Mittelstufenschule vs privates Gymnasium

Hallo zusammen, nun steht auch bei uns bald die weiterführende Schule an (Hessen). Leider wohnen wir ziemlich ländlich und die Auswahl der Möglichkeiten ist stark begrenzt. Ich habe Zwillinge, ein Mädchen mit reiner Gymnasialempfehlung und einen Jungen, er hat ADHS, in den Hauptfächern durchweg eine 2 ohne Lernaufwand, aber es hapert an der Motorik (schnell schreiben), bzw. Ehrgeiz und er liest auch nicht so gerne. Also eigentlich eher Realschule. Leider ist die nächstliegende Realschule eine Mittelstufenschule, d. h. bis zur 7. Klasse einschließl. Haupt- und Realschule kombiniert. An sich hat mir die Schule gefallen, da sie recht klein und auch familiär wirkt, aber ich habe Angst, dass sich mein Sohn dann eher am Lernniveau der schwächeren hält und dadurch ganz absackt. Die Tendenz bei ADHS ist oft auch durch das mangelnde Selbstwertgefühl, sich falschen Umgang zu suchen. Eine passende Gesamtschule gibt es leider nicht, bzw. kommt für uns nicht in Frage und ist etwa 1 h Fahrtzeit mit dem Bus entfernt. Die andere Alternative ist ein privates Gymnasium. Sie fördern lt. ihrem Vortrag am Tag der offenen Tür insbesondere diese Kinder, die eine Gymnasiumempfehlung nur knapp bekommen haben. Meine Tochter würde auch gerne dorthin gehen. Ich habe aber Angst, ihn dort zu überfordern. Was würdet ihr machen ? Einfach mal versuchen (und ihm auch das Gefühl geben, dass er nicht schlechter als seine Schwester ist) ? Danke für eure Meinungen, betty

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sagst "Du", dass dein Sohn ADHS hat, oder ist er ärztlich so diagnostiziert?

Also früher als es diese freie Wahl nicht gab, kam ungefragt einfach jeder mit 2,5 Schnitt und besser aufs Gym. -- da wäre Dein Sohn also dabei. Wie sind die Nebenfächer? -- ich finde es schade, dass diese ausgeklammert werden, weil sie für den Gesamteindruck eben wichtig sind....

Schnell schreiben kann man lernen, -- viele jungs lesen nicht gerne ... die Frage ist: ob er das packen würde und da kennst Du Dein Kind halt besser, als jeder andere hier.

Jemand, der meinen Sohn nicht richtig kennt, würde ihn ebenfalls in die ADS-Schublade stecken... -- Fakt ist: seit er auf dem Gym. ist, blüht er richtig auf, ist ausgelastet und happy. Er hatte eine Realempfehlung. (Schnitt 1,9.) -- Und bringt bis auf ein einziges mal (berechtigt, deshalb zähle ich das jetzt nicht auf lauter 1er, 1-2er und 2er (bisher) .

Fakt ist auch (leider) dass sich in der Gruppendynamik die Kinder immer zum "schlechteren" statt zum besseren orientieren. -- da finde ich Deine Bedenken zwecks MIttestufenschule durchaus schon berechtigt...

Schaut euch von einem 5. und 6. KLässler vom Gymnasium mal alle Hefte und Arbeiten an. Wenn Du meinst, dass Dein Sohn das hinkriegt, - dann versucht es.

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Danke für deinen Tipp, mein Sohn ist ärztlich diagnostiziert und nimmt seit einem Jahr Medikamente. Er bekommt auch Ergotherapie. Die Therapeutin (welche ihn seit einem Jahr kennt) sieht ihn auf dem Gymnasium. Seine Lehrerin aber eher auf der Realschule, weil er so wenig Selbstbewusstsein hat und sich schnell aufgibt ("ich kann das doch sowieso nicht..."). Tja, das ist die Frage...Wenn er die richtigen Leute um sich hat, die ihn motivieren wird er es können, aber das weiß man vorher nie....

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Hallo,

so, wie Du es beschreibst, würde ich Deinen Sohn auf das private Gymnasium schicken.
Falsch liegen, kann man immer, aber ich denke, da ist das Umfeld so, dass er besser motiviert wird.

Ein Freund unserer Tochter (6. Klasse Gymnasium) hat ADHS. Es ist, laut seiner Mutter, in der Schule nicht ganz einfach mit ihm, aber er ist meistens im 2er-Bereich unterwegs. Ab und zu hat er Dreien und zwischendurch auch mal eine 1, also alles im grünen Bereich.
Unsere Tochter ist sehr gut in der Schule, und die Mutter des Freundes sagt, dass ihn das anspornt, sich anzustrengen.

Was bei ihm übrigens wohl sehr schlecht ist, ist, wenn er sich unterfordert fühlt.

Unser Sohn (4. Klasse) hat ADS (die Träumer-Variante) und da ist das auch der Fall.
Wir hatten ihn extra als Kann-Kind spät eingeschult, um es ihm leichter zu machen, aber im 2. Schuljahr ging er vor Unterforderung so auf die Barrikaden, dass wir ihn eine Klasse überspringen lassen mussten. #schwitz
Wir haben überlegt, ob die Gesamtschule für ihn vielleicht besser wäre, weil ihm seine Träumerei und Verplantheit in der neuen Klasse jetzt schon zu schaffen macht, aber wahrscheinlich wäre er da wieder unzufrieden, weil es ihm wieder zu langsam vorwärts gehen würde.
Ich habe schon gesagt, für das Kind müsste man eine Schule backen. #schwitz

LG

Heike

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Hallo Heike,

vielen Dank für deinen Rat, wir tendieren ja auch eher dazu. Das wäre toll, wenn man sich eine Schule backen könnte :)....

LG betty

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Hat dein Sohn Anspruch auf irgendeine Hilfe?
Ansonsten würde ich einfach darum bitten, dass ihr dort mal hospitieren dürft. So idiotisch das klingt, aber lieber investiere ich eine Woche in die Hospitation und stelle jetzt fest, dass das nicht geht, als dass ich das Kind in die falsche Schule schicke.
Meine beiden Söhne haben auch vor dem Wechsel in die weiterführende (private) Schule eine Woche lang hospitiert. Beide sind Autisten und zumindest mein Ältester hat keine weiteren großen Einschränkungen. Er wird lernzielgleich in der 6. Klasse beschult.

Ich muss leider aus eigener Erfahrung sagen, dass gerade Privatschulen Meister im Marketing sind und sehr viel versprechen, was sie oft nicht halten können. Schaut euch das unbedingt vorher im Schulbetrieb an, redet mit Schülern und Eltern - schaut euch den Umgang der Schüler untereinander, der Schüler und Lehrer miteinander und der Lehrer untereinander an.