Schulreife - Ich bin mir so unsicher

Hi,

unser Sohnemann hat am 15.09. Geburtstag. Er ist momentan 4 1/2. Wird also mit knapp 6 in die Schule gehen. Eingeschult würde er ins Schuljahr 2017/18.

Bisher haben wir uns darum auch noch nicht wirklich Gedanken gemacht, aber plötzlich stehen Entscheidungen ins Haus. Demnächst wird die Schuluntersuchung an (wahrscheinlich Ende Juni) und bis dahin muss auch klar sein ob er am Schukijahr teilnehmen wird.

Nun erst einmal zur Lobeshymne auf meinen Sohn, die übrigens auch die Erzieher einschränkungslos singen:

In der Einzelbetreuung ist er jederzeit begeisterungsfähig, ausdauernd, geschickt, vielseitig interessiert und das Traumkind schlechthin. Er schnappt Reime und Lieder völlig mühelos auf und gibt diese auch langfristig fehlerfrei wieder. Er sitzt für lange Zeiträume konzentriert an arbeiten, die weit ältere Kinder häufig überfordern. Er ist folgsam, aufmerksam und arbeitet vorrausschauend und auch gerne für andere mit. Er malt sehr detailliert und mit korrekter und lockerer Stifthaltung. Sprachlich ist er seinem Alter weit vorraus.

Zu Anfang hat er immer bei den Hausaufgaben seiner grossen Schwester (1ste Klasse) gemalt. Dabei hat er alles aufgeschnappt und zählt problemlos bis 20, addiert und subtrahiert im Zehnerbereich.

Es gibt viel positives über ihn zu berichten, aber ich fürchte wir kommen besser mal zu meinen Problemen:

Mein Sohn ist emotional total unreif. So toll er in der Einzelbetreuung ist, so schwierig ist er in der Gruppe zu händeln. Er fixiert sich auf einzelne Kinder und verweigert das Spiel mit anderen. Dementsprechend ist er häufig einsam und zieht sich zurück. Versucht man ihn in eine Gruppe einzugliedern reagiert er teilweise sehr abweisend und wird er bedrängt kann er auch um sich hauen.

Auf Misserfolg (gebauter Turm fällt um) reagiert er total frustriert und wird auch aggressiv gegen sich selbst. Fremden gelingt es nur mit äusserster Mühe (und vor allem wieder durch Einzelbetreuung) ihn ins Spiel zurück zu bringen.

Den Erziehern geht es wie mir. Rein von seinen Fähigkeiten kann er locker in die Schule und ist eigentlich schon jetzt im Kindergarten nicht ausreichend ausgelastet. Er bräuchte noch mehr Input um zufrieden und glücklich zu sein, benötigt dafür aber immer jemanden der sich weitestgehenst nur um ihn kümmert (was natürlich nicht möglich ist).

Zumindest vom jetzigen Standpunkt aus würde er aber in der Schule mit seiner praktisch nicht vorhandenen Frustrationsgrenze gnadenlos unter gehen.

Dazu kommt auch noch, dass speziell dieses Schuljahr bei uns hoffnungslos überbelegt ist. Momentan werden über dreissig Schüler eingeschult. Da unsere Dorfschule auch nur eine erste Klasse hat (das Schulgebäude gibt einfach nicht mehr her) wird auch sicher nicht geteilt. Noch ist keine Lösung für das Problem gefunden.

Wahrscheinlich waren jetzt meine Gedanken ein wenig wirr, aber mit jedem Satz den ich schreibe, fallen mir weitere Punkte ein.

Ich tue mich einfach so schwer jetzt eine Entscheidung zu treffen. Die Einschulung wird erst in 1 1/2 Jahren sein. Da kann er sich noch so toll entwickeln.

Hat jemand noch Gedanken dazu`?

Gruss

Ornella

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Noch kurz zum Verständnis: Müsste oder könnte er dann in die Schule? Das ist ja je nach Bundesland verschieden. Hier wäre er schulpflichtig und du könntest ihn nur bei Behinderungen oder schweren Krankheiten zurückstellen lassen. Dann hätte sich die Frage schon erledigt.

Wenn es letzten Endes deine Entscheidung ist, würde ich ihn noch nicht einschulen. Gerade im 1. Schuljahr ist die kognitive Reife, die ja bei ihm sehr positiv ist, nicht so entscheidet wie die sozial-emotionale Reife. Und da hapert es bei ihm zur Zeit dann doch noch. Ist ja auch klar, er ist ja noch relativ jung. Und er wird die entsprechende Reife sicher haben, wenn er genügend Zeit bekommt. Und man muss auch immer die gesamte Schullaufbahn sehen. Er wäre dann auch in der Pubertät, wo gerade bei Jungs die körperliche Reife sehr wichtig wird und gerne im Sport usw. verglichen wird, immer der Jüngste. Da gibt es dann (muss nicht, aber kann) häufiger Probleme. Und auch emotional hängen Jungs dann ja auch den Mädchen hinterher und bei ihm wäre das dann noch extremer.

Ich finde ja, dass man, wenn die Kinder neben dem Kindergarten "geistiges Futter" brauchen, sehr leicht dieses Futter geben kann, indem man z.B. mit 5 mit dem Instrumentalunterricht anfängt oder sie anfangen im Verein Sport zu treiben. Bei solchen Aktivitäten würde er (zwangsweise) auch seine Frustrationstoleranz üben und mit anderen Kindern agieren. Instrumentaler Einzelunterricht würde hingegen seinem Bedürfnis entgegenkommen mit einem einzelnen Lehrer, der nur auf ihn eingeht, zu interagieren. Wichtig dabei unbedingt, dass die Chemie stimmt.

LG Katze

2

Danke dir für die Antwort.

Er ist ein Regelkind und muss eigentlich in die Schule.

Allerdings sind im Jahrgang meiner Tochter zwei Regeljungs zurück gestellt worden die, zumindest soweit ich weiss, weder behindert noch schwerwiegend krank sind, sondern einfach noch etwas Zeit brauchten.

Wirklich kundig habe ich mich noch nicht gemacht was man für eine Rückstellung tun müsste. Ich wollte erst einmal für mich erkunden ob es sinnvoll wäre. Und wenn ich das uneingeschränkt bejahen kann, dann kann man den Kampf aufnehmen;-)

3

Hallo,

es geht doch noch über ein Jahr ins Land. Jetzt bei einem Kind schon von mangelnder emotionaler Reife zu sprechen, finde ich vermessen.

In Bayern würde er als Regelkind eingeschult werden und hätte 3 Tage nach Schulbeginn den 6. Geburtstag.

Ich glaube, da würde ich kein Kind zurückstellen, außer es hätte massive Entwicklungsprobleme, was ich aber aus Deinen Schilderungen nicht erkennen kann.

GLG

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Hi,

Mein Sohn ist 2 Monate jünger und somit erst 2018 schulpflichtig. Ich mache mir die gleichen Gedanken. Kognitiv würde er auch in den 2017 Jahrgang passen, aber von der sozialen Reife bin ich mir nicht sicher.

Im Zweifel werde ich den Stichtag aber akzeptieren und das würde ich dir auch raten.

Es ist eine schwierige Entscheidung und sie muss zudem so weit im voraus getroffen werden.

Viele Grüße

Julia

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Hi,

sprech mal über die Option Grundschulförderklasse

Da ist mein Sohn der 2015 eigentlich eingeschult hätte werden müssen aber noch nicht richtig reif war und im Kindergarten aber unterfordert gewesen wäre.

Er hat sich richtig toll gemacht, defizite binnen kürzester Zeit ausgeglichen und wird nun dieses Jahr in die 1. Klasse kommen.
Wäre dies auch eine Option? Dein Sohn ist wie meiner recht dicht am Ende des Stichtages (meiner 28.9.) da kann eine Rückstellung leichter durchgesetzt werden.

Gruß
Simone

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Vielen Dank für eure Antworten!

Natürlich wäre es uns am liebsten, wir könnten ihn kann regulär und ohne Bedenken nächstes Jahr einschulen.

Bis dahin wird sich unser Sohnemann hoffentlich auch im emotionalen Bereich vorwärts bewegen und sich in der Schule wohl fühlen.

Momentan sieht es aber eben eher schwierig aus. Er braucht und fordert Input, aber eben in Einzelbetreuung. Das was aber wichtig wäre ist die Integration in die Gruppe. Und die verweigert er nun schon weit über ein Jahr.

Hätte nur ich die Bedenken würde ich sie wahrscheinlich sogar abschreiben. Aber seine Haupt-Bezugsperson im Kindergarten beobachtet seine Entwicklung auch mit Sorge und weiss nicht was sie uns empfehlen soll. Sie hat schon unsere Tochter durch den Kindergarten begleitet und ich halte viel von ihr und ihrer (oft schonungslos direkten) Art. Noch haben wir etwas Zeit. Aber wenn ich ihn ins Schukijahr lasse, dann möchte ich ihn keinesfalls dort wieder raus nehmen müssen.

In unserer kleinen Dorfschule gibt es einfach nur 4 Klassen, 4 Lehrer, 1 Pfarrer und einen Hausmeister der im Zweifelsfall auch schon mal den Sportunterricht übernimmt:-). Dort wird es ausser dem Engagement der Lehrer (das zweifelsfrei da ist) keine weitere Förderung geben. Dafür müsste ich ihn in die nächste Stadt bringen. So weit wollen wir es aber nciht kommen lassen. Das wird auch nicht nötig sein.

Es ist halt nur die Frage ob wir ihm noch ein wenig mehr Zeit lassen, oder hoffen das er das nächste Jahr nutzt und dann auch so weit ist.

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Hallo,

meine Meinung wäre, las ihn einschulen. Ich glaube das ist das geringere Übel.

Gerade in den ersten zwei Klassen lernen Kinder ganz unterschiedlich.
Mein Sohn ist auch ein Septemberkind und wurde mit 5 Jahren regeleingeschult.
Im Vergleich zu deinem Kind hatte er aber motorischen und sprachliche Schwierigkeiten,
deshalb meldete ich ihn in der Sprachheilschule an. Diese besuchte er von der 1-2Klasse.
Schon beim ersten Elterngespräch war klar, das er mit dem Schulstoff keine Problem hat, aber er noch vieles u.a. im Umgang mit anderen lernen muß. z.B. Wartete er an der Garderobe bis genug Platz war und zog sich dann erst zur Pause um. Auch sich selbst zu organisieren fiehl im schwer. Das hat er die ersten zwei Jahren gelernt. Da dein Sohn ja anscheinend auch mit dem Schulstoff keine Probleme haben wird, ist sein Lernziehl in den ersten Klassen halt die soziale Kompetenz und die Frustrationsgrenze.

Inzwischen geht mein Sohn in die 6 Klasse des Gymnasiums.

Mein Sohn ist auch nicht der Gruppenmensch und fühlt sich in großen Gruppen nicht wohl, aber ich denke das ist in der Schule einfacher als im Kindergarten. In der Schule müssen sie nur manchmal zusammenarbeiten und er hat vielleicht sogar Spaß dran, wenn er merkt, daß er z.B. einen Mitschüler der ein Problem hat helfen kann.

Liebe Grüße:-D

Martina

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Ich würde ihn definitiv später einschulen. Meine Tochter ist so ähnlich wie dein Sohn.
Sie wird diesen Juli 7 (in HH ist die Kannkind Grenze der 30.06.) und ich bereue nicht, sie erst mit 7 einzuschulen. Das eine Jahr hat ihr sehr gut getan.
Ich würde alle Kann-Kinder später einschulen ehrlich gesagt. Es ist nicht schlimm wenn das Kind etwas älter ist. Das Problem haben nur oft die Eltern.
Auch Kinder die schon schon sehr reif sind schadet das eine Jahr mehr Kindheit nicht.
Alle sagen immer das Kind würde sich langweilen, aber ehrlich gesagt: Nein das tuen sie nicht. Sie leben einfach weiter wie bisher.

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Hallo,

ich habe eher umgekehrt die Erfahrung gemacht. Das mit der Regeleinschulung eher die Eltern ein Problem haben als die Kinder.

Um auf Nummer sicher zu gehen, hätte ich auch gerne meinen Sohn zurückstellen lassen,
aber in Bayern ist es nicht so einfach und er hätte in jedem Fall das Vorschulprogramm mitmachen müssen, da eine Entscheidung über die Rückstellung, (auf die wir Eltern nur wenig Einfuss haben) erst im Mai bzw. Juni getroffen wird. Das Programm mitmachen und dann nicht eingeschult werden, hätte meinen Sohn belastet.

In der Schule fühlt er sich wohler wie im Kindergarten, da er sich für vieles Interressiert, aber nicht wirklich ein Spielkind ist. Für seine Entwicklung wäre ein Jahr mehr Kindergarten eher schlecht gewesen.

Ich denke einfach jedes Kind ist anders, es gibt keine allgemeingültige Lösung!

Und ich finde es schlimm, daß eine Weiterentwicklung eines Kindes immer als Abstrich seiner Kinderheit gesehen wird. Erst lieber länger im Kindergarten lassen, da Schule ja die Kindheit raubt und in der 4. Klasse dann bitte nicht auf das Gymnasium, da das Kind ja dann seine Kindheit ganz verliert.

Für jedes Kind gibt es einen anderen Weg und wir Elterns sollten jedes Kind individuell sehen.

Liebe Grüße:-)

Martina

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Bundesland?

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Baden - Württemberg

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Okay, da bin ich raus.

Ich wünsche euch aber gutes Gelingen.#herzlich

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Hi,
ich stolpere gerade über die Klassengröße. Der Teiler liegt in BaWü bei 28 für eine GS-Klasse. Da ist es doch eigentlich super, dass so viele Kinder eingeschult werden, denn dann werden die Klassen geteilt. Ich würde mich mit anderen Eltern des Jahrgangs zusammentun und da mal gezielt nachfragen. An der Gebäudekapazität kann es nicht liegen, notfalls müssen halt Container her.

Vlg tina

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Hi,

geteilt wird zumindest räumlich nicht. Das ist wohl irgendwie nicht möglich.

Wir liegen direkt an der hessischen Grenze. Die Kinder direkt im nächsten hessischen Dorf können wählen ob sie in Hessen oder in der nächsten grösseren Stadt in Baden-Württemberg in die weiterführende Schule gehen wollen. Die, die weiter nach Baden-Württemberg gehen sollen, werden häufig schon bei uns eingeschult um direkt im badischen Schulsystem zu bleiben. Auch in dem Jahrgang meines Sohnes sind mehrere Kinder aus Hessen dabei. Die werden dann teilweise abgelehnt, damit man unter den Teiler kommt.

Ausserdem gibt es eine unterbelegte Grundschule im nächsten Dorf. Da will aber keiner hin, weil die erste und zweite, und die dritte und vierte Klasse zusammen unterrichtet werden. Bevor sie teilen (wenn die hessischen Kinder nicht reichen), werden die Kinder dann aber auf diese Schule umverteilt.

Ist halt richtiges Dorf hier...

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Huhu

also meine Meinung , wenn du es durchsetzen kannst , dann mach es doch , was kann er denn schon verlieren ?

Wenn er sich im Kiga. nicht langweilt , dann hat er absolut nur Vorteile davon .

Er wird es wahrscheinlich schaffen , aber später wird er es leichter haben , denke mal nur das es nicht so leicht um zu setzen ist .

Kann zwar nun nur über NRW sprechen , aber denke mal das das schon ähnlich ist . In der Regel habe ich aber die Erfahrung machen dürfen , das die meisten Menschen die etwas damit zu tun haben , selber finden das späteres einschulen eigentlich nur vorteile bringt .

Ich selber habe meine Tochter auch jetzt gerade aus voller Überzeugung zurück stellen lassen;-) . Es geht schon .

Ach und als Mama braucht man ein dickes fell , denn Gott und die Welt wissn es besser und wollen dir da auch unbedingt ihre Meinung sagen , wenn es denn dann soweit ist und er zurückgestellt ist ;-)

Lg BS