Ist das Gymnasium heute wirklich so viel schwieriger als früher?

Hallo, da unser Großer ein 4.-Klässler ist, steht auch bei uns die Schulentscheidung an. An sich sehen mein Mann und ich das ganz entspannt, jedoch kommen uns seit kurzem die Horrorgeschichten anderer Eltern zu Ohren, WIE furchtbar schwierig doch das Gymmi heutzutage sei.

Kann es wirklich sein, dass von den Kindern heute so viel mehr verlangt wird wie zu unserer Zeit (Abi88)? Oder sind das nur Eltern, denen es schwer fällt, mal eine 4 zu ertragen, weil sie von Grundschuleinsern verwöhnt sind? Ist der Schulstress hausgemacht und unnötig oder ist es wirklich anstrengender als früher? (Ich habe mich in meiner Schulzeit nicht überarbeitet, und mein Mann auch nicht, trotzdem haben wir beide ein gutes Abi gemacht.)
Was ist heute los, liegt es an der Wahrnehmung der Eltern, an den Anforderungen der Schulen oder an den Kindern?
Bin besonders interessiert an Antworten von Eltern mit Kindern auf weiterführenden Schulen oder auch Lehrern, die nah dran sind an der aktuellen Schulsituation...
Danke, doremi

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Hallo doremi,

dieselbe Frage habe ich gestern meinem Mann gestellt.

Ich war selber eine mässige Schülerin,musste die 5. im Gymnasium (auf das ich mit dem Schnitt 2,5 nach der 4. Klasse kam) wiederholen, habe das Abi dann aber doch ganz ordentlich, vor allem auch durch die LK-Wahl usw., bestanden.
In Baden Württemberg auf einem humanistischen Gymnasium, mir wurde nichts geschenkt. Nebenher habe ich Klavier gespielt, Musiktheorie, Ballett,Gesang, Jugendgruppe gemacht,ich weiss gar nicht,wie ich das hingekriegt habe.
Jetzt wohnen wir in Berlin, meine Tochter war nach der 6. mit dem Schnitt von 2,5(!) zu schlecht für das Gymnasium und ist nun auf einer sehr guten Gesamtschule, sie hat die Möglichkeit nach 13 Jahren das Abi zu machen.
Wäre ich hier zur Schule gegangen hätte ich womöglich mein Abi gar nicht,bzw. immer Angst haben müssen ob ich es schaffe.
Ich wundere mich hier bei Urbia auch immer über die Aussagen von manchen,mit ner 3 in Mathe würde man es auf dem Gymnasium nicht schaffen,etc....Ich bin so froh, dass ich gefordert war und möchte meine Schulbildung nicht missen.
Ich sehe nur nicht ein,was an mir damals klüger gewesen sein soll als an meiner Tochter, ist mir alles schleierhaft. Oder liegt so viel an G8 (eine Schnapsidee meiner Meinung nach)?
LG, Oper

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Keine Ahnung, was bei euch in Deutschland so los ist. Bei uns in Oesterreich ist es umgekehrt. Es gehen bedeutend mehr Kinder ins Gymnasium als noch zu meiner Zeit Ende der 80er.Und wir haben nur 8 Schuljahre bis zur Matura. Ich habe maturiert und nebenbei alles moegliche gemacht, wirklich ueberfordert war ich nie. das gleiche mit meinem Sohn, fast 14. Er hat einen Notendurchschnitt von 1,5 in der 8. Schulstufe auf einem privaten Gym., das den Ruf hat, schwerer zu sein als die uebrigen. Ach so, und er liegt gerade im Bett und liest, weil er schon mit allem fertig ist. Er hat Hobbies und arbeitet sicher fleissig, aber geraet nicht an die Grenzen des Leistbaren.

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> Keine Ahnung, was bei euch in Deutschland so los ist. Bei uns in Oesterreich ist es
> umgekehrt. Es gehen bedeutend mehr Kinder ins Gymnasium als noch zu meiner Zeit
> Ende der 80er.

Das ist in Deutschland auch so, und wahrscheinlich ist gerade DAS das Problem. Das Gymnasium ist nun mal nicht für alle Schüler geeignet, das war noch nie so und wird nie so sein. Eben weil es verschiedene Begabungen, Interessen und unterschiedliches Lerntempo gibt, gibt es auch verschiedene Schulformen. Das wird von den Eltern aber zunehmend ignoriert und jeder muss auf biegen und brechen aufs Gymnasium, was dann natürlich im Einzelfall zur Überforderung führt. Schüler, die eine ausreichende Begabung mitbringen und mit Spaß bei der Sache sind, haben auch heute keine Schwierigkeiten.

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Bist du dir sicher, dass mehr auf ein Gym gehen?

Ich finde das System in Österreich eher undurchsichtig, da es im Grunde ja keine reine Hauptschule mehr gibt. (zumindest unsere dörfliche Hauptschule nennt sich seit heuer plötzlich Mittelschule, äh nein "Neue Mittelschule").

Zumindest hier in unseren Bereich nicht, reine Gyms gibt es fast nur in den größeren Städten (und die Gyms waren doch früher die Mittelschulen).

BORG gibt es, aber erst 4 Jahre Jubelschule und dann das ganze Orchester?

Wo können also mehr auf ein Gym gehen, außer man betrachtet die Neuen Mittelschulen jetzt als Gym?

Ich hätte gern ein Gym unter 1.5 Stunden Fahrzeit hier. um überhaupt realistische Überlegungen anstellen zu können. ;-)

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Ein bisschen schwerer als früher ist das Gymnasium heute schon. Wir hatten weniger Nachmittagsunterricht (eben einfach ein Jahr länger Zeit) und konnten in K12 und K13 zumindest teilweise noch schwere Fächer abwählen. Außerdem wird gerade in den Nebenfächern noch mehr verlangt als früher.

Dennoch, für jedes gegeignete Kind ist das Gymnasium auch heute noch zu schaffen und zwar ohne täglichen, stundenlangen Lernen und Aufgabe sämtlicher Hobbys.
Das Problem ist, dass heute viel mehr Kinder auf Gymnasium geschickt werden, auch wenn sie vielleicht nicht wirklich dazu geeignet sind. Das führt bei diesen Kindern dann unweigerlich zu Überforderung ,Stress und Misserfolg.
Wenn ein Kind aber ohne große Unterstützung leicht den entsprechenden Schnitt (hier in bayern zumindest) fürs Gymnasium schafft (bzw eigentlich gut drüber liegt), dann wird es dort in der Regel auch ohne allzu großen Aufwand zurechtkommen.

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Eines solltest du auch noch bedenken:
Spätestens 2017 gibt es ein gleichwertiges Abi in ganz Deutschland.
Jetzt kommt es eben darauf an, aus welchem Bundesland ihr seid.
Für die Bayern und die Baden- Württemberger wird es dann um einiges! leichter werden. Alle anderen werden sich wundern.
Kinder, die wirklich selbständig arbeit können ( und das von Anfang an), leistungsorientiert und zielstrebig sind, vorallem eine hohe Motivation haben, kommen selbst bei G8 gut bis sehr gut zurecht.

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huhu,

ich habe 95 in nrw mein abi gemacht und danach gab es massive reformen, z.b. pflichtfächer in den lk-bereichen, verkürzung auf 8 jahre etc.
trotzdem werde ich meinen sohn aufs gymnasium schicken, nützt ja nichts den kopf in den sand zu stecken. er ist willig, ehrgeizig und kam bisher ohne großartiges lernen aus--das sind gute voraussetzungen es zu schaffen.

lg

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Hallo,

also vielleicht bin ich dazu auf der "falschen Seite", bin Lehrerin an einem Gym. in BW und ich finde, das Gymn. und v.a. das Abitur ist leichter geworden, zumindest für meine Fächer (D+E) kann ich das so schon sagen, ja G8 ist anstrengend und die Kinder haben mehr Unterricht, aber trotzdem ist es einfacher geworden.

Finde die Aufgabenformen zB im Abi sind einfacher geworden (gibt sogar inzwischen multiple choice im Abi!), man kann mehr wählen (zB: Übersetzung in E im Abi war früher muss, heute kann man, muss aber nicht), die Lektüren sind meiner Meinung nach einfacher bzw. man kann vieles heute gar nicht mehr mit den Schülern lesen, was früher "normal"/Kanon war. Aber es hat sich ja auch massiv geändert wie viele S aufs Gymnasium gehen, 1992 machten 30% der 18-20jährigen Abi und 2010 waren es 48% und ich glaube nicht, dass die Intelligenz der Jugendlichen so angestiegen ist, dass es plötzlich so viel mehr schaffen!

Naja, wahrscheinlich sehe ich das alles mal anders, wenn meine Tochter so weit ist ;-)

LG

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Hallo doremi05,

also ich wundere mich jedesmal, wenn ich sehe, was mein Sohn jetzt in der 6.Klasse schon alles an Unterrichtsstoff hat. Er hatte Ende der 5.Klasse z.T. Themen, die wir erst Anfang der 7.Klasse hatten. Und er hat unheimlich viele Fächer: Physik schon ab Klasse 5, jetzt in der 6. sind noch Chemie und Latein dazugekommen... und das zusätzlich zu den üblichen 10 Fächern... ist schon ganz schön viel, was die alles lernen müssen. Jedoch wird an seinem Gymnasium nach dem Doppelstunden-Modell unterrichtet, was ich persönlich für sehr sinnvoll halte. Da haben die Kinder höchsten vier verschiedene Unterrichtsfächer pro Tag und somit halten sich die Hausaufgaben auch in Grenzen. Ein anderer Vorteil ist, dass es jetzt an den meisten Gymnasien (zumindest in Hannover) häufig Methoden-Tage oder Methoden-Training als Unterrichtsfach gibt. Da werden die Kinder auf das effektive und selbstständige Lernen vorbereitet... sowas gab's zu unserer Zeit leider nicht.

Bleibt ruhig weiterhin so entspannt, dann ist Euer Kind das auch und schafft das locker ;-)

Gruß #blume

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ich musste grad laut lachen ... Komentar einer befreundeten Gymnasiallehrerin: das, was heute im Abi gefragt wird, mussten wir (Abi 99) in der 9.Klasse wissen und die Kinder denken es wäre anstrengend und die Eltern stöhnen und geben den Kids damit nen Freibrief!

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zu Abizeiten konnte ich allerdings noch fehlerfreie Kommentare abgeben #rofl

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ich verstehe das gerede auch nicht, dass alles schwieriger wird.
meine mutter (grundschullehrerin) berichtet auch, dass sie heutzutage die aufgaben kürzt, damit es die heutigen schüler in der zeit schaffen.

meine ehemalige mathelehrerin auf dem gymnasium sagte mir bereits vor acht jahren, als sie mich traf, dass sie sich solchen schüler wieder wünschen würde, wie ich/ wir damals war/en.

und dabei waren wir nicht einmal überflieger.

gruß

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ich denke, es liegt an den kindern bzw ihren eltern, die ihren kindern mehr als früher alles abnehmen wollen und ihnen damit mehr schaden als helfen.

hier, in der sechsten klasse, machen viele eltern noch bei den hausaufgaben mit, das kommt für mich nur ausnahmsweise mal in frage.

später ist dann einfach der eigene ehrgeiz gefragt und da straucheln dann viele kinder, weil sie nie das lernen selbst gelernt haben.

ich habe noch mein zweite klasse lesebuch. die geschichten sind mehrere seiten lang, die gedichte jeweils eine seite. heutzutage erinnert das "lese"buch eher an die damalige fibel, dreiwortsätze und dreisatzgeschichten...

also ja, sie haben es grundsätzlich leichter, aber durch mangelnde forderung doch wieder schwerer (später).