Zensurenspiegel in der Grundschule

Hallo!

Meine Tochter hat am Donnerstag eine Deutscharbeit wieder bekommen, und ich wundere mich doch sehr über den Zensurenspiegel.

Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, erinnere ich mich daran, dass i.d.R. nur 1-2, manchmal 3 einser dabei waren, die Mehrheit der Schüler bewegte sich zwischen 2 und 4, oft gab es auch die ein oder andere 5. Im Grunde entsprach der Zensurenspiegel bei den meisten Klassenarbeiten in etwa der Normalenverteilung um die 3 herum mit einem Schnitt von 2,5-3.
Bei meiner Tochter war es nun so, dass im Diktat-Teil 4 Kinder eine 1 hatte, dann gab es 5 Zweier, 6 Dreier und eine 4. Im Grammatikteil waren sogar 6 Einser, dafür nur 4 Dreier. Hier war der Notendurchschnitt jetzt 2,25 bzw. 2,0.
Bei uns gab es in der Grundschule allerdings auch nur eine 1, wenn die Arbeit Fehlerfrei war. Allenfalls 1/2 Punkt Abzug ging gelegentlich noch als 1 durch.

Jetzt frage ich mich ehrlich gesagt, was soll diese Lobhudelei an der Grundschule? Die Kinder sind doch nicht schlauer geworden, und fleißiger vermutlich auch nicht - hier denke ich allerdings, dass es einige Kinder gibt, die von den Eltern sehr zum Lernen angehalten werden, während andere so gut wie gar nichts tun.
Ist das bei Euch auch so? Gibt es bei Euch auch so viele "super Schüler"?
Woran liegt das? Ist das Niveau so stark gesunken oder wird hier schon in der Grundschule der Schnitt nach oben gedrückt (am Gymnasium kann ich mich an Arbeiten erinnern, die so schlecht ausgefallen waren, dass das Bewertungsschema verändert werden musste, weil der Schnitt sonst bei 4,0 oder sogar schlechter gewesen wäre, aber davon sind wir hier ja weit entfernt #kratz).
Kann das ganze vielleicht daran liegen, dass der Aufwand für den Lehrer für die Vergabe einer 5 zu hoch ist? Meine Schwester ist auch Lehrerin (allerdings fürs Gym), und die hat schon einmal erwähnt, dass sie versucht, wenn irgend möglich noch eine 4- zu vergeben, weil sie sonst nen halben Roman als Begründung schreiben müsste, von den Förderplänen etc. ganz abgesehen...

Nun ja, ich jedenfalls kann die 1 meiner Tochter nicht mehr so wirklich wertschätzen, weil sie damit nur eine von vielen ist - immerhin hatten mehr als 1/3 der Klasse im Grammatikteil eine 1 und im Diktat immerhin noch 1/4. Wie geht es Euch damit?

LG

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Wenn ich deinen letzten Satz lese, schlag ich einfach nur die Hände über dem Kopf zusammen und frag mich, ob bei dir noch alles richtig läuft.

Du kannst die Einsen deines Kindes nicht mehr wertschätzen, weil sie damit eine von vielen ist? Also wäre sie die einzig schlaue, wärst du stolz, nun gibt es aber noch mehr kluge Kinder, somit ist die Leistung DEINES Kindes nichts besonderes mehr?

Was jucken dich die Noten der anderen Kinder?

Dein Kind tut mir leid. Sie schreibt gute Noten und dir ist es nicht genug. Sehr traurig.

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Also ich freue mich über eine gute Note von unseren Kindern. Ganz egal ob nur unser Kind diese Note hat oder die halbe Klasse.

Unsere Kinder müssen sehr viel dafür tun, leider kommt es ihnrn nicht wie anderen zugeflogen. Da investiere ich auch recht viel Zeit dafür (erklären, abfragen...)

Unsere Kinder haben beide LRS, unser Sohn sogar sehr schwer. In den letzten beiden Tests (Lesetest und Grammatik) hat er jeweils eine 1- mit heim gebracht. Er und auch wir waren mega stolz. Da ist mir dann ehrlich gesagt egal ob die ganze Klasse so gut war. Das Ergebnis vom eigenen Kind zählt doch.

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In der Situation kann ich das sogar verstehen. Meine Tochter tut sich allerdings sehr leicht in der Schule und lernt im Grunde gar nicht für Arbeiten. Das kommt natürlich auch dazu.
Klar, eine fehlerfreie Arbeit ist eine 1, aber wer im Diktat statt Monat Monoat schreibt, hat in meinen Augen keine 1 mehr verdient, schon gar nicht, wenn er sich dafür nicht einmal anstrengen musst. Der Fehler hätte dem Kind bei der anschließenden Kontrolle auffallen müssen, und da meine Tochter fast immer als erstes abgibt, hätte sie sich die Zeit gehabt.

LG

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naja, aber eine 1 kann es auch bei 1 oder 2 fehlern geben, das legen die lehrer fest und nicht die mütter. bei 200 wörtern können 198 richtige wörter immernoch "sehr gut" sein. die 1 steht nicht für "perfekt" oder "fehlerfrei", sondern einfach nur für "sehr gut"!
lg

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Hallo,

der natürlich Notenspiegel entspricht eine Parabel. 1 und 5(6) sind Ausnahmen kommen aber vor. Die meisten Noten liegen in der Mitte.

Meine Tochter ist in der ersten Klasse. Bevor ich sie an ihrer Schule angemeldet hatte wurde ich bequatscht von Verwandten und Bekannten sie dort oder dort anzumelden. Sehr häufige Begründung war das die jeweilig genannte Grundschule mehr Gymnasialempfehlungen raus gibt. Auch wenn diese in Nds nicht mehr bindend sind, scheinen sie wichtig für die Schülerzahlen zu sein.

Eine Sekretärin bekommt ihr Zeitkontinent gemäß Schülerzahlen, da ist es wichtig eine bestimmte Grenze zu knacken.

Dann gibt es noch die Eltern, welche auf die Barrikaden gehen, wenn der Nachwuchs keine zwei hat.

Der Bürokratiewahnsinn wenn sich schlechte Leistung abzeichnet kommt bestimmt noch obendrauf als Begründung warum so wischi waschi Noten vergeben werden.

Gruß Sol

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Genau dass ist es, was ich meine. Normalerweise sollte es eine Parabel sein. Hier war aber im Grammatikteil die 1 die häufigste Note. Das sagt für mich aus, dass die Aufgabenstellung zu einfach war. Und genau darum bin ich der Meinung, dass die 1 nichts über den Leistungsstand meiner Tochter aussagt.

Bei uns kann es aber nichts damit zu tun haben, dass die Schule durch gute Notendurchschnitte mehr Schulanmeldungen erreichen will - bei uns herrscht Sprengelpflicht und Gastschulanträge sind nicht so leicht durchzusetzen.
LG

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hallo,
mit "lobhudelei" hat das für mich nichts zutun. ist eine leistung eben sehr gut, gibt's eine 1. ich freue mich dann mit meinem kind, völlig egal, ob es die einzige 1 ist oder es 10 weitere gibt. die note gibt doch keinen vergleich zu den anderen kids wieder, sondern ist rein die bewertung der eigenen arbeit.
ich kann ganz leicht jede 1 würdigen - warum auch nicht?!
vg

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Hallo
In der Klasse meiner Tochter ist es tatsächlich anders.. Von Überflieger bis Schüler die sich schwer tun ,und teilweise eine Klasse wiederholt haben, ist alles dabei. Den Großteil machen die durchschnittlichen Schüler aus. Schüler die sehr häufig/immer eine 1 bekommen die deutliche Minderheit.
In Deutschland empfinde ich es weniger als Lobhudelei, zumindest hier bei uns. Ganz anders als in meiner Schulzeit in der es gefühlt unmöglich war außerhalb des sehr guten-guten Bereiches zu liegen #gruebel (wobei ich das jetzt eher auf die Zeit nach der Grundschule beziehe). Es kommt halt auf die Schüler in der Klasse an wie ein Zensurenspiegel ausfällt.

LG

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Hallo Dentalus,

Ich habe es gelesen und muss sagen dass ich nicht etwas traurig bin, dass du deine Freude von der Notenverteilung abhängig machst. Eine 1 ist doch eine traumhafte Note und es ist doch egal, we viele es haben.

Mein älteres Kind hatte jetzt in der Klassenarbeit für das gesamte erste Halbjahr eine 1. Es war als einzige in der Klasse und ich staunte nur. Erwartet hat es keiner, freuen tue ich mich unabhängig davon, ob tausend andere sich gleiche Leistung haben.

Und nein, ich kann es nicht bestätigen. Die Noten sind sehr streng bei uns, viel zu streng.

#winke

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An der Grundschule meiner Kinder war es gerade umgekehrt. Oft gab es in Proben keinen einzigen 1er. 3er waren die häufigste Noten und auch 5er und 6er immer gut dabei. 3er waren wurden definitiv als gute Leistung angesehen...

Eigentlich habe bzw hatte ich damit kein Problem, dumm nur, dass sich in Bayern der Übertritt rein nach den Noten entscheidet. Drei 3er in den Hauptfächern bedeutet Hauptschule und das geht bei dieser Schule halt sehr schnell.

Wenn man dann auf die Noten der Nachbargrundschule schielt und davon ausgeht, dass die Kinder im Schnitt dort genauso schlau sind wie unsere, kann man nur den Kopf schütteln.

Aber was solls... Wir haben es alle überstanden.

Und einen Vorteil hat das ganze. Auf der weiterführenden Schule können die KInder die Noten in der Regel halten oder sogar verbessern. Und es bricht für sie nicht gleich eine Welt zusammen, wenn sie den ersten 5er schreiben.

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Unsere Schule hat auch den Ruf, eher streng zu bewerten. Und so, wie es bei meinem Großen so läuft, denke ich auch, dass es wirklich so ist. Beispielsweise ein Diktat mit über 80 Wörtern und 3 Fehlern eine 3. Er bekommt auch fast grundsätzlich eine 2 in Deutsch für Gedicht oder Vorlesen, weil er nicht laut genug spricht.

Ganz deutlich wurde es, als mein Neffe von unserer Schule auf eine Nachbarschule wechselte. Plötzlich war er einer der Besten, sollte sogar auf ein Mathespezialgymnasium (kämpft nun in der 4 in der 7.Klasse eines Sportgymnasiums).

Mir ist es ehrlich gesagt auch lieber, mein Kind kommt mit einer strengen Vorbereitung auf ein Gymnasium, als wenn es dann komplett abstürzt, weil eben alles zu locker bewertet wurde.

Natürlich fände ich es auch schöner, wenn er ein glattes Einserzeugnis hätte, aber so ist es nunmal nicht.

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Die Lobhudelei an der Grundschule ist keine. Die Noten sind schlicht gerechter geworden. Während zu meiner (vermutlich auch zu Deiner) Schulzeit, es den Lehrern überlassen blieb, bei wieviel Fehlern / Punkten sie welche Noten gaben, wird dies seit einigen Jahren von den Fachkonferenzen der Schule festgelegt.
Während also früher die Lehrer entschieden 'Oh, die Arbeit ist aber gut ausgefallen' und kurzerhand den Notenspiegel der Gaußen Normalverteilung anpassten, kategorisiert heute die Fachkonferenz im Vorfeld und verbindlich Schwierigkeitsgrad zu Punktespiegel.

Früher spiegelte die Note viel mehr als heute den Vergleich mit Klassenkameraden. Warst Du in einer Klasse mit vielen leistungsstarken Schülern: Pech, in einer Klasse mit mehrheitlichen schwachen Schülern: Glück. Für die gleiche Leistung hättest Du in Klasse A eine 3, in Klasse B eine 2+ erhalten. Und das ist ohne Zweifel unfair.

Das Du Dich nur über Leistungen freuen kannst, die nicht objektiv, sondern im Vergleich sehr gut sind, ist verdammt schade für Deine Tochter.

Grüsse
BiDi

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". Für die gleiche Leistung hättest Du in Klasse A eine 3, in Klasse B eine 2+ erhalten. Und das ist ohne Zweifel unfair."
Für die gleiche Leistung erhalten heute die Kinder der Schule X eine 3 und die Kinder der Schule y eine 1. Es hat sich NICHTS geändert. Gleiche objektive Leistungen werden unterschiedlich bewertet.

Zu meiner Schulzeit waren Noten bei allen Lehrern gleich. Für eine 1 musste man mindestens 100% haben. Es gab auch immer Zusatzaufgaben.

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Huhu,

Manchen kann man es aber auch gar nicht recht machen. ;-)

Es gibt doch viele Möglichkeiten, wie Noten zustande kommen. Man kann eine sehr einfache Arbeit schreiben lassen und dabei auch noch großzügig benoten. Man kann aber auch eine schwierige Arbeit schreiben lassen und dann auch noch streng benoten. Dazwischen gibt es 1000 Varianten. Eine eindeutige Leistung drückt die Note 1 also sowieso nicht aus.

Ich freue mich über jede 1 und 2 meines Sohnes und hinterfrage nicht, ob sie ihn vielleicht nicht zusteht. Die Kinder werden alle nach dem gleichen Notenschlüssel bewertet, und wenn eine 1 in Deutsch von 54-50 Punkten geht, dann ist das so.

Noten braucht man doch nur, um halbwegs einfach zu erkennen, ob ein Kind die Anforderungen erfüllt. Mir ist wichtig, dass ich den Eindruck habe, dass mein Sohn den Stoff verstanden hat. Ob er ihn "sehr gut" oder "gut" verstanden hat, oder vielleicht auch "befriedigend", ist weniger wichtig. Er soll Dinge lernen, etwas über die Welt erfahren, sich in einer anderen Sprache verständigen können, Naturwissenschaften und Mathe verstehen, ... Das ist das Ziel.

Noten sind starke Vereinfachungen, da es im Prinzip nur 5 von ihnen gibt (die 6 ist irgendwie außer Konkurrenz). Ich habe neulich irgendwo Zeugnisformulierungen für die Grundschule gesehen, die gingen nur bis Note 4. In der Grundschule ist also schlechter gar nicht vorgesehen... Wobei ich ein beschreibendes Zeugnis tatsächlich hilfreicher fände als diese Noten, bei denen man nicht mal weiß, ob sie 2+ oder 2- sind.

Ich wertschätze alle Leistungen meines Sohnes, völlig unabhängig davon, wie andere abgeschnitten haben. Und wenn es 100 1. Plätze gibt... Na und? Wenn es für ihn selbst eine gute Leistung war, dann ist alles prima.