Schulphobie - Trennungsangst -

Hallo zusammen,

ich hätte da mal eine Frage: Kennt sich von Euch jemand aus mit dem Problem der Schulphobie?

Mein Sohn, 12 Jahre, geht seit einigen Tagen nicht mehr zur Schule, er hat jeden Morgen ganz schlimme Trennungsängste. Er hat Angst davor, dass mir etwas zustoßen könnte in der Zeit in der er in der Schule ist. Er hatte das bereits vor einem Jahr, ging aber trotzdem zur Schule. Jetzt verweigert er komplett oder lässt sich in der 2. Stunde spätestens wieder abholen. Wir sind seit September auch in Psychotherapeutischer Behandlung und hatten das Problem einige Zeit echt im Griff. Nun ist durch Mobbing in der Schule diese Angst zurückgekommen und zwar doppelt und dreifach.

Die Psychotherapeutin rät uns nun zu einem stationären Aufenthalt in der Kinder- u. Jugendspychiatrie. Da wäre er dann ja von mir getrennt und sie denkt, dass ihm das hilft die Trennungsängste zu überwinden, wenn er merkt, dass es auch ohne mich geht. Ein sehr schwerer Schritt der uns da bevorsteht, finde ich.

Ich habe auch eine Mutter/Kind Kur beantragt, es gibt Kliniken für path. Bindungsstörungen, die wir anscheinend haben. Wir haben einfach ein zu enges Verhältnis also eine zu enge Bindung aneinander.

Kennt jemand dieses Problem, war jemand von Euch deswegen schon in Behandlung (auch stationär)? Wie läuft so ein stationärer Aufenthalt ab? Bringt uns eine Mutter/Kind Kur was wenn wir dann 3 Wochen ganz aufeinander hocken?
Fragen über Frage...... vielleicht könnt ihr sie mir beantworten?

Vielen lieben Dank schon im Voraus!#danke

LG
stevensmama

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Liebe Mama von Steven,

was war der Auslöser??? Kann man nicht da ansetzen?

Ich denke grade an unsere Tochter. Sie hat immer gerne auswärts übernachtet und von jetzt auf gleich war nichts mehr zu machen. Oma und Opa mussten den London-Urlaub stornieren, weil sie sich nicht dazu bewegen ließ mitzufliegen. Die Aussage war immer "Ich hab Angst, dass Euch was passiert, wenn ich nicht da bin."

Es hat viele Wochen (oder waren es Monate?) mit Gesprächen, Überlegungen, ausfragen,.... gedauert, bis wir den Auslöser fanden. Unsere Katze hatte sich nachts im Fliegengitter verfangen und hing halb im Kippfenster, wäre ich nicht wach geworden, wäre es wohl nicht so gut ausgegangen. Bei uns war der Schreck am nächsten Tag vorbei, für unser Kind nicht.

Wir versprechen jetzt immer, dass die Katze drinnen bleibt, wenn sie auswärts übernachtet und alle Fenster zu sind. Sie hat schon die Klassenfahrt und eine Lesenacht geschafft. Ersteres mit Tränen und mit dem festen Bewußtsein, wir holen sie jederzeit ab, wenn sie möchte, zweites mit ganz viel Spaß ohne daran zu denken, dass zuHause was passieren könnte.

Ich bin keine Psychologin, was ich sagen möchte ist, es muss doch einen Auslöser geben. Manchmal sehen wir Erwachsenen ihn nicht, aber vielleicht kann Dein Sohn Dich hinführen.

Ich kenne Eure Vergangenheit nicht und kann deshalb nicht raten, was für Dein Kind richtig ist, ich möchte nur zeigen, dass es manchmal ein Erlebnis sein kann, das wir ganz schnell wieder zur Seite schieben und das sich bei unseren Kindern zu einem echten Trauma auswachsen kann....

Ganz viele liebe Grüße und ich drücke Dir die Daumen, dass Du die richtige Entscheidung für Dein Kind triffst.......
Grizzy

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Hallo grizzy,

vielen Dank für Deine Antwort.

Mein Vater ist im August 2014 verstorben und mein Sohn wollte ihn Freitag im KH besuchen, er ist aber in der Nacht auf Freitag gestorben. Davon redet er heute noch. Die Psychotherapeutin hat allerdings gesagt, sie wollte nicht herausfinden was der Grund ist, sie müsse schauen wie man es abstellt.

Wir haben am Dienstag den nächsten Termin, ich hoffe wir könne hier etwas bewegen.

Bin mir auch nicht sicher wegen stationär..... ist halt schon ein schwerer Schritt.

LG
stevensmama

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Du weißt selber, dass das ganz schwer zu verarbeiten ist. Wenn Du auf Dich selber schaust, siehst Du es und unsere Kinder fühlen sich noch hilfloser. Ich würde mein Kind auf keinen Fall stationär behandeln lassen. Mit ihm ist alles in Ordnung, er muss nur verarbeiten...

Neuer Therapeut?

Kannst Du mit ihm nicht vereinbaren, dass er Dich nach jeder Schulstunde anrufen darf? Das kann man doch mit den Lehrern abklären. Nur so eine Idee, damit er wieder Vertrauen finden kann.

Ich drücke Euch ganz fest die Daumen!

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Ich habe das gleiche Problem mit meiner Tochter (11). Sie fing vor ca. 2 Jahren auch an, die Schule zu verweigern und hat jetzt 1,5 Jahre eine Verhaltenstherapie gemacht, die nun beendet ist.
Bei Ihr sind/waren es ebenfalls Trennungsängste. Sie hatte auch Angst, zu Geburtstagen zu gehen, wenn fremde Kinder dabei waren, ins Schullandheim habe ich sie auch nicht bekommen.
Sie hat bis heute bei niemandem übernachtet.

Nach Beendigung der Therapie kann ich sagen, das sie regemäßig zur Schule geht (obwohl es Sonntag abend und Montag früh immer noch schwierig ist), dass sie problemlos zu Geburtstagen geht und dass Kinder problemlos hier schlafen können.

Wichtig waren die Elterngespräche, da man selbst ja auch nicht unschuldig ist an der Situation.

Das wichtigste ist ja erstmal der Schulbesuch. Da sind wir als erstes rangegangen. Ich kann nur sagen, auch wenn es Kraft kostet, Du musst ihn hinschicken, egal wieviel Angst er auch hat.
Wenn Du das eine zeitlang machst, wird es einfacher. Denn die Vermeidung (sprich, er geht dann halt nicht), stärkt die Ängste. Er wird sicher maßloses Theater machen, denn er ist ja bei Dir damit durchgekommen und hat gelernt, Dich weich zu kochen.
Wichtig ist eine klare und unerbittliche Haltung.

Meine Tochter ging in der ersten Zeit tränenüberströmt zu Schule. Nicht schön für eine Mutter, aber ich habe mir immer wieder gesagt, dass es unterm Strich gut für sie ist.

In 3 Wochen Kur wirst Du nicht viel bewirken können und stationär würde ich nur machen, wenn ambulant gar nichts mehr geht.
Das musst Du selbst einschätzen können.

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Hallo Bruchetta,

vielen lieben Dank für Deine Antwort.

Ich weiß wie hart es ist, das Kind heulend vor der Schule stehen zu lassen, glaube mir.
Ich habe manchmal fast keine Kraft mehr, das zu tun. Das Problem ist, dass er sich dann dort auch weigert in den Unterricht zu gehen und die Schulleitung bereits sagt, dass es ja nicht sein kann, dass sich jeden Tag jemand um meinen Sohn kümmern muss.

Ist echt ein Teufelskreis momentan.

Gruß
stevensmama

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Es ist schwer Dir da zu raten, weil ich natürlich Eure Geschichte und die Eurer besonders engen Bindung nicht kenne. Wie oft seid ihr denn seit September bei der Psychotherapeutin gewesen, gibt es irgendeinen Ansatzpunkt, woher die Ängste Deines Sohnes rühren?

Unsere Probleme sind genau gegenteilig gelagert - unser Sohn will am liebsten gar nicht mehr zu Hause sein und sieht sich in einem Konflikt zwischen Loyalität zu seinen Freunden und zu uns als Eltern. Wir haben jetzt gespürt, dass unsere bisherigen Maßnahmen (zunächst Psychotherapeutin, die aber nicht so an ihn rankam, seit Oktober Erziehungsberatung ca. alle vier Wochen) trotz Verständnisgewinns nicht ausreichen und erhalten jetzt Unterstützung vom Jugendamt.

Wenn Du das Gefühl hast, dass ihr bei der Psychotherapeutin gut aufgehoben seid, würde ich - so schwer das auch sein wird - ihren Rat annehmen. Manchmal braucht es Abstand um zu erspüren, wo die Ursachen liegen, zumal es ja so ist, dass Du es nicht durchziehen kannst, ihn eben einfach nicht abzuholen, weil er Trennungsängste hat.

Du möchtest für Deinen Sohn da sein, vom Bauchgefühl her wäre ich aber unsicher, ob eine Mutter-Kind-Kur von drei Wochen da wirklich etwas verändern kann.

GLG
Anja

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Hallo,

ich kenne die Aussagen von meinen Kindern (vor allem von meinen Mädels) auch, dass sie Angst haben, uns Erwachsenen könnte etwas zustoßen, wenn die Kinder nicht bei uns sind. Einen Auslöser dafür habe ich noch nicht gefunden.

Ich wollte dir eher etwas zum Thema Mutter-Kind-Kur schreiben. Ich habe vor 3 Jahren eine gemacht mit meinen 3 Kindern und ich fand die (außerhalb der Kinderbetreuung dauerhafte) Nähe der Kinder in den 3 Wochen schrecklich. Ich kann es nicht anders ausdrücken. Die Kinder haben förmlich an mir geklebt. Ich durfte nie außer Sichtweite sein. Am Wochenende, wenn keine Betreuung war, sind sie den ganzen Tag um mich herum geschwirrt. Gut, die Kinder waren noch recht klein (damals 8, 4 und 2). Aber für mich war es der pure Stress. Dein Kind ist schon bedeutend älter. Aber ich kann mir vorstellen, dass er schon allein aufgrund der Trennungsängste während der Betreuung die restliche Zeit auch in deiner Nähe sein will.

Wenn ihr vorher z.B. den stationären Aufenthalt macht und hinterher die Mutter-Kind-Kur, hätte ich riesige Bedenken, dass hinterher doch alles wieder so ist wie vorher.

Ich hätte auch ein schlechtes Gewissen, wenn ich meine Tochter in stationäre Behandlung geben müsste und könnte wahrscheinlich nicht eine Nacht ruhig schlafen. Wahrscheinlich würde mich das fertiger machen als sie selbst. Der Vorteil für dein Kind ist, dass es von erfahrenen Ärzten umgeben ist, die auf seine Bedürfnisse eingehen können, wenn die Angst zu groß ist. Hast du mal gefragt, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass er hinterher wieder "rückfällig" werden könnte? Ohne das geklärt zu haben, würde ich das mit dem stat. Aufenthalt nicht machen.

LG

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Hallo, es tut mir sehr leid, durch was ihr da durch müsst. Ich berichte mal kurz von meiner Erfahrung. Ich hatte das als Kind in dem Alter auch. Mit Beginn der Pubertät ging es los. Ok, ich hatte schon als Kind öfters Heimweh, aber das ist was anderes. Als ich dann so ca. 12/13 war fing es an, dass ich permanent Angst hatte, meine Eltern hätten einen Autounfall oder es würde ihnen sonst was schlimmes passieren. Einmal im Kino musste ich sogar während der Vorstellung heim weil ich Panik bekam und Angst um meine Eltern hatte. Das ist ganz furchtbar. Und auch wenn man zu Hause ist, hat man dieses ständige Angst und Panikgefühl. Geändert hat sich das bei mir durch eine Schilddrüsenuntersuchung. Beim Bluttest wurde ein Ungleichgewicht der Hormone festgestellt. Das hat bei mir alles durcheinander gebracht. Ich bekam dann kurzfristig Medikamente und nach kurzer Zeit war alles wieder im Lot. Eine stationäre Behandlung ohne dich würde ich ablehnen. Ich hätte das als Kind nicht ausgehalten und mich hätte das bestimmt kaputt gemacht. Ich wünsche euch alles Gute. LG Michaela