Erfahrung mit Minderleister

Einen wunderschönen guten Abend zusammen,

es geht um meinen Sohn, er geht aktuell in die 4. Klasse und wurde vorzeitig eingeschult.

Seit der 2. Klasse sind eigentlich immer mal mehr mal weniger Verhaltensprobleme in der Schule angesprochen worden... primär in seiner Arbeitsbereitschaft (damals sagte er immer es ist langweilig), es ging soweit das wir zu beginn der 4. Klasse ihn auf ADS testen lassen sollten. Wir waren mit ihm bei einer Psychologin, die hat einen überdurchschnittlichen IQ festgestellt und im Logischen Bereich kurz vor Hochbegabung. Konzentrationstest in Geschwindigkeit und Sorgfalt ebenfalls überdurchschnittlich...

Nun ist es seit längerer Zeit so, dass er im Deutsch-, Sachkund-, etc... Unterricht nicht mehr mitarbeitet, aufsätze werden nicht mehr gemacht... etc... nun fängt er an sein Lieblingsfach auch den Matheunterricht zu boykottieren .... er lößt keine Aufgaben, obwohl er es kann...

Nun meine Frage: Ich hörte etwas von Minderleister... Sprich Schüler die Ihr potential nicht nutzen z.b. bei Routineaufgabe etc...

Wie konntet ihr diesen Kreislauf unterbrechen???

Die Klassenlehrerin kennt die Testergebnisse, hat aber nicht weiter darauf reagiert :-(

Danke für eure Erfahrungsberichte

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Hallo.

Ich muss der Schreiberin oben widersprechen;
Ob nun echt HB mit 130 oder knapp davor mit 128... das spielt keine Rolle. Die Symptome können die gleichen sein.

Lehrer haben leider kaum Erfahrung damit, obwohl in jeder Jahrgangsstufe (auch Grenzwertige) HB sitzen. Lehrer erkennen das am schlechtesten, was kein Vorwurf sein soll.

Ich habe kürzlich zu dem Thema ein Video gesehen (ein Problemschüler bei uns, meiner Meinung nach ein Mindestleister, ich war auf der Suche nach Erklärungen für sein Verhalten und hab ihn in jedem Satz auf dem Video gefunden).

Wenn du nur ne PN schreibst, schicke ich dir gerne den Link. Es war hoch interessant!

LG
Delfinchen

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Ergänzung, da zu verallgemeinernd:
In bestimmten Regionen sind Lehrer zu überfahren, um HB zu erkennen.

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Naja, in Schulen ist Hochbegabung kein Fremdwort mehr, viele Lehrer sagen , das Hochbegabung inzw.auch zur einer Modewelle mancher Eltern geworden ist und deshalb nehmen Lehrer nur noch Fälle ernst, wenn das Kind getestet wurden und dadurch nachweislich bestätigt wurden. Dazu ist ca.2% der Menschheit nur hochbegabt.
Wer sein Kind nicht testen und bescheinigen läßt, kann vom Lehrer nicht erwarten, dass er alle leistungsfähige 1er Schüler als hochbekannt erkennt werden und dadurch gewisse Förderungsmaßnahmen ohne Bescheinigung in Angriff nimmt und da Mindestleister oftmals nur von gut bis mittelmäßigen Schüler wahr genommen werden, sollte man als Eltern den Fall nachgehen, verschiedene Test der Stärken und Schwächen feststellen lassen, damit ein Lehrer überhaupt sehen kann, wo angesetzt werden muss. Ein Mathegenie , kann auch LRS haben .
Der Sohn meiner Freundin (Gymlehrerin) ist hochbegabt, der ist zum Ausgleich außerhalb der Schule in einer Hochbegabtengruppe, die nur mit bescheinigten Test solche Kinder aufnehmen. Überdurchschniitlich ist immernoch die Stufe von Hochbeghabung.

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>> Die Klassenlehrerin kennt die Testergebnisse, hat aber nicht weiter darauf reagiert <<

Was erwartest Du denn, wie soll sie reagieren? Überdurchschnittliche Intelligenz in den Klassenzimmern ist ja so selten nicht - ich würde mal behaupten, das Kinder die nach der GS auf's Gymnasium wechseln, überdurchschnittlich intelligent sind. Und auf deren Potenzial sind Grundschulen ganz gut eingestellt.

Den Ausdruck 'Minderleister' kenne ich nur im Zusammenhang mit Hochbegabung und die liegt bei Deinem Sohn ja nicht vor. 'Langweilig' kann ja nun bei den Kurzen alles bedeuten. Langweilig, weil sie unterfordert sind. Langweilig, weil sie überfordert sind. Langweilig, weil sie lieber Fussball spielen würden.

Was sagt denn die Psychologin zu seiner Verweigerungshaltung? Und was sagt Dein Sohn dazu?

Grüsse
BiDi

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Gut 15 Prozent aller Menschen haben einen IQ von über 115 und sind somit überdurchschnittlich intelligent.

Die Übertrittsrate auf das Gymnasium nach der GS ist jedoch deutlich höher als 15 Prozent.
Daher muß man davon ausgehen, dass ein Großteil der Gymnasiasten über eine durchschnittliche Intelligenz verfügen.

Gott sein Dank! :-)

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Vielleicht klappt es auf der weiterführenden Schule.

Geht er auf ein Gymnasium? In welchem Bundesland?

Dort kommen so viele neue Fächer, vielleicht fängt er sich dort.

Habt ihr ihm zu Hause mal anspruchsvolle Mathe Aufgaben gegeben? Er ist vermutlich noch nie an seine kognitiven Grenzen gekommen.

Was hat er für Hobbys?

Viele Grüße

Julia

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Wenn er als boykottiert wird er ja wahrscheinlich keine gute Empfehlung bekommen - keine Leistung = keine gute Empfehlung.

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Je nach Bundesland zählt der Elternwille.

Daher meine Frage.

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Wenn das Schulamt frühzeitig ins Boot geholt wird, also der Schulpsychologische Dienst gibt es hier viel mehr Möglichkeiten für die Kinder, auch für die Minderleister.

Uns wurde erklärt, dass auch Kinder ohne Gymnasial-Empfehlung auf alle Fälle dort angemeldet werden können wenn eine HB vorliegt und das Schulamt sich eben darum kümmert.
Dem geht natürlich voraus, dass das Kind dort schon vorstellig war, die Testung dort erfolgt ist und gerade bei Problemen im sozialen Bereich mit dem Kind gearbeitet wurde.

Auch kann der SPD mit den Lehrern in Kontakt treten, empfehlen, schulen, unterstützen.

Wichtig sei außerdem der Kontakt zu gleichaltrigen und ähnlich begabten Kindern, z.B. in speziellen Kinderakademien auf die man nur durch Empfehlung des Schulamtes bzw. der Lehrer kommt.

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Ich habe auch einen Minderleister daheim - in der dritten Klasse nach Problemen in der Schule (ständig Ärger mit der Lehrerin, Unkonzentriertheit, Unorganisiertheit) wurde beim KJP Hochbegabung festgestellt. Für die Lehrerin in der Grundschule stand mein Sohn einfach als "Störenfried" fest - da war kein Gespräch möglich; und letzten Endes haben wir uns dann auch gegen ein Gymnasium (G 8) entschieden, sondern für eine Gesamtschule.

Besser wurde es tatsächlich mit dem Übertritt auf die weiterführende Schule zumindest in den ersten beiden Jahren - danach kam ein durch Pubertät und auch andere Probleme bedingtes "Loch". Die Lehrer dort genem sich schon viel Mühe mit Zusatzaufgaben etc. und engem Austausch zu uns - da unser Sohn aber Mehrarbeit scheut, läuft davon viel ins Leere.

Nach einem wirklich schlechten Zeugnis in der achten Klasse haben die Lehrer und auch wir ihm mitgegeben: Es liegt in Deiner Hand, in welche Richtung der Zug jetzt fährt! Und obwohl er immer noch nur ein Minimum für die Schule tut, hat er sich in der 9. Klasse deutlich verbessert und plant inzwischen auch wieder, auch nach der 10. Klasse weiter die Schule zu besuchen.

Einen richtigen Tipp kann ich Dir nicht geben: Mein Sohn hat durchaus die Erfahrung machen müssen, dass alle Begabung nichts nützt, wenn man sich bestimmten Schulstoff (vor allem den, der ihn nicht so interessiert) nicht doch vor Arbeiten einfach genauer anschaut.

Wäre es denkbar, dass Dein Sohn auch gewisse Anpassungsschwierigkeiten hat, weil er der Jüngste in der Klasse ist? Wo steht er so im Klassengefüge - wenn ein Kind sich unwohl fühlt, ist es auch nicht leistungsfähig. Muss ja nicht so sein, ist halt nur so ein Gedanke.

LG

Anja

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>> Wäre es denkbar, dass Dein Sohn auch gewisse Anpassungsschwierigkeiten hat, weil er der Jüngste in der Klasse ist?

Das wäre auch meine Vermutung, falls er nicht nur zwei Wochen vor dem Stichtag Geburtstag hatte, sondern z. B. ein halbes Jahr davor. Auch wenn man kognitiv sehr weit ist, ist doch das soziale Gefüge auch wichtig, um Leistung zu bringen.

LG
Hanna

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Vielen lieben Dank für Eure Antworten.

Mit der Psychologin steh ich noch in Kontakt, hat Sie hat mir erklärt, dass es diese Minderleister ebend nicht nur bei Hochbegabung gibt, sondern auch bei überdurchschnittlichen Begabten.

Er geht von anfang an an eine private Ganztagsschule, wo er viel Zusatzunterricht statt findet. Sie haben Englisch und Spanisch, Instrument (Trommeln), Computer, Pflicht-AG (da macht er Experimentieren; vorher mathematische Knobelein, aber das wurde Langweilig)

In der Klasse war er immer gut integriert, zieht sich aber seit neustem immer mehr zurück aus dem Klassengefüge, auf das Warum kann er keine konkrete Antwort geben.... :-(

Außerhalb der Schule kann er sein Potential zeigen... Klar ist er nicht sehr bereit Anstrengungen auf sich zu nehmen, ist ja mit Aufwandt verbunden. Neben der Schule macht er Ringen und naja er hat dort seine Erfolgserlebnisse (ist offener Landesmeister geworden) aber auch da bei Routineübung ist ihm nicht danach...

Ach ja wir sind aus MV.

Liebe Grüße

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Hallo, meine Nichte ist wahrscheinlich auch hochbegabt und es gab ähnliche Erfahrungen in der Schule. Bei uns im Ort gibt es eine Begabtenförderung. Meine Schwägerin hat sich an die gewandt und die haben dann Kontakt zur Lehererin aufgenommen. Meine Nichte musste dann nicht mehr so viele Wiederholungsaufgaben machen. Sie musst nur zeigen, dass sie es kann. Sie bekam dann in der Schule Vertiefungsaufgaben in Mathe und in Sachkunde. Das hat etwas geholfen. Sie bekam trotz mittelmäßiger Noten eine Empfehlung fürs Gymnasium und dort kommt sie jetzt prima zurecht. Sie ist jetzt in der 7. Klasse und war zum Halbjahr hin Jahrgangsbeste. Vielleicht gibt es bei euch in der Nähe auch so was wie ein Begabtenzentrum? Hier bei uns werden Kinder ab einem IQ von 120 gefördert und unterstützt.

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Ich habe zwar keinen Minderleister, habe aber durch den Test meines Großen sehr viel zu diesem Thema gelesen.

Auf jeden Fall wäre es wichtig gewesen, schon von Anfang an, also als das Thema Langeweile aufkam, zu reagieren. Wenn ein Kind dauerhaft unterfordert ist, lernt es nie zu lernen, es fehlen die Herausforderungen und das gute Gefühl, etwas geschafft zu haben und das ist auf Dauer demotivierend.

Bei meinem Großen ist es auch oft so, dass er mehr Schusselfehler einbaut, je mehr ein Thema vertieft wird, einfach weil die Konzentration und Motivation flöten geht. Das war, er ist jetzt auch 4.Klasse, erst kürzlich Thema als es um die Bildungsempfehlung ging.

Nach dem Test damals hat uns die Psychologin auch gesagt, dass es meistens eine zeitlang gut geht und die Kinder mitarbeiten, jedoch so ab der 3.Klasse kommt oft der Einbruch.

Du kannst hoffen, dass sich mit der weiterführenden Schule etwas ändert, da dann mehr Anspruch besteht. Ob die Lehrerin seiner jetzigen Klasse noch etwas ändert, glaube ich fast nicht. Vertiefende Aufgaben wären da eine gute Wahl, aber das Problem ist oft, dass die Lehrer sehen, das Kind schreibt schlechte Noten, also muss es noch mehr üben - ein Teufelskreis.

Habt Ihr denn nach dem IQ-Ergebnis keine Tips bekommen ?

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Erfahrung habe ich teilweise, da ich mich mit dem Thema Hochbegabung auseinander gesetzt habe und einige Freunde es nachweislich sind. (meist in Kombination mit ADS und/oder Asperger).

Was sagt er zum Boykottieren? Warum macht er das?
ist es Langeweile?
will er nicht mehr der "Streber" sein?
wurde ihm mal gesagt, er sei dumm und nun beweist er es durch Boykottieren?

steckt was anderes dahinter, was nichts mit der HB zu tun hat?
(seelische Konflikte, Unruhe an anderer Stelle)

wenn du Interesse hast, kannst du mich auch per PN anschreiben.

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Vielen lieben Dank,

habe dir eine pn geschickt.

Liebe Grüße

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komme momentan nicht dazu zu antworten (thema einarbeiten und so)

nur kurz: minderleister heißt ja auch

er könnte und kann es nicht (zeigen)

a) er könnte es von der HB her, kann es aber durch andere faktoren nicht bringen (überforderung an anderen stellen)
b) er ist unterfordert und boykottiert

minderleister heißt ja - mindere leistung bei eigentlichem potential

wer stört, sich langweilt und trotzdem gute noten schreibt, ist ja kein minderleister, sondern nur gelangweilt etc.

wer entsprechende leistung nicht schafft, kann es etweder nicht
oder könnte es können und will nicht oder kann nicht (mehr).

wer immer gute noten schreibt, ist entweder sehr fleißig (egal welcher begabung) oder HB (fleißig oder faul). dann aber kein minderleister. Denn die leistung ist ja dann da.

austausch dann pn. schätze gegen ende der woche, wenn ich den Kopf frei habe ;-)

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Hi,

ich hab einen getesteten Hochbegabten (sprachlicher Bereich 138, der Rest 130) daheim, der durch die ersten zwei Grundschuljahre ohne auch nur einen Strich zu tun marschiert ist ... Er hat die ersten 7 Jahre seines Lebens gelernt, dass er alles einfach so kann - warum also anstrengen müssen? Jetzt zeigt es sich, dass er mit seiner Intelligenz / Begabung etc fast alles wuppen kann, aber d er Stoff in der Schule verlangt auch Anstrengung - die zu geben, ist er noch nicht bereit ... unser Ältester ist nicht getestet und macht grad die Erfahrung in der 8. KLasse, dass man auch was tun muss ... ob er auch hochbegabt ist, weiß ich nicht, er kann auch nicht getestet werden...
Auffällig ist bei vielen HB-Kindern, dass sie sich nicht anstrengen wollen bzw können, weil sie es noch nicht gelernt haben ...

LG