Rücktritt in Klasse 3 trotz guter Noten?

Hallo zusammen!
Ich brauche einfach mal ein paar Meinungen.
Zuerst einmal die Gesamtsituation:

Junge geboren im August 2006, eingeschult in 2012. Kindergarten macht dem Kind schon das Vorschuljahr zur Hölle weil es nicht gerne malt. Ich werde verrückt gemacht, Kinderarzt sieht keinen Handlungsbedarf lässt sich aber auf ne Ergo-Verordnung ein. Ergo sieht keinen Handlungsbedarf, alles im Normalbereich. Dann die Einschulung. Kind weint bereits in der 1. Stunde es möchte zu Mama (denke das kann einfach noch vorkommen), dies gefällt der Lehrerin gar nicht. Klassenlehrerin sagt am 3.!!! Schultag zum Vater dass das Kind die 1. Klasse nicht schafft, vor dem Kind :-[. Diese Klassenlehrerin war dann allerdings krank, was zu einer permanenten Vertretungssituation im kompletten 1. Schuljahr führte. In Klasse 2 kam dann ein älterer Lehrer als Vertretung für das komplette 2. Schuljahr. Dieser hat meinem Sohn sehr gut getan, sein Selbstvertrauen wieder aufgebaut. Mit Beginn des 3. Schuljahres gab es dann eine neue, feste Klassenlehrerin. Es gab immer wieder Gespräche mit allen Lehrern weil wir einfach massive Probleme haben. Mein Kind weint sehr viel, fühlt sich sehr schnell überfordert. Hausaufgaben, besonders in Mathe sind der absolute Horror. Er sagt er kann es nicht, er ist sowieso zu blöd usw.... Das ganze nun seit 3 Jahren.
Sowohl das Halbjahreszeugnis als auch das Jahreszeugnis sieht so aus, dass er in allen Fächern eine 2 hat, ausser Mathe da hat er eine 3;-). Das ist aus meiner Sicht super. Bei den Leistungsnachweisen "liefert" er also immer. Allerdings ist er so unglücklich und gestresst, er traut sich selbst kein bischen zu.

Nun war es gestern wieder besonders schlimm, es ging dann noch nicht mal mehr 5+7 zu rechnen nach einer Stunde Mathe-Hausaufgaben.
Da gestern Elternabend war, habe ich vorher noch mit seiner Klassenlehrerin gesprochen. Die schaut mich mit großen Augen an. Dann meint sie ich könnte ihn auf Dyskalkulie testen lassen oder wir sollen uns einen freiwilligen Rücktritt überlegen.
Da war es dann schon wieder...Rücktritt...
Dyskalkulie??? Muss man immer ne Krankheit haben... hat er nicht, letztes Jahr den Känguru-Wettbewerb in seiner Klasse gewonnen... jetzt Dyskalkulie?
Rücktritt? Nehme ich ihm wirklich da den Druck raus?Ich bin ehrlich, auch wenn die Noten gut sind, ich weiß nicht wie er das auf einer weiterführenden Schule schaffen soll.
Was würdet ihr machen? Habt ihr Erfahrungen?

Aber mal davon ab, könnte man als Lehrer da nicht vielleicht auch anders reagieren und Hilfestellung bieten? Oder fordere ich da zuviel? Vor allem reden wir von einer Klasse mit 13 Schülern, ich denke da kann man doch etwas individueller auf die Kinder eingehen, oder?

Danke für euer Hilfe!
s.

Rücktritt in 3. Klasse

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Ich finde die Aussage der Lehrerin auch völlig absurd. Ein Kind, das praktisch nur gute Noten auf dem Zeugnis hat, wird nicht zufriedener, wenn es den Unterrichtsstoff, den er bereits gut beherrscht, noch einmal wiederholt. Außerdem würde es ihn sowieso irgendwann einholen, denn danach kommen neue Themen, denen er sich stellen muss. Das Problem wäre also nur aufgeschoben.

Was habt ihr denn bisher unternommen? Bzw. wurden die Schulsozialarbeiter eingeschaltet?

Das Problem liegt sicher nicht an den Lehrern oder dem vermittelten Stoff. Dein Sohn macht sich selbst Stress und setzt sich unter Druck bis er völlig blockiert ist und ihm die einfachsten Lösungen nicht mehr einfallen.

Ich würde mich an den Schulpsychologischen Dienst wenden. Deinem Sohn muss das Selbstvertrauen gegeben werden, dass er entspannt lernen kann. Dafür muss man vermutlich auch der Ursache für seine Selbstzweifel auf den Grund gehen.

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Danke für deine Antwort.
Nein Schulsozialarbeiter wurde noch nicht eingeschaltet. Da wird gar nichts gemacht.
Das müsste ich wahrscheinlich dann mal angehen.

Gerade eben war sein alter Klassenlehrer aus dem 2. Schuljahr hier. Ihn können wir immer anrufen wenn es Probleme gibt. Er wird ihm jetzt nochmal ein paar Wochen unter die Arme greifen. Und er sieht weder Dyskalkulie noch Rücktritt als eine Option. Er denkt da auch mehr an einen psychischen Aufbau.

Ich weiss nur das ich dem Kind irgendwie helfen muss, es wird immer unglücklicher.

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Das ist gut so!

Nicht die Schule oder das System ist das Hauptproblem (wobei man über die Aussage der Lehrerin schon verwundert sein darf). Dein Sohn muss zu sich selbst finden. Allein an seinen Zensuren gemessen könnte er auch später auf das Gymnasium wechseln. Dafür muss er aber an sich und seine Fähigkeiten glauben.

Gibt es bei euch Ersatzschulen, wie z. B. eine Waldorfschule?
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Waldorfschule

Die sind nicht jedermanns Sache und sicher auch umstritten. Bei uns sitzen auch an die 30 Schüler in einer Klasse. Aber für manche Kinder mag es das Richtige sein, weil deren Ansazt ein anderer ist und eine Leistungsdifferenzierung hier nicht in der Form ststtfindet, wie an staatlichen Schulen.

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Furchtbar, was habt ihr denn für bescheuerte Lehrer?! Sorry, ich schreibe sowas nicht oft, aber in Eurem Fall....?! Armes Kind! Da kann man nur raten: auf KEINEN Fall die 3. Klasse wiederholen lassen, sondern am besten weg von dieser Schule, wo Dein Sohn offenbar bereits seit Jahren zu Unrecht abgestempelt ist und wo seine Begabungen nicht nur nicht erkannt, sondern auch in keinster Weise gefördert werden! Lass Dich nicht verunsichern: Dein Sohn ist vollkommen normal, auch, dass er in Stress-Situationen 2 und 2 nicht mehr zusammenzählen kann ist ein völlig bekanntes Phänomen (das bringt mein Sohn heute noch manchmal, wenn er durch den Wind ist: und er ist in der 6. Klasse Gymnasium in Bayer!). Also bitte! Habt weiterhin Vertrauen in Euer Kind und haltet durch!

LG, evi

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Ich finde guest Vorschlag sehr vernünftig - schaut Euch doch mal andere Schulformen an.
Es gibt einfach Kinder, bei denen passt das Regelschulsystem nicht und Dein Sohn ist ja nun auch nach 3 Jahren dort nicht 'angekommen'.

Der Tochter einer Bekannten ging es ähnlich wie Deinem Sohn: Jahrelang Tränen, Bauchschmerzen, stundenlange Hausaufgabe, trotzdem sehr gute Noten. Als dann aber der Kinderarzt eine beginnende Gastritis feststellte (mit 9 Jahren!), zog meine Bekannte die Reissleine und meldete ihre Tochter an einer Waldorfschule an. Das Kind blühte dort auf.

Selbstverständlich geht es auch andersrum - in die 3.Klasse meines Sohnes (Regelschule) kam ein Mädchen, das ähnliche Symptome in der Walddorfschule zeigte und in der Regelschule aufblühte - die Schule muss halt zum Kind passen.

Grüsse
BiDi

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Die Lehrerin scheint sich keinen Rat zu wissen und kommt so auf solche hilflosen Vorschläge (Dyskalkulie, Zurückstellung). Ich würde den Schulpsychologischen Dienst einschalten, sofern ihr nicht direkt an der Schule einen Schulsozialarbeiter hat.

Wenn Du Deinen Sohn zurückstufst, fühlt er sich doch nur noch kleiner und schwächer - bei allem Unglück, das er im Moment empfindet, würde ich davon abraten.

Euch alles Gute,
Anja

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Du beschreibst aber schon massive Probleme. Denkst du denn, dass dein Sohn Hilfe braucht?

Ist in den letzten Jahren denn noch gar nichts versucht worden um herauszufinden, welche Unterstützung er braucht?

Bei diesen Noten stellt man ein Kind natürlich nicht zurück - aber diese Schwierigkeiten erschweren auch die Schulwahl. Mit schwierigen Kindern sind Gymnasien manchmal - nicht immer - sehr schnell fertig.

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Danke!
Also Gymnasium steht für uns unabhängig von den Noten gar nicht zur Debatte. Das kann ich ihm nicht antun, ich weiß das er dem Stress nicht gewachsen ist.

Allerdings geht es mir genau um den Übertritt. Ich bin mir auch nicht sicher wie er es an einer RS+ oder IGS schaffen wird.

Ich denke das Problem, das niemand handelt und uns hilft ist, dass er ja weiter nicht verhaltensauffällig ist. Ich bekomme dann die Info das er sich schnell überfordert fühlt, das war es dann aber auch schon. Er macht ja niemandem etwas. Er ärgert nicht die anderen Kinder, wirft nicht mit Stühlen, greift nicht die Lehrerin an (gibt es hier alles...), dann muss man auch nicht weiter schauen.

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wende dich an den Schulpsychologischen Dienst, dein Sohn braucht emotionale Unterstützung und nicht "merkwürdige" Lehrer.

Und vor allem lass dich nicht verunsichern, dein Sohn merkt wenn du ihm nichts zutraust.

Schaut ob es eine andere Schul bei Euch gibt, evtl. auch mal über eine Waldorfschule nachdenken,

Allerdings würde ich auch zu Hause mal darauf achten, wo ihr Druck rausnehmen könnt, weil eine Stunde Mathe-Hausaufgaben scheinen mir auch nicht seht sinnvoll.

Ansonsten loben, loben, loben

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Ich finde die Umfrage jetzt etwas absurd, das ist dir aber sicher selbst klar. Ein Kind was den Schulstoff beherrst und gute Noten schreibt, muss nicht zurückgestellt werden.

Die Probleme deines Kindes liegen an anderer Stelle. Ich denke hier sollte mal ein Psychologe mit aktiv werden. Offenbar hat dein Kind absolut gar kein Selbstvertrauen. Lobst du ihn denn auch?

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Danke für deine Antwort!
Ja klar ist es absurd. Ich fühle mich nur so hilflos.
Psychologe... ich weiß nicht. Muss ehrlich sagen dass ich da Hemmungen haben.
Wir waren zum Ende des 1. Schuljahres bei einem Psychologen für Testungen. Diese hat er dann gemacht. Danach hat der Psychologe (anhand der Tests! / ohne Gespräch) entschieden er hätte ADS in der stillen Form und wir sollten mit Medikamenten anfangen.
Also ganz ehrlich, so stelle ich mir Hilfe dann auch wieder nicht vor. Ich habe das dann auch so gesagt, habe mir Fachliteratur dazu besorgt und ich sehe ihn da absolut nicht.
Er ist ein sehr liebes, sehr sensibles, sehr angepasstes Kind. Ich glaube das ist das Hauptproblem. Er will nicht anecken. Er würde niemals etwas verbotenes tun und hat damit auch permanent Angst etwas falsch zu machen. Dies kommt aber sicher nicht von zu Hause. Er hat noch 3 jüngere Geschwister, bei denen ist es ganz anders. Es ist so seine Persönlichkeit und das ist auch in Ordnung. Wir loben ihn ganz viel und er weiss auch, das er auch bei einer schlechten Note keinen Ärger bekommt. Wir besprechen das dann und üben nochmal.

Noch ein Beispiel wie er so ist: Sie haben einen Test geschrieben. Er bekommt ihn zurück und er hat eine 1! Dann fällt ihm auf das er aber einen Fehler hat den die Lehrerin nicht bemerkt hat. Also meldet er sich und kassiert nach erneuter Korrektur eine 2.
Als ich frage warum er denn nicht still gewesen ist sagt er: " Mama man muss doch immer ehrlich sein!" Ok, da kann ich nix anderes sagen... ;-)
Liebe Grüße
s.

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Hallo,
ich würde auch nicht zum Psychologen gehen um irgendwelche Tests für irgendwelche Erkrankungen zu machen. Ein Psychologe ist dafür in meinen Augen eh nicht geeignet - das ist der Job eines Psychiaters.
Der Psychologe soll mit dem Kind eigentlich eine Therapie machen. Eventuell auch mit den Eltern. Es muß herausgefunden werden, warum dein Kind so wenig Vertrauen in sich selbst hat. Danach kann man daran arbeiten und ihn stärken. Der Psychologe kann euch helfen und euch Tipps geben, was ihr machen könnt um sein Selbstbewusstsein aufzubauen. Er ist ja nicht krank oder behindert. Nur muss daran gearbeitet werden.

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Hallo,

ich habe mich erst am Sonntag mit einer Mutter unterhalten, deren Sohn ähnliche Probleme hatte wie Deiner.

Auch er ist im Juli 6 geworden und wurde im September eingeschult, er hat sich die kompletten ersten 2 Schuljahre durch die Schule gewählt, ist sehr sensibel, hat wenig Selbstbewusstsein, mit viel Zuarbeit von zu Hause hat er aber gute Noten geschrieben und am Ende des 2. Schuljahres im Durchschnitt eine 2.

Die Eltern haben auch hin und her überlegt was sie machen sollen, wollten ihn dann auf eine Montessori Schule geben weil die Schulform für ihn einfach passender scheint.

Leider gibt es bei uns im Umkreis aber nur 1 wirklich gute Montessori Schule und dort ist absolut kein Reinkommen im laufenden Schulbetrieb.

Schlussendlich haben die Eltern sich dafür entschieden den Jungen die 2. Klasse wiederholen zu lassen - trotz guter Leistungen (welche allerdings hart erkämpft waren!).

Er ist nun in der Klasse meines Sohnes und vom 1. Tage an ein anderes Kind.
Geht seit dem ohne Bauchschmerzen mit Freude in die Schule und ist völlig erleichtert nicht mehr diesen Druck zu verspüren.
Er wurde auch sehr gut in der Klasse aufgenommen, hat überhaupt nicht das Gefühl erst recht zu versagen oder ähnliches.
Alle Beteiligten sind einfach nur froh dass dieser Schritt gegangen wurde.

Manche Kinder sind einfach in der persönlichen Entwicklung noch nicht so weit, obwohl es nicht an der Intelligenz liegt.

Ich würde an Deiner Stelle Erkundigungen über die Lehrkraft einholen zu welcher Dein Sohn kommen würde wenn er denn zurück gestellt wird. Sprich mit den Eltern, mach Dir ein Bild und frag auch Deinen Sohn was er davon hält.

Ein Jahr zu wiederholen ist nicht immer die schlechteste Entscheidung und lieber macht er es jetzt, als in der 4. Klasse wo es um den Übertritt geht.

LG K.

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gequält soll das natürlich heißen

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Danke!
Das ist das Problem. Die Lehrerin mag er auch nicht besonders. ;-) Schulwechsel jetzt kurz vor dem Übertritt finde ich auch nicht so gut.

Ich denke wir werden jetzt bis zu den Herbstferien mal schauen wie es sich weiter entwickelt.

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Also ich kann hier auch nur den Kopf schütteln, denn ganz ehrlich dein Kind ist doch begabt genug für die Klasse wie man anhand der Noten sieht. DA ist ein Rücktritt doch völlig bescheuert.

Ela