Frustriert nach 1. Lernentwicklungsgespräch

Wir hatten heute unser erstes Lernentwicklungsgespräch. Unser Sohn, 1.Klasse macht sich insgesamt gut, jedoch hat er immer wieder Probleme sich an die dortigen Regeln zu halten. Gleich nach der Pause an den Platz setzen und nicht herumrennen, sich melden, nicht ständig in den Unterricht hereinreden etc. Grrr. Was sagt er dazu? Er beurteilt die Situation anders und weint. Niemand würde ihn sehen, der Unterrricht ist langweilig, die Lehrer schimpfen zu viel etc. Oh Mann. Ich empfinde es aber anders. Ich finde, dass die Lehrerin sehr engagiert ist und sich kümmert. Mein Sohn fühlt sich aber nur benachteiligt. Einerseits möchte ich natürlich die Lehrer unterstützen, auf der anderen Seite sehe ich natürlich auch meinen Sohn. Es ist frustrierend.

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Ich glaube es ist sinnvoll, dass ihr euch auf beiden Seiten nicht so verrückt macht und durchatmet.

Meist müssten Kinder bevor sie in die Schule gehen nichts im direkten Vergleich mit anderen "leisten" und man konnte sich stets individuell auf das gute konzentrieren, was das eigene Kind "schon alles kann". Nicht immer beurteilen Eltern dabei realistisch, wo Verbesserungspotential besteht, wo noch Fähigkeiten erworben werden müssen. Das ist auch gut und ganz normal so. Wir sollen unsere Kinder ja auch lieben und schützen, auch wenn nicht alles Supersuper ist.


Aber genau deshalb legen sich auch viele so lang, wenn die Schule beginnt. In der Schule werden diese Vergleiche gezogen, es gibt Maßstäbe, an denen wird das Kind in jedem Bereich gemessen und bewertet und jedes Kind hat dabei irgendwas, was noch nicht so ist, wie es optimal laut irgendeinem Schriebs sein sollte. Eben etwas, was noch besser werden könnte. Und genau darauf weisen Lehrer unter anderen in solchen Gesprächen hin. Das ist ihre Aufgabe. Nicht damit man Zuhause sein Kind rund macht, sondern damit man auf einem Stand ist und zusammen das Kind auf seinem Weg unterstützen kann.

Wenn die Lehrerin sagt, dein Sohn ist gut und muss in dem und dem Punkt noch dazu lernen, dann ist dein Sohn GUT und muss eben noch in dem und dem Punkt dazulernen. Das ist nicht tragisch. Das ist Das ist normal. Bewertet solche Gespräche bitte nicht über. Jedes Kind aus der Klasse kann irgendwas noch nicht so gut. Aber es hat auch ganz viel gelernt und gezeigt was es gut kann.

Es bringt dann in meinen Augen auch nix, den Kindern brühwarm ihre Defizite vor Augen zu führen. Mit so viel Kritik können viele Erwachsene schon nicht umgehen. Eigentlich klar, dass er heult und es weiterreicht. Aber darüber in Ruhe reden, das kann man.

Man kann z.B . Geschichten aus seiner Schulzeit erzählen, von seinen eigenen Erfolgen, aber auch Fehlern und was man aus manchen dummen Sachen gelernt hat. Man kann Tipps geben wie man sich verbessern und bestimmte Probleme vermeiden oder in Angriff nehmen kann. Man kann zeigen, dass es sich lohnt an sich zu arbeiten. Dass das nichts schlimmes ist, noch nicht alles zu könne, aber dass man besser werden kann, solange man sich anstrengt. Man kann Aufmerksamkeit schaffen für bestimmte Sachen, die dem Kind noch gar nicht so aufgefallen sind, die aber wichtig sind.

Kein Kind ist perfekt. Kein Erwachsener und kein Mensch. Wir lernen alle dazu. Das ganze Leben.

Also sollte es bei solchen Gesprächen nach dem Elterngespräch nicht um Schuld gehen, sondern einfach darum dass Kind zu den guten Dingen zu motivieren durch die es das dazu lernt, was es braucht um vorwärts zu kommen. Es sollte darum gehen. Wie sehe ich mich, wie sehen andere mich. Was klappt gut. Was nicht so. Wie kann ich diese Sache besser machen. ...Nun ja man redet sich bei bestimmten Defiziten sicher die ganze Schulzeit den Mund fusselig. ;).

Jedenfalls....ich denke Du erwartest ein bisschen zu viel Selbstreflexion gerade.

Sprecht in Ruhe und ohne Druck über die Schule. Ermutigt ihn dazu auf bestimmte Dinge zu achten und lobt ihn für alles was gut läuft, besonders das was besser läuft, aber warnt ihn auch vor dem was nicht so gut ist.

Mit der Zeit wird er da rein wachsen. Das ist das was allerdings auch vielen Lehrern schwer fällt. Zu erkennen, dass Kinder sich eben entwickeln. Verschieden. Und dass manchmal eben ein Knoten Zeit braucht um zu platzen.

Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen dass Lehrer Eltern Gespräche selten nur toll sind ;). Einen Knackpunkt gibt es immer. Und an dem muss man einfach dran bleiben.

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Danke für Deine ausführliche Antwort! Ich versuche mich zu beruhigen.

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Hallo,

Du solltest Deinen Sohn darin bestärken, gern in die Schule zu gehen, er muss jetzt verstehen, daß er nicht mehr im Kindergarten ist! Ich glaube, diese Probleme haben einige Kinder, aber auch die werden die Schule bewältigen ;-)

LG

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Hallo,

mein kleinerer Sohn fand auch immer alles ungerecht und holte dann die Mitleidskeule hervor. Er weiss halt, wie er Mutti kriegt.
Es ist ja kein Weltuntergang, wenn der Lehrer sagt, dass Kind kaspert ein bisschen zuviel rum. Er ist jetzt groß, da muss er durch, wenn ihm das nicht gefällt, muss er es selbst ändern.

...theoretisch. Mein kleiner Sohn ist jetzt fast zwölf, und wenn er bei einem LEG kritisiert wird, findet er das immer noch voll fies. "Ungerecht sein Vater" heisst das übrigens neu-falschdeutsch bei meinen Jungs😀

Selbst schuld sind sie ja nie.

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so wie du es schilderst, ein ganz normales Lernentwicklungsgespräch. Schule ist nun mal anders als Kindergarten. Er wird sich schon daran gewöhnen und muss halt lernen, dass er nicht immer die erste Geige spielt und wenn man sitzen muss, ist das halt mal so und die Lehrer meinen es nicht bös, müssen aber nun mal 30 Kinder im Blick haben. Wie soll das funktionieren, wenn keiner sich an Regeln hält?

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Ich glaube, dass ist der Knackpunkt. Er ist jetzt einer von Vielen und damit muss er klar kommen. Abwarten bis er an der Reihe ist fällt ihm schwerr. Wenn andere Kinder die Antwort nicht gleich wissen oder falsch sagen, dann verbessert er sie 🙈und verdreht die Augen.

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Mein Sohn fand auch, dass er NIEEEE dran genommen wird und fand das auch immer ungerecht. In der 2. Klasse ging es so weit, dass er sich garnicht mehr gemeldet hat und auch immer wieder Probleme bekommen hat, dass er einfach reingerufen hat. Ich denke das geht vielen Kindern so, jedes einzelne ist davon überzeugt ungerecht behandelt zu werden, nie dran genommen zu werden u.s.w.

Ich habe dann irgendwann meinem Sohn erklärt, dass sie über 20 Kinder in der Klasse sind und JEDES Kind hat das Recht darauf mal dran genommen zu werden, egal ob es die richtige Antwort gibt, oder nicht. Ich glaube erst da hat er verstanden, dass er nicht jedes Mal dran kommen kann, wenn er sich meldet, er hat eingesehen, dass es den anderen gegenüber nicht fair wäre.

Rede mit deinem Kind, mach ihm nochmal die Regeln in der Schule klar und versuche ihm klar zu machen, dass er auch Rücksicht auf die anderen Kinder nehmen muss. Mit der Zeit wird er das alles verstehen und es nicht mehr so unfair finden. Lass dich nur nicht auf dieses "alle sind so unfair mir gegenüber" ein! ;-)

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Hallo,

erst einmal ... versuche gelassen zu bleiben. Es ist als Mama am Anfang gar nicht so einfach, wenn das eigene Kind beurteilt wird. Man hat oft das Gefühl, man muss das Kind nun verteidigen oder Gründe finden, warum es so ist ud fühlt sich heimlich auch angegriffen.

Die erste Klasse sagt nicht viel aus. Das klingt nach "normalen Anfangsschwierigkeiten". Ich habe drei Kinder, mein mittleres Kind ist noch sechs Wochen nach der Einschulung einen Nachmittag pro Woche in den Kindergarten gegangen, weil er so viel Abschiedsschmerz hatte und heulte bis Weihnachten, dass Schule doof sei ... heute geht er erfolgreich in die 6. Klasse ins Gymnasium. ;-)

Mein kleines Kind geht ungern in die Schule, d.h. jetzt (4. Klasse) geht er gerne, weil sie nun in der Pause Fußball spielen dürfen und sogar einen Spielplan erstellt haben. #rofl Außerdem ist die Sportlehrerin schwanger, oft nicht da, es fällt dann oft die letzte Stunde aus, die Eltern wissen das ja nicht und man kann mindestens drei Spiele auf dem Bolzplatz spielen, bevor daheim das Mittagessen kalt wird. #rofl

Kinder sind sehr verschieden. Mir selbst hat es als Kind sehr geholfen, dass meine Eltern nie automatisch auf unserer Seite waren. Sie haben die Situation mit uns besprochen und in einigen, wenigen Situationen die Lehrerin kontaktiert und sich einfach ganz ruhig die andere Seite angehört und den Fokus auf eine konstruktive Lösung der Probleme gelegt.

Wichtig ist, dass du dem Kind vemittelst, dass Schule wichtig ist und es sich anstrengt. Loben hilft auch :-). Ich denke, oft geben sich solche Startschwierigkeiten von selbst. Ist doch super, wenn du einen guten Eindruck von der Lehrerin hast. #pro

GLG
Miss Mary

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Danke Dir für Deine Antwort! Ich sehe täglich, wie sehr er sich anstrengt allem gerecht zu werden. Er beuteilt die Dinge trotzdem immer komplett anders, wie sie uns mitgeteilt werden und regt sich tierisch über die Ungerechtigkeiten auf.
Er muss einfach kapieren, dass er sich auch im " langweiligem" Unterricht benehmen muss.
Hauptsächlich beschweren sich die Lehrerinnen aus den Nebenfächern. Er würde häufig den Unterricht stören. Dabei bringt er gerade da immer viel mit. Also so langweilig kann es ja dann nicht sein.

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Welches Ziel/Ziele hat er denn für das nächste Halbjahr formuliert?

Ansonsten hilft häufig die warum-Frage.

LG Reina

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Im Moment keine. Wenn wir ihn fragen, warum er das macht." Weiss ich auch nicht!"🙈

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Dein Sohn hat recht. Du hast recht. Die Lehrerin hat recht.

Schule ist frustrierend. Der Unterricht ist langweilig. Die Schule entspricht nicht den natürlichen Bedürfnissen eines Kindes. Also halten sie sich nicht an die Regeln, wenn sie nicht gerade überdurchschnittlich viel Frustrationstoleranz haben. Also müssen die Lehrer schimpfen, um einigermaßen ihren vorgegebenen Fahrplan durchzuziehen. Natürlich wird dein Sohn nicht gesehen. Von wem auch? Von dem einen Lehrer pro 28 Kinder? Die Lehrerin kann doch trotzdem engagiert sein, deswegen kann sie ja nicht zaubern. Sie wird wohl irgendwann mal gedacht haben, sie würde gerne junge Menschen dabei begleiten wie sie ihren Weg ins Leben gehen und man hat ihr erzählt, die Schule wäre der geeignete Ort dafür.

Hast du deine eigene Schulzeit als interessanten Ort des Lernens in Erinnerung an den man gerne geht, um sich auf das Leben vorzubereiten?

Dein Sohn wird sich schon daran gewöhnen, dass er kein Recht hat über sein Leben zu entscheiden. Wenn er dann die Schule irgendwann geschafft hat, dann hat er ja mehr Freiheiten. Dann muss er nur noch irgendwie lernen, wie Leben eigentlich funktioniert und dann kanns losgehen.

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Was für eine schwachsinnige Antwort. Wenn man als Eltern schon so eine Einstellung zur Schule hat und das an sue Kinder so vermittelt, wundert es mich nicht, dass diese keinen Bock haben.

Ich hab jetzt bestimmt kein Ausnahmewunderkind, aber sie geht gerne zur Schule, kann auch mal warten und Frustration ertragen. Langweilig fand sie es noch nie.

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Hallo,

überlege mal zusammen mit Deinem Sohn, was passieren würde, wenn mehrere Kinder herum laufen und reinrufen würden.
Sag ihm, er soll sich vorstellen, er wäre der Lehrer und sollte den Kindern etwas beibringen. Was würde er tun?

Bei unserer Tochter funktionieren solche Gedankenspiele immer ziemlich gut.

Ansonsten frag Deinen Sohn mal, was genau ihn langweilt. Der Schulstoff an sich, oder geht es ihm zu langsam? Kann er vielleicht schon mehr, und fände schwierigere Aufgaben gut? Die könnte er ja wahrscheinlich von der Lehrerin bekommen.

Wenn ihn der Schulstoff an sich langweilt, kann man ihn vielleicht damit locken, was man alles mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen machen kann.

Häufig sind das Anpassungsschwierigkeiten, gerade bei den bewegungsfreudigen Kindern.

Bei unserem Sohn hat es sich allerdings zu einer handfesten Unterforderung ausgewachsen.
Diese Möglichkeit sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.

LG

Heike

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Das heißt Lernentwicklungsgespräch, weil ja die Idee da ist, dass das Kind sich weiter entwickelt und etwas neues lernt.

Bei deinem Sohn, wie bei vielen anderen Kindern, bezieht sich das Lernen eben weniger auf die Inhalte im Unterricht, als auf das Verhalten.

Lernen geht dann am schnellsten, wenn Eltern und Lehrer in etwas das gleiche vom Kind verlangen.