Übertritt auf weiterführende Schule bei Zwillingen

Hallo zusammen,

mein Zwillingspärchen besucht momentan die 4. Klasse GS in Bayern. Nun steht der Übertritt an.

Mein Sohn tut sich sehr leicht in allem, ist vorallem sprachlich sehr gewandt und gehört zu den Klassenbesten. Bei ihm ist schon lange klar, dass er aufs Gymnasium gehen wird.

Meine Tochter tut sich etwas schwerer, muss sehr viel arbeiten für die Schule u braucht sehr oft meine Unterstützung. Wider Erwarten hat sie nun die 2,0 für den Übertritt geschafft.
Für uns stand eigentlich schon fest, dass sie auf die Realschule gehen wird. Sie möchte unbedingt mit ihrem Bruder aufs Gymnasium.
Mit diesem guten Notenschnitt kann ich ihr den Wunsch eigentlich nicht verwehren, obwohl ich arg Bauchweh habe, sie aufs Gym zu schicken.
Ich sehe halt einen krassen Unterschied in der Auffassungsgabe, im sprachlichen Bereich und der Herangehensweise an Problemen zwischen den beiden Kindern. Ich habe Angst, dass sie am Gym total untergeht.
Die Lehrerin gibt ihr die Empfehlung fürs Gym, vorallem weil sie wahnsinnig ehrgeizig ist und ackert wie ein Pferd, wenn es um Noten geht.
Ach, auf der einen Seite freue ich mich wahnsinnig für sie, auf der anderen Seite würde ich sie gerne vor der großen Enttäuschung (zurück auf die RS) bewahren.

Ich hätte nicht gedacht, dass diese Entscheidung so kompliziert wird.

Meine Tochter auf eigenen großen Wunsch aufs Gym gehen, obwohl mein Bauchgefühl was anderes sagt. Ist die richtige Entscheidung, oder?

Lg ks

4

Ich finde sie gehört aufs Gymnasium.

Ihre Noten lassen das zu, sie hat die Empfehlung, sie hat die Bereitschaft etwas zu tun,
sie will es!
Absolut nichts spricht dagegen.

Scheitern kann auch jemand der jetzt mit 1,0 aufs Gym geht - aber nie etwas tun musste und jetzt den harten Boden der Tatsachen kennen lernt.

Deine Tochter hat den entscheidenden Vorteil zu wissen, dass sie etwas tun muss UND sie weis schon wie lernen funktioniert. Sie kennt es nicht anders.

Sie würde dich (zu recht) für immer hassen wenn Du sie nicht lässt.

Glaub an sie !

Zudem gibt es schlimmere Dramen im Leben als vielleicht die Schule wechseln zu müssen und "nur" einen Realschulabschluss zu haben. Selbst wenn dieser Fall also eintritt, ist das nicht das Ende der Welt sondern immer noch ein guter Schulabschluss.

1

Aus NRW

Meine Tochter hatte auch Zwillinge in ihrer GS, der eine ist zum Gymnasium, der Bruder zur Realschule. Die Mutter sagte, nicht wirklich gerne, aber er hat seinen Frieden damit gemacht und genießt seine Freiheiten, da sein Bruder am Gymnasium viel mehr tun muß.

Jetzt findet er Realschule besser und hat beschlossen seinen Bruder erst wieder in der Oberstufe zu nerven....

3

Wie unterschiedlich das ist. Meine große Tochter ist auf der Realschule und muss mehr machen als die jüngere Schwester auf dem Gymnasium.

2

Ja, ich denke, ich würde auch so entscheiden, Tochter auf's Gym. Sie will es, ist ehrgeizig, hat die Empfehlung....den Rest wird die Zeit bringen. Alles Gute!

5

Hallo,

deine Tochter hat einen großen Vorteil deinem Sohn gegenüber. Sie weiß wie man effektiv lernt. In den Klassen meiner Söhne sind schon viele gescheitert, die mit 1,0 Durchschnitt aufs Gymnasium wechselten. Ich würde den Schnitt vom Übertrittszeugnis nicht abhängig vom Erfolg an der weiterführenden Schule machen. Deine Tochter wird ihren Weg gehen und mit ihren Aufgaben wachsen. Wenn es ihr Wunsch ist, würde ich ihn ihr nicht verwehren.

LG
Michaela

6

Schicke sie zum Gymnasium!

Sie kann lernen und hat Ehrgeiz. Wahrscheinlich wird sie irgendwann besser als ihr Bruder sein.
Meinem Großen ist immer alles zugeflogen. Jetzt in Klasse 7 am Gymnasium werden die Noten in den Arbeiten deutlich schwächer, denn er muss jetzt auch mal mehr für die Arbeit tun, als Vokabeln lernen! Er tut sich sehr schwer sich hinzusetzen, sich auf das Lernen einzulassen, weil es ihm halt nicht mehr so zufliegt.

Der Kleine (Real/5. Klasse) musste in der Grundschule vor den Arbeiten schon immer ein wenig mehr tun. Lernen vor Arbeiten, kein Problem. Ich helfe ihm noch ein wenig einen Lernplan zu machen, vor allem wenn innerhalb von 5 Tagen 3 Arbeiten geschrieben werden. Er lernt dann konsequent alleine oder mit uns zusammen und ist erfolgreich.

Lg Basket

7

Ich würde deiner Tochter die Chance geben, wenn sie so darauf hingearbeitet hat. Denn sie wird es sich und euch beweisen, dass sie auf dem Gymnasium wollte und auch hingehört. Wenn du sie jetzt trotz passender Noten und nach all den Mühen auf die RS schickst, wird sie frustriert sein und möglicherweise total blocken, weil sie sich nicht ernst genommen fühlt und ihr ihre Mühen nicht wertschätzt – könnte ich sehr gut verstehen. Warum sollte sie dann nochmal für etwas brennen, wenn man ihr am Ende sagt, dass sie es sowieso nicht schafft, ohne dass sie die Chance hätte, es zu beweisen. Ich finde, dass eine so große Motivation ein toller Motor ist und ihr sie nicht bremsen solltet. Kann gut sein, dass sie mit ihrem Ehrgeiz viel weiter kommt als ihr Bruder, dem irgendwann nicht mehr alles zufliegt.
Toll, wenn sie sich nicht unterkriegen lässt und für etwas kämpft. Das wird ihr in der Schule viel bringen. Klar gibt es das Risiko, dass sie sich überschätzt hat. Aber ihr die Chance verwehren bei dem Schnitt, wirst du ihr nicht plausibel erklären können.

8

Schick sie auf jeden Fall aufs Gym. Sie weiß, was sie will und hat alles dafür getan, dass es klappt.

9

Hallo und guten Morgen,

wir haben die gleiche Problematik, allerdings umgekehrt. Bei uns hat das Mädchen die absolute Gymnasiumempfehlung (Notenschnitt 1,1) und mein Sohn leider nur bedingt (2,3), allerdings sind wir in Hessen und da haben wir die Wahl.

Ich habe mir auch schon im 3. Schuljahr den Kopf zerbrochen. Zumal die beiden auch grundverschieden sind. Er hat ADHS und emotional sehr labil. Aber durchaus fleißig und sehr bemüht. Leider gelingt ihm vieles nicht immer direkt und das lässt ihn stark an sich zweifeln. Meiner Tochter fliegt alles automatisch zu. Klar, dass sie dazu noch sehr ehrgeizig ist...

Ich hatte mir immer gedacht, ich möchte mein Kind keinesfalls überfordern und werde für meinen Sohn den Realschulzweig oder Gesamtschule wählen. Nachdem wir uns aber von den Schulen ein Bild machen konnten, war das dann leider gar nicht mehr so klar. In der Mittelstufenschule tummelt sich alles, was woanders keinen Platz hat und entsprechend schlecht ist das Niveau. Die Realschule der hiesigen kooperativen Gesamtschule wird leider total vernachlässigt und hat einen schlechten Ruf. Dort sind schon einige Bekannte wieder weg zur Mittelstufenschule. Und eine IGS haben wir leider nicht in Reichweite - 40 Minuten mit dem Auto - entgegen unser beider Arbeitswege. Wir wohnen sehr ländlich.

Meine Tochter hatte sich am Tag der offenen Tür ein privates Gymnasium angeschaut
(kirchlicher Träger). Mein Sohn war dabei - es war nicht so geplant, aber als wir den Vortrag der Schulleiterin hörten - es ging um die monoedukative Schulform (Jungs + Mädels getrennt), haben wir gedacht, das wäre vielleicht doch was für unseren Sohn, da er in der Entwicklung ein ganzes Stück zurück ist. Und diese Schulform auch noch die unterschiedliche Entwicklung berücksichtigt.
Dazu kleinere Klassen, weil privat und außerdem sehr herzliche und familiäre Umgebung, ähnlich, wie auf der Grundschule. Unserem Sohn hatte es auch sehr gut dort gefallen und er wollte unbedingt dorthin. Er wäre auch der einzige Junge seiner Klasse, der nicht aufs Gymnasium gehen würde.. War vielleicht auch ein Grund für ihn....

Da haben wir den Versuch gewagt und beide Kinder dort angemeldet.
Natürlich ringen wir mit uns, ob es die richtige Entscheidung war. Aber die Ergotherapeutin riet uns dazu. Sie würde unseren Sohn einschätzen können und sie hatte es bei ihren Töchtern genauso gemacht. Bei dem Bewerbungsgespräch an der Schule haben wir mit offenen Karten gespielt.

Nun, was soll ich sagen, als die Zusage der Schule kam, hat mein Sohn vor Erleichterung geweint. Und mit diesem Tag war er wie ausgewechselt. In der Schule lief alles von alleine. Er schrieb die besten Arbeiten der ganzen Klasse . Und sogar im Diktat hatte er nur 3 Fehler - trotz diagnostizierter Rechtschreibstörung. Wie ein anderes Kind.
Und da habe ich gewusst, es war die richtige Entscheidung. Was diese Motivation ausmacht.

Und selbst wenn es nicht gut geht. In die Realschule o. a., kann er immer noch, wer sagt auch, dass man dort nichts leisten muss... Wir haben es dann wenigstens versucht (und es ihm vor allem zugetraut !!!).

LG

10

Vielen lieben Dank Euch allen für eure Erfahrungen und Meinungen!

Ich bin auch der Meinung, meine Tochter würde mir langfristig Vorwürfe machen, wenn ich sie nicht fürs Gym anmelden würde.... und ich mir auch! Sie hat hart gearbeitet u hat ihre Chance verdient!

Ich bin nun einfach stolz auf meine kids und gehe guten Mutes mit ihnen zusammen der neuen Herausforderung entgegen! Wer weiß was kommt.

Lg ks