Schüler benoten sich gegenseitig

Hallo,

Meine Tochter hat mir erzählt, dass sich die Kinder für ihr Referat gegenseitig Noten geben.
Gibt es so etwas wirklich an Grundschulen? Wenn ja was ist der Sinn? Sind die Noten der Mitschüler symbolisch oder ernsthaft die Grundlage für die Note?

In der Klasse meiner Tochter ist ein schwer traumatisiertes Kind , es benimmt sich aus Erwachsen Sicht verständlich wie ein A*kind. Die Kinder kennen aber seinen Hintergrund nicht. Das ich den kenne ist Zufall. Die Kinder sehen nur er benimmt sich wie ein widerliches A* .
Wenn die Kinder offen ihre Meinung sagen, wie verhindert man, dass sie unbewusst nachtreten? Kinder können schließlich grausam sein.

Gruß Sol

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Hey!
Also die pädagogischen Herangehensweisen sind ja bekanntlich sehr unterschiedlich. Ich habe noch nicht mitbekommen, dass Kollegen Noten der Kinder als Grundlage für ihre eigenen genommen haben.#kratz Ich persönlich, finde dieses Vorgehen an sich schon sehr schwierig. Dass Kinder Feedbackregeln lernen und bei Referaten anwenden finde ich sinnvoll. Aber Noten? Dann höchstens, als Selbsteinschätzung. So nach dem Motto, welche Note würdest du dir (mit Begründung) selbst geben und diese gebe ich dir (mit Begründung). Kann deine Tochter sagen, was das Ziel dieser "Übung" sein soll?
Liebe Grüße!

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Hallo,

ich kenne diese Benotung auch und es war nie die richtige Note. Diese wurde nur durch die Lehrkräfte vergeben.

Es ist eher ein einfaches Werkzeug für die Kinder zu bewerten, da sie ja ungefähr wissen wie Noten einzuordnen sind. Einfacher als wörtlich zu erörtern wie man das Referat fand. Als Erwachsener bewertet man solche Dinge sowieso anders als die Kinder.

Wenn besagtes Kind nun zu allen Referaten sagt "5" und die anderen dann sein Referat ebenso schlecht bewerten aus Rache, was soll's ?? Denke das die Kinder schon wissen das es eher speziell drauf ist, auch ohne den Hintergrund zu kennen.

LG
Tanja

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Hallo,
eine Benotung gab es bei uns in der Grundschule nicht von Mitschülern, wohl aber einen Zettel mit Rückmeldungen.
Die Kinder hatten dann z.B. 5 Kategorien auf die sie achten sollten und diese mussten sie dann beurteilen, jedoch verbal. Die Kinder sollten eher die Vortragsart beurteilen, z.B. wurde laut und deutlich gesprochen, wurde Blickkontakt gehalten oder nur abgelesen.
Die Note der Lehrerin war nicht von den Schülermeinungen abhängig - sie bekam sie gar nicht erst. Die Meinungen der Schüler sollte nur dem Kind als Hilfe für den nächsten Vortrag dienen.
Wie man verhindert, dass Kinder nicht nachtreten? Nun, Datenschutz ist nicht immer positiv. Manchmal hilft auch Aufklärung.

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Hallo,

Hier kam es auch schon vor, dass Kinder sich gegenseitig benoten/bewerten mussten. Natürlich gab es diese Note nicht, wenn nicht angemessen, und entschieden hat der Lehrer. Kinder kennen ja die Benotungskriterien nicht und Sympathie spielt auch eine Rolle. Trotz allem haben die Kids erstaunlich fair eingeschätzt und bewertet. Geübt wurde dadurch Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung.

Zu deiner 2. Frage kann ich dir nicht viel sagen. Ich bin weder Psychologe, Traumatologe oder Sozialpädagoge. Ich gebe trotzdem mal meinen laienhaften Senf dazu. Das Kind ist traumatisiert und verhält sich unmöglich. Das Trauma ist kein Freifahrtschein und ich finde es völlig normal und ok, dass die Mitschüler darauf entsprechend reagieren. Nachtreten oder Wunden aufreißen wäre, wenn die Kinder direkt auf das Trauma bezogen das Kind fertig machen würden. Das Trauma ist aber bei den Kindern kein Thema. Sie reagieren nur auf falsches Verhalten und weisen das Kind in seine Schranken. Ist das Kind traumatisiert, ist es sicherlich in psychologischer Behandlung und der Therapeut wird schon wissen in wie weit eine normale Schule für das Kind geeignet ist oder ob er Betreuung und Unterstützung in dieser braucht. Die Klassenkameraden können da keine Rücksicht drauf nehmen. Sie würden das überhaupt nicht verstehen. Klar, man kann ihnen erklären, dass xyz oft aggressiv ist weil er schlimmes erlebt hat und nicht weil er aus Freude anderen weh tun will. Trotzdem ist es schwer für Kinder zu verstehen.

LG
Michaela

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naja - das wird bei Geschichten+Aufsätzen sehr gerne gemacht, damit die Kinder die "Regeln" verinnerlichen. -- (Überschrift, Zeit eingehalten, Hauptteil, Schluß, Wörtl. Rede benutzt, genug Adjektive). Oder bei Referaten eben die Referat-Kriterien.

Nur wer andere Benotet, muss wissen, nach welchen Kriterien benotet werden darf und lernt so selber die Technik.

Also normalerweise ist das keine Grundlage für eine Zeugnisnote, - sondern eine Technik, den Kindern bestimmte Regeln und Vorgehenweisen beizubringen. Halt nicht als Front-Unterricht, sondern learning-by-doing...

und ja: auch Meinung äussern und andere Bewerten und berechtigten Standpunkt vertreten will gelernt werden und gelernt sein...

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Das gab es zu meiner Zeit auch mal. Sich gegenseitig Noten zu geben.

Voraussetzungen wurden VORHER mit der Klasse besprochen!
Die Note zählte nicht zum Zeugnis. Wenn überhaupt (Gymnasium höhere Klasse zu einem Miniaturteil in die Note mit rein)

Regeln hierzu waren:
- wird die Note auf Sympathie/Freundschaft/nicht mögen gestaltet, greift der Lehrer ein. Veto des Lehrers gilt
- keine Beleidigungen, heruntermachen über die Note
- Anhaltspunkte, was zu bewerten ist
- die Note zählt NICHT als Klassenarbeit

Es geht nicht um die Note, sondern um das AHA-Erlebnis wie schwierig es sein kann, fair zu urteilen, wenn der eine in Punkt A mehr gezeigt hat, der andere in Punkt B und der dritte sich sehr angestrengt hat, aber leider doch daneben lag (während ich jemand mit guter inhaltlicher Leistung so gar nicht angestrengt hat)
Gymnasium

In der Grundschule ging es eher darum, dass die Kinder sich aus anderer Sicht mit der Aufgabenstellung befassen.
nicht nur, was so ins Referat hinein. Sondern auch: wie wirkt das Referat?
Sind alle Punkte erfüllt worden?

Bedingung: niemand macht jemanden fertig oder zeigt Abneigungen über die Note.
Klar formulierte Regel. Klappt dies nicht, wird darüber gesprochen.


Eine Mutter stand dann in der Klasse und schimpfte, warum ihr Kind eine so schlechte Note bekommen hätte. Das Kind sei doch so beliebt und die Note ungerechtfertigt. Die anderen wären nur eifersüchtigt, weil das Kind so beliebt sei.
Auch das gab es vor ca. 30 Jahren schon..... Fachlich konnten aber die Abzüge klar benannt werden. Der Lehrer stand für die tatsächlichen Noten auch ein.
Auch wenn diese wirklich nur einen nicht relevanten Teil der Endjahresnote ausmachten.

Manchmal war es einfach auch nur Übung. Wie würdet ihr entscheiden? Warum? Welche fachlichen Kriterien warum wie (stark/weniger stark) bewerten...

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Ich würde das nicht so negativ sehen wie du. Ich kenne es aus meiner eigenen Schulzeit und von meinen Kindern und normalerweise werden im Vorfeld ganz genau Kriterien festgelegt, worauf geachtet werden soll. Und dann geben die Kinder eine Einschätzung z.b. zu "hat laut und verständlich gesprochen", "hat die Klasse angesehen", "hat Materialien zur Veranschaulichung genutzt". Da geht es dann nicht um die persönliche Meinung zur Person. Außerdem werden diese Kriterien durchgesprochen und reflektiert und d.h. wenn ein Kind sagte, sie schätzt das im 2-3 er Bereich ein, kann die Lehrkraft auch ihre Sicht darstellen oder andere Kinder andere Sichtweisen vorstellen. Ziel ist miteinander darüber zu sprechen, was eine gelungene Präsentation ist, was gut ankommt und was weniger funktioniert, woraus dann abgeleitet wird, was jeder individuell verbessern kann. Das ist sachliche Kritik. Und die geht ja nicht nur auf ein Kind, sondern das wird dann für jedes Kind gemacht. Die Endnote legt aber immer der Lehrer fest.

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Ich finde es sehr wichtig, dass man lernt Feedback zu geben, aber auch Feedback anzunehmen. Das Ganze in Noten zu machen ist vermutlich für Grundschüler etwas einfacher. Aus meiner eigenen Schulzeit kenne ich das auch aber erst aus der Oberstufe. Allerdings kann ich mich auch nicht an Referate in der Grundschule erinnern. Es wurde damals vorher darüber gesprochen wie man sich fühlt mit Kritik und Lob und dass man sowas möglichst sachlich machen soll und nicht "weil ich dich nicht mag, gebe ich Dir auch schlechtes Feedback". Die Noten der Mitschüler sind nicht wirklich in die Note eingeflossen, klar der Lehrer hat die Punkte ja auch gehört und vielleicht manches dann doch wahrgenommen oder anders bewertet, aber es war nicht so, dass es da eine Berechnung gab 50% Note der Mitschüler und 50% Note des Lehrers.

Ich denke die Lehrerin oder der Lehrer wissen um das Problem dieses einen speziellen Kindes und werden hoffentlich wissen wie sie damit umgehen bzw. wie sie die Klasse führen.

An sich finde ich es wichtig, möglichst früh zu lernen seine Beobachtungen bei Vorträgen von Mitschülern ausdrücken können, sowohl positiv als auch negativ.

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hi du ,
eine Freundin von mir hatte in der Schule kochen, und da gabs Probekochen in r Gruppe und da haben sie sich gegenseitig auch Noten gegeben,

helen