Albtraum hat begonnen

Hallo, mir fällt es sehr schwer darüber zu schreiben, was vorgefallen ist. Ich hatte so einen ähnlichen Fall hier bei euch im Forum entdeckt und kam deshalb darauf, selber zu schreiben, da ich total fertig bin und mit niemanden darüber reden kann.

Mein Sohn ist 14 Jahre alt und allgemein ein lieber aber sehr verschlossener Teenager. Ich weiß nicht was mit ihm los ist, da er nicht reden will und noch nie ein grosser Redner war. Seit ca. 4 Jahren , nach unserem Umzug auf eine ländliche Gegend, hat er sich verändert. Anfangs haben wir es darauf geschoben, wegen Umzug, neue Schule, neue Schulfreunde usw, das wird schon dachten wir. Aber er hat sich immer mehr zurück gezogen, wollte mit den Schulfreunden privat nichts machen. Laut Aussagen der Lehrer und dem Schulsozialpädagogen soll er sich gut mit den anderen verstehen und kein Aussenseiter sein. Aber sobald er von der Schule heim kommt, interessieren ihn die Schulfreunde nicht. Ich habe ihn einmal gefragt ,warum er nichts mit denen machen will, daraufhin antwortete er, weil die alle rauchen und saufen. Das fand ich gut, dass er das nicht macht aber seine Isolation finde ich auch nicht gut. Er hängt lieber allein in seinem Zimmer oder bei uns rum. Er will nicht raus will eigentlich nichts tun. Total lustlos, will auch daheim nicht viel helfen und dazu kommt noch null Bock auf Schule. Lehrer meinten , er könnte locker 1er 2er Schüler sein aber er will einfach nicht. Ich war auch schon beim Kinderarzt und Erziehungsberatungsstelle, um mir Hilfe zu holen. Alle schieben es auf die Pubertät.

Mein Mann ist nicht sein leiblicher Vater, aber seit dem er paar Monate alt war, bei uns und sein Vaterersatz. Er ist damit aufgewachsen, dass es nicht sein leiblicher Vater ist und kam immer gut klar, da wir ihm es nie verschwiegen haben.
Vor einem Jahr hat der leibliche Vater Kontakt aufgenommen, da war er 13 und treffen sich alle paar Monate mal.
Anfangs nur mit mir und letzten Monat, das erste Mal ohne mich. Da hat er auch seinen Halbbruder kennengelernt.

Vor 2,5 Jahren haben wir eine Tochter bekommen und er hat seine Schwester sofort lieb gewonnen trotz des großen Altersunterschiedes von 12 Jahren.

Er ist vom Typ sehr verspielt, spielt gerne Computer, PlayStation, Handy usw. Da wir eben auch darauf achten, dass es nicht zu viel wird, steht der Computer im Wohnzimmer, die PlayStation hat er seit ca. einem Jahr ins Zimmer bekommen und sein Handy hatte er ständig. Es gab Regeln und wenn er sich nicht daran gehalten hat, durfte er nicht spielen. Das waren immer wieder Konfliktsituationen. Wenn er nicht spielen durfte, hat er gar nichts mehr gemacht. Lag dann nur noch im Bett oder Sofa rum. Aktivitäten draußen nie, mit Schulfreunden was ausmachen nie. Ich war verzweifelt. Aber alle schoben es auf Pubertät.

Vor ca. 2 Jahren fand ich einen Brief, dass er sein Leben sinnlos findet und er sein Geburtstagsgeschenk die PlayStation eh nicht will, da wir sie ihm ja dann eh wieder weg nehmen und er sich umbringen will. Hab daraufhin auch mit Psychologen geredet, die meinten es kann sein dass er das aus Wut geschrieben hat und ich ihn beobachten soll.

Er macht dieses Jahr Quali und wollte eigentlich weiter in die 10. gehen aber er lässt wieder die Schule schleifen. Glaub nicht, dass er den geforderten Schnitt schafft. Er sollte sich nach Plan B eigentlich eine Ausbildungsstelle suchen aber anfangs nur gemacht weil er musste und hatte auch da alles gelassen weil wer nicht will. Ich kann ihn ja nicht zwingen. Alle Hilferufe von mir wurden auf Pubertät geschoben und dass ich mit ihm reden sollte . Aber er wollte nie reden und machte auf Durchzug.

Was ich noch erwähnen will. Ich war immer gegen Gewalt und habe meinen Sohn gewaltfrei erzogen, weil ich davon nichts halte. Viele meinten immer, er sei so, weil er nie eine bekommen hat aber das war mir egal.

Nun kommt das Schlimmste. Ich lebe seit gestern in einem Albtraum, der nicht endet. Verurteilt bitte nicht sofort, nachdem ihr das gelesen habt. Wenn es euch selber betreffen würde, würdet ihr vielleicht verstehen wie es mir momentan geht. Der Morgen begann eigentlich wie jeder morgen. Mein Mann kam nach Hause von der Nachtschicht und ging ins Bett. Meine kleine 2,5 jährige Tochter und ich sind aufgestanden zum Frühstück. Mein Sohn war bereits wach und sah im Wohnzimmer fern. Er hatte keinen Hunger. Nach dem Frühstück ging meine Tochter rüber und sie sahen paar Minuten fern und dann hörte ich wie sie beide in den ersten Stock gingen. Ich dachte sie holen vielleicht ein Spielzeug aus dem Kinderzimmer. Bin dann gleich nach weil ich sagen wollte sie sollen leise sein weil Papa ja oben schläft. Da hab ich gesehen, dass die beiden nicht in ihr Zimmer sind sondern in sein Zimmer und Türe war zu. Das hat er noch nie gemacht, sie mit in sein Zimmer zu nehmen. Da hab ich durchs Schlüsselloch geschaut und erst nicht richtig was entdeckt bis auf einmal mein Sohn sich aufs Sofa gesetzt hat und sein steifen Penis draußen hatte und sagte , nimm in Mund. Sie wollte gerade hin, da bin ich herein gestürmt und ausgeflippt. Ich muss leider zugeben, dass ich ihn da geschlagen habe weil ich verzweifelt und geschockt war. Mein Mann ist geschockt und hat gesagt er soll verschwinden, wenn er wieder wach ist, will er ihn hier nicht mehr sehen.

Ich bin immer noch total fertig. Ich habe ihn dann in eine Klinik gefahren, da ich Hilfe suche und ich nicht wusste wie mein Mann reagieren würde wenn er bleibt.
Er ist Jetzt dort über das Wochenende. Leider kommen die Ärzte und Therapeuten erst Montag und dann werden sie mit ihm reden und weiter schauen. Ich weiß, dass ich das machen musste aber mir geht es trotzdem total beschissen. Er ist ja mein Sohn und ich liebe ihn trotzdem und möchte ihn nicht aufgeben. Ich weiß nicht weiter, meine Familie ist kaputt.
Ich stehe zwischen den Stühlen. Es sind beides meine Kinder, die ich lieb habe. Aber ich weis nicht was mein Mann denkt. Wir reden seit gestern gar nicht. Er kam heute früh heim und ist gleich schlafen weil er ja heute Abend wieder arbeiten geht.

Ich möchte das meinem Sohn geholfen wird und will ihn wieder zurück. Es ist doch trotzdem mein Kind. Nicht das jetzt seine Zukunft komplett im Eimer ist. Habe auch Angst, dass er sich was antut.

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und so ein heikles thema von einem frischling............ich hab da so eine vorahnung.

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Na ja, wer würde so einen heiklen Inhalt unter seinem echten Nick posten?

Grüße

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Ich bin kein großer Schreiber und in keinen Foren aktiv aber wenn man Hilfe und Rat sucht, meldet man sich an. Ich hab keine Ahnung was ihr mit echten Nick meint. Ein Nickname ist nur ein Nickname und nicht echter Name und wie hätte ich sonst hier schreiben können. Ich hoffe für euch, dass ihr nie in so eine verzweifelte Situation kommt und selber mal Hilfe braucht. Aber gut, dass es hier auch Menschen gibt, die mir aufmunternde Antworten geschrieben haben. Danke an die. Und euch möchte ich sagen, wenn ihr es nicht glaubt , gut, aber dann kommentiert bitte nicht weiter. Das hilft mir nicht und ich habe echt keinen Kopf dafür. Danke

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Hallo,

wow... das ist wirklich heftig. Ich verstehe dich, ich verstehe deinen Mann und es ist gut, dass dein Sohn jetzt erstmal in einer Klinik ist. Wichtig ist, dass ihr euch jetzt nicht mehr abwimmeln lasst, damit er Hilfe bekommt und dass du und dein Mann darüber redet und im Gespräch bleibt. Ihr müsst gemeinsam entscheiden, wie es jetzt weiter geht, wobei ich glaube, dass es besser ist, wenn dein Sohn jetzt erstmal außerhalb untergebracht wird, damit er unter Kontrolle ist und sich nichts antut.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft.

vg, m.

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Hallo Du,

ich lese eigentlich nur ab und zu hier rein, aber als ich Deinen Hilferuf gelesen habe musste ich Dir doch kurz schreiben!

Der Vorfall ist wirklich schlimm für Euere ganze Familie und es ist sehr wichtig, dass Ihr miteinander sprecht und Euch nicht anschweigt, ansonsten wird diese Extremsituation Eurer Familie zerstörren.

Dein Sohn braucht auf jeden Fall Hilfe, Deine Massnahme ihn in die Klinik zu fahren war sicher sinnvoll!

Meine Laienempfehlung wäre folgende: Suche ihm eine Wohngruppe für Jugendliche, die psychologisch begleitet ist. Mach Dich stark, dass Du was geeignetes findest.

Ein Zusammenleben nach dem Vorfall ist kurzfristig für alle Beteiligten nicht zielführend. Das heisst aber nicht, dass Du Deinen Sohn aufgeben musst.

Dein Sohn hat offensichtlich Probleme und auch einen grossen Fehler gemacht. Aber er ist erst 14 Jahre alt, der Zug ist hier noch nicht abgefahren.

Sei für ihn da untersütze ihn und setze alle Hebel in Bewegung, die nötig sind um Ihm zu helfen. Er hat bestimmt seelische Nöte von denen Du bisher nichts wusstest. Wie tief seine Problem auch immer sind- mit psychologischer Unterstützung wirde er damit umzugehen lernen!

Zudem würde ich mit Deiner Tochter zum Psychologen gehen. Sollte dies nicht der erste Vorfall gewesen sein mußt hier auf jeden Fall aktiv werden. Das Zusammenleben, wie ihr es bisher hattet, kann unter den gegebenen Umständen nicht einfach so wieder aufgenommen werden. Du mußt Deine Tochter schützen, Dein Sohn benötigt psychologische Betreuung und Dein Mann sicherlich erst einmal Abtand von Deinem Sohn.

Sehe zuversichtlcih in die Zukunft, ich wünsche Dir ganz viel Kraft und hoffe dass Euch hier auch die Zeit ein bisschenweiterhilft damit Ihr in ein paar Jahren wieder eine "ganz normale" Famlie sein könnt.

Ich drücke Euch die Daumen
LG Mori

3

Liebe Tamina,

du hast das einzig richtige gemacht. Du schreibst, der Albtraum hat begonnen, so denke ich nicht. Euer Albtraum ist vielleicht zu Ende. Jetzt kommt etwas auf die Oberfläche, was man nicht mehr leugnen kann und wo man wirklich hinsehen muss. Und genau dies sehe ich als eine Chance.
Weitaus mehr würde ich mir Sorge um eure Ehe machen.

Dein Kind wird jetzt gründlichst untersucht und Fachleute werden mit ihm sprechen. Und ich bin mir sicher, dass dann in absoluter Ruhe entschieden wird, was das richtige ist.

Und wenn dein Mann irgendwann sieht, dass es vorwärts geht, wird er vielleicht es auch mal verdaut haben und dann geht es weiter.

Habe Geduld mit dieser Situation und mit deinem Mann. Nichts ist so schlimm, wie es eret einmal aussieht.

#liebdrueck

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Ja der Frischling-Verdacht ist nach allem was hier im Forum in letzter Zeit los war nicht von der Hand zu weisen, dennoch klingt diese Geschichte für mich ziemlich glaubhaft.

Nimm morgen Kontakt auf mit geeigneten Beratungsstellen. Dein Sohn ist jetzt hoffentlich gut aufgehoben für den Moment.
Mach dich darauf gefasst, dass noch viel mehr ans Licht kommen kann, insbesondere besteht eine äusserst hohe Wahrscheinlichkeit, dass dein Sohn nicht nur Täter sondern auch selber Missbrauchsopfer ist.
Wenn dein Mann so heftig reagiert besteht leider auch ein grosses Risiko, dass eure Ehe alles was jetzt kommt nicht überstehen wird.
Verfalle nicht in Aktivismus was deine Tochter anbelangt, möglicherweise (hoffentlich) war dies der erste Übergriff, alles was man sich nun einfallen lassen kann um sie zu untersuchen, zu befragen und zu therapieren kann um ein Vielfaches invasiver sein als das was sie erlebt hat. Schirm sie ab und mach nur das, was dir ausgewiesene Fachleute reten, und auch nur dann, wenn dein Bauchgefühl dir sagt das Richtige zu tun.

Wir haben Missbrauch innerhalb der Patchworkfamilie erlebt, vor bald 18 Jahren, sind sehr offen und transparent vorgegangen und sind heute noch alle in gutem, vertrauensvollen Kontakt, sowohl Opfer als auch Täter geht es sehr, sehr gut. Aber, es war schlicht und einfach die Hölle das alles zu durchleben. Wie sehr hätte ich mir "normale" Sorgen gewünscht, ein Partner der Fremdknutscht, ein Sohn der sich auf dem Pausenhof prügelt.....

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Vielen Dank an euch für die aufmunternden Worte und Ratschläge. Das schlimmste ist alleine mit etwas klar kommen zu müssen und da ich mit dem Bekanntenkreis sowas nicht besprechen kann, hab ich gegoogelt und bin auf das Forum hier gestoßen. Meine Geschichte ist wahr und ich wollte hier nur Ratschläge und Mut holen, da ich echt verzweifelt bin. Ich war ihn heute besuchen und habe mich zusammen gerissen und mich normal verhalten. Ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht gut finde und nicht akzeptiere was er getan hat und er jetzt psychologische Hilfe braucht und auch annehmen soll. Er ist immer noch sehr verschlossen und schämt sich. Ich habe ihm gesagt, dass ich trotzdem für ihn da bin und mir wünsche, dass alles wieder gut wird und wir wieder alle zueinander finden. Ich vermute, dass mein Sohn Depressionen hat. Den Verdacht hatte ich schon seit dem Brief vor 2 Jahren aber keiner hat meine Hilferufe ernst genommen. Ich hoffe, dass ich morgen mehr erfahre, wenn die Ärzte und Therapeuten kommen. Er ist trotzdem mein Kind und ich gebe ihn nicht auf.

Bis heute wusste mein Mann nicht mal, wo ich ihn hin gebracht habe, da er ja nicht mit mir geredet hat. Haben bevor er in die Arbeit ist etwas geredet. Mir war wichtig zu wissen, ob er mit mir an einem Strang zieht und wir zusammen halten.

Zuerst meinte er, er wird morgen mitgehen und das es gut ist, dass er dort ist. Als er dann nochmal genau wissen wollte, was passiert ist,habe ich es ihm nochmal erzählt und ist zur Arbeit. Das hat er mir vorhin geschrieben:"so wie du mir das erzählt hast gibt es nix zu beschönigen. Das war geplant und keine einfache Aktion aus dem nichts heraus. Jeden anderen hättest du kastriert und in Scheiben geschnitten."
Ich habe ihm klar gemacht, das ich es nicht beschönige und nicht gut finde aber ihn nicht aufgeben will sondern das ihm geholfen wird und darum kämpfen werde. Ich wollte dann wissen, ob wir zusammen halten. Er antwortete, dass er mich liebt und in guten wie in schweren Zeiten. Das hat mich beruhigt, denn ich war echt fertig und dachte, das wars.
Aber dennoch bin ich mir nicht sicher, ob mein Mann das durchzieht.

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Versuch dich in deinen Mann rein zuversetzen, so mies es dir selbst auch grad geht, und gib ihm Zeit, das zu verdauen.
Seine Reaktion finde ich eigentlich sehr verständlich und ok.
Er hat ja Recht, wenn es nicht der eigene Sohn wäre, würde man nach so einer Aktion jemandem die Pest an den Hals wünschen, oder solche Sachen tun wollen wie dein Mann erwähnte, so schlimm es auch klingt...
Er schützt seine kleine Tochter und ist aufgebracht, völlig verständlich.
Auch wenn dein Sohn bei ihm aufgewachsen ist von Anfang an, könnte ich mr vorstellen dass er dir doch näher ist als ihm, weil es nicht sein leibliches Kind ist.

Ich habe keine Ahnung wie ich mit sowas umgehen würde.
Ich schätze du machst das richtig, dass du ihn anderswo in professionelle Hilfe gegeben hast ist gut und richtig.
Nun warte ab, wie sich das alles entwickelt und was alles ans Licht kommt.
Dein Sohn hatte ja Gründe für seine Verhaltensweisen, er hat Probleme.
Ich wünsche ihm und euch alles Gute.
Setz ihn nicht unter Druck, mach ihm nicht Vorwürfe, denn er hat ja bereits gezeigt, dass er sich schämt, etc.

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Hallo,wie sieht es mittlerweile aus bei euch?