Rat Rückstellung

Hallo,

wir kommen aus Bayern und würden für das kommende Schuljahr gerne unsere Kinder (geboren am 29.09 und somit 34 Stunden vor dem Stichtag) vom Schulbesuch zurückstellen lassen. Kinderarzt, Kindergarten, Logopädin befürworten die Rückstellung, auch bei der Schuleingangsuntersuchung wurde die Schulreife in Frage gestellt.

Die Grundschule, vielmehr die Schulleitung, sieht nur die kognitive Komponente (zugegebenermaßen sind sie da auch wirklich fit) und interessiert sich in keinster Weise für die Aspekte, die gegen eine Einschulung sprechen.

Hat es jemand in einem solchen Fall schon geschafft, die Rückstellung dennoch durchzukämpfen und wie habt ihr das geschafft?

Lieben Dank für eure Tipps,

delfinchen

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Hallo Delfinchen,

vorab: Ich hatte nicht so viel Gegenwinde von schulischer Seite. Unsere Kinder haben fast den gleichen Geburtstag.

Haben deine Kinder einen Test absolviert, der die Schulreife anzeigt? Meiner hat den Test gemacht und es wurde genau das Ergebnis angezeigt, welches ihm entsprach. Bei sprachlichen Sachen schnitt er schlecht, bei mathematischen Zusammenhängen sehr gut ab. Es war ein richtiges Pendel erkennbar. Er war letztlich um einen Punkt über der Grenze zu "schulreif". Er hätte also das unterste Drittel markiert. Für sein gesamtes schulisches Leben. Und ich bin jetzt noch sicher, dass er die 1. Klassen wiederholt hätte.

Welche Gründe kann der Direktor haben, dass er deine Kinder nicht einfach erst nächstes Jahre aufnimmt? Ist die Klasse zu klein? Kann er die Verantwortung übernehmen, wenn die Kinder scheitern?

Ich würde bis zuletzt den Dialog suchen. Ich hoffe immer, dass vernünftige Argumente greifen.

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Hallo,

leider wurden allen unseren vernünftigen Gründen keinerlei Beachtung geschenkt. Auf unsere Aussage beispielsweise, dass beide noch nicht deutlich sprechen, was bei einem lautierenden Sprachunterricht notwendige Voraussetzung ist, kam nur ein: Ich hab sie doch verstanden.

Ich fürchte, die Schule braucht die beiden um eine zweite erste Klasse aufmachen zu können.

Das "Schulspiel" hatten wir noch nicht, aber die Schuleingangsuntersuchung im Kindergarten. Die Dame fand beide nicht schulreif.

LG
delfinchen

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Hallo delfinchen,

ein Frage (ist wirklich kein Angriff ich möchte es nur verstehen!) du schriebst in älteren Post dass deine Zwillinge beide schon schreiben und lesen können (zumindest eine von beiden sehr gut). Warum bist du der Meinung dass sie in der Schule Probleme mit dem "Sprachunterricht" (ich gehe davon aus man meint damit das Erlernen von Schreiben und Lesen) haben werden? Wie konnten die beiden denn so früh so gut lesen und schreiben lernen, wenn Sie beide nicht deutlich sprechen und das einer eurer Hauptbedenken bezüglich der Einschulung ist. Habe ich da was falsch verstanden? Bezüglich einer sozialen Unreife kann ich die Rückstellung verstehen, wobei ich in Bayern auch eher die Erfahrung gemacht habe, dass wenn die Schule es nicht unterstützt, die Kinder schwer Rückgestellt werden könne, vorallem wenn Sie kognitiv sehr fit sind.

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Hallo,

ich persönlich habe keine Erfahrung damit, meiner ist absolut schulreif.

In den letzten beiden Schuljahren wurden aus unserem Kindergarten, sogar ältere Kinder, auf Grund der sozialen Komponente zurückgestellt.

Leichter wurde dies, seitdem es nicht nur das Schulspiel gibt, sondern die zukünftige Klassenlehrerin mehrmals im Kindergarten hospitiert.

Ich selbst habe schon mehrmals schriftlich eine Stellungsnahme zu meinen Patienten geschrieben, diese wurde dann mit weiteren Schriftstücken eingereicht und jedes Kind auch zurückgestellt (Landkreise NM und RH). Alle Schriftstücke waren ein Stück dramatischer wie die Wirklichkeit. Eine kleine Pat. konnte sich beim Schulspiel nicht von der Mutter trennen und hier erfolgte auch eine Rückstellung, schneller als die Mutter glaubte diese zu erreichen.

LG Reina

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Hallo,

danke auch für deine Antwort.

Die Stellungnahme vom HNO war eindeutig, die der Logopädin werden wir jetzt nachreichen. Allerdings wird die Schulleitung das nicht interessieren, ihr reicht es, dass sie die Kinder doch "versteht" ... Geht wohl mal wieder um Schülerzahlen ... Regt mich das auf - Ärger, ehe es richtig losgeht ....

LG
delfinchen

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Guten Morgen,

wichtig ist, das in der Stellungsnahme enthalten ist, dass der korrekte Schriftspracherwerb auf Grund der verzögerten phonologischen Entwicklung gefährdet ist.

LG Reina

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Hallo delfinchen

Ich habe in Bayern zwei Septemberkinder erfolgreich zurück gestellt. Kann es nur empfehlen. Gern mehr und ausführlich über pm oder auch telefonisch.

Grüße
Murmelbaby

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Hallo!

Unser Sohn, Julikind, wurde vor 2 Jahren erfolgreich zurückgestellt. Die Sachlage scheint ähnlich wie bei euch gewesen zu sein - kognitiv eindeutig schulreif, sozial - emotional instabil. Er war sehr ruhig und zurückhaltend, weinerlich, schnell verunsichert. Niemals hätte er in einer Schulklasse sich und seine Interessen in angemessener Form vertreten können.

Bei uns ging die Rückstellung problemlos über die Bühne. Ich hatte einen Gesprächstermin bei der Schulleitung mit Kind, er hat ordnungsgemäß aber still das Arbeitsblatt bearbeitet, danach habe ich der Rektorin meine Gründe für die Rückstellung erklärt. Das nötige Formular hatte sie bereits zum Unterschreiben dabei. Fertig. Ausschlaggebend war denke ich zum Einen die Zusammenarbeit zwischen Schule und Kindergarten - die Rektorin kommt persönlich in die Kindergärten und schaut sich die Vorschulkinder an. Der Kindergarten hat unsere Entscheidung unterstützt.

Zum zweiten scheinen im vorigen Jahr die Klassen sehr voll gewesen zu sein und sie waren deshalb nicht auf jedes Kind angewiesen. In solchen Jahren ist die Schule bei Rückstellungen wohl kulanter....#schock

Mir haben inzwischen einige Mütter diese Vermutung bestätigt - Kinder die die beiden Jahre vorher auf Wunsch der Eltern zurückgestellt werden sollten, wurde dies nicht bewilligt und sie wurden eingeschult.

Unmöglich, in meinen Augen. Da wird völlig aufs Kindeswohl gepfiffen. Aber Hauptsache die Klassen sind voll...

lg
murkel

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Hallo,

ich selber habe jetzt keine Erfahrung, mein Juni-Kind war damals absolut schulreif. Allerdings kamen die Septemberkind-Eltern, die ihre Kinder zurückstellen wollten, ähnlich verärgert wie du, von der Schuleinschreibung.

Der Direktor total uneinsichtig usw. --- nach dem Schulspiel, wurde dann doch den Eltern entsprochen und jedes Kind, wie gewünscht, zurückgestellt.

liebe Grüße

Silvia

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Ich weiß den Namen der Userin nicht mehr, aber sie hatte das gleiche Problem. Sie hat am Ende das Kind für ein Jahr auf eine Waldorfschule geschickt, wo es eben noch ein Jahr mit wenig Druck hatte. Danach ging das Kind auf die reguläre Grundschule, weil es aber "von der Waldorfschule" kam und die Lehrer sich problemlos überzeugen ließen, dass das Kind dort "natürlich" nicht viel gelernt hat, ging es eben nochmal in die erste Klasse.

Bei unserer Grundschule ist das Thema eher andersrum. Wenn da ein Kind nur ein kleines Defizit hat, dann dürfen die Eltern darum streiten, dass es eingeschult wird.

Lg,
Fina