Großes Schulproblem! (Achtung: Superlang!)

Hallo zusammen!

Wir haben ein Riesengroßes Problem: Unser Sohn ist 12 Jahre alt und geht in die 6. Klasse einer Oberschule. Im ersten Halbjahr der 5. Klasse war soweit alles in Ordnung. Sein Lernverhalten liess und lässt zwar zu wünschen übrig, aber er bringt trotzdem einigermassen gute Noten mit nach Hause. Er lernt einfach nicht gerne und macht auch nicht wirklich gut im Unterricht mit, ausser bei Sachen, die ihm Spaß machen. :-( Wir arbeiten mit ihm auch daran. Sein Verhalten ist schon seit der Grundschule so und auch verschiedenste Massnahmen haben leider nix daran geändert. Auch hat er kein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und er ist ein leichtes Opfer für andere. Seine Konzentration ist auch noch steigerungsfähig und er lässt sich sehr leicht ablenken.

Zur Vorgeschichte:
Er wurde schon in der Grundschule häufig geärgert und gemobbt (auch wenn die Lehrer das anders gesehen haben). Ausserdem hielt man ihn auf der hiesigen Grundschule für unbeschulbar (sass häufig unter dem Tisch, hatte keine Lust zum mitmachen, hat angeblich mal mit einem Stuhl nach einer Lehrerin geschmissen) und er sollte in den Schulkindergarten, was wir dann auch gemacht haben. Im Schulkindergarten hat er sich dann das lesen selber beigebracht und die Lehrerin dort fragte uns, was er denn im SchulKiga machen würde, denn er müsste in die erste Klasse. :-(

Nach dem Jahr im SchulKiga wurde er auf der gleichen Schule wieder eingeschult (man sagte uns, dass er mit einer weissen Weste kommen würde und wir alle wieder bei Null anfangen würden, was ein großer Fehler war, das zu glauben). Tja, was soll ich sagen: Er hatte wieder Null Bock zum lernen, störte den Unterricht mit summen, singen, aus dem Fenster schauen, etc. Die hiesige Grundschule wollte ihn dann auf eine Förderschule schicken, was wir aber nicht wollten, da er eigentlich ein cleveres Kerlchen ist. Wir haben uns dann mit der Grundschule, an die auch der SchulKiga, wo er war, angeschlossen ist, gewandt (die Tochter einer Freundin, die mit ihm im SchulKiga war, ging ebenfalls auf diese Schule) und die nahm ihn dann auf. Er bekam einen Klassenlehrer, statt einer Klassenlehrerin und es lief einigermassen. Ja, es gab einen Vorfall, wo er massiv geärgert wurde und sich dann leider körperlich gewehrt hat, der dann mit einem Elterngespräch geklärt wurde. Leider störte er auch hier hin und wieder den Unterricht mit summen und aus dem Fenster starren, unkonzentriert sein, aber der Klassenlehrer hatte ihn recht gut unter Kontrolle und so haben wir die Grundschule einigermassen gut hinter uns gebracht. Freunde hat er auch nicht so viele, was ich persönlich aber nicht so schlimm finde.

Er kam dann letztes Jahr zur Oberschule, aber auch nur, weil seine Noten und sein Lernverhalten zu wünschen übrig ließen, denn vom Kopf her hätte er es drauf, aufs Gymnasium zu gehen (das haben uns seine Lehrer gesagt). Im ersten Halbjahr war alles einigermassen gut. Beim Elternsprechtag hiess es zwar, dass er an seinem Lernverhalten arbeiten müsse, aber sonst gut in die Klasse integriert wäre und es keine größeren Probleme gäbe. Ca. eine Woche bevor es Halbjahreszeugnisse gab, rief mich die Klassenlehrerin an und meinte zu mir, dass er mit dem Halbjahreszeugnis zum Gymnasium gehen könnte. Wir schauten uns das Zeugnis an (ein reines 3er-Zeugnis mit einer 2 in Englisch) und entschieden uns gegen das Gymnasium, auch nach Rat der ehemaligen Mathelehrerin meines großen Sohnes, die gleichzeitig die Klassenlehrerin meines jüngeren Sohnes war. Danach ging es dann los: Die Lehrerin rief an und meinte, dass die Schüler Angst vor meinem Sohn hätten. Er hätte angeblich gesagt, dass er sich umbringen möchte, dass er die Schule in die Luft sprengen möchte #schock, etc. Es wurde dann jemand vom mobilen Dienst für ihn abgestellt, der die Situation beobachten sollte. Mein Sohn wurde umgekehrter Weise auch immer wieder von Klassenkameraden geärgert und gemobbt. Er hat sich dann gewehrt und auch hin und wieder geschlagen. #zitter Er hat versucht, sich aus Situationen herauszuhalten, bzw. einen Erwachsenen zur Hilfe zu holen, wenn es nicht mehr ging. Er erzählte dann zu Hause, dass ihm nie geholfen wurde. :-( Ich muss dazu sagen, dass er große Schwierigkeiten hat, Konflikte alleine auszutragen.

Der Lehrer vom mobilen Dienst der Förderschule meinte dann in einem Elterngespräch zu uns, dass er es befürworten würde, wenn wir unseren Jungen bei einem Kinderpsychiater vorstellen würden, aufgrund von suizidalen Gedanken. #zitter Da wurde uns schon ganz anders, denn er schilderte uns einen Jungen, den wir von zu Hause nicht kannten. :-( Er würde seine Klassenkameraden schlagen, etc. Wir haben uns also dahingergeklemmt, einen Psychiater für unseren Sohn zu finden, was nicht ganz einfach war, denn die sind ja heillos überlastet und voll. Wir waren dann bei einer auf der Warteliste beim Kinderpsychiater (Termin erst im Juli), als uns die Schule abermals hinzitierte (es war April diesen Jahres) und uns in einem Elterngespräch mitteilte, dass wenn wir nicht sofort was unternehmen, und es wieder einen Vorfall gäbe, dass die Schule dann einen Krankenwagen holt und wir nicht erfahren würden, wo unser Sohn hinkommt. #zitter#heul#schock Das sass!

Wir nahmen dann Kontakt zur nächsten Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) auf und dort wurden dann erst einmal ein Haufen Tests gemacht, wobei raus kam, dass er definitiv nicht Selbstmordgefährdet ist. Uns wurde dann geraten, dass man ihn stationär aufnimmt, welchem wir, wenn auch schweren Herzens, zugestimmt haben. So kam es dann, dass er zwei Wochen vor Beginn der Sommerferien bis eine Woche nach den Sommerferien (insgesamt 9 Wochen) in der KJP war. Es war eine harte Zeit für uns alle, aber wir haben auch viel gelernt (auch über uns als Familie).

Letzte Woche Donnerstag ist er dann aus der Klinik entlassen worden und er sollte dann direkt am Freitag wieder in die Schule gehen. Wir haben uns alle gefreut und waren frohen Mutes. Am Freitag kam er dann mit einem leicht rötlichen Fleck unter dem Auge nach Hause. Ich muss dazu sagen, dass er vor seinem Klinikaufenthalt nicht so viel von seinem Schulalltag zu Hause erzählt hat. Er erzählte dann sofort, dass er von einem aus der Parallelklasse mit dem Ellenbogen geschlagen wurde. :-( Na, das ging ja schon gut los. Ich schrieb dann sofort der Klassenlehrerin eine Mail in der ich den Vorfall schilderte, wie ihn mir mein Sohn diktierte (war ja nicht dabei). Leider hat er mir nicht erzählt, dass er sich gewehrt hat, indem er den anderen Jungen gebissen hat. :-( Die Lehrerin sagte mir dann, dass sie sich darum kümmern würde und der Vorfall wurde dann wohl am Montag (unter anderem auch mit dem Typen vom mobilen Dienst) geklärt. Sie schrieb mir dann eine Mail zurück, dass mein großer den anderen Jungen gebissen hätte (man hätte Bissspuren gesehen). #schock Daraufhin habe ich dann die Situation mit meinem Sohn hier zu Hause nachgestellt und festgestellt, dass mein Junge sich schon fast gar nicht anders helfen konnte (es hat ihm keiner geholfen und auch wiederholte Stopp-Rufe meines Sohnes fruchteten nicht). Wir sprachen dann mit unserem Sohn und er sagte auch, dass er wusste, dass das mit dem beissen nicht richtig war, er sich aber nicht mehr anders zu helfen wusste. Pausenaufsicht war auch keine da (in diesem Teil des Schulhofes ist wohl eh nie eine Pausenaufsicht). Ich fragte die Lehrerin dann, wie er sich hätte wehren sollen, wenn ihm keiner hilft und der andere einfach nicht ablässt: Keine Antwort! :-( Auch fragte ich sie, wie denn mit den "Tätern" umgegangen wird, was es da für Konsequenzen für sie gibt. Keine Antwort! Sie bat uns dann darum, vor dem nächste Woche stattfindenden Elternabend einen Termin mit ihr und dem Typen vom mobilen Dienst zu machen. Ich meinte dann nur, dass ich den Termin so nicht wahrnehmen könnte, da eh ein Termin mit der Therapeutin, uns und der Schule gemacht werden würde, die Therapeutin aber gerade im Urlaub wäre und ich den Termin lieber kurz vor den Herbstferien machen würde, wenn sie wieder da ist, da sie besser erklären kann, was mit ihm los ist.

Am Donnerstag wurde er dann nach dem Sportunterricht 2 mal geschubst und von anderen Kindern angefeuert ist dann wohl eine kleine Schlägerei entstanden. Ja, das war nicht richtig von ihm! Er lässt sich halt leider leicht provozieren, was alle anderen auch wissen. :-( Es standen wohl zwei Lehrer in der Nähe (die Sportlehrer), die aber nicht eingriffen. :-( Nachdem er auch hier die in der Klinik gelernte Stopp-Regel angewandt hat und die anderem dem nicht nachgekommen sind (ich sage laut "Stopp!" und der andere sollte dann im besten Falle aufhören mich zu schlagen oder zu ärgern), sagte er wohl laut und deutlich: "Ich bringe alle um!" :-( Ja, auch das war nicht richtig von ihm. Ich bekam dann abends eine Mail von ihr, in dem sie mitteilte, dass es wieder zu einem Vorfall gekommen wäre (allerdings nicht sagte, dass unser Sohn gesagt hätte, dass er alle umbringen wollte). :-( Ich sagte morgens, wie ich es seit dem letzten Freitag immer wieder tue, dass er sich nicht mehr wehren sollte, wenn sie ihn in der Schule mobben und ärgern und auf die Palme bringen, denn es ist ja egal, wie er sich wehrt, er ist immer der Täter. :-( Morgens bekam ich dann auf der Arbeit einen Anruf der Klassenlehrerin, dass der Vorfall geklärt wurde und sie meinen Jungen, in Absprache mit der kommissarischen Rektorin, wegen der Äusserung, die er getätigt hätte, vom Unterricht suspendieren müsse bis zum 6.10. :-( #schock

Wie gesagt: Wir wissen, dass unser Junge Defizite hat im Sozial-Emotionalen Bereich. Er lässt sich leider sehr leicht provozieren und seine Klassenkameraden wissen ganz genau, welche Knöpfe sie bei ihm drücken müssen, damit er hoch geht wie ein HB-Männchen. Auch hat er leider gar kein Selbstbewusstsein. :-( Wir versuchen wirklich alles, um ihm zu helfen und ihn zu bestärken. Aber es kann doch nicht sein, dass er sich gar nicht wehren darf, wenn andere ihn ärgern und schlagen. Die Lehrerin, die scheinbar irgendwas gegen unseren Sohn hat, ist in meinen Augen unfähig. Als ich gestern unseren Sohn von der Schule abgeholt konnte sie mir noch nicht einmal in die Augen schauen. :-( Ich weiss noch nicht, wie es mit ihm weitergehen soll, aber auf diese Schule wird er nicht mehr zurück kehren. Soviel steht fest. Da geht er zu Grunde. :-(

Ich bin mir sicher, dass ich noch einiges vergessen habe, aber ich bin total aufgewühlt und die Schule arbeitet leider gegen und nicht mit uns, obwohl wir alles versuchen, es der Schule Recht zu machen. :-( Achso: Was ich noch vergessen habe zu erwähnen: Die Schule (Schulleitung, Lehrerin und Mobiler Dienst) meinte zu uns, dass sie die Experten für unser Kind sind, nicht wir. :-( Wir wüssten daher nicht, was das Beste für unseren Sohn ist. Frechheit! Die damalige Schulleiterin fragte uns, was uns denn am liebsten wäre, meinte ich nur trocken, dass, wenn ich könnte, wie ich wollte, mein Junge von zu Hause unterrichtet werden würde, wie eine Freundin von mir, die allerdings Amerikanerin ist. Die wurde auch gemobbt und geärgert, so dass ihre Eltern sie von der Schule nahmen und sie zu Hause unterrichteten. Leider geht das in Deutschland nicht wegen der Schulpflicht. :-(

Wie gesagt: Es ist absolut nicht in Ordnung zu sagen, dass man sich selber umbringen möchte (wobei er das nicht so gemeint hat, wie er es gesagt hat, zumindest sagte er das so der Therapeutin) oder dass man die Schule in die Luft sprengen möchte. Wir sprechen ganz viel mit ihm, er war/ist auch in Therapie deswegen. Und er weiss es auch. Aber er weiss nicht, wie er sich anders helfen soll, denn der Schule hilft ihm niemand. Da wird noch draufgehauen, wenn er am Boden liegt. Wir geben ihm Tipps, sagen ihm, dass er weggehen soll, wenn er geärgert wird, aber das hilft nicht immer. Wobei er manchmal die Situationen anders einschätzt, als sie wirklich sind, z. B. möchte er anderen Kindern Tipps geben und nervt sie einfach nur. Er weiss manchmal nicht, wie er richtig mit anderen Kindern kommunizieren kann. Aber auch da arbeiten wir dran mit Hilfe der Therapeuten.

Ich weiss nicht, was ich von euch hören will, aber es tat echt gut, sich das alles mal von der Seele zu schreiben. Danke, dass ihr euch den superlangen Text durchgelesen habt (wer es bis hierhin geschafft hat)!

Gruss,
Verena

ELTERN -
Die besten Babyphones 2024

Testsieger
Philips Avent Audio Babyphone, Babyeinheit und Elterneinheit, Produktkarton im Hintergrund
  • lange Akkulaufzeit
  • hohe Zuverlässigkeit
  • strahlungsarm
zum Vergleich
5

Eins mal vorneweg: Ihr alle zusammen tut mir unendlich leid. Wer es nicht erlebt hat, kann sich mit Sicherheit nicht vorstellen, wie schrecklich es sein muss, wenn man als Eltern erkennt, dass das eigene Kind - das man liebt, egal wie es ist - einfach nicht so tut wie es von der Gesellschaft anerkannt ist. Es muss einer der größten Horrorszenarien sein. Allerdings denkt man als "normaler" Mensch darüber selten nach, denn normalerweise "funktionieren" ja Kinder einigermaßen und man weiß gar nicht, welches Glück man hat.

Außerdem habe ich einige Fortbildungen an der Heckscher Klinik besucht und mich mit der Thematik "psychisch kranke Kinder" befasst. Dort wird sehr drauf wertgelegt, dass Eltern nicht "schuld" sind. D.h. dein Verhalten ist grundsätzlich nicht "falsch" und du wirst sicher kein "normales" Kind haben, nur weil du was änderst. Die Verantwortung liegt nicht bei dir - aber auch nicht bei der Schule oder bei psychiatrischen Einrichtungen, sondern einzig und allein bei deinem Sohn. Den kann man unterstützen, sei es medikamentös oder über nicht-medikamentöse Therapien, man kann ihm Sachen leichter machen, aber lösen kann man es nicht.

Ein paar Dinge sind mir aber an deiner Geschichte aufgefallen und die würde ich dir gerne einfach spiegeln. Nicht um dir irgendwelche "Fehler" aufzuzeigen oder so, sondern vielleicht hilft dir einfach eine andere Sichtweise.

-Zuerst fiel mir der falsche Gebrauch des Wortes "Mobbing" auf: Man kann nicht "häufig gemobbt" werden in einer Klasse. Man wird gemobbt oder nicht, denn "Mobbing" bezieht sich auf das Gesamtverhalten, nicht auf einzelne Aktionen. Ich wurde also nicht "heute gemobbt", weil mir jemand die Wurstsemmel zu Boden geworfen hat, sondern ich werde grundsätzlich gemobbt, wenn ich aus der Gruppe dauerhaft böswillig ausgeschlossen werde (und weiteres). Lehrer, Schulleiter, Therapeuten reagieren auf den exorbitanten Gebrauch des In-Wortes "Mobbing" sehr allergisch, weil heutzutage bald jede Mama meint, ihr Kind werde gemobbt. Falls ihr nicht die tatsächliche "Diagnose" bekommen habt, lass in zukünftigen Beratungsgesprächen das Wort einfach raus, dann nehmen sie dich ernster.

-Dann fiel mir auf, dass du an vielen Stellen negativ (wenn auch meist verkappt oder gut getarnt) über die Umgebung deines Sohnes (Schule, Mitschüler) sprichst. Genauso wie du nicht möchtest, dass dir als Mutter nicht die Schuld in die Schuhe geschoben wird, darfst du das auch nicht mit der Umwelt tun. Niemand ist dran "schuld" in dem Sinn. Dein Sohn ist - so hart es klingt - schwerwiegend psychisch krank oder zumindest äußerst auffällig. Wenn dein Sohn einen Schnupfen bekommt, ist ja auch sein eigenes Immunsystem dran schuld und nicht der Klassenkamerad, der mit Schnupfen in der Schule war. Klar kommen von dem evtl. (!) die Bakterien, genauso gut könnten die Bakterien aber auch von ganz wo anders kommen oder sind vielleicht sogar immer vorhanden. Dein Sohn hat sich halt angesteckt, weil er gerade empfänglich dafür war. Mit psychischen Krankheiten verhält es sich nicht viel anders. Das Problem an deiner Haltung ist, dass ein vertrauensvolles Gespräch und eine gute Zusammenarbeit nicht möglich ist, wenn du die Fehler bei der Schule suchst. Beispiel Aufsicht: In einer (noch dazu) weiterführenden Schule ist es nicht möglich und auch nicht notwendig, die Schüler grundsätzlich von 7.45 Uhr bis 13.15 Uhr lückenlos zu beaufsichtigen. Es ist weder ein Gefängnis noch eine Einrichtung für hochgradig psychisch Auffällige. Das geht schlicht nicht.

-Ich bin Lehrerin und war auch schon an einer Brennpunktschule eingesetzt. Noch dazu hatten wir einen speziellen Zweig, in dem sich durchaus auffällige Schüler geradezu sammelten. Ich bin also keineswegs zart besaitet. Das, was du aber schilderst, klingt für mich extrem, gerade auch in der Bandbreite des "Ausflippens". Eine Regelschule muss 500 oder mehr Kindern gerecht werden mit allem, was diese da mitbringen. Schön, wenn in der Behandlung Tipps zusammengestellt werden, wie man deinem Sohn helfen kann, aber eine Lehrkraft, die eine Stunde am Tag vor deinem Sohn und 30 weiteren Kindern steht - und den Rest des Tages vor nochmal 150 anderen - die KANN das gar nicht alles im Blick haben. Sie ist LEHRKRAFT und nicht THERAPEUT. 499 von 500 (oder mehr, das ist jetzt nur ein grober Schätzwert) kommen damit gut zurecht. Für die anderen muss man irgendwie nach einer Alternative suchen. Entweder habt ihr das Glück, dass ihr bei einer Schule, Lehrkraft, ... landet, wo es auf einmal doch "läuft" oder aber ihr müsst weitersuchen und auch sonderpädagogische Einrichtungen in Betracht ziehen. Eine Sonderschule heißt ja nicht, dass das Kind dumm ist. Eine Sonderschule ist nicht zwangsweise für lernbehinderte Kinder (wobei diese natürlich am häufigsten sind und daher die gemeine Vorstellung von Sonderschule prägen), sondern alle "beSONDERen" Schulen werden unter diesem Namen zusammengefasst. Es gibt also welche für Blinde und Sehbehinderte, Taube und Hörbehinderte, geistig Behinderte oder aber eben auch psychisch Auffällige. Seid offen für solche Ratschläge.

-Du würdest dein Kind gern daheim beschulen? Und wenn dann die Schule aus ist? Was dann? Der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen. Und deshalb muss dein Sohn irgendwann lernen, mit diesen zurecht zu kommen. Anders braucht er überhaupt nicht beschult werden. Dann genügt es, eine Fachrichtung auszuwählen, die ihn interessiert und von der er später leben kann und ihn in dieser zu bilden. Dann kann er später ohne Kontakt zur Umwelt in seinem Kämmerchen sitzen und - was weiß ich - Roboter programmieren. Allerdings kann man dann nur hoffen, dass sich in dieser Isolation nicht immer mehr kranke Gedanken einschleichen und der Sohn irgendwann als Attentäter egal welcher Form endet. Amerika ist ja reich an solchen Geschichten, also vielleicht nicht das beste Beispiel.

Ich wünsche euch viel Kraft! Es ist sicher alles andere als leicht. Wichtig ist, dass du akzeptierst, dass dein Sohn eine schwere Krankheit hat. Diese verlangt dir als Mutter naturgemäß einiges ab, deinem Sohn genauso. Wenn dein Kind z.B. Krebs hätte, dann würdest du ja auch akzeptieren, dass man nach Behandlungsmöglichkeiten sucht, dass man alles versucht, um das irgendwie zu heilen. Genauso ist es mit einer schweren psychischen Auffälligkeit. Das ist nicht schön, das ist ein Horror. Und genauso wie ein Krebskind steht dein Kind mit jedem neuen Versuch, den ihr startet (Schule, Therapie, etc.) wieder auf der Kippe, es "zu schaffen" oder auch nicht. Sieh den gescheiterten Versuch wie eine Chemotherapie, die nicht anschlägt. Da wärst du traurig, unendlich traurig, verzweifelt, all das. Aber dann würdest du eben nach einer neuen Therapiemöglichkeit Ausschau halten (müssen) oder dein Kind irgendwann doch aufgeben - aber so lange würdest du für alles offen sein, oder?

15

Das Problem ist, dass man etliche seelische Störungen bei Kindern nicht heilen und auch nur sehr begrenzt behandeln kann. Ich denke da an Kinder mit schwerem ADHS und/oder Autismusspektrumsstörungen.

Es ist ausgesprochen schwer herauszufinden, wo man dem Kind helfen kann und wo man seine Besonderheit einfach respektieren muss. Dazu sagen auch Fachleute sehr Verschiedenes und manche Therapien sind sehr umstritten. Außerdem frage ich mich auch, ob ein Mensch nicht sogar das Recht hat zu sein, so respektiert zu werden wie er ist - also z.B. auch autistisch oder hyperaktiv. M u s s sich ein Kind wirklich um jeden Preis ändern? Oder genügt es sekundäre Störungen zu vermeiden, soweit das möglich ist.

Es kann durchaus auch ein Weg sein eine Umgebung zu suchen in der das Kind sich einigermaßen wohl fühlt und lernen kann. Wir sind mit einer K-Schule zufrieden, andere mit Montessorieinrichtungen und wieder andere mit Inklusionshelfern an Regelschulen.

Ob dann eine Berufstätigkeit ohne den Schutz einer Werkstatt möglich ist oder nicht muss sich zeigen - aber wenn ich richtig informiert bin gibt es auch keine Therapie, die die Chancen verändern könnte.

22

Wo habe ich denn geschrieben, dass sich das Kind ändern MUSS? Ich stimme dir zu 100% zu, dass es Krankheiten/Besonderheiten gibt, die sich einfach nicht ändern lassen. Therapie ist eine Möglichkeit, die man versuchen kann/soll(?). Aber das andere ist eben wirklich, ein passende Schule zu finden. Ich glaub einfach, es geht darum - auch wenns schwierig ist - einzusehen, dass beim Kind nun mal ein Problem da ist und keine Schuldfragen hin und her zu schieben.

weitere Kommentare laden
1

Ich kann fachlich überhaupt nicht helfen.
Dein Sohn geht in Therapie und die können ihn bestimmt auch einschätzen. Klar ist es erschreckend für die anderen, wenn dann ein Kind auch solche Aussagen macht.

Jedoch finde ich das Verhalten der Schule traurig. Sie sehen doch auch, dass es deinem Sohn nicht gut geht und das zeigt er mit seinem Verhalten ja auch. Auch, wenn ich nur deine Seite kenne, sollte diese doch bemüht sein, eine Lösung für alle zu finden.

Ich würde tatsächlich versuchen, eine andere Schule für ihn zu finden. Darüber hinaus: hat er ein Hobby? Bspw. Fußball oder etwas anderes, wo er Freunde finden könnte.
Dann gäbe es vielleicht immer noch idioten, die ihn mobben, aber er hätte Rückhalt und könnte mehr Selbstbewusstsein aufbauen.

Vielleicht aber noch etwas positives für dich. Ich hatte einen Nachhilfeschüler, der auch sehr bedrückt war. Er war nicht besonders beliebt, er spielte auch den "Harten", bekam oft Ärger und sprach auch bei mir davon, dass er manchmal gerne Amoklaufen würde.. Interessanterweise saß da bei mir ein 16 jähriger, der ganz anders war. Er war nicht hart, sondern einfach nur unglücklich, dass nichts so funktionierte, wie es sollte und dass bis dahin KEIN Lehrer auf die Idee kam, ihn mal zu fragen, was denn los sei. Er wurde bestraft, aber niemand fragte. Seine Mutter ist eine ganz liebe. Sie sah, dass er leidet, konnte ihm aber nicht helfen.
Der Junge kam oft Freitag, Samstag und Sonntag zu mir und war überhaupt nicht aggressiv oder so.
Inzwischen ist er ja auch erwachsen und er ist in der Welt angekommen. Er hat eine Ausbildung in einem Beruf gemacht, der ihm liegt. Das füllt ihn aus und er ist heute glücklich.

2

Hallo!
Hat dein Sohn denn mittlerweile eine Diagnose?
Diese Schule scheint ja nu absolut nicht die richtige zu sein... Nach '[...]Vorfall gäbe, dass die Schule dann einen Krankenwagen holt und wir nicht erfahren würden, wo unser Sohn hinkommt.' Haette ich mein Kind nicht dort wieder hingegeben.
Wirklich helfen, kann ich dir leider nicht, da ich mich mit dem deutschen System nicht auskenne.... Ich bin einfach nur schockiert, wie die Schule mit allem umgeht.
Ich hoffe ihr findet einen Weg!

3

Huhu,

Das hört sich wirklich schlimm an und ist sicher sehr schwer für euch alle! :-( Leider kann ich Dir nicht helfen, aber gibt es denn eine Diagnose, was die Probleme Deines Sohnes anbelangt? Hat er Depressionen? Eine psychische Störung? ADHS? Bipolare Störung? Autismus? Wahrnehmungsstörung? ...? Irgendwas?
Er hatte ja schon im Kindergarten Probleme, wie Du schreibst. Und so ein Verhalten ist m. E. nicht alleine auf Konflikte in der Klasse zurückzuführen. Wenn mein Kind in der Schule unterm Tisch sitzen würde, würde ich dazu auf jeden Fall mit einem KJP sprechen.
Deinem Sohn geht es ja nicht gut, da muss etwas getan werden! Reden alleine hilft da nicht. Ich wünsche Dir, dass ihr eine gute Lösung findet!
Ich kenne einen jungen in diesem Alter, der konnte wg Depressionen die Schule nicht mehr besuchen. Nach einem stationären Aufenthalt ist er jetzt in einer Einrichtung für Kinder, die psychische oder soziale Probleme haben, eine Art Internat. Es geht ihm viel viel besser, weil er ein gewaltfreies Umfeld hat und nicht mehr gemobbt wird.

LG

Hanna

4

Hallo Verena,

da hast Du ja einiges durch. Wirklich was raten kann ich Dir auch nicht.

Lies Dir bitte mal in Ruhe nochmal Deinen eigenen Text durch - ich bin ja bald vom Hocker gefallen, als ich gelesen habe, was ein einzelnes Kind an Probleme haben kann.

Und dann überlegt Dir mal in Ruhe wie es mit den Problemen Deines Sohnes den anderen Kinder in der Schule gehen muss. Dies sind nämlich keine logisch denkenden Erwachsenen sondern Kinder und Pupis - dass es da zu Konflikten kommt, ist vermutlich gar nicht zu vermeiden.

Ist es denn nicht möglich Deinen Sohn z.B. Ein Jahr von der Schule befreien zu lassen und in diesem Jahr arbeitet ihr dann sehr intensiv an den ganzen Baustellen ?

Euren Sohn zu Hause beschulen zu lassen, würde ja auf Dauer auch nicht funktionieren, irgendwann muss er ja auch mal arbeiten gehen und kommt dann mit aus dem Fenster schauen und provozieren lassen auch nicht weiter.

Ich drücke Euch ganz fest die Daumen, dass Ihr eine Lösung findet.

LG
tiffy

6

Und an die Schlauen, die hier jetzt mal wieder auf die Schule schimpfen und das als traurig bezeichnen. Ob solcher Scheinheiligkeit platzt mir die Hutschnur: Ihr seid doch die allerersten, die dann bei der Schulleitung aufscheinen und vehement einfordern, dass ihr rosarotes Designerkind nicht mit "dem Kevin" in eine Klasse gehen darf, weil es sich da nicht ausreichend auf den Unterricht konzentrieren kann. Und die "den Kevin" gar nicht an ihr Kind ranlassen wollen, weil es seine rosarote Ponyhofwelt zerstören könnte, wenn es "so etwas" sieht. Und die dann - wenn sich "der Kevin" nunmal nicht vermeiden lässt, weil die Schulleitung so stur ist (bzw. so viel bewundernswertes Rückgrat hat, sich auch um dieses Kind zu kümmern) - für jedes Fehlverhalten oder schlechte Leistung ihres tollen Superkindes gleich mal "den Kevin" als Erklärung bereit haben. :-[ Bleibt mir weg!!!

8

Danke, für deine beiden Beiträge. Du hast mir sehr aus der Seele gesprochen. Inklusion (oh, da ist das böse Wort) ist gerade bei Kindern mir extremen psychischen Problemen kaum möglich. Leider möchte die Politik das nicht sehen!

9

Ach ja?!
Mein Kind ist auch 'anders' und unsere Schule gibt sich alle Muehe, uns zu helfen.
DESHALB finde ich es traurig, wie die Schule reagiert!!

weitere Kommentare laden
7

Hallo! Als erstes würde ich mich informieren, ob dein Kind 3 Wochen vom Unterricht ausgeschlossen werden kann. Hier hilft das Schulgesetz oder ein Anruf beim Schulamt.
Ihr sollte nach einer anderen Schule schauen. Kann er einen Integrarionshelfer bekommen?
Ich kenne die Diagnose nicht, aber aus Erfahrung ( Ich bin Förderschullehrerin) würde ich meinen, dass dein Kind eine möglichst kleine Lerngruppe benötigt. Ich würde mir vielleicht doch noch mal Förderschule mit dem Schwerpunkt Emotionalität ansehen. An diesen Schulen wird eigentlich immer nach den Regellehrplänen unterrichtet.
Die Aussage der Schule mit dem Krankenhaus ist absoluter Blödsinn. Wir sind zwar angehalten im Fall von exremer Eigen- und Fremdgefährdung einen Krankenwagen zu rufen, aber den Eltern wird dann ganz bestimmt gesagt, wo das Kind sich befindet. Ich seid doch erziehungsberechtigt und so schnell verliert man den Status auch nicht.
Lh

10

Hallo, wie währe es mit einer Schulbegleistung und eine neue Schule in der die zusammenarbeit besser klappt.

Wie vorher geschrieben dein Sohn ist Krank und braucht besondere Unterstützung.
Zuhause unterrichten ist bestimmt nicht einfach und keine Lösung.

12

Hallo,

gleich vorweg: Ich hab nicht sooo viel Zeit zum antworten und hoffe, die Kurzfassung kommt nicht zu schroff rüber.

Was bei mir die Alarmglocken schrillen lässt, wenn ich deine Schilderungen lese:
Du beschreibst das Verhalten deines Kindes zwar als "nicht okay", hast aber letzten Endes doch immer irgendwie Verstädnis, denn DIE ANDERN haben ja... gemobbt, geärgert, provoziert... und die Lehrer haben dein Kind auf dem Kieker und klären die Streitigkeiten nicht "zweifelsfrei".

Du übernimmst 1:1 die Erlebniswelt deines Kindes.

Die Erlebniswelt gerade von emotional/sozial auffälligen Kindern ist aber sehr egozentrisch. Das Problem dieser Kinder ist, dass sie nur für eine einzige Art von Verhalten Verständnis haben: Für ihr eigenes. ;-)
Das ihrer Umwelt interpretieren sie oft als feindselig, während sie ihr eigenes als nicht so schlimm empfinden. Hörst du oft Formulierungn wie "ja, hab ich, aber das war nur Spaß... ja hab ich, aber nur ganz leicht... nurn bisschen... ja, hab ich, ABER DER HAT GESTERN/ letzte Woche, letzten Herbst................ " sowie die Worte "immer" und "nie"?

Im Gegensatz zu den anderen Usern fürchte ich, dass dein Kind seine Probleme in die nächste Schule mitnehmen wird. Denn wenn ich es richtig verstanden habe, ist es bereits auf der 3. Schule. Und auf allen hatte es dein Kind nicht leicht, auch wenn der Lehrer der zweiten Schule es halbwegs "im Griff" hatte.

Deshalb denk ich, bei deinem Kind muss sich etwas verändern - nicht bei seinem Umfeld.

LG

14

Jein. Ich habe zwei Kinder mit Asperger-Syndrom. Der Älteste - heute 22 - musste sich noch durch die Regelschule quälen und hat dann auch Verhaltensauffälligkeiten gezeigt, die nicht unmittelbar mit der Störung zusammenhängen.

Der Jüngste besucht eine Schule für Körperbehinderte. Dort gibt es Klassen mit 8-10 Kindern, die Lehrerin wird von zwei Erziehern unterstützt und die Kinder dürfen sich in einen zweiten Klassenraum zurückziehen.

Das ändert an der Aspergersymptomatik nicht viel - das lässt sich auch nicht wegtherapieren. Aber er hat - im Gegensatz zu seinem Bruder - einige Freunde an der Schule, er kann unter diesen Bedingungen gute Leistungen bringen und vor allem geht es ihm dabei gut. Verhaltensauffälligkeiten, die nicht direkt aspergerbedingt sind bleiben ihm erspart.

Im K-Bereich kann man unter solchen Bedingungen alle Schulabschlüsse einschließlich des Abiturs erwerben. Das ist schon eine Chance.

Bei den Problemen, die die TE beschreibt ist dieser Zug abgefahren. Aber es käme immerhin noch eine E-Schule in Frage. Viel schlimmer als jetzt kann das auch nicht sein.

17

Ich meinte auch eher den Wechsel an eine andere REGELschule. ;-)

Falls eine E-Schule in Betracht gezogen wird, würde ich da als Mutte auf jeden Fall vorher hospitieren.

Bei uns vor Ort hat die E-Schule zum Beispiel bis zu 15 Kinder pro Klasse!

Bei 15 schwer verhaltensauffäligen Kindern in einem Raum nutzen auch zwei noch so versierte Sonderpädagogen nichts. Da bringst du 2/3 der Unterrichtszeit damit zu, Buschfeuer zu löschen. #zitter

weiteren Kommentar laden