrieben, wie sehr sich plötzlich unser Leben änderte, als sie in die Schule kam.

Sie wirkte anfangs eigentlich immer nur zerstreut, unorganisiert, überfordert. Ich nahm das natürlich ernst, schob es dann aber darauf, dass die Schule nunmal eine neue, große Welt ist. Der Zustand unserer Tochter verschlechterte sich aber zunehmend. Sie war nur noch traurig, weinte viel, sie fiel teilweise in ein emotionales Loch und als Eltern stand man hilflos daneben. Sie war kaum in der Lage, in der Schule zu arbeiten. Ich musste sie wegen Bauchschmerzen ganz oft abholen. Permanent war ich im Abrufmodus. Sobald die Nr der Schule auf meinem Display erschien, dachte ich nur "nicht schon wieder".

Wie Lotta bereits sagte, ein unbehandeltes AD(H)S kann schwerwiegende Folgen haben. Unsere Tochter befand sich mit 6 Jahren in einer depressiven Verstimmung. Im Mai letzten Jahres äußerte sie zum ersten Mal, dass sie lieber sterben möchte. Da wurde uns klar, dass wir dringend handeln müssen. Seitdem ist sie in Kinderpsychiatrischer Behandlung. Sie ist ein so tolles Mädchen. Sehr sozial und empathisch und ich habe der Ärztin direkt gesagt, dass ich sie keinesfalls verändern, sondern nur verstehen möchte.

Im Januar gab es die Diagnose ADS. Allerdings ist das nicht alles bei unserer Tochter. Sie hat zusätzlich eine Dyskalkulie, eine hyperkenitische Störung im Sozialverhalten, ist teilweise Hochsensibel und zusätzlich hochintelligent.
Seit Februar wird sie medikamentös behandelt. Sie steht aber zusätzlich auf der Warteliste für die Aufnahme in einer Tagesklinik.

Ihre Lehrerin sieht es wie wir. Das Schulische ist gerade völlig zweitrangig. Priorität ist, dass es ihr wieder gut geht. Dass sie glücklich ist. Sie wird ihren Weg gehen. Ganz sicher. Und wir als Eltern werden alle Hebel in Bewegung setzen, sie zu unterstützen und jeden Schritt mit ihr gehen, der dazu notwendig ist.

Deine Tochter setzt Signale. Und dieses "sie hat die Aufgaben nicht gemacht, weil sie wieder mal nicht zugehört hat"... ich finde das so unfair. Wenn sie es nicht kann, dann sollte man dort ansetzen. Und ihr helfen. Seit unsere Tochter weiß, dass sie keine Schuld daran trägt, dass sie nicht rechnen kann, ist ihre eine große Last von den Schultern gefallen. Sie fühlt sich nicht mehr ganz so schuldig. Oder noch schlimmer. Nicht mehr dumm.

VG

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Hi,
Blödsinn, dass sie nicht studieren kann, wenn sie ADHS hat. Geh mit ihr zu den Fachleuten, da wird dir geholfen.

vlg tina

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Warum sollte sie nicht studieren können?

Ich würde erstmal sehen ob sie es hat ehe ich so schreibe, und auch wenn sie nicht studiert wird sie sicher einen Weg finden der sie glücklich macht.

Mich schockt dein Text, dein Kind ist vielleicht auch unter Druck wenn solche Erwartungen an ihr hängen?

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Also schockiert müsst ihr ja nicht sein. Außer, dass mein Kind unordentlich ist und SchulAufgaben mit Theater macht, ist sie ein sehr fröhliches Kind, die das Leben sehr mag.

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Ok, ja es gibt ja auch Eltern die das Kind noch unter druck setzen und es niedermachen, alles schon vorgekommen,.

Geht mal zu eurem Kinderarzt äussert euren Verdacht, vielleicht eine Überweisung in ein SPZ das habe ich gerade auch, und wenn sie es denn hat kann man einen Weg suchen und auch finden, wenn man damit umgehen kann und helfen kann wird sie vielleicht studieren, vielleicht will sie es aber auch nicht, wer weiß. Alles gute Euch:-D

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Ich habe selbst ADHS.
Dadurch kenne ich viele, die es selbst haben oder deren Kinder es haben.

"Hat sie adhs, hat sie den Stempel. Wird dann nix mit Gymnasium und studieren."

Nein! Das ist Unfug oder stimmt nur in einzelnen Fällen.

Die meisten, die die ADHS Diagnose bekommen haben UND Hilfe dazu angenommen haben, studieren heute oder sind fertig mit Studium. Erfolgreich. Sie können entfalten, was sie können.

Es kommt auf die Ausprägung an. Ich selbst kam ohne Testung auf dem Gymnasium sehr weit. Dann stand mir das ADHS voll im Weg. Mit entsprechender Hilfe hätte ich locker das Abiur schaffen können.

Seit meiner Diagnose stehen mir Wege und Möglichkeiten offen, für die ich mich früher zu dumm gehalten habe. Für die ich mich abgerackert habe ohne Ergebnis. Mit Diagnose UND passender !!! Hilfe bringe ich es mit weniger Energieaufwand zum Ergebnis.


Stempel hatte ich vor meiner Diagnose. Auffälliges, störendes Kind, das zu dumm ist für die Schule (trotz Gymnasium). Das hat mich sehr geprägt.

Mit der richtigen Diagnose bin ich den Stempel los. Gut, ich habe was ich habe - aber nur, wenn ich es sage #schein
Meine Freunde wissen es. Die meisten wissen es nicht. Wozu auch.


In der Schule wird ein Kind mit Diagnose passender Hilfe weniger Stempel bekommen, als ohne Diagnose und ohne Hilfe.

Mit Diagnose und Hilfe kann sie selbst entscheiden, wem sie etwas sagt und wem nicht.
Ohne Diagnose und ohne passende Hilfe, ist ihr Verhalten nicht zu übersehen, sie rutscht weiter in ungünstige Muster ab (hilfloser Versuch sich selbst zu helfen - oder zu schützen und durch schräges Verhalten zu verdecken). DAS führt zum Stempel.


Einem Kind, das ständig gegen den Pfeiler rennt, kann man
a) eine Brille geben, wenn es getestet wurde. Dann rennt es nicht mehr ständig gegen den Pfeiler.
Mit Kontaktlinsen, fällt es niemandem auf.

b) weiter ungetestet gegen den Pfeiler rennen lassen. Aus Angst, dass man eine Brille sehen könnte :-[ *AUA*

Körperlich ständig Kopfschmerzen
Emotional prägend: das dumme Kind, das zu blöd ist am Pfeiler vorbei zu gehen

So fühlt sich ADHS für mich an.
Ich bevorzuge a).
Na dann habe ich eben die Diagnose. Und? Diese hat mir sehr sehr sehr viel PASSENDE Hilfe gebracht.
Ich bin nicht mehr das kleine Dummchen, das sich zwar anstrengt, aber nicht vorwärts kommt. Sondern nur noch ein Alien unter anderen Aliens mit denen ich mich austauschen kann. Das unter nicht-Aliens aber nicht mehr auffällt. :-)

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Das klingt wie meine Tochter. Sie hst adhs lt Neurologe... Lt Ergotherapeutin hat sie es aber nicht... Ich würde sagen es kommt darauf an was sie machen muss... Sie ist total intelligent, kann sich aber ganz schlecht konzentrieren... Somit rastet sie fürchterlich aus... Manchmal dauert das nen ganzen Tag... Wir werden nun eine psychotherapie machen... Wir haben bei der Therapeutin schon mal eine diagnostik mit unserer Tochter gemacht. Sie will nun mit uns zusammen Strategien entwickeln wie sie sich besser konzentrieren kann, wie wir besser damit umgehen können etc...
Was du sagst mit adhs hat man einen Stempel und man kann nicht aufs gym und studieren finde ich total daneben... Meine Tochter hat keinen Stempel aber mit der Diagnose öffnet uns das neue Türen... Wir bekommen ergo, wir können diese Therapie machen etc... Von der Intelligenz her könnte sie bestimmt locker aufs gym.. Das hat nix mit adhs zu tun, sie braucht nur mehr Ehrgeiz und lernstrategien... Ob sie sich den Druck und Stress antun will muss sie selbst wissen.. Und ich war zb nicht aufm gym und habe trotzdem auf dem zweiten Bildungsweg studiert... Also immer mal locker bleiben und die Kinder ihre Wege gehen lassen... Es ist ihre schulzeit nicht deine und niemand sollte sich quälen müssen nur weil mutti das will...

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Hallo,

wie hier schon viele schrieben, heißt ADS nicht, dass man dumm ist. Viele ADSler sind sogar überdurchschnittlich intelligent oder hochbegabt.

Man ist nur anders organisiert, aber das weißt Du ja. ;-)
Heutzutage gibt es diverse Möglichkeiten, den Kindern zu helfen, damit zurecht zu kommen.
Ja, einfach ist es nicht und es wird immer wieder Probleme in der Schule und vielleicht auch anderswo geben, aber es ist nicht das Ende der Welt.

Was solche Kinder gar nicht vertragen können, sind große und/oder unruhige Klasse. Vielleicht ist das bei Euch gerade auch das Problem.
Leider greifen die Lehrer heutzutage oft nicht richtig durch, und es ist nie wirklich ruhig in der Klasse.
Unser Sohn kann zwar Umgebungslärm komplett ausblenden, aber dann bekommt er gar nichts mehr mit. Den Lehrer sollte er ja schon noch hören.
Aber dieses unwichtige Grundgemurmel von der Stimme des Lehrers zu trennen, fällt ADSlern wahnsinnig schwer. Die sind dann gestresst hoch 35 und bekommen zu Hause nichts mehr auf die Reihe, weil sie ihre Reserven für die Schule aufbrauchen mussten.
Das Problem hat unser Sohn (10) gerade in der 5. Klasse auf dem Gymnasium. In der Grundschule hatte seine Lehrerin für Ruhe gesorgt.

"Sie kann so gut lesen, würde aber nie freiwillig ein Buch lesen."

Das hat unser Sohn in dem Alter auch nicht gemacht. Er hat später angefangen, freiwillig zu lesen, liest aber mittlerweile sehr gerne.

Deine Bedenken wegen der Diagnose kann ich ein bisschen verstehen. Das ist schon ein Stempel.
Andererseits hilft es auch niemandem weiter, wenn das Kind sich die ganze Zeit quält. Wenn es einen Nachteilsausgleich oder Medikamente oder bestimmte Therapien braucht, geht es nicht ohne offizielle Diagnose. Wenn das nicht nötig ist, kann man es erstmal anders versuchen. Das musst Du mit Eurem Therapeuten besprechen.

Unsere Generation hat den Nachteil, dass AD(H)S oder überhaupt irgendetwas in der Richtung damals fast gar nicht diagnostiziert wurde. Da waren die Kinder eben furchtbar hektisch oder extrem verplant und konnten zusehen, wie sie klar kamen. Mir geht es da, wie Dir.
Aber Du und ich haben trotzdem studiert, obwohl wir nie therapiert wurden.
Man legt sich eben auf Dauer Strategien zu, wie man seine Schwächen kompensiert.
Ich wette, in Deiner Familie, wo so viele studiert haben, gibt oder gab es noch mehr ADSler. Das wird ja vererbt.

LG

Heike