Potenzialanalyse BMBF

Guten Morgen allerseits!
Ich bräuchte bitte mal Eure Erfahrungen mit folgender Sache:
Mein Sohn (12, 7. Klasse) soll an der Potenzial-Analyse des BMBF teilnehmen.
Klingt anfangs ja ganz gut, Stärken und Schwächen feststellen, entsprechend fördern usw- was uns aber Sorgen bereitet: Was dann? Die erhobenen Daten sollen ja weiter genutzt werden, um die Kids in ihrer weiteren schulische und berufliche Entwicklung zu fördern- aber in dem Zustimmung schreiben steht zB, dass die Teilnahme auch Auswirkungen auf Praktika und Berufswahl haben wird.
Sprich: Für mich klingt das wie: Entsprechend dem Ergebnis der Analyse wird mein Kind dann 'gefördert' bzw in eine Richtung gebracht, die statistisch ermittelt wurde (und/oder den teilnehmenden Betrieben passt?).
Ganz ehrlich? Da klingt für mich bedenklich...
Meine Fragen also an Euch: Hat eines Eurer Kinder auch schon daran teilgenommen und was ist dann passiert? Wie wirkte sich das grade bei den älteren Kindern aus bezüglich Berufsberatung zB durch die Schule?
Mir bereitet das etwas Sorgen, vielleicht habe ich auch zuviel Misstrauen gegenüber solchen Einstufungen...

Aber der Gedanke, dass (m)ein Kind 'klassifiziert' wird und darauf seine weitere Laufbahn vorgegeben wird, gefällt mir nicht...
Vielleicht mag mir jemand seine Meinung oder Erfahrung schildern?
Vielen Dank schon mal im voraus,
Locke

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Warum alles negative sehen? Mein Sohn hat eine Potentailanalyse gemacht. Es worden verschiedene Tätigkeiten ausgeführt. Es gab eine Evaluation und dann nur die positiven Beobachtungen aufgeführt.

Es gab dann die Methodische Kompetenz , Problemlösefähigkeit , Qualitsbewußtsein und die Kreativität. Vielleicht hat Sohn ja mehr stärken als du glaubst. Warum nicht feststellen was jemand sehr gut kann .

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Das ziehst du aus den Informationen von z.B. der Internetseite?

Da wird m.E. niemand gedrückt. Es wird ausprobiert. Die Analyse zeigt Stärken und Schwächen und daraus ergibt sich, welche Berufsfelder interessant sein könnten.

Die meisten Jugendlichen haben keine Ahnung wohin es sie auch nur ziehen könnte, insofern sicher sinnvoller als einfach in der 8. Klasse zu sagen "such dir ein Praktikum". Die Mädels landen im Kindergarten, die Jungs bei MediaMarkt oder sitzen ein Büro weiter als Mama oder Papa. So war es jedenfalls damals bei uns.

Deine Sorgen kann ich kaum nachvollziehen.

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Sofern du da was unterschreiben musst, kannst du folgenden Zusatz draufschreiben:

Ich untersage, dass die Ergebnisse dieses Tests ohne meine Zustimmung für den Einzelfall an Dritte weitergegeben oder in die Schulakte gelegt werden.

Nötigenfalls teilst du das gesondert mit.

Gruß

Manavgat

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Hallo,
Danke, guter Rat.
Ich will sowieso mit dem Lehrer sprechen, wir sind trotz Elternabend vor 2 Wochen nicht informiert worden, was da kommt...

Es muss da ja bereits bekannt gewesen sein- jetzt sollten wir eine Einverständniserklärung unterschreiben, in der genau diese Weitergabe erlaubt werden soll.
Und das stößt mir auf...
Gruß, Locke

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Die Dame, die mit usn die Auswertung machte, sagte, das Ergebnis würden nur wir erfahren, das würde NICHT automatisch an die Lehrer weitergegeben. Nur wenn die Schüler selber es erzählen oder ihnen antworten, dürfen/würden sie auf das Thema reagieren.

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Danke für Eure Antwort!
Meine Sorge geht ua. in die Richtung, dass Kinder sich noch verändern und entwickeln- wenn ich an mich mit 12 denke, dann waren meine Interessen komplett anders als meine Fähigkeiten.
Hätte mir da jemand dann anhand einer Erhebung 'vorgegeben', welcher Weg der Beste sei, hätte ich das wohl nicht angenommen...

Ich finde es gut, wenn den Kindern mögliche Wege gezeigt werden, nicht jeder muss Abitur und Studium haben, um im Leben Erfolg zu haben- aber es hat für mich einen unangenehmen Beigeschmack, dass die Daten personenbezogen benutzt werden, um weitere 'Maßnahmen' zu treffen.
Für mich klingt es nach Klassifikation und wer kann dann eine neutrale Beurteilung des Kindes durch die Schule garantieren, wenn es zB um die Berufswahl geht? Wenn das Kind einen höheren Abschluss anstrebt als es bei der Analyse ergeben hat bezüglich seiner Fähigkeiten?

Natürlich ist mir klar, dass ich der Schule vertrauen muss, was den Umgang mit den Ergebnissen angeht und die letzte Entscheidung bei den Eltern und dem Kind liegt- aber wohl ist mir nicht dabei...

Gruß, Locke

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Ja, mit 12 ist so eine Analyse recht früh, meine Tochter ist wie gesagt in der 8.Kl. und schon 14 Jahre alt. Sie ist alt genug, um die Chance zu erkennen, jeweils am Freitag schon die Möglichkeit zu haben, in Berufe reinzuschnuppern und dann entweder von welchen abgebracht wird oder auch mit Hilfe des Analyseergebnisses sich einen anschaut, an den sie noch gar nicht dachte.

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In dem vom ESF-geförderten Projekt "Übergang Schule-Beruf" habe ich selber solche "Test" mit 8 und 9 Klässlern gemacht.

Da wird garnicht in Schubladen gedacht, im Gegenteil für 90% "meiner" Schüler habe ich ihnen viele Tipps geben können, was wie noch besser klappen könnte und nochmal eine ganz andere Perspektive für die Zukunft gezeichnet, als die, die in den Köpfen der Kinder war.

So, wie ich die Aufnahme der Daten, deren Auswertung und Rückmeldung an die Schüler erlebt habe, war das ein Gewinn für die Schüler.

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Vielen Dank für Deine Antwort!
Es ist gut, mal von Mitwirkenden zu hören; ich habe mich durch x-Seiten gelesenen, aber das ist nicht dasselbe wie die praktische Erfahrung damit...
Was mich interessieren würde- wie weit hat sich diese Analyse bzw das Ergebnis auf den schulischen Bereich ausgewirkt?
Bei uns werden zB Wahlpflichtfächer angeboten, die entsprechend der Neigungen liegen; sprachlich, naturwissenschaftlich oder praktisch orientiert.
Haben die Ergebnisse bei Euch da Einfluss genommen, in welche Richtung ein Kind sich orientiert?
Gruß, Locke

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Mein Sohn hat vor drei Monaten an einer Potenzialanalyse teilgenommen - er und wir Eltern auch fanden das Ergebnis schon recht aufschlussreich, weil zB Stärken in Bereichen auftauchten, die wir nicht auf dem Schirm hatten, aber auch Schwächen, die sonst nicht so auftraten. Überbewerten würde ich den Test nicht, der aber als Vorbereitung auf die jetzt anstehende Praktikumswahl (Schnupperpraktika in der 8. Klasse) schon nützlich ist. Die Lehrer sind auch über die Ergebnisse in Kurzform informiert worden, wenn man dem als Eltern zustimmte - Folgen hatte das keine.

Liebe Grüße
Anja

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Ich weiß nicht, was genau BMBF heißt, aber meine Tochter hat neulich (in 8. Klasse) an einer Potenzialanalyse teilgenommen. Das gehört zum Projekt "kAoA" (Kein Abschluß ohne Anschluß) und soll den Schülern helfen, ihre Stärken kennenzulernen. Mein Tochter hat jetzt seit nach den Herbstferien auch die Möglichkeit 4 x hintereinander jeweils am Freitag in einen Ausbildungsbetrieb zu gehen und zu schnuppern ob es ihr Beruf sein könnte, oder eben nicht.

Mind, 1 x sollte diese 4 Freitage sein, kann aber auch mehrmals sein.Nach 4x sollen ersteinmal 1 oder 2 mal wieder an der Therorie wie Arbeitswirtschaft u.ä. in der Schule teilnehmen und können dann wieder 4 x in die Praxis in einem anderen beruf.

Zur Potenzialanalyse: Nach dem Tag, an dem die Schüler in verschiedenen Situationen gehandelt haben und dort beobachtet wurden in Bezug auf verschiedene Fähigkeiten/Verhalten, war dann ein Auswertungsgespräch, bei dem ich als Mutter auch teilnehmen konnte. Meine Tochter bekam eine Mappe mit dem Ergebnis mit, es waren 6 Bereiche die beurteilt wurden und die, indene sie gut abgeschnitten hat, was also ihr Stärken waren wurde erwähnt, was sie da besonders gut gemacht hat.

Was Sinn der Sache ist, dass die Kids kennenlernen, was ihnen liegt. Bei meiner Tochter hat uns beide z.B. ein Bereich überrascht, wo sie gut war, weil sie selber die Übung" zu dem Bereich z.B. ganz doof und langweilig fand.
In diese Ergebnismappe kann sie jederzeit reinschauen und sollte auch in Bewerbungen für Praktikas und Ausbildung ruhig erwähnen, dass lt Analyse der und der Bereich ihre Stärken sind.

Ich denke, bei euch werden die Kids auch nicht von den Lehrern in Schubladen gepackt, sodnern es wird wohl ähnlich laufen. Unser Projekt wird übrigens vom Landesministerium NRW und der Agentur für Arbeit unterstützt und soll in den nächsten Jahren an allen Schulformen laufen.

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Hallo Locke,

ich arbeite für einen Bildungsträger, das sind Institutionen, die diese Potentialanalyse im Auftrag durchführen. Bei uns sind die Schüler allerdings schon in KLasse 8, wenn sie teilnehmen.

Hierzu der hamet -Test genutzt ( www.hamet.de), wie das in anderen Regionen ist, kann ich nicht sagen.

Zum Thema Datenschutz:

Der Träger, der die Potentialanalyse durchführt, darf die Ergebnisse längsten 2 Monate lang speichern, dann müssen sie gelöscht/ vernichtet werden. Die Schule darf ohne Zustimmung diese Ergebnisse auch nicht speichern/aufbewahren.

Zum Thema Berufsberatung:
Sehr viele Jugendliche haben überhaupt kein Vorstellung davon, was sie beruflich einmal machen möchten. Hier hilft die PA, da die Stärken und Schwächen in Bereichen dokumentiert sind, die mit Schulfächern nichts zu tun haben.

Sollte im Laufe der beruflichen Orientierung Unterstützung der Agentur für Arbeit genutzt werden, kann/wird je nach Art der Unterstützung, auf die Ergebnisse zurückgegriffen werden.
Für manche Maßnahmen der beruflichen Orientierung oder der Berufsvorbereitung ist die Teilnahme an der PA bindend notwendig. Insofern tut man gut daran, dass die Ergebnisse, sollte hier einmal Unterstützung von Nöten sein, gut aufbewahrt werden. Ich arbeite zum Beispiel an einer Hauptschule als Berufseintsiegsbegleitung. Ich unterstütze Jugendliche ab Klasse 9 für 2,5 Jahre bei der Berufsorientierung, Ausbuildungsplatzsuche und allem was damit zu tun hat. Zur Teilnahme bei uns müssen die Ergebnisse der PA vorgelegt werden, da sie zu Beginn der Betreuung einen Teil der Grundlage unserer Arbeit darstellen. Viele Schüler, die dringend in diesem Bereich Unterstützung nötig hätten kann ich nicht betreuen, da sie die Ergebnisse verloren oder weggeworfen haben.

Beste Grüße
Galemburgis

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Guten Morgen,

ich wollte mich noch mal bei Euch für die Antworten bedanken;

vor den Ferien habe ich noch mal mit dem Lehrer gesprochen.
Er ist auch nicht 100% begeistert, aber "drum-rum" kommen wir nicht...
Manvgat's Vorschlag mit der Einschränkung hält er für eine gute Sache und so werden wir das auch machen.
Tja, vielen Dank auf jeden Fall und einen guten Rutsch!
Glg, Locke