Lehrergespräch wegen Schulangst

Hallo!
Demnächst steht ein Elterngespräch mit der Klassenlehrerin meines jüngeren Sohnes an (1. Klasse). Bisher hatte ich nie Bedenken vor so einem Gespräch.

Das Problem ist, dass mein Sohn zunehmend Schulangst entwickelt. Er ist mit knapp 7 Jahren regulär eingeschult worden. Er hätte letztes Schuljahr als Kannkind zur Schule gehen können und seine Klassenlehrerin ist der Meinung, dass er das gut geschafft hätte.

Mein Sohn erzählt von Anfang an, dass seine Klassenlehrerin viel schimpft, auch wenn es sich um Kleinigkeiten handelt.

Nun erzählt mein Sohn immer häufiger, dass die Lehrerin schimpft, wenn die Kinder Fehler machen. Das habe ich beim Elternsprechtag auch so erlebt. Es wurde nur detailliert erzählt, welches Wort er falsch geschrieben oder welche Aufgabe er falsch gerechnet hat. Dabei waren es pro Seite höchstens ein oder zwei Fehler, wenn überhaupt. Wenn Sie das bei den Schüler ähnlich handhabt, kann ich verstehen, dass er sehr verunsichert ist. Er sagt nun dauernd, "Das kann ich nicht!" oder "Ich mache doch sowieso alles falsch!".

Zudem erzählt er oft, dass er ihre Erklärungen nicht versteht. Weil er schnell arbeitet, ist der meist als erster fertig (das sagte auch seine Lehrerin beim Elternsprechtag) und weiß nicht bei welcher Aufgabe er aufhören muss. Wenn er auf der Seite weiterarbeitet, bekommt er Ärger, aber er traut sich mittlerweile nicht mehr sie zu fragen. Ich bin im Schulelternbeirat und bei einer Gesamtkonferenz hat sie mehrfach versucht, etwas zu erklären. Und alke, also auch ihre Kollegene, haben es erst nach mehrfachem Fragen verstanden.

Es geht mir nicht darum, dass er wegen Selbstverständlichkeiten gelobt werden soll. und ich laufe mit Sicherheit nicht wegen jeder Kleinigkeit zur Lehrerin.
Mit dem Eindruck, dass die Lehrerin viel schimpft und sich unklar ausdrückt, stehe ich auch nicht alleine da.

Wir hatten ein kurzes Gespräch, aber es wird leider immer schlimmer. Mein Sohn weint täglich wegen der Schule und möchte nicht mehr dorthin gehen. Die anderen Lehrer (Musiklehrer oder wenn mal jemand Vertretungsstunden übernimmt) mag er gerne, hat keine Angst vor ihnen und hat auch kein Problem, sie bei Unklarheiten zu fragen.
Nun habe ich um einen Gesprächstermin mit der Lehrerin gebeten.

Deswegen brauche ich eure Hilfe. Ich muss sehr, sehr genau überlegen, wie ich diese Kritik äußere. Ich habe mir natürlich schon Gedanken gemacht, wie ich die Problematik mit den Schimpfen bei Fehlern bzw. unklaren Erklärungen und anschließendem Schimpfen darlegen kann. Normalerweise bin ich nicht auf den Mund gefallen und ich habe kein Problem mit Lehrergesprächen. Aber dieses mal bin ich aufgrund der Erfahrung vom Elternsprechtag und leider auch Erzählungen anderer Eltern sehr unsicher. Das kenne ich so gar nicht. Ich möchte einfach, dass sich mein Sohn wieder wohler fühlt und ohne Angst zur Schule gehen kann.

Darum würde mich über Formulierungsideen sehr freuen...

Danke!!!
LG Silvia

1

Hallo,

ich bin selbst Lehrerin und versuche daher mal, dir aus dieser Sicht weiter zu helfen.
So wie du die Lehrerin beschreibst, kann ich mir erst mal nicht vorstellen, dass sie Kritik bzgl. ihrer Fehler offen gegenüber steht. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie sich selbst nicht so sieht und auch nicht hören möchte, dass sie an der Angst deines Sohnes "Schuld" ist.
Ich würde daher versuchen, ihr erst mal nur den Zustand deines Sohnes zu erklären (er hat Angst, weint viel, usw) und sie darauf reagieren lassen. Sollte sie das überhaupt nicht auf sich beziehen, bzw. überhaupt nicht verstehen, warum dein Sohn diese Ängste hat, kannst du ja weitere Beispiele anbringen. Ich würde deine persönliche Meinung zu der Frau zunächst zurück halten und mehr darüber erzählen, was dein Sohn zu Hause berichtet und womit ER Schwierigkeiten hat.

Das ist eine schwierige Situation, aber ich hoffe, es geht gut für euch aus!

LG

3

Hallo!

Danke für deine Antwort!

Ja, ich werde auf jeden Fall erstmal erzählen, wie es meinem Sohn geht etc.
Beim Elternsprechtag habe ich das bereits gemacht und sie konnte nicht ansatzweise vorstellen, dass er Angst hat.
Es gibt aber wohl immer wieder Situationen, die die Kinder verunsichern. Ein Junge musste mal dringend zur Toilette (im 75 minütigen Blocj) und er durfte trotz mehrmaligem Nachfragen nicht gehen. Er konnte dann nicht mehr einhalten und hat sich eingenässt. Mein Sohn hat es erst nicht erzählt, aber ich war irritiert, dass er morgens plätzlich nichts mehr trinken wollte und auch seine Wasserflasche mittags noch fast voll war. Er hatte Panik davor, im Unterricht doch mal auf die Toilette zu müssen. Die Mutter sein Freundin erzählt, das das Mädel morgens aus dem gleichen Grund mindestens fünf Mal auf die Toilette geht.
Die Kinder haben echt Angst vor der Frau :(
LG Silvia

5

Hallo,

Könntest du nicht genau das Beispiel anführen, um der Lehrerin verständlich zu machen, wie sensibel dein Sohn auf sie reagiert? Natürlich ohne Wertungen, Vermutungen etc. einfach nur schildern, dass er sich seitdem nicht mehr traut etwas vor der Schule zu trinken.

Evtl. Gibt es ähnliche Beispiele?

Ich würde bei dem Gespräch ganz bei dir und deinem Kind bleiben. Es geht ja darum, dass sie sensibler auf deinen Sohn eingehen müsste, damit er keine Angst mehr hat. Das erreichst du am ehesten, wenn du ihr Verständnis wecken kannst.

Evtl. Kannst du sie auch um Rat fragen in einem bestimmten Bereich (z.B. Ob sie einen Tipp hat, wie dein Sohn sich auch schulisch (oder in einem best. Fach) wieder mehr zutraut). Damit zwingst du die, sich auf pädagogischer Ebene mit deinem Kind auseinander zu setzen, stellst sie aber nicht bloß und stellst sie auch nicht in Frage (was sie mit Sicherheit nicht ab kann).

Solche Gespräche erfordern viel Fingerspitzengefühl, damit du die Situation "entschärfen" kannst.

Versuche auch immer auf deine Formulierungen zu achten. Ein "ich mache mir Sorgen um meinen Sohn, weil er in letzter Zeit immer mehr die Lust an der Schule verliert" wirkt ganz anders als ein "Mein Sohn hat Angst vor Ihnen, weil sie so viel schimpfen. ;)

Viel Erfolg und LG

weiteren Kommentar laden
2

Mhhh, ich sehe das von zwei Seiten. Und glaube mir, ich habe in diese Richtung schon sehr sehr viel erlebt. Und dabei spielen IMMER Lehrer UND Eltern eine Rolle.

Klar ist es schade, wenn dein Sohn eine Lehrerin hat, die vielleicht weniger einfühlsam ist, sehr perfektionistisch ist und dabei auch noch laut wird. Aber die Dame ist ein Mensch. Sie ist nunmal so und kann sich nur bedingt ändern. Ob sie dann nicht vielleicht den Beruf verfehlt hat, mag ich hier nicht beurteilen.

Aber es gibt nun einmal im großen Zusammenhang nicht nur (oder sogar nur sehr wenige) wirklich nette, warmherzige Menschen. Die meisten Menschen haben einen Sack voll Fehler. Und das ist gar nicht schlimm, wenn jeder lernt, sich auf andere Menschen einzustellen.

Damit kommen wir unweigerlich zur Elternseite. Natürlich ist es schön, wenn ein Kind mit Liebe überschüttet wird. Das kommt - wenn überhaupt - aber nur im Elternhaus vor (und vielleicht noch bei den Großeltern). Darüber hinaus ist ein Kind auch nur ein "normaler" Mensch.

Und damit muss auch ein Kind lernen, mit den schlechten Launen seiner Mitmenschen umzugehen. Ich beobachte dabei folgenden Sachverhalt siet Jahren:

Es gibt Kinder, die besonders lange bei besonders verständnisvollen Müttern aufwachsen. Prinzipiell finde ich das schön und erstrebenswert, aber es ist eben nicht das "echte" Leben. Ich selbst kenne soetwas aus meiner Kindheit nicht und meine Kinder haben das so auch nicht erlebt, weil sie schon früh fremdbetreut waren.

Sie haben also von frühester Kindheit erlebt, dass Betreuungspersonen "anders" sind (als zum Beispiel Mama) und vor allem auch mal schlechte Tage haben. Und ja, es gab dabei auch welche, die einfach nicht gepasst haben.

Wir hatten aber viel Glück. Meine Kinder sind mit einigen sehr sehr liebevollen Betreuungspersonen aufgewachsen. Jetzt in der Schule ist das anders. Da hat meine Große das unsägliche Pech, dass 2 von 3 Lehrerin in 4 Jahren (Klassenlehrer) einfach nicht zu ihr passen. Trotzdem muss sie damit umgehen (ein Schulwechsel ist da schon dabei und nicht nochmal eine Alternative).

Ich erlebe es halt oft, dass vor allem 1.-Klässler mit etwas strengeren, meckernden Lehrern so gar nicht zurecht kommen. Da wird schon die Frage erlaubt sein, ob dein Kind noch nie eine meckernde Person kennengelernt hat bzw. regelmäßig mit ihr zu tun hatte. #kratz

Viele Kinder scheinen 6 Jahre lang in dem Glauben aufzuwachsen, dass Sing-Sang-Säusel normal und die Regel ist. Ist es aber nicht. Das finde ich für die Kinder total schade. So ein gesundes Maß an Realismus scheint eben doch auch für kleinere Kinder nicht verkehrt zu sein!

4

Hallo!
Danke für deine Antwort!
Ich erwarte von Lehrern keinesfalls, dass sie mit "Singsang-Säusel-Stimme" sprechen. Das mache ich auch nicht und habe die sich nicht im Kindergarten erwartet, den mein Sohn ab dem 2. Geburtstag besucht hat. Mein Sohn kennt auch mich meckernd und laut werdend. Er hat einen Schwimmtrainer, der in ruppigem Ton mit den Kindern spricht und auch laut wird, wenn sie nicht hören. Das stört ihn überhaupt nicht und er geht gerne zum Training. Ein Lehrer ist auch nicht dazu da, die Kinder mit Liebe zu über schützen. Und schlechte Tage dürfen auch Lehrer haben. Kein Problem!
Da bin ich mit dir einer Meinung.

Aber mal ein Beispiel, was ich in Bezug auf die Lehrerin meine. Im Dezember fand eine Fackelwanderung mit beiden ersten Klassen statt. In einer Grillhütte sollte als Überraschung für die Kinder der Nikolaus kommen. Also sollten die Kinder ein paar Lieder singen. Eins haben sie viel zu schnell gesungen. Die Reaktion der Lehrerin (wörtlich): "Hört sofort auf! Ihr seid so unfähig, dass ihr noch nicht mal das Lied singen könnt! Nichts könnt ihr!". An ihrem Tonfall merkte man, dass es keinesfalls lustig gemeint war. Die Lehrerin der anderen Klasse ist sofort eingeschnitten. Mein Sohn sagte später nur, dass sie doch immer so redet.

Ja, Kritik ist vollkommen in Ordnung und jeder Lehrer hat das Recht, mal richtig laut zu werden. Damit habe ich kein Problem und mein Sohn auch nicht.

Der beste Freund meines großen Sohnes geht in die vierte Klasse und hat bei dieser Lehrerin Kunst. Er war mal beim Abendessen bei uns und sagte zu meinem jüngeren Sohn, dass er gut verstehen könne, dass er nicht gerne zur Schule gehen wurde. Bei dieser Lehrerin müsse man sich Verhalten wie ein sprachloser dressierten Affe, sonst gäbe es grundsätzlich Ärger... Wenn einem Schüler ein Bild nicht gelungen ist, kam es in dieser Klasse schon mehrfach vor, dass sie es vor der ganzen Klasse zerrissen hat.

Der beste Freund meines Sohnes hat seinen Klassenraum gegenüber. Seine Mutter erzählte mir neulich, dass ihr Sohn unseren bemitleidet, weil die Lehrerin dauernd schreit und schimpft.

Das sind jetzt nur Beispiele und vom Unterricht bekommt man ja auch direkt nichts mit. Aber was mein Sohn erzählt, ich in den wenigen Kontakten mit ihr erlebt habe und was andere Kinder erzählen, lässt mich schon vermuten, dass es deutlich über das normale Maß von Strenge hinausgeht.
Und nicht nur ich bin dieser Meinung und deswegen mit der Lehrerin im Gespräch.

LG Silvia

6

Unfähige/überforderte Kollegen gibt es leider immer mal, wenn auch zum Glück nicht allzu oft.

Das Problem ist allerdings, dass ihr diese Frau nicht ändern werdet können (jedenfalls nicht grundsätzlich) und darauf zu hoffen, dass sie die Klasse abgibt, versetzt wird oder oder, wird

weitere Kommentare laden
16

Hallo,

noch ein Tipp - geh nicht allein zu diesem Gespräch, sondern nimm Dir jemand mit - als Unterstützung und auch als Zeuge des Gesprächs.

Gibt es bei Euch an der Schule einen Schulsozialarbeiter - den könnte man ev. auch mit ins Boot nehmen - zumindest bei uns sind die Schulsozialarbeiter nicht bei der Schule angestellt und somit unabhängig von Schulleiter und Kollegium.

Lg Katie

17

Hallo!
Die Idee mit der Schulsozialarbeiterin ist sehr gut, danke! Ja, stundenweise ist eine an der Schule, die werde ich mal anrufen.
LG Silvia