ADS Verdacht... 1. Klasse

Hallo Ihr lieben,

nun muss ich es doch mal loswerden.
Tim ( * 11.6.2007* ) wurde letztes Jahr im August eingeschult.

Bei dem 1. Elterngespräch, Ende September war soweit auch alles gut. Die Lehrerin sagte, das er noch oft träumt, aber sich das sicher geben wird.

Beim 2. Elterngespräch im Januar sagte sie dann aber, das sie vermutete, das Tim ADS hat.
Er träumt sich wohl immer öfter weg und arbeitet nur konzentriert, wenn sie direkt neben ihm steht. ( in der Klasse sind 27 Schüler )

Sie hat mir nahe gelegt, ihn diagnostizieren zu lassen.

Ende Mai hatten wir wieder ein Elterngespräch und das dauerte keine 10 Minuten.
Sie meinte, das sie immer wieder feststellt, das Tim sich nicht konzentrieren kann.
Mal geht es gut, da schafft er die ihm gestellten Aufgaben und mal läuft es ganz schlecht.

Z. Bsp. sollten sie mal das kleine L in Schreibschrift in eine Zeile schreiben.
Tim ist linkshänder und sein kleines L ist ziemlich groß. Er fängt den Buchstaben nicht wie die Rechtshänder von Links an, sondern von recht's. Dadurch wird der Buchstabe sehr groß.
Tim hat mir gesagt, das er findet, das das kleine L doof aussieht und er es deshalb nicht weiter geschrieben hat.
Die Lehrerin allerdings meint, das es wieder ein Punkt mehr, für Ihre Vermutung ist.

Wir hatten inzwischen einen Termin zum EEG und haben im September (früher ging es leider nicht von der Praxis aus) die Termine beim Kinderpsychologen.

Ich war auch erschrocken, was mir der Kinderarzt geraten hat.
Er sagte, das es beim diagnostizierten ADS 3 Möglichkeiten der Therapie gäbe
Ergotherapie --> die machen wir schon
Psychotherapie --> gehe ich auch noch mit
und last but Not least --> Medikamente ( das kommt für mich erstmal gar nicht in Frage )

Ich war vor kurzem bei einem Seminar. Da ging es um die Medikamente, die Kindern mit AD(H)S verabreicht werden.

Und es gab auch einen tollen Leitsatz

" Es sollte eine Verpflichtung sein, die Einmaligkeit der Schützlinge zu fördern und zu lenken. Sie sollten nicht in ein Schulschema gepresst werden, das von Erwachsenen geschaffen wurde, um sie leichter beherrschen zu können"

Ich habe gehofft, das gerade in einer 1. Klasse so ein Leitsatz eine Rolle spielt... aber anscheinend ist das nicht so.

Sorry für den langen Text.

Aber ich musste mir das jetzt mal von der Seele schreiben

Liebe Grüße
Anni

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Hallo Anni,

ich finde ganz ehrlich, dass heute viel zu schnell ADS "diagnostiziert" wird. Es gibt sicherlich Kinder, die wirklich davon betroffen sind, das möchte ich nicht anzweifeln. Aber gibt noch so viele andere Ursachen, bei denen Probleme mit der Konzentration auftreten können.

Die Geschichte mit dem großen "L" kann ich auch nicht nachvollziehen #gruebel. Warum bestätigt sie das in ihrem Verdacht? Was hat das mit ADS-Verhalten zu tun??? Das erschließt sich MIR jetzt nicht. Es sind doch immer noch Kinder. Oftmals sind Linkshänder ja auch recht kreativ und viele denken in Bildern (was ja nicht bei jedem Menschen der Fall ist). Vielleicht bei deinem Sohn auch? Da hat er vielleicht ein Bild von einem "L" im Kopf, wie es für ihn auszusehen hat und findet das andere dann unpassend. Ich kenne das von meiner Tochter und auch von mir selber :-p. Das ist leider etwas, was oft nicht bedacht wird, bzw. gar nicht nachvollzogen werden kann.

Bei meiner Tochter wurde auch ADS diagnostiziert (allerdings ganz ohne EEG etc. nur mittels Fragebögen und ein paar schriftlichen Tests/Aufgaben). Sie ist ebenfalls Linkshänderin, hat aber noch Probleme mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Bei ihr wurde vor kurzem eine andere Stoffwechselstörung festgestellt, die ebenfalls Konzentrationsprobleme mit sich bringen und ebenso die Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Soviel zum Thema vorschnelles diagnostizieren von ADS von meiner Seite ;-).

LG Jokie

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Naja, es ist ja noch nicht diagnostiziert (jedenfalls nicht vom Arzt). Die Lehrer/innen haben Lehramt studiert und nicht Psychologie. Also können die sich eigentlich kein Urteil darüber erlauben. Tun es aber halt ganz oft und das schlimme ist, die Kinder werden in eine Schublade gesteckt. Ich würde dir raten, erstmal die Termine bei der Psychologin abzuwarten. Dann könnt ihr weitersehen. Entweder lasst ihr noch weitere Tests machen oder ihr verständigt euch mit der Ärztin auf eine Therapie. Das EEG wird übrigens normalerweise immer mit gemacht um Krampfanfälle (die nicht sichtbar sind) auszuschließen.

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Ich kann dir da auch nicht so weiter helfen. Ich denke das du nach den den Terminen besser bescheid weißt was mit deinem Sohn ist.

Aber ich kann dich verstehen. Mein Sohn kann sich auch nur schwer konzernieren und lässt sich auch leicht ablenken. Mir wurde gesagt, das bei ihm nichts auf AD(H)S deutet.

Er wird jetzt nach den Sommerferien eingeschult (war 1 Jahr in der Vorschule).

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Hallo Anni,

ich wollte dir nur mit auf den Weg geben, dass Experten davon ausgehen, dass bis zu 80 Prozent (!!!) der diagnostizierten AD(H)S-ler in Wirklichkeit keine sind. Das finde ich schon eine Hausnummer.

Unsere Große hat augenscheinlich ADHS - in Wirklichkeit hat sie nur die Hochsensibilität ihres Vaters geerbt. Aber weil das nicht therapierbar ist passt es nicht in das Schema der kontrollierten Welt und ist nicht wirklich anerkannt.

Bleib wachsam, vertrau auf dein Kind und dein Bauchgefühl. Informiere dich gut über andere Veranlagungen/Erkrankungen die ähnliche Auswirkungen haben. Gerade die Hochsensibilität oder Stoffwechselstörungen machen ganz oft sehr ähnliche Symptome. Bevor ich meinem Kind also irgendwelche Medikamente geben würde käme definitiv ein Stoffwechsel- und Nahrungsmittelunverträglichkeitstest.

Eine Bekannte von mir hatte übrigens auch lange ADS-Symptome. In Wirklichkeit kann ihr Körper nur einen Bindestoff nicht verstoffwechseln der in fast jedem Getreide vorkommt. Kein Gluten (mir fällt der Name grad nicht ein). Auf jeden Fall ist es weg seit sie nur noch Reis- und Maismehlprodukte zu sich nimmt.

Ach so, noch etwas: Ritalin erhöht bei jedem Menschen die Aufmerksamkeit - nicht nur bei ADS-lern. Wenn ein Kind also aufmerksamer ist nachdem es Ritalin bekommt kann man daraus nicht schließen, dass es ADS hat (so wird das nämlich oft gemacht).

Liebe Grüße
Ina #winke

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Hallo,
wer führt dieses Bluttests auf Stoffwechselstörungen durch?
Freue mich, über nähere Informationen.
Danke
Kornflakes

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Hallo,

für den Stoffwechsel ist der Endokrinologe zuständig. Ich würde halt eine Kombination aus Kinderarzt, Allergologe und Endokrinologe zu Rate ziehen.

Liebe Grüße
Ina #winke

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Hallo,

Unsere Tochter (knapp 9 Jahre, 2. Klasse) war schon immer sehr ruhig und verspielt. Daher haben wir sie ein Jahr später einschulen lassen. In der 1. Klasse wurde uns dann gesagt das sie wohl LRS und Dyskalkulie hätte, auch kann sie sich sehr schwer konzentrieren und lässt sich extrem leicht ablenken. In der Schule wurden Test gemacht welche den Verdacht auf ADS und Dyskalkulie bestätigt haben. Uns wurde zu einem Kinderpsychologen geraten. Erst haben wir es etwas rausgezögert, dachten es legt sich, wird schon wieder. Aber das war nicht so. Es wurden also mehrere Tests gemacht, dies hat sich über einen längeren Zeitraum hingezogen. Diagnose war kein LRS und kein Dyskalkulie aber knapp an der Grenze...sie hat ADS mit Konzentrationsschwäche.
Da unsere Tochter mit dem Psychologen nicht wirklich klar gekommen ist haben wir uns eine zweite Meinung eingeholt und auch hier ADS mit Konzentrationsschwäche.

Ich würde an eurer Stelle mal die Tests abwarten, dann könnt ihr immer noch sehen wie es weiter geht.

VG

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Hallo Anni,

Dein Sohn ist sehr jung, ich habe die Erfahrung gemacht, dass vor allem junge Kinder öfter in die ADS-Schiene rutschen.
Wäre ein. Wiederholen der Klasse möglich, begleitend natürlich weiterhin Ergotherapie , ggf bei der Sozialpädagogin ner Schule ein regelmäßiges Kleingruppen oder Konzentrationstraining?
Ich arbeite selbst als Sozialpädagogin an einer Schule, daher läuft mir das Thema oft über den Weg, man muss aber bedenken,das Lehrer Vermutungen anstellen, sie haben in der Regel keine psychologischen Zusatzausbildungen.

Ich rate den Eltern immer erstmal alles andere zu probieren.

L.G

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Ich merke immer wieder, dass das Label

"Kind hat Konzentrationsstörungen"

gern und oft gegeben wird.

Schaut man dann genauer hin, bleibt nur ein kleiner Bruchteil übrig, wo es wirklich AD(H)S ist und ein noch kleinerer Teil, wo Medikamente benötigt werden. Bei ADS ohne Hyperaktivität meiner Meinung nach nicht.

Der Rest sieht dann wie folgt aus:

Langeweile - nicht immer ist Hochbegabung der Grund, kann auch sein Anschluss verpasst oder der Unterricht ist schlecht.

Hyperakusis

Asperger

Allergie

das Kind ist einfach noch nicht so weit und braucht eine Klassenwiederholung

Hör- und/oder Sehprobleme

das Kind fühlt sich von der Lehrkraft abgelehnt

oder oder oder

Halte den Ball flach und lass das arme Kind auch einfach mal so sein, wie es ist.

Gruß

Manavgat

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Tatsächlich ist es die Kombination aus mehreren Therapieansätzen, die bei AD(H)S angeraten wird und die größte Wirkung zeigt: Ergotherapie, Psychotherapie, Medikamente sind eine naheliegende Kombination, wenn die Situation es rechtfertigt.

Im Moment sind zwei davon ungelegte Eier, über die es sich nicht zu gackern lohnt.

Ihn diagostizieren zu lassen, heißt ja nicht, dass dabei die Diagnose ADS rauskommt.

Andererseits bist du in der Schule nicht dabei, siehst also nicht wie das Arbeitsverhalten deines Kindes ist. Bitte doch mal hospitieren zu dürfen. Das verschafft dir vielleicht einen Eindruck davon, ob die Lehrerin übertreibt oder ob du ihre Befürchtungen nachvollziehen kannst.
Bei meinem Sohn war eine Schulbeobachtung Teil der Diagnostik. Das fand ich extrem aufschlussreich. Die Psychologin natürlich auch.

Der Leitsatz klingt für mich gar nicht so toll, gerade der Teil mit dem "leichter beherrschen können". #kratz

Vielleicht bedeutet er nicht das, was ich mir gerade darunter vorstelle.

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Erstmal ist es doch nur wichtig, das festgestellt wird, ob dein Kind Konzentrationsprobleme hat, egal welche Ursache dahinter steht.

Und selbst wenn ADS diagnostiziert werden würde, heißt das erstmal gar nichts, außer das er vll die Möglichkeit hat, von Förderlehrern, Ergotherapeuten o.ä. gezielt gefördert zu werden. Ist dir lieber, das die Lehrern gar nichts sagt...und er irgendwann den Anschluss verpasst? Es ist nunmal u.a. auch Aufgabe der Lehrerin, das sie Eltern auf solche Vermutungen aufmerksam macht.

Im Prinzip kanns auch sein, das die Klasse einfach zu groß ist und ne kleinere Schule, wo er mehr Aufmerksamkeit der Lehrerin und mehr Ruhe hat, besser für ihn ist...da gibts vermutlich zig Ursachen.

Lg

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Hallo,

ich bin auch der Meinung, dass heute viel zu schnell das Wort AD(H)S in den Mund genommen wird. Ein Kind funktioniert nicht so wie es soll und schon kommt so etwas daher.

Aber ich bin auch der Meinung, dass wenn die Schule einen anspricht, dass man der Sache nachgehen sollte. Dein Kind bekommt schon Ergo, somit liegt ja wohl schon irgendein Defizit vor. Aber sich jetzt schon Gedanken über Medikamente zu machen, finde ich völlig überfrüht.

Meine Tochter ist wohl genau das Gegenteil von deinem Kind. Sie ist sehr lebhaft und braucht es sich auszupowern. Daher geht sie 3 x die Woche zum Schwimmtraining, dazu noch 2 x die Woche danach zum Krafttraining und 1 x danach zum Konditionstraining. Meiner Tochter tut es sehr gut und es macht ihr Spaß. Ebenso achte ich aufs Essen weil ich gemerkt habe, dass sie deutlich unruhiger ist wenn sie viel Süßigkeiten bzw. Fertiggerichte etc. isst.

Und ich denke genauso kann man auch das Leben eines verträumten Kindes gestalten. Probiere aus was ihm gut tut. Schau ob ihm viel Sport gut tut oder genau anders herum, dass er evtl. mehr Zeit fürs ruhige spielen braucht. Schau ob Du durch Essensveränderungen eine Veränderung feststellst, vielleicht tut es deinem Sohn gut, wenn er einfach mal einen süßen Bonbon in der Pause lutscht, läuft er zur Schule? Dann lass ihn mal mit dem Roller fahren oder anders herum und und und

Ich bin ganz deiner Meinung: Kinder werden in ein Schema gepresst, aber ich bin auch der Meinung, dass wir dies geschehen lassen: Beispiel: Kinder sollen nur gesunde Sachen zur Pause mit in die Schule nehmen...aber evtl. braucht ein Kind einfach mal einen "Zuckerschub" in der Pause. Vielmehr sollte doch darauf geachtet werden, dass Kinder sich ausgewogen ernähren und dazu gehört in meinen Augen auch Süßkram.

LG janamausi