Integrative Sonderschule - gerechtfertigt?

Hallo,

Wir haben momentan eine Frage die uns Eltern sehr beschäftigt.

Unsere Tochter ist 7 Jahre alt und geht in die zweite Klasse. Es zeichnete sich schon im Kindergarten ab, dass sie mit der Entwicklung langsamer ist als andere.

Hier mal eine kleine Auflistung der Fakten:

- Sie wurde am 7. Januar geboren und ist 6-7 Monate jünger als die Meisten in der Klasse.
- Deutsch ist nicht ihre Muttersprache und die ersten 2-3 Jahre hat sie vorallem damit verbracht, die Sprache zu verstehen (sie war nicht in einem Kinderhort etc.).
- Sie hat dann auch Unterstützung (ab Kindergarten/1. Klasse) in Form von Logopädie, Psychomotorik & integrative Förderung (Deutsch) bekommen.
- Bisher war die Aussage, dass sie kein klarer Fall von "Integrativer Sonderschulung" ist aber nun kam nach einer Abklärung vom Schulpsychologin die Aussage, dass die Summe der kleinen Dinge doch Richtung IS zeigen.
- In jedem Gespräch wurde uns aber mitgeteilt, dass sie sehr motiviert ist, den Unterricht nicht stört und sehr viel Sozialkompetenz hat (was atypisch für Kinder mit Lernschwäche oder Lernbehinderung ist).
- Sie hat in Lernkontrollen im Bereich Deutsch auch schon Maximal-Noten bekommen aber in Mathematik ist sie eigentlich konstant "schlecht".
- Wir haben unsere Tochter seit 2 Wochen in einem Online-Kurs angemeldet, wo sie Mathematik von Grund auf nochmals erlernt. Es hat uns aufgezeigt, dass ihr Fundament im Mathematik schlichtweg instabil war. Nun macht sie Fortschritte und wir hoffen, dass es so weitergeht.

Uns scheint diese Masnahme doch sehr radikal aber die Aussage der Schulpsychologin oder der Schule, dass der Graben zwischen ihr und der Klasse grösser werden könnte, macht uns auch angst.

Optionen die wir nun haben (so abgesprochen mit der Schule):

- Weiter wie bisher (und dann Online/zu Hause Mathe aufholen)
- Integrative Sonderschulung. Sie bleibt in der Regelklasse, bekommt aber keine Noten mehr sondern "nur" noch Lernziele.

Was denkt ihr?

Vielen Dank im Voraus!

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Warum haben Kinder mit Lernschwäche keine Sozialkompetenz?????
Das ist absolut falsch. Meine Kids in der Klasse sind enorm emphatisch und haben ein deutlich besseres Sozialverhalten, als die meisten Grundschulklassen

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Also deine Annahme mit der Sozialkompetenz finde ich auch grundlegend falsch.

Bevor ich so eine Entscheidung treffen würde, würde ich erst alles andere ausschließen. Habt ihr euch mal informiert, ob das Ganze vielleicht auch einfach eine Dyskalkulie sein könnte? Wie sieht denn der IQ aus?
Ich finde die Leistung deiner Tochter bemerkenswert. Sie hat in einem sehr jungen Alter sehr schnell eine Fremdsprache erlernt. Du sagst selbst in Deutsch ist sie jetzt gut. Was ist denn in den anderen Fächern? Sie hat quasi die erste Klasse nicht verstehen können. Ich finde es jetzt nicht verwunderlich, wenn ihr Wissen fehlt.

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Vielen Dank für deine Antwort :-)

Bei Sozialkompetenz habe ich mich vielleicht falsch ausgedrückt. Bei Kindern mit Lernschwäche/Lernkompetenz kann es halt öfters vorkommen, dass sie frustriert sind und auch den Unterricht stören können oder sich zurückziehen und verschliessen.

Das ist bei meiner Tochter überhaupt nicht der Fall. Sie geht sehr gerne in die Schule und macht im Unterricht auch mit.

Ihr Deutsch hat sich stark verbessert aber ist nicht auf dem gleichen Level wie ihre Mitschüler.

Sie hat aktuell immer wieder Lernkontrollen (richtige Noten gibt die Schule erst nach der 3. Klasse). Es gibt jeweils 5 "Smilies" die aufzeigen, wo sie ist (Oberste smile - Lernziel erreicht, unterste Smilie - Lernziel nicht erreicht etc.).

Sie hat sowohl im ersten wie auch in der zweiten Klasse beim Lesen und Schreiben mehrere 5&4 (in der Schweiz ist 5 top und 1 flopp ;-)) und selten bis nie eine ungenügende Beurteilung. Bei Mathe hingegen hat sie rein in diesem Semester 3-4 mal die schlechteste "Note" bekommen.

Seit ich mit ihr Online trainiere, merke ich aber, dass sie einfache Sachen wie 10er Übergang nicht richtig begriffen hatte und halt durch das Zählen mit den Fingern nun bei Subtraktion & Addition im Bereich von 10-100 natürlich Probleme hat.

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Hi,
Bei meiner Tochter in der Klasse ist ein Kind das keine Noten bekommt. Es hätte gerne Noten da es sich dadurch auf gewisse Art und Weise ausgegrenzt fühlt. Leider hat die Schule zu große Sorge das es mit einer schlechten Note nicht klar kommen würde.
Wichtig wäre also auch die Frage wie deine Tochter mit der Entscheidung am Ende klar kommt.

Lg

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Was ich halt auch nicht verstehe ist, wie es dann in der Grundschule weitergehen würde. Man hat uns gesagt, dass sie keine Noten sondern individuelle Lernziele bekommt. Das heisst aber auch, dass sie nicht die gleichen Lernziele wie die Klassen haben wird (sonst könnte man ihr ja die Noten geben).

Wenn dies nun weitergeht (3. & 4. Klasse etc) wird die Lücke ja nur noch grösser und eine spätere Eingliederung wird dadurch erschwert..(sehe ich da was falsch?)

Sobald sie von der Klasse isoliert wird (uns hat man mitgeteilt, dass es ca. 4-6h Pro Woche sein würden), hat sie ja dann gar nicht die Möglichkeit zu sehen, wo sie steht.

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Hey, sorry das ich jetzt erst antworte.
Es ist bei uns eine "Schwerpunkt" Grundschule, also eine eigentlich ganz normale Grundschule mit einer Klasse pro Jahrgang in der dann die Kinder mit eventuellem Förderbedarf mit rein kommen, spezielle Förderstunden getrennt von der Klasse gibt es bei uns aber nicht. Der Junge hat vom JA eine Sozialpädagogische Zusatzkraft genehmigt bekommen die eigentlich nur für ihn da sein sollte und auch den kompletten Unterricht da ist. Eine ganz nette Frau, die auch den anderen Kindern in der Klasse oft und gerne hilft. Leider ist das bei dem Jungen ehr kontraproduktiv, da er trotz Medikament, vieleicht auch eben weil er keine Noten bekommt, sehr unkonzentriert ist sofern er nicht auf Augenhöhe mehrfach angesprochen wird. Aber wenn das Belohnungszentrum im Hirn eh schon nicht richtig funktioniert und dann auch noch gute Leistung durch Nichtbenotung vieleicht für sein empfinden nicht gewürdigt werden, würde mir auch trotzdem die Motivation fehlen dem Unterricht zu folgen.
Vorallem wenn man aus Angst, das das Kind mit evtl auftretenden schlechteren Noten nicht klar kommt, nicht benotet... Wie soll das Kind da lernen mit eben diesen Rückschlägen klar zu kommen? Und im nächsten Gespräch wird es plötzlich damit begründet das ja bei Benotung die Förderkraft wegfallen würde. Wüsste ja gerne ob das wirklich so ist.

Lg

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Hallo

Mein sohn hat sich in der ersten klasse schwer getan.

Ihm ging vieles zu schnell, daher haben wir uns entschlossen ihn ab der zweiten klasse in einer förderschule zu geben.

Seit September ist er nun dort.
Es ist eine gemischte klasse 2,3 und 4 klasse werden gemeinsam unterrichtet.

Es sind 15 Schüler und zwei bis drei Lehrkräfte.

Er hat schon sehr vieles aufgeholt, die lehrer können einfach viel besser auf die kids und ihre stärken und schwächen eingehen.

Liebe grüse

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Hallo,

wenn Deine Tochter im Januar geboren ist, ist sie jetzt mit 7 1/2 doch vom Alter her irgendwo in der Mitte der Klasse. #kratz
Da müssen doch noch eine Reihe von Kindern in der Klasse sein, die nach ihr von Februar bis September des gleichen Jahres geboren wurden.
Aber wie auch immer.

Für mich klingt es jedenfalls danach, als würde es Deiner Tochter gut tun, wenn sie das Schuljahr wiederholen würde.
Dann können sich die Grundlagen richtig festigen und man kann sehen, wie sie sich weiter entwickelt ohne dem Kind gleich einen Stempel von wegen "behindert und nicht normal beschulbar" aufzudrücken.

An Deiner Stelle würde ich mir noch eine zweite Meinung von einem Fachmann von außerhalb der Schule einholen, ob Deine Tochter tatsächlich eine Lernbehinderung hat und was es für Möglichkeiten gibt, damit umzugehen, falls sie eine hat.

LG

Heike

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Ich weiß nicht, wie wie weit ich eine Hilfe sein kann. Eigene Erfahrung habe ich damit nicht, allerdings ist meine kleine Cousine behindert und vom geistigen Stand her ca. 5 Jahre "jünger" als die anderen in ihrer Klasse.
Die Grundschule hat sie mit Integrationshelfer an einer normalen Schule absolviert, dann ist sie auf eine Montessorischule gewechselt. Für die Eltern war klar, dass sie es auf einer normalen Hauptschule nicht schaffen wird, eine Sonderschule wollten sie nicht, außerdem hat das Prinzip von Montessori gut zu den Ansprüchen meiner Cousine gepasst. Manche Fächer fielen ihr schon immer leicht (Vokabellernen ist ein Klacks) andere sind sehr mühsam (Mathe, von Anfang an).
Auf der Montessorischule kam sie immer gut klar.

Ihr könntet euch sonst also auch mal nach solchen "Alternativen Schulen" in eurer Umgebung umgucken und sehen, ob deren Konzept zu dem passt, was eure Tochter braucht.

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Meine Tochter hat keinerlei "Behinderungen". Sie ist schlecht in Mathe, weil sie die Grundlagen einfach nicht verstanden hat und nun darunter leidet. Unterdessen macht sie Fortschritte und ich bin sicher, dass sie das schafft.

Ich war in der Primarschule auch nicht sonderlich gut...habe aber mein Informatikstudium als Bester in meinem Jahrgang abgeschlossen und sitze nun in der Direktion eines 15 000-Mann Unternehmens...

Wir haben uns einfach gefragt, wieso man aufgrund von Mathe im ersten Semester der 2. Klasse direkt den Sonderschulstatus aufgeschwatzt bekommt..

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Ich hatte verstanden, dass sie keine Behinderung hat (deshalb wusste ich nicht, ob meine Antwort hilft).
Ich wollte nur sagen, dass für meine Cousine dann ein alternatives Schulkonzept hilfreich war.
Für den kleinen Bruder einer Schulfreundin übrigens auch. Der hat auch keinerlei Behinderung, kam aber auf der "normalen" Schule nicht gut klar.
Ich kann natürlich nicht einschätzen, wie stark ihre Defizite in Mathe sind, wie lange sie braucht, um die Grundlagen zu verstehen, etc.
Ich wollte nur eine Alternative zur Sonderschule aufzeigen, falls sie auf der "normalen" Schule wirklich nicht mehr klarkommt. Das Tempo wird ja immer mehr angezogen.

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Und wie steht es damit die zweite klasse zu wiederholen? Mir hat das damals sehr geholfen. Ich bin in den Osterferien zurück in die erste Klasse und könnte so entspannt die Grundlagen noch mal mitmachen. Ab da hatte ich nie wieder Probleme in der Schule.
Oder geht sowas heute nicht mehr?
Gerade in Mathe wird es ohne Grundlagen ja immer schwerer.

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Ich würde dir zunächst auch raten, deine Tochter baldmöglichst auf Dyskalkulie (Rechenschwäche) testen zu lassen. Ich vermute, dass ihr mit Üben alleine nicht weiterkommt, wenn sie schon seit der 1. Klasse Probleme mit Mathe hatte. Falls sich der Verdacht bestätigt, sollte sie eine spezielle Lerntherapie machen. Bitte zögere dies nicht länger hinaus, da dieses Problem heute immer noch recht spät oder gar nicht erkannt wird .

Inwieweit eine integrative Sonderbeschulung gerechtfertigt ist, kann ich aber schwer beurteilen. Es wundert mich ein wenig, da sie außer Mathe ja offenbar keine gravierenden Probleme in der Schule hat.