Größte Rechtschreibprobleme

Unser Sohn, 2. Klasse ist ein angenehmes, zurückhaltendes und bei Lehrern wie Mitschülern beliebtes Kind. Er ist ein durchschnittlicher Schüler, in Mathe, Sachkunde und Sport gut, er liest nicht gerade leidenschaftlich, aber flüssig und er versteht was er liest. Er kann weitestgehend fehlerfrei abschreiben, wenn der Text vor ihm liegt.

Aber: er kann es nicht, wenn der Text nach dem Lesen und vor dem Schreiben wieder zugedeckt wird, und er kann es zweimal nicht, wenn der Text diktiert wird, selbst wenn es sich um Wörter handelt, die er schon geübt hat. Er schreibt auch einfache Wörter falsch, und wenn sie mehrmals vorkommen auch unterschiedlich falsch.

Die Benotung der ersten beiden Diktate hat er halbwegs weggesteckt, aber jetzt ist er an der Grenze zur absoluten Entmutigung. Meine Frau und ich verstehen nicht, woran es liegen könnte und deshalb fällt uns es auch schwer ihm sinnvoll zu helfen.

Hat jemand einen sinnvollen Denk- und Hilfsansatz für uns?

Danke, k.

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Lasst ihn doch auf Legasthenie testen.

LG

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Hallo und danke für deine Antwort.

Den Gedanken hatte ich auch schon, wir wollen ihn allerdings auch nicht "problematisieren", sprich ihm das Gefühl geben, er wäre irgendwie krank oder nicht i.O. Er ist kein Ausbund an Selbstvertrauen.

Ich frage mich halt, ob er bei Legasthenie nicht in allen schriftsprachlichen Bereichen Probleme haben müsste? Lesen und Abschreiben klappt ja. k.

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Hallo,

lt. der Lehrerin meines Sohnes (auch 2. Klasse) ist es einfach Übungssache. Also möglichst oft die Lernwörter wiederholen oder auch mal aus seinem Lieblingsbuch abschreiben lassen. Bei manchen platzt der Knoten erst spät.

Was das Diktat angeht, hört euer Sohn normal bzw. kann er gehörtes sonst im Alltag normal verarbeiten ? Also z.B. die Arbeitsanweisungen der Lehrer ?

LG
Tanja

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Danke für Deine Antwort.

Er spricht nasal, und daher eher undeutlich.
Wir waren deshalb vor zwei Jahren mal beim Ohrenarzt, um eine Meinung bzgl. Polypen einzuholen. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde auch ein Hörtest gemacht. Damals hieß es kein Grund zur Besorgnis, wenn das Gesicht weiter wächst weitet sich auch der Nasen-Rachenraum.
Im Alltag haben wir nicht den Eindruck, dass er schlecht hört, aber wie gesagt, er selbst spricht undeutlich.

Es ist halt eine riesige Diskrepanz zwischen Abschreiben und sich Schreibweisen merken können, kann es da wirklich so große Unterschiede geben? Oder hat er einfach ein schlechtes (Kurzzeit-) Gedächtnis?

k.

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Na ich würde nicht sagen das er ein schlechtes Gedächtnis hat, vielleicht braucht er einfach nur länger um es dort bzw. im Langzeitgedächtnis abzuspeichern.

So wie unser Sohn in Mathe länger braucht als andere, um gewisse Rechenwege sicher wieder abrufen zu können.

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Meine Tochter, auch 2. Klasse, hat das leider auch. Man merkt es nicht sofort, da sie relativ gut liest und auch andere Kinder 20 Fehler im Diktat haben, trotzallem bin ich mir sicher, dass sie Richtung Rechtschreibstörung geht.

Ich habe mit der Lehrerin gesprochen, sie hat etwas überrascht aber letztendlich verständnisvoll reagiert. Wir haben besprochen, jetzt erstmal noch ein bisschen abzuwarten, verstärkt zu üben und zu beobachten. Man kann eben in der zweiten Klasse nicht so einfach sagen, ob sie einfach länger braucht oder tatsächlich eine Störung vorliegt. Immerhin zeigt die Lehrerin jetzt mehr Verständnis und kommentiert nicht mehr mit "Bemüh dich mehr!" oder "Das waren Lernnwörter!". Das ist für meine Tochter schon ein großer Gewinn.
Da meine Tochter, wenn es so bleibt, aber nicht den Hauch einer Chance auf leistunggerechte Noten hat (die Rechtschreibung zählt hier immer, außer in Mathe), werde ich sie im Zweifelsfall sicherlich auf LRS oder Legasthenie testen lassen.

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Danke für Deine Antwort.
Es ist so ungerecht, wenn sich die Kinder wirklich anstrengen und trotzdem nicht durch Erfolge belohnt werden.

Hat Deine Tochter mit dem Abschreiben auch vergleichsweise wenig Probleme?

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Kommt darauf an.
Sie kann abschreiben, muss sich aber sehr konzentrieren und unheimlich anstrengen. Wenn es in der Klasse unruhig ist, schreibt sie katastrophal ab. Sie liest aber gut und hat auch ein gutes Sprachgefühl. Sprachproben wären gut, wenn die Rechtschreibung nicht wäre...
Sie kann sich auch schwierige Stellen in Wörtern merken, bekommt aber die restlichen Buchstaben nicht hin. Auffällig sind auch die vielen Buchstabendreher, dieses Silbenverdrehen, diese systemlosen Fehler...

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Hallo!

Es kann ganz normal zur Reifung passen, es kann was dahinterstecken, es kann auch an der Pädagogik hapern, es kann ...

Das kann aber niemand per Ferndiagnose feststellen.

Was sagt die Lehrerin? Was rät sie?
Klingt das für Euch plausibel?

Meine Tipps:
Je mehr Druck und Fokussierung auf ein Defizit umso unsicherer wird das Kind -> Teufelskreis
Viel Lesen hat nur bedingt was mit einer guten Rechtschreibung zu tun. Auch Kinder die schon sehr früh, sehr viel gelesen haben, haben nicht zwangsläufig eine gute Rechtschreibung. Also wenn Lesen OK, dann sollte man da nicht noch mehr verlangen. (manche Lehrer sind da anderer Meinung, weil das so schön einfach ist sich aus der Affäre zu ziehen ...)
Wie lernt das Kind in der Schule Rechtschreibung? - Vielleicht ist es für viele Kinder in der Klasse oder auch nur für Euer Kind schlicht der falsche Weg ....

LG, I.

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Unsere Schule ist ein Verfechter von "Lesen durch schreiben" und der vereinfachten Ausgangsschrift. Viele Eltern von älteren Geschwisterkindern haben dazu mehrfach negatives Feedback der weiterführenden Schulen weitergeleitet, doch unsere Lehrerschaft hat sich einmal entschieden und so bleibt das.

Wir haben morgen ein Gespräch mit der Lehrerin, die uns vor knapp vier Wochen beteuert hat alles sei ganz prima, und inzwischen ihre Sicht insoweit geändert hat, dass sie uns einen Link auf ein Legasthenie-Übrungsprogramm geschickt hat.

Unser Sohn ist schon frustriert, er ist auch kein besonders zähes Kind. Schon 10 min zusätzlich üben pro Tag findet er UNFAIR! (jammernder Tonfall), und oftmals gib's da heulenden Protest. Gar nicht üben ist aber leider auch keine Alternative, soviel zum Thema Teufelskreis :-(

Danke für Deine Antwort,
k.

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Hallo,

mitt welcher Methode wird deinem Sohn das Schreiben gelehrt?

Ich habe zwei Söhne - beide besuch(t)en die gleiche Grundschule, beide lern(t)en die umstrittene Methode "Lesen durch Schreiben".
Mein Großer wurde 2009 eingeschult und die Elternschaft wurde sofort darum gebeten, NICHT in die Rechtschreibung der Kinder einzugreifen, weil "Der Feinschliff kommt erst später - erst wird geschrieben, wie man hört.". Gut, also wurde auf den Feinschliff gewartet und alles so hingenommen, wie es das Kind eben hört.
Als es dann ab der dritten Klasse darum ging, die Defizite in der Rechtschreibung anzugehen, war schnell klar, dass das nichts wird. Für meinen Sohn (und ca 80% der Klasse) war diese Methode nicht das Wahre. Super...sie konnten zwei/drei Monate nach Schuleingang alle lesen, aber schreiben konnten sie bis zum Ende der Grundschulzeit nicht. Texte fehlerfrei abschreiben? - Nein, das funktionierte nicht! Motivation und Spaß im Fach Deutsch? - Nein! Er hat es gehasst.
Er geht jetzt in die fünfte Klasse einer Realschule. Ganz langsam bessert sich die Rechtschreibung - er hatte im Diktat keine fünf mehr und war stolz auf das "ausreichend plus" (ich auch).

Mein zweiter Sohn besucht, wie gesagt, die gleiche Schule (Klasse 2) und lernt nach dem selben Prinzip - Allerdings mit dem Unterschied, dass ich in das Geschehen eingreife. Bei den HA muss er Fehler korrigieren und ich mache ihn immer wieder darauf aufmerksam, genau hinzuhören. Während Autofahrten machen wir manchmal kleine Buchstabierwettbewerbe - das macht ihm Spaß, er freut sich über Erfolge und gleichzeitig wird die Konzentration und die Wahrnehmung gefördert; er muss sich das Wort dabei bildlich vorstellen können.
Ich diktierte ihm zwischendurch Einkaufslisten oder Rezepte, ohne ihn darauf aufmerksam zu machen, dass das als Schreibübung angedacht ist ("deine Schrift ist so schön, schreib mal bitte...!" oder "ich habe gerade keine Hand frei, schnapp dir mal einen Stift und notiere...." oder "Heute bist du mein Assistent, schreib mal Folgendes auf..."). Ausserdem wird hier viel gelesen...auf jeden Fall 15 bis 20 Minuten täglich, meistens liest er von sich aus dann aber noch weiter. Um ihn zu motivieren, haben wir uns anfangs abgewechselt. Dazu eigenen sich die Bücher der Reihe "Erst ich ein Stück, dann du" ganz gut.

Was sagt die Lehrkraft denn dazu?
Habt ihr schon einmal konzentrationsfördernd mit ihm gearbeitet (evtl Ergotherapie oder auch Logopädie)?
Hier gibt es Erziehungsberatungsstellen - Man kann sich ganz unverbindlich einen Termin geben lassen und wird total super beraten, unterstützt und bestärkt. Es ist schon lange nicht mehr so, dass da nur Eltern mit Problemkindern einen Ansprechpartner haben...vielmehr gelten sie als Stütze im Alltag. Dort kann man einfach nur über die Probleme reden und sich "ausheulen", Kinder können auf spielerische Art und Weise auf zB LRS (usw.) getestet werden oder man lässt sich Adressen von hilfeleistenden Institutionen geben. Hier gibt es zusätzlich das Angebot, dass Kinder mit Schwächen der unterschiedlichsten Bereiche in Kleingruppen für eine Stunde in der Woche zusammensitzen und gefördert werden. Dieses Angebot nutzen wir aktuell das zweite Mal und sind total begeistert. Vielleicht gibt es bei euch in der Gegend etwas ähnliches?

Lasst den Kopf nicht hängen und unterstützt euren Sohn weiterhin. Zeigt ihm nicht, dass euch die Situation Sorgen bereitet. Ihr wisst ja, was ihm Probleme bereitet...und daran kann man definitiv arbeiten. Zu spät ist es dazu noch nicht.

LG

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Danke für Deine Antwort, die Tipps und die konkreten Alltags-Spiele :-)
Unsere Schule ist ein Verfechter von "Lesen durch schreiben" und der vereinfachten Ausgangsschrift. Viele Eltern von älteren Geschwisterkindern haben dazu mehrfach negatives Feedback der weiterführenden Schulen weitergeleitet, doch unsere Lehrerschaft hat sich einmal entschieden und so bleibt das.

Neben einem Elterngespräch mit der Lehrerin (morgen) haben wir auch um einen Beratungstermin beim Schulpsychologischen Dienst gebeten (da kann es aber zu Wartezeiten kommen).

Üben ist bei uns zäh, unser Sohn ist schnell frustriert und jammert gern. Wir übertreiben es wirklich nicht mit unserer Forderungen, doch er findet alles was über Hausaufgaben hinausgeht schon als Schikane. Wir versuchen uns nichts anmerken zu lassen, aber manchmal, wenn er direkt hintereinander den gleichen wirklich saudummen Fehler macht, fällt es schon schwer absolut ungerührt zu bleiben.
k.

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Hallo,

in der Klasse unseres Sohnes wurde im zweiten Schuljahr auch ganz unterschiedliche Methoden genutzt.
Am meisten Spaß machte den Kindern immer das Laufdiktat. An verschiedenen Stellen im Klassenraum wurden Zettel mit Lernwörtern gelegt, die Kinder mussten von ihrem Platz aus Hinlaufen, sich das Wort einprägen und es dann in ihr Heft schreiben.
Die Mischung aus Bewegung und Konzentration fand er so lustig, dass wir das zuhause auch viel "gespielt" haben. Zum Teil habe ich die Zettel dann versteckt oder die Zettel hingen an den Gegenständen, die sie auch benennen. Sehr spielerisch und trotzdem effektiv.
Unsere Tochter ist nun in der ersten Klasse und schreibt für ihr Leben gerne Einkaufs- und Merkzettel für mich. Oder wir spielen Schule mit den Puppen und sie schreibt an die Tafel.

LG, stella

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Vielen Dank für Deine Antwort.

Laufdiktat kenne ich, zuhause haben wir das noch nie probiert. Ich denke auch, dass die Konzentration eine Rolle spielt, er lenkt sich ständig selbst ab.
Meine Frau hat einen Karteikasten mit den Wörtern angelegt, die sie schon hatten, die Kärtchen würden sich vielleicht auch für eine Art Laufdiktat eignen. Problem ist einfach, dass unser Sohn beim "für die Schule üben" ganz schnell zumacht, "spielerisch" geht da bei uns im Moment kaum was.
k.