Anpassungsschwierigkeiten 1. Klasse

Hallo. Mein Sohn ist 6 und jetzt in die erste Klasse gekommen. Er war von Geburt an charakterstark. Heißt er versucht immer seinen Willen durchzusetzen und ein Nein akzeptiert er sehr schwierig. Er kommt gut mit den Übungen durch aber dann kommt schnell Langeweile auf. Sobald ihm langweilig ist ärgert er seine Mitschüler. Das kommt natürlich gar nicht gut an. Wenn Sie mittags zusammen spielen ist es dann ähnlich. Er hat noch nicht wirklich Anschluss gefunden und geht ständig über negative Kontaktaufnahme heißt ärgern. Ich kann ihm auch so oft ich will sagen dass er damit aufhören soll. Macht er aber nicht. Zu Hause ist es ganz ähnlich. Er hat einen kleinen Bruder den ist der auch ständig am ärgern. Wir nehmen uns so viel Zeit es geht für ihn er wird meiner Meinung nach also nicht vernachlässigt... ich mache mir echt Sorgen dass er aufgrund seiner Art keine Freunde findet weil die anderen Kinder jetzt schon Abstand von ihm nehmen wegen dem ständigen ärgern.... kann mir jemand einen Tipp geben was ich machen kann?

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Hallo,

“Er war von Geburt an charakterstark. Heißt er versucht immer seinen Willen durchzusetzen und ein Nein akzeptiert er sehr schwierig.“

Und du hast sein
Nein /seine fehlende Kooperationsbereitschaft
bis jetzt brav akzeptiert?

“Charakterstark“ kingt natürlich besser als
selbstbezogen und sozial unreif.

Ich würde dir raten, Hilfe bei einer Erziehungsberatungsstelle zu suchen, sonst verfestigen sich diese ungünstigen Verhaltensmuster immer mehr, da du keine eindeutigen Grenzen setzt und als starkes und lenkendes Regulativ agierst.

Ich hatte bei der Erziehung meiner Kinder ein total simples Motto:
„Eure persönliche Freiheit endet genau dort; wo sie andere einschränkt.“

LG

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Ich beschreibe ihn gerne als charakterstark weil er eben so ist. Wir setzen ihm genaue Grenzen und lassen bei Grenzüberschreitungen auch sofort Konsequenzen folgen. Das haben wir schon immer so gemacht. Aber er ist ein Kind das ständig Kränzen aus testet und die Grenzen nicht einfach akzeptiert wie das bei anderen Kindern der Fall ist. Das wurde uns auch so im Kindergarten immer bestätigt. Es gibt eben verschiedene Arten von Kindern welche die Regeln leicht akzeptieren und andere die permanent testen. Von daher haben wir mit Sicherheit sein Verhalten nicht einfach hier sondern sind ständig am Arbeiten mit ihm

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Gerade im Umgang mit willensstarken Kindern, finde ich es kontraproduktiv, wenn Eltern die Defizite ihrer Kinder mit Euphemismen belegen.

Wie gesagt, hol dir Rat von Außenstehenden, du bemerkst ja selber, dass ihr bei ihm auf Granit beißt.

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Wie wäre es mit einem Punktesystem zur Belohnung, wenn er etwas gut gemacht hat?

Bei meinem Räuber hilft das besser als negative Konsequenzen.

Eine kleine Sache gut gemacht, z B lego mit dem Bruder gespielt ohne Streit: tadaaa! Punkt!

Positive Motivation macht süchtig. ;-)

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Bei unseren Kindern (8 und 11) hat noch nie ein Belohnungssystem funktioniert.
Denen war im entscheidendem Moment immer das unerwünschte Verhalten näher, als der Gedanke an den entgangenen Punkt. ;-)

LG

Heike

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Hi,
einen schlimmen Fall von "charakterstark" hatten wir hier an der GS. Da wurden dann als 3. Bzw 4. Klässler die Erstklässler schikaniert. Angefangen bei in der Pause Hosen runter ziehen bis hin zu in den Magen treten /schlagen war alles dabei. Oder, und deshalb musste ich extra in die Schule da mein Kind auf unangenehme Weise Nähe zu 4. Klässlern gesucht haben soll, ihr wurde gesagt sie solle hingehen und sagen sie wolle fummeln und sex sonst würde sie verprügelt werden.
Mit viel Glück versteht er sehr bald selbst das es so nicht funktioniert, mit viel Pech... Siehe oben :-\

Der Junge ist wohl aber auch ein Extrembeispiel.
Strafen haben ihn auch absolut nicht interessiert, denn was kann der Lehrer auch machen wenn er sich nach einem Vorfall nicht daran hält den Rest der Pause beim Lehrer auf der Bank zu sitzen?
Festhalten darf er nicht, ergo nichts und es war für die Katz.

Lg

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Entweder professionelle Beratung dazuholen , wenn ihr es nicht hinbekommt dagegenzulenken oder nach dem Motto, wer nicht hören will, (wenn er auf deine Bitten mit stören/ärgern nicht aufhört), muss fühlen (wenn er keine Freunde mehr hat) kann sich aber auf sein weiteres Verhalten , durch zusätzlichen Frust , noch kontraproduktiver auswirken.

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Hallo!

na ja andere bedrängen und ärgern "zur Kontaktaufnahme" ist nett ausgedrückt, aber ist nichts als die Beschreibung von sozialer Unreife.
Ich glaube NICHT, dass es nur eine Erziehungsfehler ist, den man mit einer Erziehungsberatung (weil man selber blöd und betriebsblind wäre) wegbekommt.

Ich würde das Thema mit der Lehrern diskutieren, kooperativ auf ihre Ratschläge eingehen, zumal sie ein breiteres Spektrum an Verhlatnesweisen von 7-jährigen kennt, als du es jemals haben wirst. Sie kann Dir wenigstens erläutern wie weit vom "Normverhalten" Dein Kind weg ist. Sie wird Dir aber die Ursache nicht finden.
Dann würde ich zum KiA gehen um ggf. sozial-emotionale Entwicklungsstörungen auszuschliessen. Schliesslich gebt ihr Euch seit 7 Jahren Mühe und es ist nicht besser geworden. Würdet ihr Euch keine Mühe geben, wäre auch nichts anderes zu erwarten.

LG, I.

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Belohnungssystem mit Punktevergabe haben wir durch hat bei ihm gezogen. Wenn er das Ziel erreicht hat hat er sich gefreut wenn nicht war es ihm aber auch egal. Wir haben ganz klare Regeln vereinbart. Wenn er diese überschreitet darf er abends kein Fernsehen schauen. Wir haben eine Sendung dir gerne schaut wenn er das Ziel also erreicht darf er mit Mama oder Papa 20 minuten Fernsehen schauen. Grundsätzlich arbeiten wir nicht mit Strafen weil das wie beschrieben kontraproduktiv und noch Frustreicher wäre.... Erziehungsberatung machen wir gerade schon. Unser 2. Ist gar nicht so von daher können wir uns da auch nicht die Schuld geben dass wir in der Erziehung komplett versagt haben sonst wären wahrscheinlich beide so. Ich will sein Verhalten auch nicht beschönigen. Er ist generell sehr charakterstark aber überschreitet oft unangebracht die Grenzen. Ich möchte verhindern dass er in der Schule Probleme bekommt bzw keine Freunde findet weil er ansonsten ein ganz tolles Kind ist... nicht so einfach

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könnte es auch ( mag man ja gar nicht mehr fragen, kam mir dennoch gleich in den Sinn)
an schlecht kompensierter Dauerunterforderung liegen, in Richtung
Hochbegabung?

Wenn ihr schon soviel Unterstützung gesucht habt, würde ich unbedingt, genauso wie
arthurmama schreibt, eine KJP aufsuchen.

Dort würde gegebenenfalls auch eine Begabungsdiagnostik stattfinden.

Willensstärke/Dominanz in Kombination mit sehr hoher Intelligenz. ..........

puhhh, sehr herausfordernd!#schwitz

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Hallo,

wir haben zwei willensstarke Kinder (8 und 11) und schon im Kindergarten hart durchgegriffen.
Ansonsten würde unsere Tochter vermutlich heute noch andere Kinder herum kommandieren, wie ein Feldwebel, und unser Sohn kleinere Kinder tyrannisieren und sich bockend in die Ecke schmeißen, wenn er zu etwas keine Lust hat. #schwitz

Perfekt benehmen sie sich natürlich immer noch nicht. Mit solchen Kindern hat man immer wieder Kämpfe, aber beide haben diverse Freundinnen und Freunde und können sich gut benehmen. Die Große wird sogar ständig für ihr Sozialverhalten gelobt.

Warum habt Ihr das so lange laufen gelassen? Ihr wusstet doch Bescheid.

Zu Hause habt Ihr alle Druckmittel in der Hand.
Wer ärgert, fliegt raus und kann sich alleine in seinem Zimmer vergnügen und zwar sofort. Auf dem Spielplatz kann er 5 bis 10 Minuten neben Euch auf der Bank sitzen, wenn er sich nicht benimmt.
Wenn andere Sachen bei Eurem Sohn besser ziehen, nehmt die. Es gibt für jedes Kind einen Hebel. ;-)
Euer Sohn weiß, dass er nicht ärgern soll. Er zieht es nur vor, es trotzdem zu tun.

Wenn er verabredet ist und das Kind ärgert, gibt es eben eine zeitlang ein Verabredeverbot und das immer wieder, bis er es kapiert hat.

Außerdem würde ich immer wieder mit ihm reden, wie er es denn finden würde, wenn die anderen ihn ständig ärgern würden, oder Du ärgerst ihn mal eine Runde, damit er merkt, wie das ist.

In der Schule ist das schwieriger. Da kommt es viel darauf an, wie pädagogisch fähig die Lehrerin ist.
Unser Sohn hatte leider anfangs eine, die sich schlecht durchsetzen konnte, bzw. meinte, es gäbe nur einen festgelegten Satz von Konsequenzen von ihrer Seite und wenn die nicht zogen, sollten die Eltern das Kind gefälligst in den Griff kriegen.
Ich habe sie dann gefragt, ob sie eine Video-Konferenz für mich schaltet, damit ich unserem Sohn den drohenden Blick zuwerfen kann, der ihn zu Hause meistens in seine Schranken weist oder mit ihm schimpfen kann, wenn er Mist baut. #klatsch

Naja, vielleicht habt Ihr ja mehr Glück. Ich würde versuchen, mit der Lehrerin z.B. abzusprechen, Deinen Sohn einzeln zu setzen, wenn er Mist macht, so dass er niemanden ärgern kann. Wenn sie merkt, dass bei ihm Langeweile aufkommt, soll sie ihm ein Zusatz-Heft geben, aber eins, das ihn geistig fordert. (Beides wollte die Lehrerin unseres Sohnes schon nicht...)
Eventuell stören Euren Sohn auch Strafarbeiten o.ä., wenn er sich daneben benommen hat. (Die waren unserem Sohn allerdings egal.)

Unser Sohn hat übrigens die Klasse gewechselt und ist jetzt bei einer Lehrerin, die deutlich mehr Autorität ausstrahlt. Die hatte von Anfang an keinerlei Probleme mit ihm. Jetzt bockt er nur noch zu Hause.

LG

Heike

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Der "charakterstarke" Sechsjährige meiner Nachbarin hat letzte Woche seinen vierjährigen Bruder mit dem Schuh ins Gesicht getreten, dass wir schon alle Angst hatten, dass kein Zahn mehr im Mund ist. Nun hat es die Mutter endlich auch verstanden, dass das nichts mehr mit charakterstark zu tun hat und er eine wesentlich straffere Erziehung braucht - der kommt nun auch in die Schule. "Nein" hieß bei ihm bisher auch immer "jetzt erst recht".
Wenn Du es selber nicht schaffst, Deinem Sohn NACHDRÜCKLICH aufzuzeigen, dass ein Nein auch ein Nein ist, musst Du Dir schnellstens Hilfe holen - sonst habt ihr alle zusammen keine Freude mit der Schule.
Kinder dürfen durchaus diskutieren und auch Grenzen austesten - macht meine 12jährige Enkelin mit mir auch seit Jahren - aber sie weiß von klein auf sehr gut, wo bei mir Schluss ist - und dann gibt es auch keine Diskussion mehr. Und glaub mir, sie ist nicht nur rhetorisch perfekt sondern ihr Charakter geht manchmal auch ziemlich in Richtung stur - aber meiner eben bisher immer noch ein kleines Bisschen mehr ;-) Alles Gute.
LG Moni

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Hallo,

charakterstark ist was anderes als keine Grenzen zu kennen. Als charakterstark bezeichne ich Menschen, die gefestigt sind, ihre eigene Meinung haben, aber auch so weit kritikfähig sind ihre Meinung als falsch anzuerkennen.

Was mir auch sofort ins Auge sprang, ist die Aussage "wenn ihm langweilig ist". Viele Eltern versuchen heutzutage das Verhalten ihrer Kinder mit Unterforderung und dadurch resultierende Langeweile zu entschuldigen. Bzw. sich mit diesen Aussagen selbst zu beruhigen. Dein Sohn zeigt nicht nur im Unterricht dieses Verhalten. Also kann Unterforderung nicht ausschlaggebend sein. Zu allererst musst du anfangen keine Ausreden und Ausflüchte für sein Verhalten zu suchen und aufhören Dinge schön zu reden. Dein Sohn ist nicht gelangweilt und charakterstark, er ist verhaltensauffällig und wird deshalb von seinen Mitschülern schon gemieden. Jetzt seid ihr Eltern am Zug noch rechtzeitig die Kurve zu kriegen. In deinen Texten lese ich heraus, dass ihr ihm nicht Herr werdet. Also würde ich mir, an eurer Stelle, Hilfe suchen. Manchmal ist man als Mutter total verblendet. Ich habe in manchen Situationen meine Kinder auch schon falsch eingeschätzt. Meinen Mittleren hielt ich immer für einen schüchternen und fleißigen Engel. Bis mir die Klassenlehrerin erzählt hat wie faustdick er es hinter den Löffeln hat. Nix mit ruhig und schüchtern. Sind die richtigen Leute dabei, kann der abgehen wie Schmidts Katze und hat die tollsten Ideen. Über den Großen, der grundsätzlich das letzte Wort hat, einen rhetorisch in Grund und Boden diskutieren kann, gern im Mittelpunkt steht und eigentlich immer vorne dran ist, bekam ich gesagt, dass er teilweise schüchtern ist und mehr aus sich rausgehen könnte. Was ich damit sagen will, manchmal ist es besser wenn Außenstehende das eigene Kind beurteilen. Man betrachtet es als Mutter manchmal eben ganz anders. Vielleicht braucht dein Sohn auch keine autoritäre Strenge, zu der man in euerm Fall in der Regel greift. Eventuell ist dein Sohn auch nur sehr sensibel und unsicher und kompensiert dies durch sein Verhalten. Dies bekommt man nur durch bestärken und Aufbau des Selbstbewusstseins in den Griff. Mein Großer, nach außen hin selbszbewusst und ein Rabauke, ist sehr sensibel und hat weniger Selbstbewusstsein als es scheint. Bei ihm komme ich mit Härte und Strenge nicht weiter. Hier benötigt es Feingefühl, stetige Motivation und Bestätigung. Der Mittlere ist sensibel wie ein Stück Holz, von sich komplett überzeugt und unheimlich selbstbewusst. Er wirkt nach außen zart, schüchtern und still. Bei ihm muss ich klare Grenzen setzen und auch härter ins Gericht gehen. Was du dir klar machen musst, dein Sohn tut dies nicht um dich zu ärgern. Er hat das Recht so erzogen zu werden, dass er in der Gesellschaft klar kommt. Mit Sicherheit wäre es deinem Sohn lieber wenn er nicht so wäre und stattdessen beliebt. Sicherlich kann er auch nicht erklären warum er das macht. Aus diesen Gründen würde ich dies beim Kinderarzt ansprechen und eventuell eine Erziehungsberatung in Anspruch nehmen. Dies ist nichts schlimmes und hat auch nicht zu heißen, dass ihr versagt habt. Manchmal kommt man nun mal an einen Punkt, an dem man nicht weiter weiß. Und lieber jetzt Hilfe gesucht als wenn er noch größere Schwierigkeiten bekommt.

LG
Michaela