8 jähriger und das Thema Geduld

Hallo zusammen,
mein Sohn ist schon immer jemand gewesen, der leicht aufbraust und dessen "Zündschnur" leider recht kurz ist.
Im ersten Schuljahr gab es da das eine oder andere Problem, was aber zu Beginn des zweiten Schuljahres nicht mehr so schlimm war.
Jetzt geht es momentan aber wieder Schlag auf Schlag, in den letzten drei Wochen gab es drei Einträge ins Hausaufgabenheft, darunter einmal ein roter Zettel, den es gibt, wenn man auf der Rutschtabelle (Sonne, Sonne mit Wolke, Wolken, Regen, Blitz) aufgrund von störendem Verhalten bis auf den Blitz runter gerutscht ist.
Ein Hauptproblem ist die Tatsache, dass ihm oft die Geduld fehlt und er sich dann schnell aufregt.
Meine Frage ist nun:
Wie kann man mit Kindern in dem Alter Geduld üben?
Kennt ihr das Problem auch oder seid da schon durch?
Ich freue mich auf Tipps und Anregungen!

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Mein Sohn hatte ähnliche Tendenzen. Geholfen hat offen mit ihm darüber zu sprechen. Häufig steckt auch Wut dahinter. Ich werde nicht gesehen/ die Lehrer waren ungerecht etc.

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Wann hat er besonders Probleme mit Geduld und in welcher Form?

Ich selbst habe keine Geduld, wenn ich etwas mehrfach üben muss, bis ich es kann. Lernen lernen habe ich nie gelernt. Entsprechend kann mich das die Wände hochtreiben.

Gibt es etwas zu entknoten, selbst zu tun, zu lesen, Spiele spielen, Lego bauen.
Gib es mir und ich kann es stundenlang (auch schon vor dem ADHS Medikament).

Malen, Basteln... puh. Wenn ich nach 5 Minuten noch brav am Tisch sitze, ist das Rekord.


So viel zu den Formen von Geduld.

Geduld üben konnte ich bei den Dingen, die mich interessieren, die mir Spaß machen.
Mathe, Lego etc.
Das konnte ich dann irgendwann auch auf andere Situationen anwenden.

Wann ist es bei deinem Sohn am meisten?
Wenn er sich konzentrieren soll?
Wenn er etwas tun soll, was ihn nicht interessiert?
Wenn er etwas tun/üben soll, das er noch nicht kann (selbst hohe Ansprüche an sich hat)?
Wenn er etwas tun soll, was ihn sehr interessiert, aber noch nicht hinbekommt?

Nur bei ruhigen Dingen (sitzen, konzentrieren)
oder auch bei Bewegung?

Beim Warten mehr als beim Tun?
Beim Tun ebenso wie bei Warten?


Die Herangehensweise wäre unterschiedlich, denke ich.

Bei mir war es den Ehrgeiz entwickeln, etwas so lange zu üben, weil ich es können will.
Bei einer Freundin war es das Warten bei Brettspielen, Aushalten bis man dran ist.

Bei einer anderen Freundin Konzentratiosübungen, um geduldig durchzuhalten.
Bei einer anderen Freundin war es die eigenen Ansprüche zu lockern. Es muss nicht alles perfekt sein. Gut genug reicht auch. Das nimmt den Stress raus und macht die Aktivität als solche machbarer, weil es schaffbar ist.
Gleiche Aufgabe und ich: mir einen Sinn in der Aufgabe zu geben, da ich beim Basteln kein Interesse und somit keine Geduld hatte.

Reaktion, Frust, Auswirkung auf andere: sehr ähnlich.
Ursache: völlig verschieden.

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Vielleicht ist es ja weniger die Geduld als eine geringe Frustrationstoleranz? Das Problem haben meist Kinder, die sehr gut und viel umsorgt werden, sobald sie auch nur ein kleines Problem haben. Und sie können dann schlecht alleine mit ihren Problemen umgehen ohne aufzufallen.

Vielleicht schaut ihr mal kritisch über euren alltäglichen Umgang. Er ist ja jetzt schon viel größer und traut ihm auch im Alltag mal Sachen zu, wo er sicher nicht immer gleich Juhu schreit. Dann lernt er, dass es einfach Dinge gibt, die nicht ganz oben auf der Wunschliste stehen durch die man aber auch einfach mal durch muss, wenn man die Verantwortung für sich übernehmen möchte. Drüber Reden und die Perspektive der anderen schärfen, wo er vielleicht erstmal nur seine Sicht sieht, muss man natürlich auch.

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Das Problem haben auch vor allem die hochsensiblen Kinder und die sollen ja, laut Forschung immerhin 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Diese Kinder sehen oft überhaupt nicht ein, warum sie etwas in ihren Augen unlogisches machen sollen und rast en schnell aus.
Von außen sieht das oft so aus, als würden sie umsorgt werden, doch sie benötigen ganz andere Hilfestellungen und Fürsorge.
LG

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Kenne diese Thematik von meinem 7-jährigen. Er hat schon Schwierigkeiten 5 Minuten auf dem Klo zu sitzen ... da ruft er hartnäckig nach mir und will sich über Gott und die Welt unterhalten.
Wenn er Hunger hat, ist es ganz extrem: wehe der Mittag braucht noch eine Viertelstunde, da quarkt er wie ein Möwenkücken mit dem offenen Schabel bis ich ihm irgendwas reinwerfe. Da helfen nur Gurken und Karotten die Zeit zu überbrücken.
Wenn wir los wollen, warte ich meist auf ihn bis er die Gänge kommt. Danach "darf" er aber auch auf mich warten, bis ich mir dann doch noch die Maskara auftragen will oder meine Schuhe poliere. Es meckert zwar, aber da muss er durch.
Denke, daß ich selbst seine Ungeduld begünstigt habe, indem ich sofort auf alle seine Aufmerksamkeitsaufforderungen reagierte. Das stellte ich seit paar Monaten teilweise ab und lasse ihn jetzt auch mal warten, nachdem ich ihm erkläre daß es gerade ungünstig ist und ich mich melde sobald ich ein freies Ohr habe) Er drängelt dann zwar, aber es wird immer besser.
Einige Bekannte verwenden eine Art "Ampel": ein grünes und ein rotes Tuch am Arm, je nach dem ob man gerade ansprechbar ist. Bei rot muss das Kind warten. Hab ich persönlich noch nicht ausgetestet, finde aber das es sich lohnt dieses Prinzip mal auszuprobieren.

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Hallo,

Spitz pass auf! ist ein Spiel, das der Therapeut, wo wir mit unserem Sohn (damals knapp 8) waren, benutzt hat, um seine Frustrationstoleranz zu steigern. Ansonsten übt er das mit anderen Kindern auch mit Bauklötzen, die nach komplizierten Anleitungen verbaut werden sollen. Aber das konnte unser Sohn zu gut. ;-)
Es gibt sicherlich noch mehr Spiele in der Richtung.
Der Gipfel sind für mich diese kleinen Geduldsspiele, wo man Teile auseinander nehmen muss. Aber bei denen reißt selbst mir der Geduldsfaden. #schwitz
Das ist wohl eher was für Fortgeschrittene.

Der Therapeut hat mit unserem Sohn auch Entspannungstechniken geübt und uns eine CD dazu mitgegeben. Ich weiß leider nicht, wie die offiziell heißt, weil sie selbst gebrannt war.
Google mal nach Entspannungs-CDs für Kinder.

Ich würde auch mal nachforschen, was genau Dein Sohn im Unterricht macht und ihn fragen, warum er das macht.

Bei unserem Sohn steckte hinter den Problemen letztendlich Unterforderung und dass er mit der Lehrerin nicht klar kam und die nicht mit ihm.
Er hat dann eine Klasse übersprungen, kommt mit der neuen Lehrerin gut zurecht und ist seitdem wesentlich entspannter.

LG

Heike

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Vielleicht mal mit einem Ergotherapeuten darüber reden? Ob es da etwas gibt, was helfen kann? Viele kennen sich mit Regulationsstörungen aus.

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Danke an alle, die mir geantwortet haben!
Bin momentan nur per Handy im Forum, werde daher später auf einige Beiträge antworten.