Alleine mit Bus und Bahn fahren...

Hallo!

Mein Sohn geht in die 4. Klasse und das Thema "weiterführende Schule" steht an. Er hat eine Gymnasium-Empfehlung.
Schule A ist quasi direkt um die Ecke. Dort war ich früher auch. Heute hat die Schule wohl keinen guten Ruf mehr. Habe mich jetzt etwas umgehört und es heißt, dass gute Schüler dort unter gehen, weil der Notendurchschnitt recht schlecht ist. Hoher Ausländeranteil, kaum Sozial-Verhalten, oft Klopperei auf dem Schulhof.

Schule B ist nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen (ca. 25 Min.). Kath. Gymnasium, teilweise noch von Nonnen unterrichtet. Strenge Schule, mit vielen Kindern. Man hört aber nur Gutes.

Das Problem ist, dass mein Sohn sich nicht traut alleine mit der Bahn zu fahren. Er ist generell ein sehr schüchterner und ängstlicher Typ. Seine Grundschule ist 15 Fußminuten entfernt und seit der 3. Klasse läuft er endlich komplett alleine. Aber selbst jetzt ist er noch verunsichert. Wenn ein Krankenwagen an ihm vorbei fährt, hat er Angst, dass mir was passiert ist. Wenn eine Baustelle auf dem Weg liegt, hat er Angst, er kommt nicht nach Hause. usw... Ich rede natürlich viel mit ihm und es wird auch besser, aber es dauert...
Nun haben wir natürlich noch Zeit um das Bahn fahren zu "üben", dennoch weiß ich, dass er fast in Panik geraten würde, wenn mal eine Bahn nicht kommt. Ein Handy würde er dann auch von uns bekommen, dass er mich jederzeit anrufen kann.

Letztens mussten wir mit dem Bus fahren (Auto sprang nicht an). Er hat gefühlte 100 Mal den Stop-Knopf gedrückt, damit der Bus auch wirklich an unserer Haltestelle hält und ist schon eine Haltestelle vorher zur Tür gegangen, damit er auch wirklich raus kommt.

Wenn er in die 5. Klasse kommt, kommt meine kleine Tochter in den Kiga und ich wollte dann eigentlich ganz gerne wieder arbeiten gehen. Seine Klassenlehrerin meint jetzt schon zu mir, ich solle ihm die Zeit geben und anfangs wenigstens die Strecke mit ihm fahren um ihm Sicherheit zu geben.

Darauf wird es wohl hinaus laufen. Die neue Schule wird schon Aufregung genug für ihn. Trotzdem würde ich ihm gerne die Angst nehmen.
Ich möchte ihn ungern auf Schule A schicken, nur weil sie näher liegt.

Jemand einen Tipp?

#danke

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Würde ihn auf Schule A anmelden, "katholische Nonnen" und "streng" hört sich extrem gruselig an.

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Für dich vielleicht. ;-)

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Ja, liegt wahrscheinlich an meinen eigenen traumatisierenden Erfahrungen mit katholischen Eliteschulen (Mobbing & so), aber natürlich musst du bzw ihr die Entscheidung selbst treffen. <3

Aber vielleicht wäre es trotzdem ne Option, dass ihr euch beide Schulen nochmal anguckt? Vielleicht ist es ja doch gar nicht so schlimm wie man hört, gerade wenn du selbst dort warst? Und wenn es sich doch als so furchtbar herausstellen sollte, gäbe es ja immer noch die Option für deinen Sohn, die Schule zu wechseln. Auch wenn Schule B nen guten Ruf hat, ist das trotzdem keine Garantie, dass er sich dort wohl fühlt. (Nochmal bzgl meiner Erfahrungen: Die katholische Schule auf der ich war hatte nen super Ruf, war die angesehenste Schule der Stadt, trotzdem ging es mir da sehr sehr schlecht, ich durfte dann zum Glück, auch wenn es ein harter Kampf mit meinen Eltern war, auf ne andere Schule mit "Assi"-Ruf wechseln, wo ich mich 1000mal wohler gefühlt hab.)
Und das Schulweg-Problem hätte sich auch erledigt ;)

Wie auch immer, wünsche euch alles Gute!

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Wenn Dein Sohn so sehr an sich zweifelt, dann würde ich allgemein am Selbstbewusstsein arbeiten.

Den Schulweg würde ich so gestalten, dass Du jeden nur möglichen Weg bis dahin mit ihm mitfährst, aber nichts entscheidest. Du bist nur anwesend, er entscheidet, wie man an einer Baustelle vorbeigeht, was man tut, wenn die Bahn nicht kommt usw. Du bist völlig passiv und würdest nur eingreifen, wenn Du eine Gefahr für ihn siehst.

So hab ich meine beiden Mädchen auf den Schulweg vorbereitet.

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Ja, so dachte ich das auch.

Mein Sohn hat leider auch eine Krankheitsgeschichte die er mit sich rumschleppt und aktuell kratzt das wieder sehr an seinem Selbstbewusstsein. Wir arbeiten dran. ;-)

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Hallo
Kennt er denn niemanden der schon Bus fährt? Hier muss man in die eine Richtung bis fahren, in die andere kann man auch Fahrrad fahren. Der Weg ist aber weit und ganzjährig macht das keiner. Dementsprechend fahren genug Kinder und man sieht schnell bekannte Gesichter. Das schenkt Sicherheit.
Meine Tochter ist gerade auf die weiterführende Schule gekommen und ihre Freundin ist auch etwas schreckhaft. Jetzt sind ein paar Wochen rum und so langsam hat auch sie den Dreh raus. Ihre Mutter ist die Strecke mit ihr vorher auch abgefahren, hat Tipps gegeben wann sie drücken soll und dann sie laut rufen soll wenn der Bud weiter fährt usw.
Drück ihm doch auch den Fahrplan aus. Dann sieht er alle Haltestellen und hat es aus sch schriftlich wo er gerade ist.

LG

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Das mit dem Fahrplan ist auch eine gute Idee.

Im Prinzip weiß noch keiner von seinen Freunden auf welche Schule er gehen wird, daher ist es auch nicht sicher, ob er alleine oder mit einem Freund fährt.
Und selbst der Freund kann ja mal krank sein und dann muss er es alleine können.

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Hallo
Ich meine jetzt ältere Kinder (Ehemalige Stufe über ihm,Nachbarkinder usw.).

LG

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Hallo,
ich finde, es sollte ab der 5.ten Klasse eigentlich schon klappen, daß sich die Kinder dann den Schulweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln alleine zutrauen, bzw. diesen meistern.
Was kannst du tun:
- also erstens ist ja noch fast ein Jahr hin, ich würde das Thema erst mal nicht großartig ausbreiten, ihr solltet schon die Schule wählen, welche ihr für "besser" hält
- klar, du kannst anfangs einige Male mit ihm mitfahren, ein Handy ist dann empfehlenswert - das dürfte ihm etwas Sicherheit vermitteln
- mein Sohn hat, als er bereits in der 7.ten Klasse war einen Nachbarsjungen, der damals in die 5.te kam, "mitgenommen" - das lief halt einfach so: Die Eltern standen eines Tages mit Sohnemann bei uns vor der Tür und haben nachgefragt, ob er sich etwas kümmern würde auf dem Schulweg. Das war für meinem Sohn kein Problem - das andere Kind kannte zu diesem Zeitpunkt sonst keinen Schulkameraden, weil er zuvor auf einer weiter entfernten Schule war.
- wenn es trotz allem dann doch nicht klappt, würde ich wohl mal versuchen einen Termin bei einem Kinderpsychologen zu bekommen - irgendwie scheinen die Ängste bei deinem Sohn schon etwas groß zu sein.
LG

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Hab mir schon gedacht, dass irgendwann das Wort "Psychologe" fällt... ;-)

Sei mir nicht böse, wenn ich darauf jetzt nicht weiter eingehe.

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Tut mir leid, wenn du das so schlimm aufgefasst hast - ich dachte da jetzt keineswegs an eine langwierige Therapie etc.
Ich gehöre ehrlich gesagt auch nicht zu denen, die gleich auf sowas pochen. Aber ich denke, daß bei manchen Kindern einfach ein paar wenige Gespräche viel bewirken können.
Klar wirst du da als Mutter auch dahinter sein, doch anderen fällt dann eben manchmal ein anderer Blickwinkel ein.
Wollte dir damit nun absolut nicht nahelegen, daß er einen "an der Backe" hat...
LG

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Hi,

also Schule A wäre für mich keine Option. Ich bin selbst 60 Minuten mit dem Bus gefahren zu meiner Schule und es hat geklappt. Dein Sohn macht sich zu viele Gedanke. Ein Freund meiner Tochter macht sich auch über alles Gedanken. Sie wohnen gerade ein paar Straßen weiter (max. 5 Minuten zu Fuß und gemütlich). Letztens war er bei uns und ich wollte ihn mit meiner Tochter zusammen alleine zu ihm schicken. Er hat gewünscht, dass ich mitgehe. Das war kein Problem, aber ich hatte nicht mal die Chance mitzukommen. Kaum war ich an der nächsten Ecke waren sie schon abgedüst. Einfach üben üben üben, ihn die Entscheidungen treffen lassen. Wenn er eine Haltestelle vorher sich schon hinstellt, dann lass ihn. Es gibt schlimmeres. Vielleicht wird er mit der Zeit selbstbewusster.

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Ich kann dich gut versehen. Unser grosser Sohn geht jetzt in die 6. Klasse Gymnasium, hat ADHS und Verdacht auf Asperger Autismus (nur leicht). Seine Grundschule war 10 min zu Fuß von unserem Haus entfernt, nun muss er mit dem Bus fahren. Er selbst hat sich da nie Sorgen gemacht, aber wir. Er ist zerstreut, ungeschickt, usw. Ich muss sagen, dass er das so toll macht und ich mir mittlerweile gar keinen Kopf mehr mache. Er muss sogar auf dem Rückweg einmal umsteigen!

Wir sind die Strecke einmal mitgefahren, haben immer wieder alles genau erklärt und (ganz wichtig) er hat ein Smartphone dabei. Das benutzt er im Prinzip nie, ist auf lautlos, aber er kann mich anrufen, wenn irgendwas ist. Zusätzlich haben wir die "familo" App installiert. Dadurch kann ich ihn verfolgen.Das gibt mir Sicherheit.

Durch das Busfahren ist er so selbständig geworden, dass ich immer wieder staune.

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Zum eigentlichen Thena hast Du ja schon ein paar gute Tips bekommen (üben, Bus Paten etc). Ich würde mich auf jeden Fall auch für diese Schule entscheiden.

Was ich zur Stärkung des Selbstbewusstseins empfehlen kann ist ein Selbstverteidigungskurs. Außerdem besprechen, was er in verschiedenen Szenarien tun würde (Bus kommt nicht, verspätet, verpasst). Das gibt Sicherheit.

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Üben! Wirklich Bus fahren üben.

Bei mir hieß es von einem Tag auf den anderen: jetzt mach mal. Da war ich zwar älter, aber auch erst mal panisch. Zuvor bin ich vielleicht 2x in meinem Leben Bus gefahren und wurde lange zur Schule gebracht: Bus fahren kann man einem Kind doch nicht zumuten, ist praktischer usw. #zitter

Der Anfang war schwer. Sehr schwer.

Seit diesem Tag fahre ich aber sehr viel Bus. Als Erwachsene nur noch Bus und öffentliche. Dass ich mal bei Freunden im Auto mitfahre ist selten. Einfach, weil es mir gut tut Bus zu fahren. #schein
Ernsthaft.

Viele Eltern im Umkreis haben Angst, ihre Kinder könnten das Bus fahren nicht schaffen. Kinder die Angst haben. Einfach weil sie es nicht kennen.
Auch Eltern sind teilweise überfordert, weil sie seit ihre Schulzeit (vor ca. 20 Jahren und länger) selbst nicht mehr Bus gefahren sind und oft nicht wissen, wie man eine Fahrkarte löst. Also versuchen sie es zu vermeiden oder schieben Termine so lange auf, bis das Auto wieder fertig ist.

Das kann ich durchaus verstehen.
Nur fängt dann hier in den Sommerferien das Große üben an. Kinder sollen Bus fahren (können), aber Eltern wissen nicht wie.


Schau mal, was es bei euch für Angebote gibt. Tageskarte, Wochenkarte etc. und dann sucht euch ein paar Ziele raus, zu denen ihr gemeinsam mit dem Bus hinfahrt. Einfach um des Busfahrens wegen.

Einkaufen, Spielplatz, Freizeitziel, was auch immer.
Informiere dich, welche Strecken geeignet sind. Viele Verbundkreise kann man auch online anschauen. Für manche Verkehrsverbünde gibt es sogar Apps, wo man schauen kann, wann der nächste Bus kommt ;-)

Wenn du dich da ein bisschen eingearbeitet hast, einfach losfahren.
Wenn er merkt, dass Busfahren auch für dich "normal" ist, gewöhnt er sich vielleicht dran.

Die Idee mit dem der Eingewöhnung Zeit geben finde ich super.
Bei der weiterführenden Schule hieß es zu Beginn, dass man seinen Kindern durchaus ein halbes Jahr Zeit geben/gönnen soll, sich umzustellen. Bus fahren, mehrere neue Lehrer, neue Fächer, andere Abläufe, die Großen sind wieder die Kleinsten...

Stell dir vor, du würdest wieder eine neuen Arbeitsplatz beginnen. Neuer Arbeitsplatz, neue Kollegen, neues Aufgabenfeld, nur erreichbar mit Öffentlichen (Parkplätze in der Innenstadt so selten, dass 1 Stunde Fußweg eingeplant werden müsste, während die Bushaltestelle vor der Türe ist)
und dein Mann sagt - ach übrigens, ab deinem ersten Arbeitstag arbeite ich länger. Mach du mal, ich bin dann erst mal nur noch nachts zu Hause.

Wenn es finanziell machbar ist, fange vorher oder nach der neuen Schule wieder an.
Vorher, damit er den Faktor Mama geht wieder arbeiten kennen lernt. Später, damit er die Zeit der Eingewöhnung hat, mit dem Faktor Mama ist zu Hause, ansprechbar. Mama ist nicht im Vollstress, weil es auch für sie schwierig/neu ist.


Grade wenn er eh schon Ängste hat und unsicher ist.


Was die Schulen selbst betrifft. Schaut euch beide Schulen an. Tag der offenen Tür. Wie wirken die Schulen auf euch, was hält er davon. Welche gefällt ihm besser, wo fühlt er sich wohler?

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Hallo,

ist Dein Sohn denn das einzige Kind aus seiner Klasse oder Stufe, was aus Eurer Ecke zu Gymnasium B fährt?
Zu mehreren zu fahren, macht die Sache doch einfacher.
Vielleicht geht auch ein älteres Kind aus der Nachbarschaft, das Dein Sohn kennt, schon in diese Schule und wäre bereit, ihm am Anfang zu helfen?

Mit dem Arbeiten würde ich warten, bis Dein Sohn das mit dem Bus auf die Reihe kriegt.

LG

Heike