Sohn weigert sich zu lernen und blockiert alles

Hallo! Ich bin mittlerweile komplett ratlos. Mein Sohn, 11 Jahre, ADS + Asperger, 6. Klasse Mittelschule, weigert sich mittlerweile komplett zu lernen. Die Hausaufgaben macht er, wobei er immer Hilfe braucht und auch 1x die Woche eine Hausaufgaben-Hilfe hat. Jetzt blockiert er seit einiger Zeit die Hausi-Hilfe, redet nicht mit ihr, obwohl er sie mag. Englisch Nachhilfe bekommt er auch, da spricht er noch. Wenn ich mit ihm was machen will, haut er nur auf dem Kopf rum und gelernt wird nix. Jetzt kommen schon die ersten 5er. Er war noch nie gut in der Schule, ist aber immer mit 4ern durchgekommen.
Es gibt hier im Moment nur noch Streit. Die Lehrerin meinte, in der Schule ist er motiviert, nett, freundlich. Er müsse nur mehr lernen. Er ist schon in einer Integrationsklasse. Wenn das so weiter geht, wird er das Klassenziel nicht erreichen, das weiß er auch. Handy weg, Wii-Verbot etc interessiert ihn nicht. Streiche ich seinen Sport, wird es nur noch schlimmer, dann zieht er das durch und spricht nicht mehr mit mir. Das hält man dann auch eine Weile aus, aber so nach 1 Woche ist das echt mühsam. Vor allem, weil er in dieser Zeit auch den Ergotherapeut und die Logopädin blockiert.
Für mich stellt sich jetzt die Frage, ob ich ihn jetzt gegen die Wand laufen lassen soll oder ob ich den Kampf weiter laufen lasse. Wobei ich komplett am Ende bin und nicht weiß, wie ich an ihn rankomme.
Katharina

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Bei einem Kind mit Asperger wird ein "gegen die Wand laufen lassen" nichts bewirken.
Ich gehe davon aus, dass du dich als Mutter mit der Welt von Aspergern auseinandergesetzt hast und verstehst, dass er Dinge häufig ganz anders verarbeitet als ein Mensch ohne Asperger und diverse Aspekte sogar gar nicht wahrnimmt/verarbeitet.

Ich weiß, der Vergleich hinkt etwas, aber stell dir vor, du bist blind und sitzt im Kino und sollst den Film verstehen nur durch Zuhören. Da fehlt dir ein wichtiger Sinn, es ist sehr anstrengend, dem Film zu folgen und du wirst die Handlung nicht komplett verstehen. Deinem Sohn fehlt als Asperger vermutlich eben ein Sinn für die Wahrnehmung von Emotionen in sozialen Interaktionen. Ich stelle mir vor, dass das einfach sehr anstrengend ist im Alltag, da halbwegs zurechtzukommen.

Sein Verhalten ist eine Reaktion auf das, was um ihn herum passiert. Kann es sein, dass ihm einfach alles zu viel ist? Was macht er denn gerne? Was ist sein Hobby? Für was interessiert er sich? Für mich klingt es, als brauche er mehr Auszeiten und mehr Ruhe.

Die HA-Hilfe, ist das jemand, der sich mit Asperger auskennt? Hat er einen Therapeuten? Habt ihr jemanden, der euch Tipps gibt, wie a) das Verhalten zu interpretieren ist und b) mit welchen Maßnahmen ihr dem beikommen könnt?

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Wir sind seit 4 Jahren in Betreuung aus einem Team von Psychologen, Ärzten, Ergotherapeut, Logopäde. Unser nächster Termin zur Besprechung ist in 2 Wochen Seine Hausaufgabenhilfe ist geschult für Autistische Kinder. Ich habe mich sehr viel und intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt, aber im Moment sind die Psychologen der Meinung, dass er in die Pubertät kommt und vieles testet und seine absolute Blockade bezüglich des Lernens nicht auf den Autismus zu schieben sei. Er geht jeden Tag zum Bauer im Ort und hilft leidenschaftlich im Stall mit den Tieren. Das ist das einzige, was er im Moment wirklich möchte.

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Das klingt doch nach etwas, wo man ansetzen kann. Auf der einen Seite gibt es eine Erklärung (Pubertät), auf der anderen gibt es etwas, was ihm viel bedeutet.
Die Pubertät ist sicherlich die Ursache, aber er reagiert da halt auch "Aspergerspeziell" darauf (andere Kinder schlagen sich nicht andauernd auf den Kopf, wenn man mit ihnen lernen möchte).
Aber vielleicht könnt ihr seine Leidenschaft für Tiere irgendwie nutzen, um ihn zur Mitarbeit zu motivieren. Also, nicht als Strafe, sondern als Anreiz, dass er da noch zusätzlich etwas machen darf?

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Seid ihr einem Autismuszentrum angeschlossen?
Wer betreut euch? Kinderarzt, Psychologe, KJP?
Unbedingt dort Hilfe suchen.
Lg

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Man müsste zunächst wissen, wie ihr aufgestellt seid?

Wird er denn bezüglich des Autismus betreut bei einer spezialisierten Stelle? Sind seine Therapien und Nachhilfen koordiniert und spezialisiert?

Mit Ergotherapie und Logopädie wird ja do gut wie jedes Kind irgendwann beworfen. Nützt das was?
Wie wird seine kognitive Leistungsfähigkein eingeschätzt? Welche Tendenz, Stärken und Schwächen sind den IQ-Test erkennbar gewesen? Wird er medikantös behandelt? Hat er sonderpädagogischen Förderbedarf?
Schulbegleitung?

Es gibt da etliche Denkansätze, aus meiner Sicht. Irgendwas hakt. Ich würde nicht resignieren (das dürfte bei jemandem mit ASS/ADHS keine Lösung sein), sondern hinterfragen, ob die Therapien das sind, was er gerade braucht?

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Er wird nicht in einer speziellen Stelle für Autisten betreut, da die nächste Anlaufstelle 50 km weit weg ist. Dort haben wir alle 3 Monate einen Termin mit Ärzten, Psychologen, Ergotherapeut und Logopäde, die eng mit dem Ergotherapeut und der Logopädin vor Ort zusammen arbeiten. Wöchentlich hat er vor Ort dann je 1x Ergo, Logo und die geschulte Hausaufgabenhilfe. Sonderpädagogisch wird nichts unternommen, denn sein IQ Test ist im Durchschnitt 125. Schwächen sprachlich, Stärken visuelle Wahrnehmung. Medikamente bekommt er und seit dem ist er kommunikativer geworden, sieht viele “Zwänge“ nicht mehr so eng und konnte viele Ängste überwinden. In seinen Therapien macht er gute Fortschritte, wenn er sie nicht blockiert.
Freizeit hat er genug. Wir sind, bis auf 1 Tag in der Woche, mit allen Hausaufgaben, Therapien immer um 15:30 Uhr fertig. Danach hat er freie Zeit bis 19 Uhr.

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das klingt schon mal nach einem guten Ansatz
und überschneidet sich weitgehend mit dem, was ich weiter unten eben geschrieben habe (ich habe zunächst nur auf den Anfangsbeitrag geantwortet. Aus Interesse lese ich mich jetzt einfach weiter durch ;-) )

Schwierig
Dass sich deine Kraft neigt, kann ich voll verstehen



Wie wichtig sind die Noten bei euch?
Gäbe es andere Schulen in der Umgebung, die weniger mit Noten zu haben und trotzdem mit Aspergern und dem IQ klar kommen?
Gäbe es die Möglichkeit das Jahr zu wiederholen? Oder innerhalb der Klasse verschiedene "Klassenstufen" zu machen?

Gibt es alternative Lernformen?
Z.B. in Bewegung, im Alltag?
für mich ist "stupides" hinsitzen und aufs Papier starren heute noch Horror. Über Bewegung, Situationen, praktische Anwendung etc. komme ich viel besser damit klar. Dann ist Lernen nicht lernen, sondern nebenbei.

Bei Freunden würde das überhaupt nicht funktionieren. Da hilft nur, kahler Raum, wirklich wollen und nur das.

Viel Kraft !

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Hi,
Mein Sohn ist auch 11 Jahre, 6. Klasse, ist haargenau so, bei uns nur ohne Diagnose.

Seit dem 1. Schultag, ist jede Hausaufgaben ein Kampf. Gäbe es in Deutschland keine Schulpflicht, würde ich ihn nicht schicken.

Was bei uns oft hilft, mach deine Hausaufgaben bis......... Uhr, lerne das und das bis ...... Uhr oder Kapitel, dann darfst Du............. bei uns zieht halt immer die Oma.

Bei euch wäre das der Bauer. Hätte er nicht noch was neues interessantes für ihn? So das das ein Anreiz wäre?

Alles Gute
Claudia

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Hallo,

"Seit dem 1. Schultag, ist jede Hausaufgaben ein Kampf. Gäbe es in Deutschland keine Schulpflicht, würde ich ihn nicht schicken."

Und genau deswegen ist es gut, dass es eine Schulpflicht gibt.
Kinder müssen lernen, dass es im Leben auch Sachen gibt, die man tun muss, die keinen Spaß machen.
Ich frage mich immer, ob Mütter, wie Du, ihre Kinder bis an ihr Lebensende finanzieren, wenn die später keinen Bock haben, arbeiten zu gehen. #augen

LG

Heike

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Wie oft hast du geheult, weil es überhaupt nicht vorwärts geht?
Nichts, aber auch überhaupt nichts fruchtet?
Im 2 Wochen Rhythmus in die Schule, Lagebesprechung, Tips und Tricks. Gleichzeitig, Spz und KJP Termine, muss ja irgendwas sein.

Tausende Kilometer gefahren, Unmengen an Urlaub, unbezahlten Urlaub, Überstunden verplempert.

Hunderte Fragebögen ausgefüllt, tausende Fragen beantwortet.

Und jeden Tag, bis zu 4 Stunden Hausaufgaben. Die nur gemacht wurden, wenn ich daneben saß. Kein lesen oder bügeln, man ist für die Fragen ansprechbar.

Kein, das lernen ihm beizubringen, damit das ab 4. Klasse selber klappt.

So dumme Bemerkungen......., ja, die kenne ich. Besserwisser Erzieherin Schwester, wurde dann eines anderen belehrt. Auch die Schwägerin, kann es jetzt Gsd für mich nachvollziehen, was heißt, "mit einem toten Pferd zu reden."

Bei dem 1. Kind fluppte es so, wie ich auch dachte, wie das so mit einem Schulkind läuft, was habe ich da auch Blicke geerntet. Jetzt hat sie auch das Elend da sitzen.

Halt dich zurück, wenn du überhaupt keine Ahnung hast, wie es ist .........

"Kerngesundes Kind, mit einem IQ über 125, aber es kommt nichts an, und hat auch nichts ".

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welche Begleittherapien bekommt er?

Ist die Ergo auf ADS spezialisiert?
Welche Verhaltenshilfe bekommt er therapeutisch?

Ich habe selbst ADHS ohne Asperger. Bei den genannten Konsequenzen wurde meine Verweigerung nur SCHLIMMER. Ich habe so gut wie nie Hausaufgaben gemacht. Lernen kann ich bis heute nicht (wirklich).

Seit ich (freiwillig) Medikament nehme (Diagnose als Erwachsene) bin ich dazu in der Lage auch Dinge zu tun, die ich vorher abgebockt habe.
Einzig was half, es früher ohne Medikament doch zu tun: ÜBERLEBEN. Schule, Hausaufgaben etc. waren KEIN Überlebensfaktor

Essen kochen, weil ich Hunger habe. Sauber machen, damit ich nicht krank werde. All sowas ging. Mit extrem viel Kraft, aber auf Grund der Notwendigkeit heraus.

übliche Konsequenzen, Hinweise ich solle mehr lernen, andere würden doch auch
vergiss es. :-p

Seit ich weiß, was ich habe, lerne ich auhc damit umgehen. Mich hinsetzen und einfach lernen, werde ich wohl nie können. Aber ich habe durch ADHS-Begleittraining gelernt, wie ich SINNVOLL auf MEINE Art lernen kann. Wie ich Dinge tun kann, die mir schwer fallen. Welche Eigenmotivation ich nutzen kann. Das ist oft andere als bei nicht-ADS/ADHSlern. :-p


Bei Aspgern kommt noch mal was dazu. Auch da ist Hilfe notwendig. Nicht in Form von "erziehungsüblichen Konsequenzen", sondern in sinnvoller therapeutischer Begleitung.


Er bekommt so viel, muss so viel machen. Neben Schule, Nachhilfe Therapien. Die sind wichtig, klar, aber irgendwann kann es auch zu viel sein. Ehrlich gesagt, würde ich dann auch streiken. Einfach weil es sowieso schon schwierig ist.

Anders sein, schlechte Leistungen (nicht gut genug Leistungen), hier noch was, da noch was und dann der Frust, dass es trotzdem nicht klappt
und zu allem übel: nicht fähig sein zu lernen, so wie es andere irgendwie zu können scheinen.


Wo wurde die Diagnose gestellt?
Welche Behandlung bekommt er?
Was wird empfohlen?
Wer begleitet euch?
Elterntraining?
usw.

Welche Tipps haben sie?
Wie kann man seinen "für's Lernen tun Plan abspecken" um ihm trotzdem zu helfen?

Bei ADS/ADHS ist die Schwierigkeit: wenn mal was negativ besetzt ist, wird das durch positives nicht mehr so einfach "umgeschrieben" sondern fällt in den Bereich des Hirns, der dann einfach "blockiert". So nach dem Motto was zu ist, bleibt auch zu. #schwitz (und kostet extrem viel eigenmotivation, Kraft, Notwendigkeit um da wieder was an sich heran zu lassen) #schwitz


Gegen die Wand laufen lassen, funktioniert bei Aspergen und ADSlern nur sehr schwierig. Entweder wird der Frust noch größer und somit auch die Blockade oder die Flucht in Ersatzverhaltensweisen ist eher wahrscheinlich.


Versuche mal an Elterntraining und Therapeuten heranzukommen, die sich sehr gut mit ADS / Aspgerger, noch besser in der Kombi auskennen und dich da unterstützen!

Evtl. auch mal über eine Kinder-Reha nachdenken, die sich darauf spezialisiert hat.
Entweder mit dir als Begleitperson - Elterntraining, Gespräche, Ideen damit umzugehen
oder er alleine

Asperger und Umgebungswechsel kann schwierig sein.
Es kann aber auch Hilfreich sein, ihn auf POSITIVE Art in ein anderes Umfeld zu bringen. Heraus aus seinem Alltagstrott, festgefahren, mit blockieren. Dass der Wechsel in ein ADS/Aspgerger-passendes Umfeld ein AHA-Erlebnis - AHA Erfahrung auslösen könnte.

Dass er Schule, Lernumfeld, Therapien wieder als was Gutes wahrnehmen kann.

Statt: er tut so viel, er muss so viel - und schafft es trotzdem nicht. Das frustriert. Mit ADS/ADHS gleich blockierend noch sehr viel mehr.