Müssen alle Kinder heute Akademiker werden?

Hallo,

ein provokantes Thema ich weis. Aber ich bin gestern so im Auto unterwegs gewesen und hab Radio gehört. Da ging es um das Thema, was Eltern heute von ihren Kindern erwarten. Und das eine Fachfrau (Namen etc. hab ich vergessen) meinte, dass der Druck heute auf die Kinder größer denn je ist. Egal aus welcher Schicht die Eltern kommen, man hat das zunehmenden Eindruck. Die meisten Eltern wollen krampfhaft das ihre Kinder aufs Gymnasium zu gehen um später irgendwas zu studieren. Mit der Folge das wir aktuell im Handwerk chronische Unterbesetzungen haben und deren Auftragsbücher so übervoll sind. Das für Handwerkliche Tätigkeiten am Haus, die nicht unter die Kathegorie "Notfall" stehen - häufig Wartezeiten von 6-12 Monaten anfallen. Auf der anderen Seite zunehmende Juristen, und anderen akademiken Berufe. Die trotz Studiums nicht unter kommen, weil der Bedarf größtenteils gedeckt ist. Nach dem Motto studieren für die Arbeitslosigkeit und an anderen Stellen fehlen die Kräfte. Zunehmend im Handwerk. (Seh es bei meinem Mann der Elektriker ist!)

Mein Kind ist mit 2 Jahren noch weit vom Schulstart entfernt. Aber ich denk mir (zumindest jetzt). Förderung ist auf jeden Fall gut. Wenn mein Kind das Zeug hat Abi zu machen (obwohl wir als Eltern keines haben) würde ich alles unterstützen das unser Kind das auch erreicht. Aber nicht mit dem Hintergedanken, dass aus ihm zwangsläufig ein Arzt oder Jurist werden solle. Sondern eher deswegen, dass er die völlige Wahlfreiheit darüber hat, was er mal werden möchte. Auch wenn es trotz Abitur (insofern er das überhaupt mal packt) bedeutet, dass er glücklicher mit der Laufbahn vom z.b. Vater ist und ebenfalls lieber Elektriker wird oder Bäcker, Maurer, Dachdecker. Ist ja egal. Von mir aus kann er der glücklichste Bürgerbrater der Welt werden sofern er als Erwachsener von dem was er macht selbständig von leben kann. Ich seh aber auch kein Hinderniss, wenn unser Sohn später vielleicht nur das Zeug für die Realschule hat. Hautschule würde ich persönlich auch nur ungern sehen, da die Möglichkeiten der Berufsvielfalt dann schon sehr eingeschränkt sind und es allgemein schwerer ist für die Ausbildungssuche je niedriger der Abschluss ist.

Auch wenn ich mich umschau oder höre, wird da echt sehr oft ein sehr hohes Pensum erwartet. Als würde man mit nem Realschulabschluss oder auch einem Hautschulabschluss garantiert gar nicht unter kommen, dabei schränkt es nur die Wahlmöglichkeit ein. Aber teilweise kann man im Handwerk sogar besser verdienen als als Akademiker (in manchen Bereichen auf jeden Fall!)

Mich hat das gestern echt sehr beschäftigt als diese Talkrunde da im Radio stattfand auf Antenne Bayern (war es glaub ich) und auch so ein bisschen Werbung betrieben wurde um das Handwerk wieder schmackhaft zu machen, sowohl Eltern als auch Jugendlichen.

Wie ist eure Einstellung dazu oder habt ihr auch Erfahrungen im familiären das sich nur allein auf Noten und den Schulabschluss konzentriert wird und schon vor der Einschulung außer frage steht, dass das Kind später mal studieren sollte.

Ich find diese Einstellung echt traurig. Denn auch wenn es vielleicht mehr prestige hat einen Dr. vorm Namen stehen zu haben. Ist das Handwerk doch ein sehr anständiger Werdegang indem man durchaus sehr gut verdienen kann. Gerade wenn man sich in dem Bereich auch selbständig machen möchte. Wird heute echt zu viel vorbestimmt was der Weg des eigenen Kindes mal sein sollte? Dürfen Kinder nicht einfach später in eine eigenverantwortliche und glückliche Zukunft gehen, auch ohne studiert zu haben oder Abi gemacht zu haben?

3

Hallo,

Die Zukunft unserer Kinderr ist doch total ungewiss.
Niemand weiß genau, wie sich die Digitalisierung auf die Arbeitswelt auswirken wird.

Gerade im produktiven Gewerbe wird sich viel ändern.
Viele Handwerksberufe wird es irgendwann, in der Art wie wir sie heute kennen, nicht mehr geben.

Das einzige, was Kindern als sichere Ressource wirklich nützt, ist Bildung (Ausbildung).

Daher ist es nicht der Superehrgeiz, der Eltern leitet, sondern Sorgen und Ängste.


Das Gymnasium bereitet zielgerichtet auf den höchsten Schulabschluss vor.
Es ist für mich klar, dass es für die meisten die erste Option darstellt.

„Und natürlich gehören viele andere, bis auf meine Kinder, dort nicht hin.
Die quälen sich ja alle.

Alle anderen sind Rabeneltern, die ihre Kinder unter Druck setzten.............
Nur mein Schatz, geht locker, flockig durch die Schule.........“
usw. -
(Geht mir so auf den Keks)

Das Gymnasium IST in den meisten Bundesländern eine Schule für ALLE.

Normalbegabgte Kinder können dort problemlos bestehen.

Vorausgesetzt, man demotiviert sie nicht dauernd!!!!!!!!

1

Kein provokantes Thema. Allerdings finde ich Deine Einstellung ein wenig scheinheilig. Du führst den Fachkräftemangel auf einen Überschuss an Akademikern zurück. Nenn mir doch mal bitte ein paar Zahlen, die das untermauern. Selbstverständlich will jede Mutter und jeder Vater das Beste für sein Kind und du schreibst selber, wenn dein jetzt 2Jähriges das Potential zum Abiturient hat, dann würde du das unterstützen. Wenn es einen MSA macht, okay, damit kannst du leben, mit einem Hauptschulabschluss weniger. Merkst schon selber, stimmts?

Ein bisschen erinnert mich diese Posse an eine Arbeitskollegin, deren Sohn ein paar wenige Wochen vor dem Abitur hinschmiss. Diese nahm es ganz gelassen mit den Worten: Das Land braucht ja auch gute Handwerker.

Mein Kind hat das Potential zum Abi und daher unterstütze ich es, wo ich nur kann und motiviere hier und da auch ein bisschen. Auf Biegen und Brechen geht hier sowieso nichts. Wo kein Potential da kein Abi. Aber von nichts kommt nichts.

Mit dem "eigenverantwortlich" sprechen wir uns in ein paar Jahren wieder, wenn Dein Kind gefühlt zum 3.500.999ten Mal die HA vergessen hat und es mit einem gelben Brief nach Hause kommt.

Einen Gruß von einer Exabiturientin mit mittelmäßigem Examen, aber ohne wissenschaftlichem Beruf (ja auch das gibt es...)

5

Nein das sag ich nicht - das haben die gestern im Radio so gesagt. Das man einerseits den Fachkräftemangel im Handwerk hat aber auch zunehmende Anzahl an Akademikern die frisch studiert von der Uni ewig nicht aufm Arbeitsmarkt unterkommen. Dieses "Studiert für die Arbeitslosigkeit" ist keine Einstellung oder Aussage von mir sondern das wurde so gestern im Radio in den Raum gestellt.

Das mit dem ein Hauptschulabschluss würde ich ungern sehen. Ist darin begründet, da mein Mann und ich selbst von der Hauptschule kommen und der Weg von dort, zu dem wo wir heute stehen ist extrem schwer! Da wir beide gemerkt haben dass uns viele Hindernisse im Weg standen zu Beginn der Berufsfindung aufgrund des Abschlusses. Und das häufig Bewerbern mit mittlerer Reife ein Vorzug gewährt wurde. Sprich man kommt unter aber es ist verdammt schwer und wir haben beide schon sehr viele an dieser Hürde scheitern sehen. Nicht weil wir sagen "ein Hauptschulabschluss ist nix wert" das stimmt nicht - es ist nur sehr schwer damit unter zu kommen! Und bei meinem Mann und mir war der Grund klar darin zu finden, dass in unserem Elternhaus beidseitig kein Wert auf die Schullaufbahn gelegt wurde und als Kind und Jugendlicher ist man komplett ohne "Führung" dahin schnell nachlässig und "faul" weil wofür anstrengen wenns daheim eh keinen interessiert. Das "warum" merkt man erst wenn mans braucht im Beruf.

Ich würde aber auch einen Hauptschulabschluss akzeptieren können, wenn mein Kind sogar auf der Realschule untergehen würde.

Mir gehts wirklich von der Lebenseinstellung nur darum. Je höher der Abschluss - desto größer die Wahlmöglichkeit. Aber ich hör tatsächlich nicht selten, dass in Folge des Abiturs irgendwie NUR das Studium in Betracht kommt. Denn wozu ein Abi, wenn man es nicht auch fürs Studium nutzt etc.

6

Wenn Pisa eines gezeigt hat, dann das es genug Länder gibt, die es hinbekommen, dass teilweisr bis zu 90 % ihrer Schüler eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben.

D.h. ein gutes Bildungsniveau ist für die meisten Menschen tatsächlich möglich. Auch in Deutschland. Wenn Kinder entsprechend gefördert und unterstützt werden durch Eltern/Schule. Die meisten haben erkannt, dass ihre Kinder das Potenzial haben und auch dass auf einer höheren Schule die Chance größer ist, dass es entwickelt wird. Über die Methodiken und was die Arbeitswelt später daraus macht, lässt sich streiten.

Ich denke aber eine gute Schulbildung ist immer von Nutzen für die Kinder für ihr ganzes Leben. Die meisten Eltern sehen das auch so. Das deutsche dreigliedrige Schulsystem hat sehr viel Potenzial verschwendet. Diesen Zeiten muss man nicht hinterher weinen. Das heutige ist allerdings auch lange nicht dort, wo es sein könnte. Um diesen Zustand sollten wir weinen. Ich denke, dass wir immer noch viel Potenzial verlieren. Das schadet den Kindern, und dem Land. Ich denke es ist gut die Ziele höher zu setzen, aber an den Bedingungen muss stark gearbeitet werden. Genau daraus entsteht nämlich oft die Überforderung.

Viele Reformen waren nur versteckte Einsparmodelle auf Kosten der Bildung.

weitere Kommentare laden
2

ich kann nur soviel dazu sagen, dass ich mega froh bin, dass unser zwerg nicht in deutschland zur schule geht. was spaeter betrifft, soll er machen, wozu er lust hat. hat ja keinen sinn, dass er gezwungen wird irgendwas zu studieren was eine menge geld einbringt, er aber tod ungluecklich ist. nur muss ich auch gestehen, dass er sich das spaeter leisten kann. ich kann familien, aus aermeren schichten, schon verstehen, wenn die versuchen das beste aus ihren kindern raus zu holen, damit sie ein besseres leben haben.

20

Wir sind nicht aus einer unteren Schicht.. Nicht mehr. Kennen aber beide das Leben am Existenzminimum aus unserer Kindheit und hatten (Leider erst) nach der Schule das Streben da nicht mehr sein zu wollen und das unsere Kinder es mal leichter haben. Glaub das ist häufig das Ziel von Eltern die die Schattenseiten des Lebens kennen. Man kann da raus kommen aber es ist sehr schwer und schwerer je niedriger die Ausgangsabschlüsse sind. Heute 13 Jahre nach meinem Schulabschluss interessiert es keinen was für ne Schulart ich mal besucht hab. Für die Ausbildung zählt das aber... genau wie Noten.

Bei höheren Schichten ist es oft so das man nicht möchte... Das das Kind unter dem eigenen Werdegang zu finden ist und erwarten mindestens die selbe Leistung oder mehr.

Solange das nur mit "dem besten was möglich ist raus holen" zu tun hat ist das auch alles legitim. Aber wenn mein Kind nicht auf dem Gymnasium überleben könnte dann würde ich es nie hin"prügeln". Dann find ich das tatsächlich verwerflich. Denn was bringt ein Abi auf Kosten der Psyche und erstmal ein Burnout vor der Tür steht vorm studieren.

26

>>>>>Bei höheren Schichten ist es oft so das man nicht möchte... Das das Kind unter dem eigenen Werdegang zu finden ist und erwarten mindestens die selbe Leistung oder mehr.<<<<
das finde ich total traurig, um ehrlich zu sein.

>>>>>Wir sind nicht aus einer unteren Schicht.. Nicht mehr.<<<<
uns gehts genauso.

weisst du, so zwischen uns beiden und dem rest der welt, abi ist total ueberbewertet (hab zwar auch eines aber egal). wie gesagt, ich bin froh, dass wir nicht in deutschland wohnen und unser kind noch kind sein darf. es gibt bei uns nur einen abschluss und den macht man oder auch nicht. das heisst aber noch lange nicht, dass man ohne abschluss nicht studieren kann. medizin wahrscheinlich nicht aber ansonsten kann man alles studieren. du glaubst gar nicht, wie viele deutsche ohne abi ins ausland gehen, um dort zu studieren eben weil es ohne abi geht. dann studieren sie, was ihnen liegt und woran sie spass haben und somit ist die welt in ordnung. ich finde diese aussortiererei in deutschland schrecklich.

4

Naja, aber so wird es uns doch von der Politik auch vorgebetet. Der Fachkräftemangel ist das eine, wenn die Diskussion über das Thema geht, wird immer das Handwerk propagiert. Aber schau oder hör Dir mal eine Talkshow zum Thema Renten und Altersarmut an. Da geht es dann nur noch darum, dass wir unsere Kinder fördern müssen, wo wir nur können, damit möglichst alle Abitur machen, studieren und dann viel Geld verdienen, somit gut in die Rentenkassen einzahlen und hinterher auch genug rausbekommen. Aber hier wird das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt. Man kann einfach nicht beide Themen separat von einander diskutieren. Ein arbeitsloser Akademiker zahlt überhaupt nichts in die Rentenversicherung ein, von daher macht es keinen Sinn, dass jedes Kind Abitur macht und studiert. Wer das Zeug hat, Abitur zu machen und den Wunsch nach einem entsprechenden Beruf, der soll studieren, das ist ganz klar. Aber wir dürfen es den jungen Menschen nicht übel nehmen, wenn sie lieber Bäcker, Koch oder Maurer werden möchten. Die brauchen wir nämlich auch! Das Problem ist nur, dass diese Jobs natürlich weniger gut bezahlt werden, niedriges Gehalt = wenig Einzahlung in die Rentenkassen... Hier wäre wichtig, dass die Löhne steigen und die Lohnnebenkosten sinken. Und auch hier macht Vater Staat einen gehörigen Fehler: die jungen Menschen sollen doch lieber in die Rentenkassen einzahlen als in die Staatskassen. Dann müssten Vater Staat nicht mehr mit Grundsicherung die zu niedrige Rente aufstocken.

LG

96

Ich glaube, es ist ein grundsätzliches Missverständnis, dem Abitur weiterhin eine Bedeutung zuzuschreiben, die es früher einmal hatte. Als meine Mutter Abitur machte, taten dies auch 6% der gleichaltrigen Schüler. Als ich Abitur machte, taten dies auch 30% meiner Alterskohorte. Mittlerweile ist der Anteil der Abiturienten auf fast die Hälfte angestiegen.
In einem dreigliedrigen Schulsystem heißt das, dass es mehr Gymnasiasten als Real-oder Hauptschüler gibt. Das bedeutet wiederum, dass dieser Schulabschluss mittlerweile so etwas wie die Norm ist. Und dass gleichzeitig das Niveau (nein, die IQ-Normalverteilung hat sicher keine Salti geschlagen) und die Bedeutung des Abiturs gelitten hat. Konsequenz: Für die meisten Ausbildungsberufe, für die früher ein Realschulabschluss gereicht hat, braucht man heute Abitur. Und ich wette, in vielen Handwerksberufen freut man sich mittlerweile auch schon, wenn der potentielle Azubi einen Abi-Anschluss vorweisen kann.
Und das mit dem Fachkräftemangel ist so eine Sache: ich hörte, dass dieser Mängel vor allem in schlecht bezahlten Berufen zu finden ist. Fachkraft heißt nicht unbedingt Ingenieur oder Mechatroniker. Einen ganz, ganz großen Fachkräftemangel gibt es in der Pflege

9

Eines der Probleme der Zukunft ist, dass mehr hochqualifizierte Menschen benötigt werden als Menschen, die Servicetätigkeiten oder manuelle Tätigkeiten durchführen. Je einfacher die Tätigkeit, desto schneller ist der Job in Zukunft weg.
- Self-Checkout im Supermarkt -> Kassierer
- Online Banking/bargeldloses Zahlen -> Bankkauffrau
- Drohnen liefern Bestellungen/Pakete -> Boten
- selbstfahrende Taxis/Ubahnen/... -> Lokführer
- Roboter in der Produktherstellung -> Fabrikarbeiter
- ...
Es gibt zig weitere Beispiele und vieles gilt heute schon.
Wir benötigen Menschen, die diese Systeme entwickeln, überwachen und warten, aber die Tätigkeit selbst machen die Systeme.
Wir werden IT, Ingenieure und Kontrolleure benötigen, weniger Facharbeiter.
Unsere Aufgaben werden komplexer, die einfachen Aufgaben werden uns abgenommen.
Neue Berufe werden entstehen, aber auch die werden vermutlich hohe Angorderungen an die Skills stellen.

48

Das trifft auf vieles zu. Gar keine Frage. Manche Berufe sind heute schon vom Aussterben bedroht und neue kommen hinzu. Früher gabs nur Mechaniker und Elektriker - heute auch ne Kombi aus beidem, Mechatronik.

Allerdings trifft das nicht auf jeden Bereich zu. Im bereich Service wird es immer mehr Selfservice geben um Geld zu sparen. Und in der Industrie mehr technisiert und auf Roboter und Maschinen gesetzt. Aber im Bereich Pflege oder auch viele Bereiche im Handwerk sind noch sehr weit davon entfernt durch Maschinen gänzlich abgelöst zu werden.

Es wird wohl noch Jahrzehnte bis Jahrhunderte brauchen wo man eine Maschine erfindet, wo man vorne eine pflegebedürfte Oma reinschiebt die am anderen Ende gewickelt und gebadet, sowie neu eingekleidet raus"fällt" ohne blaue Flecken zu bekommen. Und beispielsweise mein Mann. Welcher Elektriker ist. Man muss hier stark zwischen Industrieelektriker und Handwerkselektriker unterscheiden. Erstere werden zunehmend durch Maschinen und co verdrängt. Letztere werden so schnell nicht ersetzt werden können. Da ihre tägliche Arbeit darin besteht individuelle Wohnkonzepte stromtechnisch zu versorgen, ums Kabel ziehen wird man auch in 30 Jahren nicht drum herum kommen oder um das herausfinden und beheben von Störungen die z.b. zu Kurzschlüssen führen. Selbes gilt für Maurer, Trockenbauer, Dachdecker, Fließenleger, Heizungs- und Sanitärfachleute, aber auch Friseure oder Köche wird es noch lange lange Zeit geben. Bei Schreinern und Bäckern ist es so, dass hier zwar noch lange Zeit welche benötigt werden. ABER das immer mehr zentralisiert wird was Produktion betrifft. Kleine Bäckerstuben werden zunehmend aussterben genau wie Schreinereien für Individualanfertigungen. Es gibt mehr Bäckereiketten, diese haben ihre Bäcker zentral in einem Werk die das Zeug produzieren, einfrieren und zum aufbacken wird das täglich zu den Filialen ausgefahren. Sprich statt 10 Bäcker in 10 Filialen gibts dann nur noch 4 Bäcker in einem Werk und nur noch 10 Verkäuferinnen die die Ware dem Kunden verkaufen. Schreiner fallen durch die ganzen Möbelhäuser die es heute gibt und die Produktionen im Großstil bearbeiten zunehmend weg. Kaum noch jemand geht zu nem Schreiner um sich ne Schrankwand für 8000 Euro anfertigen zu lassen, man geht zum Segmüller oder Pocco etc. und wählt aus was gefällt. Billiger und Schnell. Natürlich nicht so hochwertig wie die Arbeit eines Schreiners. Aber auf Hochwertigkeit kommt es heutzutage kaum noch einem Kunden an. Es muss günstig sein und schnell verfügbar. Ob man alle 5-10 Jahre eine Neuanschaffung bewerkstelligen muss ist zweitrangig. Man lebt ja heute und nicht in 10 Jahren.

Manchmal erleichtern Maschinen auch schlicht die Arbeit, dienen aber nicht dazu, eine Arbeitskraft als solches zu ersetzen.

Das es in vielen Bereichen langfristig in eine immer mehr durch Technik dominierte Gesellschaft geben wird ist unaufhaltsam. Aber sehr viel wie selbstfahrende Taxis um den Taxifahrer zu ersetzen ist bis dato noch in den Kinderschuhen. Und wenns häufiger zu Vorfällen kommt ala Tesla (die ja Pioniere auf dem Gebiet selbstfahrender Autos sind) - und unreife Technik an den Start geht. Kann das auch schnell in einer Geschichte wie beim Zeppelin oder auch der Concord-Flieger kommen. Ein großer schwerer Vorfall reicht manchmal aus um eine aufkeimende "Blume" der neuen Technik komplett für die Ewigkeit im Erdboden versinken zu lassen. Weil die Leute dann Angst vor ihrem "Monster" bekommen was sie erschaffen haben.

IT wird immer größer genau wie Ingenieure und es wird immer mehr Berufe geben die nicht nur einen Bereich wie früher abdecken sondern Großflächiger angelegt und damit komplexer sind.

DENNOCH bis unsere Kinder mal ins Rentenalter kommen ist es sehr unwahrscheinlich das viele Berufsfelder ganz und gar eingestampft werden. In vielen Bereichen werden die Anforderungen und Zusatzaufgaben hinzukommen. Was mein Mann seit er ausgelernt ist nicht alles an Zusatzzertifikaten und Schulungen machen "musste" um auf dem aktuellsten Stand ist. Der hat glaub nen Ordner voll nur mit Zertifikaten und nicht mit Abschlusszeugnissen (da hat er nur seine Schulausbildung und den Gesellenbrief). Es wird immer mehr dazu kommen.

10

Hallo,

Ich erlebe diesen Leistungsdruck bereits für Grundschüler auch ringsherum. Ich finde das grausam. Nicht jeder ist für die gymnasiale Schullaufbahn geeignet, nicht jeder kann oder mag studieren.

Ich habe meinem Sohn (wird diese Woche eingeschult) gesagt, dass mir das wichtigste ist, dass er Spaß an Schule und Lernen hat. Solange er sich bemüht ist alles gut :-)

Ich selbst habe relativ mühelos Abi gemacht und mich danach trotz gutem Schnitt für eine Ausbildung und gegen ein Studium entschieden.

Meine Eltern haben im Bereich Schulbildung nie Druck ausgeübt und alles richtig gemacht, so will ich es auch halten.

Mein Mann ist ganz klar Opfer seiner sehr leistungsorientierten Mutter gewesen. Er hat die Schule und alles drumherum immer gehasst. Seine Mutter wollte ihn wo reinquetschen wo er nicht reingehörte.

Ich bin wirklich froh dass er ihr irgendwann Paroli geboten und seinen Weg gemacht hat.

Er hat zunächst eine Ausbildung im Handwerk und im Anschluss seinen Meister gemacht. Wir leben sehr gut von seinem Einkommen (ich bin zur Zeit in Elternzeit), haben ein Haus gebaut, müssen nicht auf jeden Euro schauen und haben einen tollen Lebensstandard wie ich finde.

Daher kann ich diesen ganzen Druck und Stress nicht verstehen. Soll jeder seinen Weg nach bestem Wissen und Gewissen einschlagen und glücklich werden.

Unsere Kinder sollten Kinder sein dürfen und nicht von kleinauf in eine Schublade gedrängt werden.

Dem einen fällt es leicht, dem anderen nicht.
Einer mag gerne viel lernen, der nächste ist totunglücklich wenn er extra Arbeit erledigen soll. So ist das nunmal :-)

Ich bin mir sicher meine Kinder werden ihren Weg machen und nicht ohne Schulabschluss auf der Couch vor dem RTL II Programm enden ;-)

LG

11

Ach, bevor das hier falsch aufgefasst wird...
Mir liegt durchaus viel an der Schulbildung meiner Kinder. Ich würde es absolut nicht tolerieren wenn die Hausaufgaben nicht erledigt werden oder schlechte Noten aus Faulheit resultieren. Mir ging es einzig darum dass eben heutzutage jeder auf Gymnasium soll, ungeachtet der Tatsache ob das Potenzial dafür mitgebracht wird!

Als Beispiel: Lieber ein glücklicher Realschüler, als ein überforderter Gymnasiast!

Das und nichts anderes meine ich ;-)

21

Bin ganz bei dir. Es macht einen gewaltigen Unterschied ob ein Kind faul ist... Das würde ich auch nicht dulden. Aber wenn ich später sehe das er übt und sich bemüht ggf sogar mit Nachhilfe. Sorry wenn er mit matheschwäche nur zu ner 4 kommt. Hat er sein bestes getan. Wenn er in sprachen nicht zuhause ist kann ich keine 1er erwarten oder gar verlangen. Das Max rausholen... auf jeden Fall! Aber nicht um jeden Preis.

weitere Kommentare laden
12

Hi,

ich habe 3 Schulkinder. Beim 1. Kind war ich auf einem Sommerfest in der 3. Klasse ganz überrascht, dass viele Eltern schon exakt wussten, welche weiterführende Schule die Kinder besuchen werden. Ich hatte mich mit dem Thema noch nicht auseinander gesetzt.
Kind 1 bekam dann eine Empfehlung fürs Gymnasium und das hat dann auch geklappt, er ist jetzt in der Oberstufe.
Bei Kind 2 war das nicht ganz so klar, aber mein Mann und ich haben beide Abi, der Große geht aufs Gym-da war es für mich logisch, dass Kind 2 auch aufs Gym geht. Tja, er hatte nur eine eingeschränkte Empfehlung und wir mussten ihn nach der 5. Klasse wieder runternehmen, weil er völlig überfordert war.
Er geht jetzt auf eine Gesamtschule, will kein Abi machen, sondern eine handwerkliche Ausbildung machen, um dann bei der Berufsfeuerwehr anzufangen (er ist schon bei der Jugendfeuerwehr).
Ganz ehrlich gesagt--es war schwer für mich, das zu schlucken, aber alles andere wäre auch nichts für unseren kreativen Wirrkopf ;-) Er ist nicht der Typ, der jahrelang die Schulbank drückt und studiert--er braucht was zum Anfassen, muss was machen, was gestalten, einfach raus.
Der Kleine geht in die 3. Klasse und ist bisher der "Beste" von seinen Geschwistern, was die schulischen Leistungen angeht. Aber wenn sich das ändern sollte, kann ich sicher damit besser umgehen, als beim Mittleren. Es war einfach nur doof von mir, dass ich da so verblendet war-gottlob haben wir rechtzeitig die Notbremse gezogen #schwitz

13

Zum einen hat der Besuch des Gymnasiums nicht grundlegend damit zu tun ob Kinder studieren. Da gibt es doch wirklich genug andere Möglichkeiten.

Zum anderen haben Eltern schon immer versucht es ihren Kindern besser "gehen zu lassen" als man es selbst hatte. Ein Studium stellt in den meisten Fällen die nötigen Weichen.

14

Das ist ein leidiges und schwieriges Thema.

Wir haben das gerade hinter uns. Absolutes Unverständnis, Kopfschütteln und Entsetzen, dass unser Sohn - trotz anständiger Noten - vom Gymnasium in die Realschule wechselt. Teilweise wurde ich sogar gefragt, warum ich meinem Kind denn die ganze Zukunft verbauen will. Er wüsste ja gar nicht, welche Konsequenzen das hätte und überhaupt.

Hallo? Wenn sich ein fast Vierzehnjähriger vor mich stellt und mir ganz klar und reflektiert erklärt, dass er das nicht mehr möchte, dann habe ich ja wohl die Pflicht als Eltern, zuzuhören. Klar, bei einem genervten 'kein Bock mehr' oder sonstwas, hätte ich auch nicht groß reagiert.
Aber er kam zum Halbjahr, wollte mit uns reden und hat gesagt, dass es ihm zu viel wird, auch mit dem Fußball. Das will er auf keinen Fall aufgeben und er merkt, dass er immer mehr lernen muss, um seine Noten zu halten und folglich immer weniger Freizeit hat. Zudem spricht er schon eine ganze Weile davon, dass er gerne Notfallsanitäter oder etwas in der Richtung werden würde. Berufsfeuerwehr steht auch oben auf der Liste. Etwas, wo er draußen ist, er sich bewegen kann, wo er Abwechslung hat, ein Team und ja, das passt zu ihm.

Also warum sollte ich dieses Kind zwingen, auf dem Gymnasium zu bleiben? Das wäre aktuell nicht das Beste für ihn.

Bei der Anmeldung in der Realschule ein anderes Bild: Eine Freundin unserer Tochter, die in der fünften Klasse die Mittelschule besucht hat, war dort mit ihrer Mutter auch im Wartebereich. Das Kind war kreuzunglücklich und hat mit den Tränen gekämpft, weil das Mädel auf der Mittelschule bleiben wollte. Die Mutter aber bestand auf die Realschule, wie sie mir erklärte, "weil Freunde nicht zählen, wenn es um die Schulkarriere geht. Mit einem Hauptschulabschluss hat sie später doch gar keine Chance!"
Die Frau wohnt in unserem Dorf, wo die Bäckerei seit Monaten verzweifelt eine(n) Auszubildende(n) sucht. In der Nähe einer Stadt, deren Rauthausverwaltung seit Wochen in der Zeitung offene Ausbildungsstellen in allen möglichen Bereichen ausschreibt.

Der Chef meines Mannes überlegt derzeit, die Firma (Bauunternehmen) in ein paar Jahren zu schließen. Er findet einfach keine Leute mehr. Klar, ist kein Traumjob - wobei der Verdienst beachtlich ist. Aber, wie du sagst, ich höre das aus vielen anderen Bereichen. Letztes Jahr hatten wir von jetzt auf gleich keinen Strom mehr. Alles tot, Sicherungen drinnen, Dornpunzel kurz vorm Durchdrehen. Also hab ich unseren Dorf-Elektriker angerufen, der zwei Stunden später auf der Matte stand. Während er das Problem gesucht hat, haben wir ein bisschen gequatscht, auch über die Kinder, da meinte er auch, in Zukunft wird das wohl alles ganz anders werden. Von wegen anrufen, kommen. Er hat seit vier Jahren keinen Azubi mehr. Weil die wenigen, die sich bewerben, zwei und zwei nicht zusammenrechnen können. So geht es wohl sehr, sehr vielen Kollegen im Umkreis. Also wird es immer weniger Elektriker geben und was es wenig gibt, wird teurer und schwer zu bekommen. Das gilt sicher auch für zig andere Handwerksbereiche und das hat am Ende Auswirkungen auf uns alle.

Um es mal überspitzt zu sagen: Heute schimpfen die Leute über die Wartezeit, bis man einen Termin beim Facharzt bekommt, in zwanzig Jahren muss der Hausbau zwei Jahre vorher angemeldet werden.

Ich habe das Gefühl, dieser Mittelweg, der die Realschule ja ist, hat durch die 'Entscheidung' nach der vierten Klasse sehr verloren. Bei uns war es früher so, dass halt die Überflieger nach der Vierten aufs Gymnasium sind und alle anderen, na, schaun wir mal. Heute giltst du als 'Verlierer', wenn du es nach der vierten nicht aufs Gymnasium geschafft hast.

Es bleibt zu hoffen, dass hier ein Umdenken stattfindet. Vor allem, für die Kinder.

23

Sehr schön geschrieben. Und es gibt genug Abiturienten die zwar theoretisch fit sind aber praktische Umsetzung der Theorie... uff. Und Hauptschüler die mit der Theorie überfordert sind aber mit praktischen Bezug plötzlich anfangen zu verstehen. Mein Mann tut sich ohne praxisnähe auch schwer mit purer Theorie.

Und ebenfalls du sagst es. Noch sind es die Fachärzte die rar sind in 10 Jahren sind handwerkliche Tätigkeiten mit Wartezeiten verbunden die an die Trabiauslieferung in der DDR erinnert. Und mein Mann ist Elektriker und verdient nicht schlecht!

40

Ein Umdenken ja...

Unsere Tochter wechselt jetzt auch (von der Grundschule) auf die Realschule, wobei auch mein Mann und ich beide Abi haben. Sie stand leistungsmäßig genau zwischen Realschule und Gymnasium, hätte aber ernsthafte Probleme bekommen (emotional) , wenn es auf dem Gymnasium zu Miserfolgen gekommen wäre...

Trotzdem denke ich auch, dass Freunde nicht entscheidend für die Schulwahl sind. Dazu ist es zu wichtig. Ich schaue, welche Schule die beste für mein Kind ist. Wenn da auch Freunde hingehen, gut, wenn nicht, findet sie Neue... wobei die alten Freunde ja auch nicht weg sind, die Kinder können sich ja trotzdem noch treffen...

LG
Frauke

weitere Kommentare laden