Bus verpasst - und was dann geschah

Hallo!

Letzten Montag ist etwas passiert, was mich immer noch grübeln lässt.

Folgender Sachverhalt:
Unsere Grundschule ist ca. 2 km von zuhause entfernt, es gibt einen "sicheren" Weg auf einer kleinen Nebenstraße, den alle "zu-Fuß-Kinder" gehen.
Und es gibt den Weg entlang der Hauptstraße, ohne Bürgersteig o.ä., wo ziemlich gebrettert wird. (ländliche Gegend)

Meine Tochter (6) geht in die 1. Klasse und ist noch keinen der beiden Wege gegangen. Morgens bringe ich sie auf dem Weg zur Arbeit, Mittags fährt sie mit dem Bus nach Hause.

Wir haben natürlich schon oft über die Sache bezüglich "nicht mit Fremden mitfahren" gesprochen. Und sie hat meine Telefonnummer innen in ihrer Schultasche vermerkt, damit sie jemanden bitten kann, mich anzurufen, wenn was ist.

So weit die Theorie.

Die Praxis lief folgendermaßen:
Marlene soll um 11:45 daheim sein, um 12:10 ist sie immer noch nicht da. Ich bin raus, eine Runde durch die Nachbarschaft, die Mama einer Schulfreundin angerufen.

Noch während ich telefoniere, kommt ein Auto angefahren mit einer Frau mittleren Alters und meiner Tochter auf dem Beifahrersitz.
Kind hatte den Bus verpasst.

Die Frau erzählt, sie habe meine Tochter entlang der gefährlichen Hauptstraße aufgelesen, sie hatte Angst, dass ihr was passieren könnte.
Sie hatte meiner Tochter (die zögerte einzusteigen) gesagt, dass man normalerweise nicht mit Fremden mitfahren dürfte, in ihrem Fall sei das aber ok, da sie eine Frau und auch Mama sei.

Als Marlene im Auto saß, stellte sich heraus, dass die Frau meine Familie flüchtig kennt, sie wusste auch, wo wir wohnen. Aber da saß das Kind halt schon im Auto.

So, in dem Moment hab ich nicht groß reagiert, hab mich bei der Dame bedankt und bin mit meiner Tochter nach Hause.

Jetzt im Nachhinein beschäftigt mich die Sache sehr.
Klar bin ich der Dame dankbar, dass sie auf mein Kind geachtet hat. Auf der betreffenden Straße fahren die meisten wie die Idioten.

Aber wie war das nochmal? Wir fahren nicht mit Fremden mit?!

Gilt das für Männer oder für alle?
Und wie fremd ist eigentlich fremd in einem Kaff, wo nahezu jeder jeden kennt?
Und dann ist da ja noch der nicht fremde Herr Onkel oder Nachbar - ist "nicht fremd" gleichzusetzen mit vertrauenswürdig?
In wie weit kann ein Kind seinem Gefühl trauen?

Und was zum Teufel sage ich meinem Kind, wenn ich selbst so viele Fragen habe??

Klar, zur Situation "Bus verpassen" haben wir jetzt Vorkehrungen getroffen. Wieder rein in die Schule, Erwachsenen bitten, mich anzurufen (das mit der Telefonnummer hatte sie vergessen) und dann kann man besprechen, ob sie den sicheren Weg heimgeht oder wir sie abholen.

Aber das wird vermutlich nicht die einzige Situation bleiben, die theoretisch in den kommenden Jahren auftreten könnte.

Also, was konkret soll man seinen Kindern (auf dem Land) raten? Ich bin echt überfragt und merke, dass meine Tochter das Ganze auch verunsichert.

Vor allem, weil für Kinder die Gefahr so abstrakt ist. Man kann ja nicht grade detailliert erklären, was "böse Menschen" mit kleinen Kindern anstellen können...

Lange Rede, kurzer Sinn:

Mich würde sehr interessieren, wie andere Eltern diese Sache handhaben und ob es Antworten auf meine Frage geben kann.

Danke!
LG Claudi

4

Hallo,
mich wundert, dass ihr eine so kurze Strecke von 2 km noch nie zu Fuß, mit Fahrrad, Roller etc. einstudiert habt. Wie kommt das? Meine hatten in der GS genau so einen Weg, wie du ihn beschreibst, exakt 1,9 km. Also knapp an Busfahrkarte vorbei. Sie sind täglich morgens und mittags gelaufen, später, als die Jüngere keine Schwester mehr auf der GS hatte, ist sie im Winter Bus gefahren. Da hat sie ihn auch mal verpasst, unsere Nachbarin 3 Häuser weiter wollte sie mitnehmen, aber sie (2. Klasse) hat abgelehnt und ist einfach gelaufen!
Ich würde eure Geschichte nun zum Anlass nehmen, den Weg zu üben, sie ihn öfter laufen lassen mit den anderen Kids statt sie zu fahren und nochmal eindringlich darüber zu sprechen, mit gar keinem Fremden zu fahren. Egal ob Mann oder Frau.
VG

33

Hallo.

Die Länge der Strecke wird nicht das Problem sein, sondern die stark befahrene Straße wäre mein Problem. Und wenn es dort keinen Radweg gibt, wird sie auf der Straße laufen müssen. Und das würde ich meinem Kind nicht zumuten bzw. erlauben.

LG

34

Na, es scheint ja weitere Laufkinder zu geben, die die 2 km nicht kutschiert werden ;-). Ein Radweg ist keine gute Idee, um darauf zu laufen. Das Kind ist übrigens auch nur auf dem direkten sicheren (!) Gehweg versichert.

1

Hi,

ja die Frau ist fremd.
Gerade die Definition vin Fremd ist schwierig, deswegen soll man eher dem Kind sagen, bei wem es mitfahren darf, Mama, Papa, Oma etc. Alle anderen nicht.
Auch nicht mit der Mama des besten Freund , wenn es nicht abgesprochen ist(Spielverabredung etc)
Und dann am besten testen lassen, ob sie nicht wirklich einsteigt.

LG
ChaosSid

2

Hallo.

Also alleine laufen geht gar nicht. Das würde ich verbieten. Wie du schon schreibst, zurück zur Schule und anrufen (lassen). Dann könnt ihr entscheiden, ob sie läuft oder ihr sie abholt. Sollte jemand sich vorab schon bereit erklärt haben, sie mitzunehmen, dann soll die Dame anrufen, um nachzufragen.

Alles Gute.

LG

PS: Ich wäre auch so eine Mutter, die dann ein Kind mitnehmen würde. Aber ich würde dem Kind von mir aus anbieten zu telefonieren oder ich würde mit der Mutter telefonieren. Aber das Problem dabei ist, dass viele Kinder gar keine Nummer bei haben. Also was bleibt übrig, vielleicht ein Handy oder so eine Uhr, wo man sie orten kann.

https://www.google.com/search?q=Ortungsuhr+f%C3%BCr+Kinder&client=firefox-b-ab&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwjG18mCvJXgAhUkWRUIHWQ-A04Q_AUIDygC&biw=1920&bih=877

3

Hallo,

ich will mal ehrlich sein. Natürlich sollen auch unsere Kinder zu niemandem ins Auto steigen, den sie nicht kenn, ABER ich persönlich hätte mehr Probleme damit wenn es ein Mann wäre #zitter. Warum? Wahrscheinlich weil wir durch die Verbrechen die durch die Medien gehen mehr Männer als Täter präsentiert bekommen oder einfach gesagt, weil es mehr Männer sind.

Ich finde es gut, dass ihr das nochmal besprochen habt, so dass sie dann wieder in die Schule geht und du angerufen wirst. Möglich wäre auch noch ein Handy (kein Smartphone) wo deine Nummer (und andere wichtige) drin ist und sie ruft selbst an. Sie ist ja mit einem zögern eingestiegen und hat sich dann von der Frau überzeugen lassen, was natürlich auch hätte schief gehen können, aber ist es ja zum Glück nicht.

Jeder, den dein Kind nicht kennt ist fremd, unabhängig davon ob der jenige weiß, wo ihr wohnt, oder auch Mama/Papa ist.

Es gibt ja eben auch die Situationen, in denen Leute Kinder entführen wollen. Bsp. deine Mama ist im KH ich fahr dich schnell hin, das eigene Kind wird das nicht hinterfragen, weil es sich zum einen Sorgen macht und zum anderen nicht auf Idee kommt entführt zu werden. In diesem Fall finde ich es gut ein Codewort zu vereinbaren. Wenn sie also angesprochen wird, dass irgendwas passiert sei und er/sie deine Tochter nun schnell zu dir bringt fragt sie nach dem Codewort (Bsp. Blume).

Ob das in der Praxis dann so klappt weiß ich natürlich nicht. Schlimm, dass man heutzutage über sowas nachdenken muss.

Lg Annika

5

Du musst Deiner Tochter einbläuen, dass eben auch in solch einer Situation IMMER die Telefonnummer angerufen werden muss. -- erst dann, wenn Mama am Telefon das Okay gegeben hat, steigt sie ein ...

ich fand das in der 1. Klasse von meinem Sohn grandios(!) --- wir sind JEDE Woche seit Krabbelalter mit der Besten Freundin und deren Kinder zusammen.... --- mindenstens 1mal -- wir kennen uns also eng und gut...--- als es ein Riesen Gewitter gab, hat sie gefragt, ob sie ihn heimfahren soll und selbst da hat er gesagt: "nur, wenn du die Mama jetzt anrufst und sie mir sagt, das ist okay" --- ich war STOLZ WIE BOLLE auf ihn .... --- Regel ist Regel .... (ohne die Gefahr in den Vordergrund zu stellen heisst die Regel immer: "ich weiß wo du bist und wie du von A nach B kommst - immer! " das ist die Regel und die soll immer eingehalten werden... ).

Solche Regeln kann man aufstellen, ohne den Kindern Angst vor Perversen zu machen und ein böses Menschenbild zur Abschreckung zu schildern....

6

Hier war auch ganz genauso. Unser Nachbar, den er seit Geburt kannte und noch dazu sein Schwimmtrainer war.

Und das sogar in der 5. oder 6. Klasse.

LG

7

Hallo,
Unser Kind geht ebenfalls in die 1. Klasse. Den konkreten Fall des Bus verpassens hatten wir auch schon.
Meinem Kind sage ich, dass es wenn der Bus us weg ist, es zurück zur Schule gehen soll. Von dort aus kann es mich anrufen lassen. Sollte die Tür der Schule aus irgendeinem Grund zu sein, ist nebenan der Kindergarten. Auch von dort kann es mich anrufen lassen. Ich möchte nicht, dass er sich zu Fuss auf den Heimweg macht....dies wären ca 4 km....aber ich wüsste dann ja nicht, welchen Weg es nimmt und wo ich suchen sollte....
Natürlich thematisieren wir das Thema nicht mit Fremden mitzugehen oder -fahren immer wieder ...
Lg

8

Hallo,

hier empfiehlt ein Mann, der an unserer Grundschule Selbstbehauptungskurse in Zusammenarbeit mit der Polizei veranstaltet, den Kindern 5 Personen zu nennen, bei denen sie mitfahren dürfen, ohne dass es vorher abgesprochen wurde.
Bei allen anderen dürfen sie nur nach Absprache mitfahren.

Ich würde mit meinem Kind den Fussweg durch die Nebenstraßen einüben. Dann kann sie den nehmen, wenn sie den Bus verpasst hat.

LG

Heike

9

Hallo,
Frauen begehen auch Verbrechen an Kindern. Die meisten Übergriffe machen Personen aus dem Umfeld der Kinder.

Meine Tochter darf bei niemanden einsteigen ohne, dass ich das weiß.

Gruß Sol

10

Wir hatten zum Abschluss des Kindergarten einen Tag Training zu solchen Situationen. Die Empfehlung war, dass wir mit unserem Kind ein Codewort ausmachen. Wenn ich jemanden beauftrage in abzuholen, dann kennt diese Person das Codewort und er darf mit gehen. Bei jemandem der das Codewort nicht kennt, darf er nicht mit. Wird es gebraucht, gibt es danach ein neues Codewort. Oma, Opa, eine sehr gute Freundin und meine Geschwister plus Partner gelten als Vertraute und er darf immer mit. Bei allen anderen nur mit Codewort.
Die Differenzierung fremd und bekannt, kann sie in dem Alter noch nicht so machen, wie es passend wäre. Gerade auf dem Dorf wo viele sie wahrscheinlich kennen und sie die Leute vom sehen vielleicht auch. Das kommt erst mit der Zeit.