Bewertung Arbeitsverhalten - gerne Lehrermeinung

Hallo,
gleich vorab: die Frage stelle ich nur aus Interesse und mir ist bewusst, dass das Zeugnis sehr gut ist!
Ich möchte gerne verstehen, wie die Benotung von Arbeitsverhalten zustande kommt. Tochter hat 3 x Note 2, zwei davon in Nebenfächern und eine im Arbeitsverhalten, alle anderen Noten sind glatte 1. Mit „glatt“ meine ich auch wirklich „glatt“: sie stand nirgendwo zwischen zwei Noten, sowohl schriftlich als auch mündlich war es ein klares „sehr gut“. Sie hat ihre Hausaufgaben zu 99,9% dabei und vollständig, genauso die Arbeitsmaterialien. Die fehlenden 0,1% kommen jetzt von mir als kleiner Unsicherheitsfaktor, sehr wahrscheinlich tu ich ihr jetzt damit Unrecht ;-)
Sie ist engagiert in der Schule, hat wenige entschuldigte Fehltage. Was fließt also in die Note mit ein?
Ihre Zeugnisse sahen bisher alle ungefähr so aus, mal eine 2 mehr, mal weniger. Die 2 im Arbeitsverhalten hat sie, seitdem sie auf dem Gymnasium ist, sie ist jetzt in der 6. Klasse.
Also - Ideen?
LG,
A.

2

Hallo, bin auch Lehrerin am Gymnasium. Eine 1 gibt es nur bei herausragenden Leistungen, gerne auch bei mehr als den Pflichtaufgaben. Hausaufgaben immer dabei ist der normale Standard, daher eine 2. Daher habe ich wirklich sehr selten mal ne 1 in den Kopfnoten.

1

Bei uns am Gymnasium hieß es damals:

Arbeitsverhalten/Mitarbeit ist meistens eine 2

3, wenn man gelegentlich was vergisst, mal (selten aber doch) ermahnt wurde)
4 schlechtestnote in dem Bereich, wenn man auffallend stört oder vieles vergisst.

1 ist die glatte Ausnahme.
1 gibt es nur, wenn in ALLEN Fächern Mitarbeit 1 bestätigt werden kann. Wenn wirklich JEDER Lehrer einer 1 zustimmt.

Ist es in den Hauptfächern super und in den Nebenfächern nix zu meckern, aber eben nicht 100% 1, dann gibt es im Zeugnis eine 2 für Mitarbeit.

Eine 1 für Mitarbeit sei selten, weil niemand perfekt sein kann.
Jeder Mensch hat ein Fach, was nicht 100% ist. Entsprechend sei die 1 extrem selten.

3

Am Gymnasium meiner Söhne sind die Kopfnoten in 5 Abstufungen unterteilt. A bedeutet: Übertrifft die Erwartungen, B bedeutet: Erfüllt die Erwartungen in vollem Umfang.
Immer die Hausaufgaben parat zu haben, konstant im Unterricht mitzuarbeiten, entspricht den Erwartungen und ist somit ein B. Das A gibt es erst, wenn zu den erfüllten Erwartungen auch noch freiwillige Referate, Teilnahme an Wettbewerben, etc. hinzukommen.

Grüsse
BiDi

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Hey Aptschi,

es kommt auf den Standard an. Wir haben bei uns an der Schule eine Bewertung des AV von A bis E, wobei C der landesweite Standard ist. Aus schulpolitischer Sicht kann es jedoch sein, dass der Standard angehoben ist, und bei uns in der Stadt einem B entspricht. Das heißt, dass Kinder, die aus meiner Sicht nicht einmal die Erwartungen erfüllen (regelmäßige Mitarbeit, regelmäßiges Erscheinen, regelmäßige Hausaufgaben, regelmäßig Arbeitsmaterialien) sehr wohl ein B bekommen. Nur für wirklich herausragende Abweichungen (im positiven, wie im negativen) wird hier ein A bzw. C, bei Schwänzen ein D, vergeben. Dies geschieht jeweils auch unter Berücksichtigung pädagogischer Sichtweisen (genereller Habitus, Bewerbungs-/Abschlusszeugnis,...).
Das AV deiner Tochter scheint den Erwartungen zu entsprechen. Dies wäre ein C, bei anderem Standard ein B. Ein A verdient sich ein Kind bei uns, wenn es wirklich "strebsam" und/oder "fleißig" ist, nicht automatisch, wenn es gute Bewertungen in den Fächern erhalten hat. Die Fachnote ist unabhängig vom AV oder SV! Denn auch ein fauler Schüler, mit schlechtem AV kann auf dem Zeugnis eine 2 schaffen, weil ihm der Stoff zufliegt und er schriftlich sehr gute Leistungen erzielt. Genauso kann ein Schüler, der herausragenden Fleiß zeigt, Leistungen im befriedigenden Bereich erzielen.
Die Bewertung des AV und SV lässt sich meiner Erfahrung nach nicht an einem Schülerzeugnis festmachen, sondern es ist sinnvoll die gesamte Bewertung und das Verhalten der Lerngruppe, der Schule oder der Stadt zu berücksichtigen.

Dass ich den abweichenden Standard nicht gut finde, lässt sich, denke ich, leicht herauslesen. ;)

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Schule besteht nicht nur aus Unterricht. Wer da eine 1 haben will, muss auch in den Pausen und nach der Schule glänzen mit freiwilligen, zusätzlichen, z.B. ehrenamtlichen Aufgaben für die Schule.
Solange deine Tochter macht, was man von ihr verlangt, ist sie gut, aber eben nicht sehr gut.