Gibt es hier Mamis von hochsensiblen Kindern?

Hallo,

Ich denke, meine 7jährige Tochter ist hochsensibel.
Hat jemand damit Erfahrungen? Würde mich gern etwas austauschen.

LG????

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Ja, hier #winke

Was willst du wissen?

LG
Ina

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Supi

Mich würde interessieren ob du das für dich so erkannt hast oder hast du mit dem KiA drüber gesprochen?

Ich bin manchmal überfordert und weiß nicht recht wie ich auf bestimmte Situationen reagieren soll.

Zum Beispiel macht sie sich um sooo viele Leute oder auch Tiere sorgen, dass sie sich reinsteigert und weint.

Sie kann kein bisschen Kritik vertragen, ich versuch schon alles immer so zu sagen dass sie nicht gleich an sich selbst zweifelt. Aber bekommt sie woanders her Kritik, dann kommt sie damit nicht klar. Das wirft sie komplett aus der Bahn, dass sie sogar krank wird.
Wie meisterst du solche Situationen?

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Guten Morgen,

entschuldige bitte die späte Antwort...

Unsere älteste Tochter wird jetzt acht und sie ist hochsensibel. Wir wussten das lange Jahre nicht, erst durch jemanden bei Urbia wurde ich auf Hochsensibilität aufmerksam gemacht als sie knapp fünf Jahre alt war. Erst dachte ich noch " Aha, wieder eine Schublade in die ich mein Kind stecken kann #augen" aber als ich dann darüber gelesen habe bin ich fast rückwärts vom Stuhl gekippt. Alles was ich da gelesen habe hörte sich wie eine 1:1 Beschreibung unseres Kindes an. Und plötzlich machte alles einen Sinn, ich habe gemerkt wieviel Unrecht wir ihr in den Jahren unabsichtlich getan haben. Und was wir dann noch festgestellt haben: Sie hat die Hochsensibilität von meinem Mann geerbt. Nach 12 Jahren Ehe fing ich plötzlich an ihn wirklich zu verstehen, zu kapieren warum er manchmal so "anders tickt".

Der Schwimmlehrer unserer Tochter hat es mal sehr treffend formuliert: "A. kann man nicht beschreiben, die muss man erleben." Es ist wirklich schwer das in Worte zu packen, ich versuche es mal:

Hochsensibilität ist eine - eigentlich positive - Eigenschaft wenn man gelernt hat damit umzugehen. Aber der Weg dahin ist schwer und bedarf täglicher Anstrengungen die man aber gar nicht pauschal beschreiben kann. Was extrem wichtig ist: Struktur und Verlässlichkeit. Wenn wir mal so einen Gammeltag einlegen ist sie abends völlig fertig, damit kann sie nicht umgehen. Und wir versuchen die Reize möglichst gering zu halten (wobei nicht jeder Reiz ein Reiz ist - unsere reagiert nur auf reelle Eindrücke, Fernsehen z.B. macht ihr überhaupt nichts aus). Gering halten heißt z.B. : Nicht so viele Worte (und ich bin eine Labertasche, das fällt mir immernoch schwer #schein). Wenn ich beispielsweise möchte, dass sie abtrocknet halte ich ihr das Abtrockentuch hin und sage gar nichts. In die Schule bringe ich sie mit dem Auto weil zu Fuß so viele Eindrücke unterwegs aufgesogen werden, dass der Kopf schon voll ist bevor sie angekommen ist. Konzentration ist dann nicht mehr drin.

Thema Schule: Sie hatte extrem Schwierigkeiten in der Schule anzukommen. Der Lehrstoff an sich war es nicht. Sie konnte alles, selbst wenn sie in der Schule gar nicht wirklich konzentriert anwesend war (daher kommt übrigens die Verbindung zur Hochbegabung - viele Hochbegabte sind auch hochsensibel, aber nicht jeder hochsensible ist hochbegabt, aber sie sind fast alle sehr schlau). Aber sie hatte Probleme mit der Reizüberflutung, sie musste sich erst alles verarbeiten was sie in der Schule sah: Welche Hausschuhe welches Kind hatte, welches Bild wo hängt, welche Klamotten jeder trägt, wie der Schulhof vom Platz aus gesehen aussieht, etc pp. In der ersten Klasse setzen sie hier wöchentlich um damit sich die Kinder alle kennenlernen und nicht sofort Grüppchen entstehen. Irgendwann hat uns die Lehrerin einbestellt um nach einer Lösung für das Gezappel (sie verarbeitet Eindrücke durch Bewegung - daher die Verbindung zu ADHS, dazu später) und die Unkonzentriertheit zu suchen. Sie war wirklich sehr bemüht und kam dann selber auf die Idee etwas auszuprobieren: Fortan saß unsere Tochter an einem festen Platz. Erste Reihe, direkt vor der Lehrerin, am Fenster. Dort blieb sie (bis heute), nur ihr Nachbar wechselt. Und seitdem läuft es #pro Was ihr immernoch etwas Probleme bereitet ist die Aufgabenstellung. Manche Sachen versteht sie einfach nicht. Bei den Hausaufgaben gibt es bei uns immer wieder (wird aber merklich besser, anfangs war das Wahnsinn) Probleme mit der Aufgabenstellung. Sie weiß dann einfach nicht was die von ihr will ;-) Dann erkläre ich es ihr aber auch das kommt nicht an. Da haben wir echt viiiel durch. Mittlerweile probiere ich es maximal dreimal ihr zu erklären, dann legen wir es zur Seite bis Papa kommt. Der kapiert die Fragestellung auch oft nicht aber er versteht wenigstens meine Erklärung dazu. Und dann formuliert er das um, sagt ihr einen Satz, es kommt ein "Ach so" und sie legt los #rofl Das ist bei meinem Mann heute noch so: Oft muss ich irgendwas zwei-/dreimal umformuliert sagen damit es bei ihm richtig ankommt. Bin darin also mittlerweile geübt.

Großes Thema bei uns: Planungssicherheit. Früher dachten wir oft, dass sie einfach ihren Dickkopf durchsetzen will. Damit haben wir ihr wirklich bitter Unrecht getan weil es da schon wirklich unschöne Auseinandersetzungen gab #schmoll Es ist einfach so, dass sie sich schwer umorientieren kann wenn sie sich auf etwas eingestellt hat. Wenn also z.B. eine Freundin den Besuch von heute auf morgen verschiebt ist das ein völliges Drama. Damit muss sie jetzt lernen umzugehen, in jüngeren Jahren haben wir ihr das einfach erst unmittelbar vorher gesagt. Doch jetzt macht sie ihre Spieldates selber aus, also weiß sie natürlich Bescheid. Es wird besser aber ist immer noch ein großes Thema. An schlechten Tagen kann es passieren, dass es zu einem halben Nervenzusammenbruch führt wenn ich z.B. statt der geplanten Nudeln, Spätzle machen muss weil die Nudeln aus sind. Dann versuche ich sie zu trösten aber es dauert lange bis das wieder ok ist. Und wehe ich kaufe dann am nächsten Tag keine Nudeln #augen

Thema Trösten: Das ist eine Gratwanderung. Auf der einen Seite braucht sie das Trösten, das Verständnis. Aber wenn man es übertreibt steigert sie sich völlig hinein und dann ist das ein Fass ohne Boden. Ich versuche also ihr tröstend zur Seite zu stehen aber eben ohne Worte. Denn jedes einzelne Wort das ich sage kann in der Situation falsch sein und dazu führen, dass es noch viel schlimmer wird. Ich höre ihr zu und rede nur wenn es unbedingt sein muss. Und manchmal muss ich sie einfach weinen lassen - so weh das tut. Sie wickelt sich dann ganz eng in ihre Decke ein und heult in ihrem Bett. Ich schaue immer wieder nach ihr aber ohne das aufzuputschen und ohne Sprüche wie "beruhig dich mal wieder". Das würde sie ja selber gerne, kann es aber nicht. Da muss ich mit sowas nicht auch noch draufhauen... Auch wenn's gut gemeint ist. Meiner Erfahrung nach ist es bei IHR (bei euch kann es wieder anders sein) wichtig den Alltag trotz solcher Eskapaden laufen zu lassen. Ich frage sie dann ob sie mitessen möchte oder nicht. Und wenn sie nein sagt ist es so, dann isst sie später. Aber ich kann (gerade weil es noch zwei kleine Schwestern gibt) dem nicht soviel Aufmerksamkeit schenken. Und ich glaube das ist auch gut so.

Ganz extrem empfindlich ist sie was Gerüche angeht. Es gibt einfach Sachen die gehen gar nicht. Am Extremsten ist Sauerkraut, das es bei uns schon ewig nicht mehr gibt. Der Geruch ist für sie so extrem, dass sie auch drei Tage später noch bis zum Erbrechen würgt wenn sie zur Haustür reinkommt. Wiener mag sie auch nicht riechen, aber essen. Das verkompliziert das Ganze ;-) Aber hier weiß ich was gar nicht geht und das vermeide ich dann auch. Ich denke sie muss mit vielem klarkommen lernen aber das muss nicht sein. Die Kleine ist jetzt knapp zwei und hat gerade ihre "ich probiere alles und spucke es wieder aus"-Phase #augen Das erträgt sie nur schwer und schnappt sich dann halt ihren Teller und isst am Couchtisch.

Sie ist auch extrem empathisch, sie beschäftigen Schicksale sehr. Und sie muss dann immer alles genau wissen. Unser Nachbar ist seit kurzem sterbenskrank, die Kinder wissen es noch nicht weil ich mich erst selber informieren muss um dann Rede und Antwort stehen zu können. Aber sie muss sich vorbereiten können. Sie wussten auch, dass der Opa sehr krank war bevor er vor einem Jahr gestorben ist. Aber zur Beerdigung habe ich sie nicht mitgenommen weil sie das nie mehr losgelassen hätte. Man muss immer sehr genau aufpassen und zigmal überdenken.

Was bei uns den Alltag nach wie vor extrem einschränkt sind ihre Schlafstörungen. Das ist eine Sache die sehr viele Hochsensible haben. Sie hat noch nie länger als 2-3 Stunden am Stück geschlafen, braucht Stunden zum Einschlafen und ist vom alleine Einschlafen noch Lichtjahre entfernt. Sie schlafwandelt, schwitzt sehr viel, schläft Sommer wie Winter nur mit Top und Unterhose ohne Heizung und meistens auch ohne Decke.

Kritik kann sie besser vertragen seit ihr Selbstbewusstsein besser geworden ist. Hier hat ihr Taekwondo sehr geholfen. Generell ist Sport ein gutes Ventil.

Viele Hochsensible (so auch unsere Tochter) verarbeiten Eindrücke durch Bewegung. Sie springt auf dem Sofa, dem Trampolin, dem Bett, rennt rum wie eine Verrückte, zappelt beim einschlafen und dem Verarbeiten des Tages permanent mit den Beinen. Darum (und wegen einiger anderer Dinge) würde sie tatsächlich sofort eine ADHS-Diagnose bekommen. Das hat sie aber nicht. Das ist etwas das ich ganz schlimm finde: Es gibt nur ganz wenige Experten für HS weil es keine Krankheit sondern nur eine Eigenschaft ist und somit nicht therapierbar. Diese wenigen Experten die es gibt gehen aber davon aus, dass bis zu 80 Prozent (!!!!) der ADHS-Diagnosen falsch sind und es eigentlich nur HS sind. Gerade gestern hier im Magazin gelesen: "Schreikinder haben erhöhtes ADHS-Risiko". Unsere Tochter war auch ein Schreikind und würde heute überall eine ADHS-Diagnose bekommen. Und so schließt sich der Kreis...

Unsere Kinderärztin weiß davon, ist aber - wie fast alle Ärzte - nicht der richtige Ansprechpartner. Eigentlich gibt es keinen richtigen Ansprechpartner dafür da es wie gesagt nur wenige Experten gibt. Die meisten Therapeuten die damit werben sich damit auszukennen bringen letztendlich doch eine ADHS-Diagnose, stellen medikamentös ein und gut ist es (Ritalin wirkt aber bei nahezu jedem Menschen, egal woher die Unruhe kommt). Habe ich zigfach gelesen und teilweise auch mitbekommen.

Aufgrund dieser Tatsache haben wir uns ganz bewusst und mit allen Konsequenzen gegen jede Form der Therapie und Diagnosestellung entschieden. Eine offizielle Diagnose würde nichts verändern. Wir werden irgendwann wenn mal anderweitig eine Blutentnahme notwendig ist den Cortisol-Wert (das ist das einzige nachweisbare Indiz für eine HS) bestimmen lassen. Aber für uns hat das keine Konsequenz. Ich brauche keine Tests wenn ich eine perfekte Typbeschreibung von meiner Tochter und meinem Mann auf jeder Seite und in jedem Buch finde die sich mit HS beschäftigen.

Im Gegenteil glaube ich, dass eine offizielle Diagnose wieder eine Schublade öffnet, leicht eine Maschinerie in Gang setzt die dann kaum mehr zu stoppen ist. Und im Nachhinein - jetzt Mitte 2. Klasse - und den Fortschritten die sie in den letzen zwei Jahren gemacht hat kann ich für uns sagen, dass wir keine bessere Entscheidung hätten treffen können.

Wir haben einmal einen Fehler gemacht und im Kindergarten davon gesprochen, kurz drauf waren die Tests für die Schule und prompt kam die Empfehlung sie als I-Kind einzuschulen. Wir haben das dankend abgeleht aber sie hatte bei der Untersuchung definitiv einen Stempel auf der Stirn (der KiGa hat mit der Schule darüber gesprochen). Ich weiß auch von anderen Kindern, dass die Untersuchungen ganz anders gelaufen sind als uns damals gesagt wurde, uns wurden faktisch belegbare Unwahrheiten gesagt um unser Kind eben als I-Kind einzuschulen. Ihr tut eurem Kind keinen Gefallen wenn ihr das offiziell macht. Menschen wollen offizielle Diagnosen von Krankheiten, Behinderungen die therapiebedürftig und therapierbar sind. HS ist beides nicht und passt nicht ins Schema. Darum wird es oft belächelt. Wir gehen damit nicht hausieren, bei uns wissen es nur wenige Leute im Umfeld oder solche, die permanent damit nerven, dass wir doch angeblich ein ADHS-Kind hätten #augen

So, jetzt hab ich einen etwas wirren Roman geschrieben. Ich hoffe du kannst damit ein wenig was anfangen. Wenn noch Fragen da sind einfach melden.

Liebe Grüße
Ina

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so wie meine 2! 12 und 13j #freu

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Wie äußert sich das bei euch und wie reagierst du drauf?

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Da müsst man etwas mehr wissen, vor allem:

Wie zeigt sich das?

Was ist für dich "hochsensibel"?

Liebe Grüße
Sandra

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Starke Wahrnehmung von Reizen. Bei uns sind es oftmals Gerüche.
Oder wenn Geburtstagsfeiern oder irgendwas Besonderes oder Neues ansteht...meine Tochter freut sich wie wild, aber sie steigert sich wahnsinnig rein, sodass ihr dieses eine Ereignis nicht aus dem Kopf geht. Das geht soweit bis sie dann krank ist????

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Hallo Du,
ich frage mich manchmal auch ob meine Tochter ( 7 1/2 ) hochsensibel ist. Sie ist extrem empfindsam und erlebt Gefühle sehr stark ( nach meiner Beobachtung viel stärker als andere Kinder ihrer Klasse oder ihres Umfeldes, aber das kann natürlich auch täuschen ). Kritik kann sie auch extrem schlecht vertragen. Ich muss gestehen, daß ich da nicht immer Rücksicht drauf nehme, sondern immer wieder auch versuche sie etwas abzuhärten ( natürlich auch auf sensible Art ) und ihr lieber erkläre dass Kritik erstmal nichts schlechtes ist, sondern ein Hinweis darauf was der andere erlebt und empfindet. Sie kann sich sehr gut in andere hineinversetzen und engagiert sich für Schwächere. Sie braucht definitiv immer wieder genug "Ruhezeit" ( am Tage ) - d.h. Zeit, wo sie alleine spielen kann oder lesen oder puzzlen etc - - und genug Schlaf in der Nacht, sonst läuft alles aus dem Ruder. Sie kann sich über Kleinigkeiten extrem aufregen und weint dann herzzerreissend. Usw.
Ist das bei euch ähnlich? Ich weiss nicht, ob es eine altersbedingte Entwicklungsphase ist oder ob sie tatsächlich hochsensibel ist. Zum Arzt würde ich deshalb allerdings nicht gehen. Was soll das ändern? Ich versuche sie zu stärken und ihr Selbstvertrauen aufzubauen damit sie lernt mit ihrer Empfindsamkeit gut umzugehen und sie als Stärke und nicht als Schwäche zu empfinden.

Erzähl doch mal mehr von euch.

Gern möchte ich mich austauschen. Ich bin allerdings immer mal wieder länger weg vom PC, aber ich antworte auf jeden Fall:-)

Liebe Grüße,
Chris mit Frieda Lina 7 1/2 Jahre

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Huhu,

bei uns beide Jungs (5 und 9). Das Mädel hat es nicht abbekommen, die ist komplett stoisch :-p

Wir müssen morgens auf eine extrem reizarme Umgebung achten, sonst wird die Schule und Kita anstrengend. Ansonsten ist der 5jährige extrem mit Gerüchen, kann die Wohnung einiger Freunde nicht betreten, weil er sich sonst übergibt (ja, das ist UNGLAUBLICH peinlich #zitter) und bekommt Fieber, wenn etwas ansteht, was er nicht kennt. Ansonsten blockiert er auch gerne komplett, wenn ihm alles zu viel wird, bzw. bekommt Migräne. Er zeigt körperliche Reaktionen auf bestimmte Kleidung und bekommt dann am ganzen Körper einen Ausschlag. Er zeigt also allgemein hauptsächlich körperliche Reaktionen.

Der Große hingegen wird eher überemotional und knatschig und sucht die Eskalation. Lässt man ihn dann gezielt eskalieren, wird er wieder ruhig und kann funktionieren. Bisher lässt er das zum Glück fast nur zu Hause raus. In der Kita war das noch undenkbar.

Ist für alle Beteiligten ganz schön anstrengend :-(

LG
Jenx

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Mein Sohn (7) ist auch sehr empfindsam (weiß jetzt nicht, ob es als hochsensibel gilt...).

Er reagiert auf Gerüche, Lärm, Berührungen (ich bin die einzige, die ihn eigentlich anfassen und knuddeln darf) und insbesondere auf chaotische Zustände ganz extrem. Auf Streß reagiert er auch oft mit Ausschlägen am ganzen Körter. Oft kann ich es nicht nachvollziehen, was ihn gerade aus der Bahn wirft aber er fängt dann an zu weinen und kriegt so richtig Schüttelkrämpfe. Man kann ihn dann auch sehr schlecht beruhigen. Meist braucht er dann absolute Ruhe um wieder runterzukommen. Was uns enorm hilft sind ganz feste Tagesabläufe und viele Ruhezeiten. Er muß wissen, was auf ihn zukommt, um damit umzugehen. Überraschungen sind so überhaupt nicht sein Ding.

Er kann es auch nicht erklären, was gerade ihn ihm so abläuft. Er meint es kommt einfach alles auf einmal auf ihn runter und erdrückt ihn.
Interessanter Weise ist sein Zwillingsbruder das genaue Gegenteil. Er ist so was von unempfindlich :-)
Meistens versuche ich ihn so gut es geht "normal" zu behandeln. Er muß ja auch lernen in der Schule klar zu kommen mit dem ganzen Lärm und Streß. Aber wir versuchen ihm halt zu Hause eine kleine Ruheinsel zu verschaffen.
Es kann einem schon das Herz brechen zuzusehen wie sehr er auf alles reagiert.
Der KiA meint nur er wäre ein normal entwickelter Junge und wir sollten ihm halt den nötigen Halt geben.

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Wenn euer Kind so leidet, und das sieht sehr nach Leidensdruck aus, wäre es da nicht sinnvoll, eine zweite Arztmeinung einzuholen, ggfs einen Kinderneurologen aufzusuchen zwecks genauer Diagnostik?

Denn es ist das eine, ein empfindsames Kind zu haben, aber das andere, wenn ein Kind auf "alles" extrem reagiert. Er muss unter einem enormen Druck stehen.

Ich würde das angehen, denke ich. Aber ich stecke auch nicht in dir drin, sondern lese nur, was du schreibst. Mir würde das reichen, um andere Fachkräfte aufzusuchen als den Kinderarzt, der mir sagt, er sei total normal entwickelt und brauche halt mehr Halt.

Alles Gute euch!

White

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Du hast ja Recht und wir haben bereits im Säuglingsalter und auch Kleinkindalter sehr viele Ärzte aufsuchen müssen (nicht nur deswegen). Im Säuglingsalter sprachen sie von Regulationsstörungen und später dann, daß er einfach alles viel intensiver wahrnimmt als andere Kinder. Es wurde die Frühgeburt und seine anderen Komplikationen mit als Begründung herangezogen. Insbesondere auch die Zeit, die er im KH verbringen mußte. Konkret ist da aber nichts rausgekommen. Der jetzige KiA meinte auch, daß er einfach diese Ruhe / Halt von uns braucht. Wir haben uns ja inzwischen auch ganz gut darauf einstellen können und es ist dadurch auch vieles leichter geworden.
Ich selbst reagiere auch intensiver auf Gerüche, Lautstärke, Berührungen und Gefühle als mein Umfeld. Doch ganz so extrem wie mein Sohn eben nicht. Zumindest kann ich es ganz gut kontrollieren und in Perspektive setzen. Es ist auch ein Lernprozeß.

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Hallo, wir haben auch so ein Kind, auch hochsensibel, mir ist das aufgeffallen , als er 2 J alt war, er war im Kita und wenn die Erziherinnen mal ein Lied singen fängt meiner zu heulen , er sagte mir das Lied ist traurig , dann ist das auch öfter zu Hause passiert , ich hatte mal Musik an , dann fängt er ganz leise zu weinen , einmal waren wir irgendwo wo auch solche Musik war , ich dachte gleich ohah er fingt dann gleich zu weinen , ich habe ihn dann beobachtet und ich habe gemerkt , dass er mich traurig schaut und ganz rote Augen hat , ich habe die dame gebetet die Musik auszumachen , dann war Ruhe.

Kinderarzt hilft nicht bei solche Sachen , wir gehen zur Heilpraktikerin , da kriegen wir mehr Unterstützung .

LG

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Meine Tochter ist ein wenig so.
Gefühle werden extrem erlebt, sie kann furchtbar traurig sein, oder auch fruchtbar fröhlich.

Zudem macht sie sich über alles Gedanken, denkt hundert Schritte weiter, wägt vieles ab, bis sie eine Entscheidung trifft. Da könnte man manchmal meinen, sie träumt, aber in Wirklichkeit wägt sie ab, was sie tun soll (und wenn es nur darum geht, sich für ein Kleidungsstück am Morgen oder eine Süßigkeit im Supermarkt zu entscheiden).
Zudem kommt, dass sie in der Schule alles perfekt machen will. Das gelingt ihr meistens, sie setzt sich damit aber enorm unter Druck. Jetzt auf dem Gymnasium klappt das aber wesentlich besser als zuvor auf der Grundschule. Ich denke, der Anspruch trifft genau ihren Nerv und ihr Bedürfnis an Forderung. In der Grundschule war es schlimmer, das wundert mich etwas, aber nun. Sie regelt alles allein, das ist ihr wichtig, und sie bekommt das (mit -noch- ausgezeichneten Noten) hin.

Sie wurde mit knappen drei Jahren operiert, seitdem hat sie panische Angst vor Spritzen, Zugängen etc. Gestern sollte sie Blut abgenommen kriegen, hat davor den gesamten Morgen so zerschossen, dass sie später heulend im Auto saß. Wohlgemerkt, sie ist 10 Jahre alt und hat ansonsten keine Angst vor Ärzten, es geht ihr darum, so sagt sie, dass man ihr etwas aus ihrem Körper nimmt (ihr Blut) und ihr zuvor etwas hineinsteckt (Kanüle). Diese Vorstellung macht sie fertig. Aber allein, dass sie sich darüber Gedanken macht und diese so klar formulieren kann, zeugt von ihrer Sensibilität.
Auch körperlich nimmt sie alles sehr intensiv wahr. Sie lachte sich halb kaputt, als der Arzt bei der letzten VU ihre Reflexe testete. Zum einen fand sie ihre unbeherrschten Reaktionen spassig, zum anderen kitzelte alles total. Er kannte sie bis dato noch nicht (wir lebten zu der Zeit erst seit einem halben Jahr hier) und seine Bemerkung war eben genau das: "Oh, XY scheint hochsensibel zu sein".

Na dann. Unser alter Kindergarten hatte ähnliches angemerkt, sie wollten damals, dass ich eine Psychologin hinzuziehe. Ich habe abwarten wollen, denn ich bin meiner Tochter recht ähnlich. Ich sehe quasi mich selbst als Kind vor mir, wenn sie mir erzählt, was in ihr vorgeht. Ich hatte damals nicht das Gefühl, dass das Kind verändert werden sollte, nur weil es Gefühle intensiver erlebt als andere.
Da es nicht so extrem ist, dass sie beispielsweise bei starken Gerüchen brechen muss, ändere ich mein Verhalten ihr gegenüber auch nicht. Ich weiss wie sie ist und sie weiss es auch.
Wir haben aber miteinander geklärt, dass sie mir bescheid sagt, wenn sie ihre Gedanken nicht mehr tragen kann und Hilfe braucht. Aber auch, dass ICH als Mutter entscheiden kann, die Madame braucht ein wenig Hilfe psychologischer Art, die ich als Mutter nicht bieten kann. Gerade jetzt mit Beginn der Pubertät wird sich sicher noch so einiges tun bei ihr. Ich beobachte genau und spreche Auffälligkeiten offen bei ihr an.
So weit sind wir und da stehen wir. Wir reden viel über ihre Gedankenwelt, sie schreibt viel, malt viel, ihre Offenheit schätze ich sehr.

Sie ist ein total spannender Mensch, den ich über alles liebe. Sie soll so sein, wie sie ist, solange sie gut damit zurecht kommt.

So viel dazu. :-)

Herrjeh, meine Madame.#verliebt