Anweisungen ausführen / Erstklässler

Hallo zusammen,

Ich wollte mal in die Runde fragen, wie das bei euch so läuft... mein Sohn ist in der ersten Klasse und hat echt Mühe, Anweisungen zeitnah auszuführen.
Ist das normal in dem Alter?

Bei den Hausaufgaben sowieso, auf die hat er grundsätzlich keine Lust, aber eben auch so Sachen, wie anziehen nach dem Frühstück damit wir in die Schule kommen. Ich sage ihm, geh bitte hoch in dein Zimmer und zieh dich an ( die Kleider werden immer am Vorabend gerichtet) und wenn ich dann 10 Minuten später in sein Zimmer komme, hat er noch nicht mal angefangen sich umzuziehen. So geht es dann weiter mit Zähne putzen, Schuhe anziehen und vielen anderen Dingen.
Ich denke in dem Alter kann man erwarten, dass Kinder das alleine machen oder nicht?
Ich kann doch nicht immer neben dran stehen, zumal ich noch zwei weitere Kinder zu versorgen habe...

1

Hallo,
ja, ich finde auch, er könnte das alles schneller und besser erledigen. Ist das bei ihm immer so, oder hängt von Faktoren ab, wie z.B. wieviel er die Nacht zuvor geschlafen hat, oder welche Fächer heute dran sind?
Da ich selber nicht der geduldigste Mensch bin, werde ich schnell mal lauter und genervter, wenn bei uns der Ablauf morgens nicht rund läuft, weil wir einfach definitiv pünktlich los müssen. Ob das hilfreich ist, keine Ahnung, aber so bin ich. Es ist ja auch nichts Neues, dass wir morgens einen straffen Zeitplan haben. Im Moment läuft es gerade gut, es gab aber auch schon echte Stresszeiten.

2

Hallo!

Das war bei meinem Sohn (jetzt 2. Klasse) ähnlich, wobei er sich angewöhnt hat, sich morgens direkt anzuziehen, wenn er aufgestanden ist. Das Anziehen erfolgt bei uns auch im Bad, da ist er unter Aufsicht. Aber wenn es dann daran ging, nach dem Frühstück die Zähne zu putzen, die Schuhe anzuziehen..., musste ich mich auch immer daneben stellen, damit das funktioniert.
Wir haben allerdings durch Zufall jetzt eine super Lösung gefunden: Unsere Kinder haben beide im Sommer eine Fitnessuhr bekommen, und bei der kann ich Aufgaben programmieren. Und so piept jetzt die Uhr meines Sohnes zum Zähneputzen und zum Schuhe anziehen - seit dem muss ich morgens nichts mehr sagen.
Bei unserer Großen war das ganze sogar noch extremer. Da musste man quasi mit der Peitsche daneben stehen, bis alles erledigt war, was natürlich immer zu Stress geführt hat. Aber irgendwann hat sich das auch gebessert. Ich denke, ein Stück weit ist das ganz normal. Die Kinder haben eben noch kein Zeitgefühl und brauchen eine Art Timer von außen.

LG

3

"könnte" schon, -- aber wenn es halt noch nicht passt, dann mach Dir keinen Stress und steh eben dabei und reiche ihm die Klamotten.

Ausserdem könnte es zur Gewohnheit werden, sich VOR dem Frühstück anzuziehen, sprich: wenn du zum Frühstück rufst, dann muss er angezogen kommen und wenn er noch nicht angezogen ist, dann legt er eben einen Turbo ein.

Meine Tochter ist ein absoluter Morgenmuffel... sie braucht sehr lange, bis sie ansprechbar und wach im Kopf ist. Vorher gibts nur Gemaule. -- also helf ich ihr bis heute (9Jahre alt) direkt nach dem Aufstehen in die Klamotten, weil ich weiß, dass es anders nur Stunk,Ärger und miese Stimmung geben würde... so what! -..... ist ja nicht, dass sie es nicht könnte: wir machen es uns einfach einfacher....

4

Erwarten kann man vieles, ob sie es schon können UND / ODER dann auch machen, ist eine andere Sache.

1. können heißt nicht machen.
Manche können es, sehen aber keinen Grund es zu tun.

2. manche könnten es, wenn sie bestimmte Voraussetzungen haben.
Z.B. Übung, Regelmäßigkeit, herangeführt werden, dass sie es tun

3. manche können es noch nicht
nie geübt, motorisch, konzentrationstechnisch usw.


Bei meiner klappte es, weil sie es schon jahre lang übte.
Im Kleinkindalter habe ich sie umgezogen, wenn es schnell gehen musste und ließ sie machen, wenn wir Zeit hatten.

Im Kindergartenalter plante ich Zeit zum Umziehen ein. Sie machte es selbst, brauchte aber noch manchmal den Stups, wie spät es ist. Den Hinweis: Jetzt. Am besten 10 Minuten vorher sagen, damit sie sich gedanklich darauf einstellen konnte.

Grundschule: sie machte es selbst. Morgens der gleiche Ablauf.


Ich als Erwachsene: gleiche Uhrzeit: kein Problem. Andere Uhrzeit? Ich stelle mir einen Wecker! damit ich weiß, wann ich anfangen sollte.


Bei mir als Kind: manches wurde nicht geübt. Irgendwann hieß es dann: so, du bist alt genug. Ich erwarte jetzt. Mach mal.
Das hat NICHT funktioniert!
Mir ohne unterstützung selbst erarbeiten, was andere Kinder über Jahre mit Unterstützung geübt hatten, hat länger gedauert. Der Frust der Eltern, dass es jetzt klappen MÜSSE, weil ALT genug, hat alles nur verlangsamt :-p



Bei Thema Hausaufgaben brauchte meine lange Unterstützung.
Raum, Zeit, Ort, Möglichkeit.
Der Knoten ist dann später geplatzt. Bis dahin Höhen und Tiefen.

Super geklappt hat es mit anderen Eltern.
Umgekehrt wenn andere Kinder hier waren. Nicht mit meiner, aber mit anderen Kindern. (zur Überraschung der Eltern, da die Kinder zu Hause sonst nicht so brav .... ;-) )


Und dann gibt es noch das nicht können können.

Das würde dann in Richtung ADS/ADHS gehen.
Da braucht es dann eigene Tricks, Tipps, Geduld, klare Regeln, Begleitung BIS es klappt
und es zeigt sich in allen Bereichen. Wobei es auch Hyperfokus gibt und höchste Konzentration bei interessanten Themen.

Daran würde ich (erst) denken, wenn begleiten und unterstützen bei Zeit, Ort, Raum nicht klappt.


Wie gesagt: ERWARTEN kann man alles.
Ob es dann KLAPPT, hängt nicht vom Alter, sondern von der individuellen Entwicklung und den BEGLEITumständen ab ;-)

5

Hallo,
hier bei uns ist das auch so. Zwischen KÖNNEN und MACHEN liegen oft Welten.
Ich habe hier eine Zweitklässlerin und einen Erstklässler (außerdem noch ein Kindergartenkind und ein Baby) und komme mir morgens vor wie der Takt-Trommler auf der Galeere. Jeden, aber auch wirklich jeden Schritt muss ich ansagen (und das nicht nur einmal, sondern teilweise mehrmals). Meine Tochter macht noch so einigermaßen mit, aber bei meinem Sohn sind die Systeme komplett auf Stillstand eingestellt.
Es fängt damit an, dass ich ihn meistens wie einen nassen Sack aus dem Hochbett ziehen muss, weil er als Extrem-Morgenmuffel sonst bis 10h liegen bleiben würde. Beim Frühstück "bitte fang an zu essen"... "iss weiter".... "iss fertig". Beim Anziehen helfe ich beiden Großen, obwohl sie es können, weil es mir sonst einfach zu lange dauert und ich meine Nerven und Stimme schonen möchte. Dann gehe ich hoch, um mich und das Baby anzuziehen ("bitte geht schon mal Zähne putzen und auf die Toilette"). Wenn ich nach 5min wieder runterkomme, ist genau gar nichts passiert (außer Zankereien). Mit Glück putzt sich mein Sohn die Zähne, wenn ich es ansage ("los, putzen! Weiterputzen! So, noch zu Ende putzen! Ausspülen! Mund abwischen:.."), manchmal muss ich ihm sogar die Zahnbürste in den Mund stecken.
Das geht dann natürlich mit Schuhanzieher, Jacke, Mütze etc weiter. Zwischendurch muss ich der Dreijährigen hinterherrennen, die es lustig findet, sich zu verstecken, und das Baby ist ja auch noch da.
Dass ich auf dem Weg zur Schule weiter Sklaventreiber spielen muss ("jetzt lauf etwas vorwärts, sonst kommen wir zu spät"), ist wohl klar.
Wenn die Schulglocke klingelt und die Kinder in den Klassen verschwinden, atme ich immer auf (erste Schlacht geschlagen!).
Ich habe schon überlegt, für jede Aufgabe morgens Schilder zu malen, um meine Stimme zu schonen. Dann müsste ich die nur noch hochhalten (evt noch eine Trillerpfeife dazu..?).

Ich finde es anstrengend, aber halte es für normal. Vielleicht sind nicht alle Kinder so, aber bestimmt einige. Das wird sicher noch besser.
LG

6

Bei meiner hilft es wirklich etwas und mir auch #schein

Ich halte zwar keine Schilder hoch, aber regelmäßige Tätigkeiten haben wir in Reihenfolge aufgemalt bzw. aufgeschrieben.

Der Anfang erfolgt weiterhin mit Wecker, Ansage, Hinweis
und zwischendurch braucht(e) es immer wieder Anstupsen.

Die Reihenfolge wird durch Bilder aber ersichtlicher und einfacher, weil es Orientierung gibt.
Im Bad hängt so ein Gesicht mit Zahnbürste und KAI.

Am Kleiderschrank können z.B. eine Figuren hängen mit Socken, Unterwäsche, Hose, Oberteil... die eben Schritt für Schritt immer mehr an haben.
Das vor Augen haben prägt sich mit der Zeit ein.
Je nachdem wo die Zwischenschritte am ehesten vergessen wurden, haben wir uns Hilfsmittel gemacht.

Eine Mischung aus meinem Hinweis und sie kann sich selbst orientieren, wie es weitergeht. Wusste sie nicht weiter, hat sie dann aufgehört, bis ich was sagte. Wenn sie sich selbst orientieren kann, klappte es mal mehr, mal weniger besser.

Angefangen haben wir bei guter Tagesform!

Zähne putzen und umziehen abends machen wir z.B. nach dem Abendessen, lange vor dem eigentlichen schlafen gehen. Fit und wach klappt es besser. Müde und im Halbschlaf ist es stressiger.
Morgens und Morgenmuffel suche ich noch meinen Weg. Erinnerungsreihenfolgen helfen mir etwas.

8

Danke für die Rückmeldung! Vielleicht sollte ich mich die Tage wirklich mal hinsetzen und solche Bilder basteln.
Mit den Aufforderungen in Dauerschleife nerve ich mich ja schon selbst... und es wird nicht wirklich besser, ich denke, mein Sohn schaltet dann einfach auf Durchzug und hört nur noch. "Rhabarberrhabarberrhabarber".
Wenn ich so drüber nachdenke, ist er auch eher ein visueller Typ (malt gerne, viel und gut, gestaltet selbst zu allem möglichen "Anleitungen" mit Bildchen...).
LG

weitere Kommentare laden
7

Hallo,

unseren Sohn hat es damals sehr motiviert, sich zügig anzuziehen, als wir angefangen haben, ohne ihn zu frühstücken, wenn er nicht fertig war.

Nach dem Frühstück schicken wir die Kinder zum Zähneputzen. Da musste man bei unserem Sohn damals tatsächlich daneben stehen, damit das erfolgte. Wir haben damals aber sowieso noch nachgeputzt.

Bei anderweitigen Trödeleien musste man bei unserem Sohn auch immer hinterher sein. Von alleine klappte da wenig bis gar nichts.
Was zwischendurch ganz gut funktioniert hat, war, ihm eine Uhr hinzustellen und zu sagen, wenn der Zeiger da und da ist, bist Du fertig.

Jetzt ist er 10. Da funktionieren solche Dinge langsam - meistens jedenfalls.

Unser Sohn ist allerdings nicht ganz normal. Er hat leichtes Träumer-ADS.

LG

Heike

11

Wie ich schon in einer anderen Antwort schrieb ist das Druchführen von einfachen Anweisungen ohne Zwischenrufe wie "Bettfertigmachen inkl Zähneputzen" eines der Kriterien ob ein Kind als schulreif angesehen wird oder nicht. Wir haben sogar einen Flyer vom Schulamt bekommen in dem unter anderen genau auf diesen Punkt auch eingegangen wird.

Aber es ist insofern leider normal als dass Eltern heute leider nicht mehr darauf achten bzw im Zeitmanagement eines ausgefüllten Tages kein Platz mehr ist das früh genug mit den Kindern zu üben und man ihnen dann doch wie ja auch hier noch vorgeschlagen dann halt noch im Grundschulalter in die Kleider hilft. Aber eigentlich sollte ein Schulkind das können und wenn es das selbst bis zur 2. Klasse nicht kann würde ich ehrlich genauer hinschauen da das oft auch die Auswirkungen von Konzentrationsproblemen sind, die man entweder wenn sie klinisch bedingt sind (ADS/ADHS) behandeln oder wenn es sich einfach um ein Entwicklungsdefizit handelt mit gezielter Therapie wie Ergo bessern kann. Gerade da ich bei Dir nicht den Eindruck habe dass Du bisher die Zeit hattest Deinem Filius "den Arsch nachzutragen" könnte ich mir schon vorstellen dass es in die Richtung Konzentrationsschwäche geht. Jetzt bitte nicht gleich ADS lesen, in dem Alter sind es zu 50% noch "normale" Entwicklungsverzögerungen die sich entweder noch von alleine verwachsen oder auch durch gezielte Therapie schnell verbessert werden können.

Unser Kleiner ist auch so ein Exemplar der einen mit seiner Trödelei in den Wahnsinn treiben konnte. Bei einem Entwicklungstest fiel dann schon im Kindergartenalter auf dass seine Aufmerksamkeit kathastrophal ist. Wir haben dann Ergo gemacht und zu Hause extrem viel mit Kinderspielen geübt, sowohl Konzentration als auch Arbeitstempo (eben einmal Merk und Reaktionsspiele) so dass es schon jetzt im Vorschuljahr so gut geworden ist dass ich keine Sorge mehr in Hinblick auf seine Schulreife habe.

Uns hilft es dass er z.B. sich im Bad umzieht, reizarme Umgebung ohne Spielzeug zum Ablenken. Wir haben auch ein kleines Arsenal an bunten großen Eieruhren die er sich teils sogar selber stellt um zu wissen wieviel er noch trödeln kann und wann er Gas geben muss bevor Mama kommt und rumstresst ;-)

16

Vielen Dank für eure Beiträge!
Was sind das z.b. für Spiele mit denen man zu Hause üben kann?
Würde mich sehr interessieren, denn ich wäre froh, wenn sich unsere Situation generell in dem Bereich etwas entspannen würde...

17

Generell ist es erstmal so dass je größer die Auswahl und die Varianten die man hat umso mehr tut sich im Gehirn.

Gut sind wechselnde Regeln. Das kannst Du heute schon mal im kleinen anfangen als dass man z.B. ein Mensch ärgere Dich nicht rückwärts spielt, oder einfach mal gegen den Uhrzeigersinn würfelt, oder vorher auswürfelt in welcher Reihenfolge gewürfelt wird (Jeder hat dann einen extrawürfel mit der Zahl vor sich liegen wann er an der Reihenfolge ist, oder man neue Regeln erfindet (z.B. man nimmt noch einen Farbwürfel dazu und sagt bei rot muss man trotzdem stehen bleiben, bei schwarz muss man um die Augen rückwärts gehen).

Es gibt auch Spiele die Varianten haben, Double z.B. oder die "FEX" - Reihe von Haba.

Ich würde auch das eine oder andere Solospiel dazu nehmen, da haben die Verlage Smart games und Huch & friends z.B. ne Riesenauswahl. Da hat man dann eine Vorlage mit Figuren und ein Regelwerk wie sie gelegt werden dürfen und dann muss man lospuzzlen und das Bild regelgerecht komplettieren.

Balancierspiele sind auch gut für Aufmerksamkeit, ob nun Stapelelefant, Jenga oder Plitsch Platsch Pinguin, Villa Paletti oder Hamsterrolle. Make n Break und Ubongo haben sogar den Vorteil dass man um die Wette gegeneinander spielt, da kommt es dann nicht auf die Ausdauer an sondern auf Schnelligkeit.

Merkspiele sind natürlich sehr gut, bei uns wird gerade jeden Tag Memoarrrr gespielt, aber auch Wer war's ist fast immer auf dem Tisch. Au backe ist auch genial, ist von der Graphik ähnlich wie Zicke Zacke Hühnerkacke. Leo muss zum Friseur ist auch schon ein recht komlexes Spiel für Schüler.
Bei Reaktionsspielen ist natürlich HalliGalli ein Dauerrenner, aber auch da gibt es noch einige andere, z.B. Geistesblitz, Spitz pass auf, Glibberklatsch, Monsterbande oder Monstermatch.

Spiele in denen man abgleichen muss, da sind aber die Reaktionsspiele oft schon dabei.


Generell ... fühlt Euch frei :-) Auf Ebay findet man die Spiele oft angenehm günstig, oder man kann sie in einer Bücherei ausleihen.

LG