Vorzeitige Einschulung RLP - Infos gesucht!

Ich überlege, meine Motte dieses Jahr noch einzuschulen. Sie ist im Oktober geboren, kognitiv hat sie es auf jeden Fall drauf. Sozial-emotional bin ich unsicher, mal überrascht sie mich und macht den Hörtest beim Ohrenarzt alleine, während ich im Wartezimmer sitze, dann wieder weint sie, weil sie in den Kindergarten soll und nicht den ganzen Tag bei mir sein kann. Sie ist insgesamt eher zurückhaltend, in gewohnter Umgebung aber selbstbewusst, kann gut verlieren, sich auch eine Zeitlang auf eine Aufgabe konzentrieren. Dann wieder ist sie eine Träumerin, die sich leicht ablenken lässt und dann vergisst, was sie eigentlich machen sollte...
Wir wohnen in RLP, und laut Internet sollte Mitte Februar der Termin für die Anmeldung der KannKinder bekannt gegeben werden, der dann Ende Februar stattfinden sollte. Jetzt habe ich im Wochenblatt gelesen, dass die Anmeldung schon am 1.2. ist 😨 Motte hat eine Woche später erst U9, ab dem 3.2. besucht sie das Kindercollege in Neuwied (falls das jemand kennt). Beides wollte ich eigentlich nutzen, um ihre sozial-emotionale Schulreife einzuschätzen. Sie kommt wegen unserem Umzug auch nicht mit ihren Freundinnen in die Schule...

So, langer Text, im Grunde habe ich eine wesentliche Frage: Kann man in RLP den Antrag auf vorzeitige Einschulung zurückziehen? Leider habe ich diese Woche weder in der Grundschule noch in der Kreisverwaltung jemanden am Telefon erreicht 🙄 und im Internet finde ich dazu auch nichts... Vielleicht kann hier jemand helfen! Danke! 😊

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Ja, den Antrag kann man grundsätzlich zurückziehen. Grundsätzlich ist das bis zu Schulstart möglich. Aber Vorsicht: Der Schuljahresbeginn liegt unabhängig von den Ferien in der Regel beim 1.8., ein paar Schulen können sich also durchaus zickig haben, wenn dieses Datum bereits verstrichen ist. Eingach weil das der Stichtag für die Einstellung neuer/zusätzlicher Lehrkräfte ist und dafür ist die gemeldete Schülerzahl an diesem Datum entscheidend. Die Begeisterung, wenn man deshalb kurz vor knapp nochmal umplanen muss, und das Kind dann ein Jahr später eingeschult wird, kann im Zweifelsfall zu einer sehr unangenehmen Schullaufbahn führen.

Damit das geht, muss die Schulleitung der aufnehmenden Schule aber auch erstmal einer vorzeitigen Einschulung zustimmen. Und der ist dabei ziemlich egal, ob das Kind sich vorher mal bei nem Begabtenzentrum bespaßen lassen durfte. Was sagt denn das pädagogische Personal des Kindergartens dazu? Die können in der Regel besser einschätzen, ob ein Kind tatsächlich so weit ist als man das als Eltern hinbekommt. Habt ihr mit der Grundschule schon mal gesprochen, worauf sie bei Schulspiel, Vorschulterminen etc. besonders achten? Da wird ja bei Kindern, bei denen eine vorzeitige Einschulung angestrebt wird, nochmal genauer hingeschaut.
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit bei der Schuluntersuchung genau diese Bedenken anzusprechen. Dann gibt es auch die Möglichkeit beispielsweise Frustrationstoleranz und Konzentrationsfähigkeit genauer zu testen und dafür den "Jetzt zähl doch mal bitte diese Holzstäbchen" etwas abzukürzen. Halte ich ehrlich gesagt für eine bessere Informationsquelle als ein Begabtenzentrum, das an euch evtl. auch nach der Einschulung noch weiter Geld verdienen möchte.

lG, Kathrin

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Erstmal danke für die ausführliche Antwort :)
Das letzte richtige Gespräch im Kindergarten war zu ihrem Geburtstag, und da war ich noch recht sicher, dass sie nicht vorzeitig geht. Eine Erzieherin der Nachbargruppe, die sie oft nachmittags sieht, wenn die Gruppen zusammen betreut werden, war zumindest erstaunt, dass sie noch kein Vorschulkind ist. Ich dachte ja auch, dass ich nach der U9 noch ein paar Tage Zeit hätte, mit dem Kindergarten zu sprechen...

Einschulung wäre hier eh am 4.8., was ich auch sehr früh finde. Schon alleine deshalb müssten wir uns so oder so schnell endgültig entscheiden!
Das Kindercollege habe ich erwähnt, weil sie da eine ähnliche Situation vorfinden wird wie bei der Einschulung. Viele Kinder, die sie nicht kennt, Unterricht bei einem Lehrer, weil sie sich auch mal eine Stunde konzentrieren muss, eben eine Schulsituation. Das schien mir ein guter Testlauf zu sein. Darf ich fragen, was der Grund für Deine negative Reaktion ist? So kam es bei mir zumindest an, vielleicht nehme ich das auch falsch wahr...

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Ich meine das nicht böse, es ist aber nur bedingt kein Indiz, ob es mit der Schule klappen würde oder nicht. Weil die Situation nur teilweise mit einer echten Schulsituation vergleichbar ist. Dort geht es vorrangig darum Kinder zu fördern, die wahrscheinlich weiter sind als andere (Ich weiß nicht, ob es dort irgendwelche Aufnahmebedingungen gibt oder nur ne soziale Selektion über die Gebühren stattfindet.) Sei das weil sie tatsächlich klüger oder "nur" besser gefördert sind.
Lernform, Gruppengröße, Zeitspanne und wohl auch Zielgruppe des Kinder Colleges sind aber schlicht und ergreifend nicht mit einem normalen Schulalltag vergleichbar. Kinder, die früher eingeschult werden, werden das ja, weil sie auf einem Wissens- und Verstehensniveau sind, die nicht ihrem Alter entsprechen. Häufig, weil das einen Leidensdruck mit sich bringt, der über "Der Kindergarten ist langweilig" deutlich hinausgeht. Nur: Unterricht kann für kluge Kinder sterbenslangweilig sein. Andere Kinder können für kluge Kinder eine enorme Belastung sein. Man hat eben nicht einmal in der Woche eine Stunde Tanzen, und Forschen und Französisch für Anfänger. Man sitzt 5Tage pro Woche mindestens 4 Stunden täglich mit ungefähr 25Kindern in einem Raum, von denen die einen schon Lesen, Schreiben und Rechnen können und andere schon damit überfordert sind einen Stift richtig zu halten. Je nach Einzugsgebiet prallen auch was das Verhalten angeht Welten aufeinander. Für Kinder, die einen Kindergarten besucht haben, ist es keine große Umstellung, auf eine "Respektsperson" zu hören. Ob das jetzt Lehrkraft oder Erzieher ist, ist keine Umstellung. Die anderen Kinder sind nach einer Woche nicht mehr fremd. Gerade in den ersten Schulwochen ist das einer der Punkte, der im Mittelpunkt steht: Die Klasse und die Schule inklusive der dortigen Regeln kennen lernen. Und Kinder müssen sich auch nicht eine Stunde am Stück konzentrieren können. Genau deshalb ist der Unterricht ja in verschiedene Lerneinheiten unterteilt.

Was Kinder können sollten, die eingeschult werden - egal ob nur früher, "normal" oder später:
Aufgaben erledigen, auch wenn sie keinen Spaß machen;
mit Misserfolgen umgehen können;
sozialkompatibles Verhalten aufweisen.

Wenn die Einschätzung des Kindergartens im letzten Oktober keine deutliche Tendenz zur frühen Einschulung gab, sonst hätte deine Tochter ja sicherlich bereits am Vorschulprogramm teilnehmen können, würde ich das zumindest im Hinterkopf behalten. Viel mehr als die Momentaufnahme einer Erzieherin, die ab und zu mal in der Gruppe war.

Was spricht denn konkret dafür deine Tochter früher einzuschulen? Was heißt "Sie hat es kognitiv definitiv drauf"? Kognitive Leistungsvorsprünge gleichen sich häufig im Verlauf der 1. Klasse an. Aber was dann? Es geht hier nicht drum, dass Einschulen das Ende der Kindheit bedeutet. Kinder, die sich im Kindergarten langweilen, werden das auch in der Schule tun. Kinder, die sich für andere Themen als Gleichaltrige interessieren, werden auch in der Schule wenige Kinder finden, die ihre Interessen teilen. Im Gegenzug sehen sie sich an der weiterführenden Schule mit Kindern konfrontiert, die teilweise 2 Jahre älter sind und schon mitten in der Pubertät stecken. Fahren noch brav Fahrrad, wenn die anderen schon ihren Führerschein machen und gehen um 22:00Uhr nach Hause, während die anderen noch weiterfeiern.

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Sprich unbedingt mit den aktuellen Erzieherinnen, was sie von der früheren Einschulung halten. Die können das am besten abschätzen. Die kognitive Reife bzw. entsprechende Fähigkeiten halte ich dabei für zweitrangig. Die emotionale-soziale Reife ist das, was meines Erachtens in den ersten Schuljahren viel wesentlicher ist.

Wir wurden seinerzeit vom Kindergarten angesprochen, ob unser Sohn nicht bereits ein Jahr früher als Vorschulkinder das entsprechende Programm durchlaufen sollte, um dann ggf. eher eingeschult zu werden. Allerdings haben wir uns damals dagegen entschieden.

Auch vor Langeweile braucht man nicht unbedingt Angst zu haben. Meinem Sohn war im Kindergarten nie langweilig, gab es dort doch genügend Freiraum, eigene Ideen umzusetzen.
Und obwohl er bereits lesen konnte, war auch der Erstleseunterricht nicht langweilig für ihn. Zumindest hat er sich weder beklagt, noch wurde er irgendwie auffällig.
Das Lesen hat er sich übrigens selbst von uns zunächst unbemerkt selbst beigebracht.
Im Gegensatz dazu haben wir Freunde, deren Sohn getestet wohl Hochbegabte ist. Also haben die Eltern bereits im Kindergartenalter mit ihm Lesen und Rechnen regelrecht gelernt. Bereits zur Einschulung konnte er das kleine 1x1 und die Eltern waren mächtig stolz.
Aber seine Defizite in anderen Bereichen sind so groß, dass er dennoch Probleme hat: Er kommt nicht recht mit seinen Mitschülern aus, kann seinen Vorsprung nicht nutzen. Er verträumt Arbeitsaufträge, kann sich nicht selbst organisieren und ist schnell frustriert. Auch er wurde nicht eher eingeschult.
Ich möchte damit deutlich machen, dass das rein Kognitive nicht entscheidend für Schulreife und Schulerfolg sind. Es ist also egal, ob die Erzieherinnen von den Kenntnissen deiner Tochter wissen. Und dennoch werden sie dir die besten Ratschläge in dieser Richtung geben können. Der Kinderarzt erlebt bei der U doch nur eine winzige Momentaufnahme,

Stormborns Antworten sind übrigens klasse!

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Das ist mir doch völlig klar, dass die emotionale Reife entscheidend ist! Ich denke nicht erst seit gestern über die ganze Sache nach, aber es haben sich einfach im letzten halben Jahr Veränderungen ergeben, an ihr und an den äußeren Umständen, die aus meiner Sicht eine Neubewertung sinnvoll machen. Deshalb will ich ja wissen, ob ich noch Zeit habe, die Einschätzung der Erzieherinnen abzufragen, denn vor nächstem Donnerstag werde ich das wohl nicht mehr schaffen, ich geh ja auch noch arbeiten... Und so richtig und ausführlich Stormborns Antworten sind, meine Ausgangsfrage ist noch nicht beantwortet. Das scheint von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich zu sein, und für RLP konnte sie mir auch keine konkrete Aussage machen...