1. Klasse unterfordert-Fortsetzung

Hallo,

ich habe hier vor einer Woche von unserem "gelangweilten" 1. Klässler berichtet.
Heute war ich zum Gespräch bei der Lehrerin. Ich habe ihr beschrieben, dass er sich langweilt, dass ich nach Wegen suche, damit er nicht früh die Lust an der Schule verliert und sie nach ihrer Einschätzung gefragt. Und gesagt, dass überspringen für uns nicht das erstrebte Ziel ist. Er soll einfach gern in die Schule gehen und sozial eingebunden sein.

Sie hat sehr gut reagiert, ihr war klar, dass es für ihn nicht so spannend ist, da er fließend lesen kann. Sie hatte gute Vorschläge: Buch zum Lesen mitbringen, wenn er mit den Aufgaben fertig ist, Mathe Stars, Deutsch Stars 2 u.ä. Auch seinen heiß ersehnten Antolin Zugang bekommt er wohl bald (kennt er von seinem Bruder).

So ist er erst mal beschäftigt. Allerdings frage ich mich: Wohin führt das? Wenn er immer extra Aufgaben macht und lernt, dann setzt sich das "Problem" doch fort, er wird immer weiter sein als die anderen.

Aber jetzt warten wir erst einmal ab. Er fühlt sich in der Klasse wohl, vielleicht gibt sich das mit dem Vorsprung ja nach einer Weile.

Danke Euch für die vielen Antworten+ Anregungen.
LG
Artep

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Ich finde, daß das Wichtigste an der Grundschule das " Drumherum" ist: Regeln befolgen, nur noch einer von vielen zu sein,lernen zu warten, obwohl es langweilig ist, auch Aufgaben zu erledigen, die keinen Spaß machen,...... Vom Lehrstoff her ist das doch letztlich "pillepalle". Würde es nur darum gehen, könnte man die Grundschulzeit auf ein halbes Jahr verkürzen.
Das Niveau gleicht sich schnell an. Kein Grund sich zu sorgen und in der Zwischenzeit ist er ja beschäftigt.

Mein Sohn ist wesentlich jünger als seine Mitschüler, weil wir uns damals haben " bequatschen" lassen. Das ist fachlich kein Problem, aber nun, in der 6. Klasse, liegen in sozialer Hinsicht Welten zwischen ihm und den teilweise pubertierenden Klassenkameraden.

2

So sehe ich das auch, darum sträubt sich bei mir alles, wenn es ums überspringen geht. Die Lehrerin meinte, wir warten ab, aber man soll ihn nicht auch nicht blocken, wenn er einfach weiter ist.
Ich wünsche mir sehr, dass es sich einpendelt und er froh in der Schule ist (ist doch schön, wenn man sich nicht plagen muss mit den Aufgaben!) und das Thema Klasse überspringen nicht anfällt.

LG
artep

9

Bei meinem Sohn ist es genauso, wie bei deinem und auch ich hatte letzte Woche ein Gespräch mit seiner Lehrererin.

Natürlich ist aufgefallen, dass er weiter ist als manche andere, auch wenn er nicht der Einzige ist, der Lesen kann in seiner Klasse!
Bei uns ist es so, dass die Kinder die mit ihren Aufgaben fertig sind, selbst entscheiden können, was sie danach machen. Zur Auswahl stehen Zusatzblätter, Spiele, Bausteine mit denen sie was nachbauen können (Zahlen, Buchstaben oder was auch immer die Kinder wollen), Bücher lesen/anschauen aus der Klasseneigenen Bücherei (die Kinder konnten Bücher, die sie nicht mehr brauchen, mitbringen für die Klasse), oder sie können Helferkinder sein, dh. sie können anderen Kindern helfen, die noch nicht fertig sind oder Schwierigkeiten haben.
Mein Sohn hat eine unglaublich schnelle Auffassungsgabe, die wohl sehr auffällig ist, er kann lesen/schreiben/rechnen sehr gut, trotzdem macht er die Aufgaben nicht so schnell. Die Hausaufgaben sind in ein paar Minuten gemacht, in der Schule allerdings lässt er sich Zeit, es sein denn er hat Lust zu spielen/lesen/bauen ;-). Er langweilt sich auch nicht und er liebt es in der Schule zu sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Kindern hat er die Zeit in Ruhe dort anzukommen. Seine Herausforderung beschränkt sich darauf, wie auch eine userin geschrieben hat, zu lernen ruhig und geduldig zu sein, zuzuhören, als erstes das zu erledigen, was vom Lehrer verlangt wird. Das ist okay so, denn schließlich muss das auch gelernt werden.

Mein Sohn kann auch sehr gut schreiben, zumindest grammatikalisch sehr gut, dennoch muss er lernen die Buchstaben richtig rum zu schreiben, bisher hat er sie irgendwie geschrieben, sie waren zwar lesbar, dennoch wurden sie nicht "ordentlich" geschrieben. Dieses ordentlich und genaue Arbeiten ist auch eine Herausforderung für ihn.

Ich denke solange unsere Kinder gerne in die Schule gehen (und das tut mein Sohn), ist alles im grünen Bereich. Die Lehrerin weiß über seinen "Stand" bescheid und ich denke sie wird eingreifen, wenn er sich sichtbar langweilt und dadurch den Unterricht stört. Ich mache mir keine weiteren Gedanken darüber, da ich seit Schulstart ein unglaublich glückliches und entspanntes Kind zu Hause habe, was im letzten Kindergartenjahr überhaupt nicht mehr der Fall war, auch wenn er gerne in den Kindergarten ging. Im Nachhinein merke ich, wie sehr ihm anscheinend die "Herausforderung" gefehlt hat! ;-)

#winke

3

Er wird keinesfalls automatisch immer weiter sein, als die anderen.

In den ersten Klassen meiner Söhne gab es immer Kinder, die vom Start weg mehr konnten als andere. Die bekamen dann eben Zusatzaufgaben. Allerdings keine Zusatzaufgaben aus dem nächsten Thema, sondern Zusatzaufgaben, die vertieften, die Transferleistung forderten. Damit waren alle zufrieden - zumindest hat kein Kind übersprungen. Obwohl es Kinder gab, die sich in der ersten Klasse schon 'Harry Potter' reinzogen, während andere sich mühsam an 'Fara ruft Fu' abarbeiteten.

In der 3. Klasse hatte sich das sowieso weitgehend egalisiert. Natürlich gab es auch da diejenigen, denen alles leicht fiel, während andere ordentlich zu kämpfen hatten. Aber das liegt in der Natur einer Grundschule - diesen Spagat zwischen Hauptschul- und Gymnasialniveau hinzukriegen, ohne das ein Kind auf der Strecke bleibt.

Grüsse
BiDi

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Hallo,

was würdest du denn erwarten, außer Extra Aufgaben?

Meiner Erfahrung nach gleicht sich das mit dem Vorsprung relativ schnell aus, so bald die anderen Kinder auch lesen können. Und wie schon gesagt, Langeweile nach so wenigen Wochen in der 1. Klasse ist nichts mega ungewöhnliches... Selbst Kinder, die nicht lesen können, langweilen sich die ersten Wochen durchaus auch.

lg

5

Ja, wartet erstmal ab.

Am Anfang ist eine Klasse selten homogen, die einen können schon lesen, die anderen zumindest Buchstaben, einige weder noch. Gerade in der ersten Klasse ist der Unterschied enorm. Das heißt aber nicht, dass die, die in der ersten Klassen den andern voraus sind, das auch immer bleiben. Meist wird der Vorsprung von Jahr zu Jahr, manchmal von Monat zu Monat weniger, in der weiterführenden Schule merkt dann in der Regel niemand mehr etwas davon.

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Hallo,

mein Sohn war wie deiner in der ersten Klasse und bekam auch extra Aufgaben. In der 2. war er auch immer mal wieder in der zweiten zum "Schnuppern". aber wie die anderen hier schreiben: Das gleicht sich wieder aus. Die Aufgaben werden anspruchsvoller, die Themen auch. Es fällt ihm immer noch leicht und er ist einer der besten in seiner Klasse. Langeweile hat er jetzt auch ohne extra Aufgaben nicht mehr.

vg, m.

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Hi,

ich befürchte, das wird euch die ganze erste Klasse durch bleiben ... in der zweiten wirds dann besser, wenn es ein bisserl anspruchsvoller wird und die Kinder endlich "was Neues" lernen.

Unsere Kinder konnten weder lesen noch schreiben, als sie in die Schule kamen, Allerheiligen waren sie dann soweit, dass sie das recht ordentlich beherrschten, Weihnachten haben unsere Buben "Harry Potter" angefangen zu lesen ... in der Schule durften sie dann auch, wenn alles andere erledigt war, lesen, schon die Hausaufgaben machen etc ... wenn die Schreibschrift kommt, wirds für sie wieder leichter, weil was Neues kommt ...

LG

8

huhu

dein post kam mir gleich bekannt vor, als ich ihn vor einiger zeit las... wir haben das gleiche Problem. meine große langweilt sich dermaßen in der schule...schon seit der ersten klasse (aktuell 2. Klasse).

sie sollte überspringen...was wir aber nicht wollten. seit der ersten klasse (nach Gespräch mit der Lehrerin) bekommt sie Zusatz aufgeben. diese erledigt sie, sobald sie mit den normalen aufgaben fertig ist.

Anfangs fuhren wir damit ganz gut... seit einer Woche ist es wieder so, dass sie wieder zu viel langeweile hat. jetzt macht sie aufgaben aus ende 3. anfang 4. klasse und wir müssen ernsthaft überlegen, was wir nun machen...ob überspringen nicht doch eine Wahl wäre. wir warten den elternsprechtag ab...und dann beginnt der kampf von vorne.

ich drücke euch die Daumen, dass es weiterhin so gut bei euch läuft :-)

lg

red

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Hallo red,

vielleicht spielt es auch immer eine Rolle, wie die Schule insgesamt damit umgeht. In der Klasse meines Sohnes haben die Kinder viele verschiedene Möglichkeiten sich zu beschäftigen, wenn sie mit den Aufgaben fertig sind (Zusatzblätter/lesen/spielen/anderen Kindern helfen). Es bleibt ihnen selbst überlassen, was ich gut finde. Das was mein Sohn bisher in der Schule gemacht hat, hat er zum Teil mit 4/5 Jahren locker machen können, bzw. hat es sogar gemacht. Langeweile ist bei ihm trotzdem nicht zu spüren, da er so viele Möglichkeiten hat.

Was bei uns noch dazu kommt ist, dass die Schule unglaublich viele Angebote anbietet (die verpflichtend sind) für die Kinder, die nicht so gut zurecht kommen. Es gibt Zusatzstunden fürs Konzentrierenlernen, Graphomotorik, Lerntechniken usw. Die Kinder werden dann zweimal in der Woche in diese Kurse eingeteilt. Dann gibt es noch extra Kurse für die Kinder die weiter sind knobeln/rechnen/lesen.

In der Klasse meines Sohnes haben die Kinder schon mit dem Rechnen angefangen, sie spielen sogar schon seit ein paar Wochen "Galgenmännchen". Ich finde das Tempo schon beachtlich, wenn ich so höre, wie weit die Kinder in anderen Schulen sind, aber es scheint sehr gut zu funktionieren, obwohl das "Niveau" der Kinder stark unterschiedlich war.

#winke

11

Und gesagt, dass überspringen für uns nicht das erstrebte Ziel ist.

Ich denke, der Weg sollte darüber definiert werden, was für das Kind am Besten ist.

Ist er hochbegabt oder kann er (nur) Lesen? Wenn er insgesamt sich zu Tode langweilt, dann ist ein Verbleiben in der ersten Klasse die reinste Quälerei. Als ich in den 70ern in die Schule kam, wurde keine Rücksicht genommen - wie auch bei 44 Kindern - und ich habe mir auch die Zeit vertrieben mit

aus dem Fenster kucken

stören

unter der Bank Zeitung und Bücher lesen

Geschichten ausdenken etc.

Niemals wieder habe ich soviel Zeit verplempert wie in der Grundschule, wo man mich quälte mit As und Bs malen, blödsinnige Matheaufgaben oder mit Zeugs aus dem Sachkundeunterricht, wo ich längst Bescheid wusste.

wenn es ganz blöd lief, dann bin ich vor Erschöpfung in der Klasse eingeschlafen, weil es verdammt anstrengend ist, im Tempo der anderen mitzuschwimmen, wenn alles kalter Kaffee ist.

Zusammenfassend würde ich sagen, man hat mich am Lernen gehindert.

Ich wünsche das keinem Kind.

Gruß

Manavgat

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Wenn er sich in der Klasse wohl fühlt und jetzt erst einmal Zusatzaufgaben bekommt, ist das doch erst einmal ein guter Ansatz. Ob das nun ausreicht und sich der Vorsprung mit der Zeit nivelliert und vor allem Dein Sohn zufrieden ist, wird sich zeigen - bei vielen Kindern ist das so.

Bei meinem Sohn war es anders: Hochbegabung, Unwohlsein und beginnende Blockade in der ersten Klasse trotz Zusatzaufgaben und engagierter Lehrerin. Auch wenn das Überspringen durchaus nicht reibungslos ablief, glaube ich auch im Nachhinein, dass ihm ein Verbleib in der ersten Klasse nicht gut getan hätte.

Viele Grüße

Anja